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30 Technik-Bugs für die Ewigkeit

Im Artikel Die 10 Plagen der Techie-Welt findet Ihr eine Auflistung des größten Bockmists, der unsere heutige IT-Welt prägt – von Monopolisten über unfähige Nutzer und Shop-Frontends bis hin zu technischen Detail-Plagen. Und genau diese technischen Details, diese digitalen Griffe ins Klo, bekommen als zehnte Plage hiermit ihren eigenen Beitrag. Es folgen Ärgernisse, die Computer und Nutzer meist seit Ewigkeiten terrorisieren; Features, die nie hätten existieren düfen, Features, die nie hätten fehlen dürfen und echte Bit-Verbrechen. Eine persönliche, nicht gerankte Hitliste von Epic Fails in der Welt der Bits und Bytes – Ergänzungen willkommen!

1. Fenster-Ansichten unter Windows

„Liebe Armleuchter in der Windows-Entwicklung,
ich mag im Explorer die Detail-Ansicht, mit den Spalten Name, Größe und Datum. Ich würde das sooo gerne immer so haben – warum darf ich nicht?“
Was die Microsoft-Kasper da angerichtet haben, geht mir seit Jahren auf den Keks. Egal, was man wo einstellt, der verdammte Explorer mischt sich immer wieder in die Ansichten ein und ändert selbständig und ununterbindbar die Darstellung je nach Inhalten etwa in Miniaturen. Oder es werden, beispielsweise bei Musikdateien, zusätzliche Spalten eingeblendet, für Länge, Metadaten, etc. Was soll der Scheiss? Rechner sollten nichts (N I C H T S) tun, was ihnen nicht explizit befohlen oder gestattet wurde. 6, setzen.

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So – IMMER! Aber nicht mit Windows.

2. Systemsteuerung unter Linux

Ja, Linux ist super. Ja, ich mag Linux. Ja, Linux kann so ziemlich alles. Aber nein, Linux schafft es einfach oft nicht, Otto Normaluser anzusprechen. Und so komplex und bisweilen schlampig die Windows-Systemsteuerung auch sein mag, sie ist ein konsistentes Konstrukt, ein eindeutiger zentraler Zugang zu sämtlichen Einstellungen. Unter Linux bleibt es ein Sammelsurium einzelner Tools, die selbst in ihrer Gesamtheit nur einen Teil abdecken – vieles bleibt der Kommandozeile überlassen. Mein Gott, Ihr ollen Nerds: Wenn Ihr Linux pushen wollt, müsst Ihr auch mal an die Massen denken und ein wenig elitäres Verhalten über Bord werfen. Eine Systemsteuerung in Windows-Manier würde den Umstieg massiv erleichtern. Wo ich gerade dabei bin:

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Schönes System, nicht schön zu steuern.

3. Textkonfiguration

Programme über Textdateien zu konfigurieren hat Charme: Es geht schnell, alle Einstellungen sind an einer Stelle, es lassen sich leicht Backups anfertigen, Nutzer können problemlos jeweils eigene Configs nutzen, meist ist die Dokumentation super und Standard-Konfigurationen können aus Foren oder sonstwo kopiert werden. Und wenn Ihr, liebe Programmierer derartiger Tools, meint, Nutzer würden sich darüber freuen, sei Euch gesagt: Nei-en. Nö-ö. Äh-äh. Hinz und Kunz und Tom und Dick und Harry wollen Fenster und Häkchen – Texteditoren sind für diese Jungs und Mädels einfach unzumutbarer Nerdscheiss. Haben sie recht? Nein. Werden sie sich von Argumenten umstimmen lassen? Hmmmmmmmmmmmmmmmmm …

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Wer’s kennt, liebt es, wer nicht, dürfte es hassen.

4. Zeilenumbrüche

Ihr mögt es kaum glauben, aber das hier ist ein echter Meilenstein direkt aus der IT-Hölle: Windows, Linux und Mac nutzen unterschiedliche Zeilenumbrüche. Bei Linux ist es Newline (NL), bei Mac Carriage Return (CR) und bei Windows CR+NL. Carriage Return? Ja genau, der gute alte Wagenrücklauf. Und wenn jeder unter 30 jetzt dumm guckt: Der Wagen ist dieses Ding von der Schreibmaschine (wie der Tintenpatronenhalter im Drucker), das eine Zeile vollpinnt und danach mechanisch zurückgeschoben (CR) und dann eine Zeile weiter runter (NL) gesetzt wird. Win übernimmt also 1:1 das Schreibmaschinenprinzip, Linux verzichtet auf den Analogkäse und bei Mac wird eigentlich immer nur eine Zeile ge- und dann immer wieder überschrieben … Das Problem: Viele, viele Tools verarbeiten Textdateien zeilenweise, kommen aber nur mit einem dieser Zeilenumbrüche zurecht. So kann es Euch zum Beispiel bei Volltextsuchen passieren, dass völlig falsche Trefferlisten präsentiert werden, weil die Such-Software keine Wort-Liste erkennt, sondern nur ein einziges langes Wort. Richtig nervig wird es beim Programmieren, da hier Zeilenumbrüche als Trenner von Befehlen genutzt werden. Aber selbst normale Endnutzer können unter dieser Höllenausgeburt leiden, etwa wenn Textdateien ausgetauscht werden und plötzlich die gesamte Absatzformatierung verschwunden ist und alles nur noch ein großer Textblock zu sein scheint.

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Für Skripter und Programmierer eine echte Höllengeburt – Zeilenumbrüche.

5. Taskleisten mit On-Mouse-Over

Klickt man auf ein in die Taskleiste minimiertes Fenster, spendiert Windows den schönen Dialog zum Verschieben, Minimieren, Maximieren oder Skalieren des Fensters. Nun, früher mal. In Windows 7 zeigt dieser Klick eine Liste der mit diesem Programm zuletzt genutzten Dateien. Das alte Verschiebe-Menü bekommt man, indem man den Mauszeiger über das minimierte Fenster in der Taskleiste zieht, kurz auf das aufpoppende On-Mouse-Over-Menü wartet und dann darauf rechtsklickt. Wer denkt sich so einen Dreck aus? Dieser On-Mouse-Over-Käse funktioniert nämlich am laufenden Band nicht und das Menü ist nicht erreichbar. Da Windows aber nun recht häufig der Meinung ist, Fenster aus unersichtlichen Gründen auf Monitor 2 zu öffnen (der bei mir vom Bürostuhl nicht sichtbar ist), ist dieses Menü die Standard-Option, um das Fenster ohne Sichtkontakt wieder auf Monitor 1 zu ziehen. Kontextsensitivität und On-Mouse-Over-Menüs sind einfach unzuverlässiger Mist – wie wäre es denn, wenn Ihr sowas mal testet, bevor Ihr es in die Welt entlasst? Das wäre doch mal eine suuuuper Idee. Übrigens: Die Lösung für das Problem liegt in der Tastenkombination WIN+Pfeiltasten, die Fenster auch so zwischen Monitoren verschieben können.

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On-Mouse-Over ist einfach unzuverlässig – lasst das.

6. Nur 2 von 3 Monitoren

Zwei Monitore per DVI, ein Fernseher per HDMI, eine Grafikkarte mit drei Buchsen – und dennoch darf ich nur zwei Geräte gleichzeitig ansteuern. Da muss schon wieder die Frage dieser komischen Schwedenwichtel herhalten: Wieso denn bloß? Wieso tut sie so? Unfassbar.

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Gut, es gibt Möglichkeiten, aber das Standard-Setup erlaubt nur zwei Geräte gleichzeitig.

7. Android ohne Root

Vielleicht mein persönlicher Favorit: Android ist ein freies Betriebssystem. So wie Linux, nur eben für Mobilgeräte. Aber Android unterscheidet sich in einem wichtigen Punkt von Linux, aber auch Mac OS und Windows: Der Besitzer, der Admin, der Betreiber, der Root-Nutzer, der Gott des Systems, egal, wie man ihn nennt, er hat keinen Admin-Zugriff. Nein, Ihr dürft nicht einfach rumfrickeln. Nein, Ihr könnt nicht jede Software installieren, geschweige denn deinstallieren. Auf einem freien System! Nein, Ihr müsst Euch erst in Euer eigenes System hacken – das bekannte rooten. Und warum das ganze? Weil die Android-Macher Nutzer für dermaßen dämlich halten, dass sie nicht mal eine optionale Freischaltung in den Systemeinstellungen anbieten – Ihr könntet ja was falsch machen. Uiuiui, gut das Ihr Pfeiffen uns rettet. Man stelle sich vor, man könnte auf seinem PC, seinem Windows, einfach was kaputtkonfigurieren oder sich Malware einfangen oder überhaupt machen, was man will …, obwohl, geht ja, und die Welt ist dennoch nicht untergegangen. Ein Betriebssystem ohne, meinetwegen optionalen, Admin-/Root-Zugriff geht gar nicht.

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Freies System ohne Admin-Zugriff? Ab in die Hölle!

8. Partitionierung unter Windows

Gibt es viel grundlegendere Aufgaben, als das Unterteilen von Festplatten in unterschiedliche Laufwerke? Selbst zu Zeiten von 256-MB-Festplatten war das häufig notwendig, bei den heutigen 2-TB-und-größer-Platten ist es ein Muss. Und Microsoft? Scheint das für esoterischen Unfug zu halten, versucht uns unzuverlässigen, blödsinnigen, unkompatiblen Volumen-Mist als weniger flexible Alternative anzudrehen und hält einen Partitionierer souverän aus Windows heraus – was für ein Blödsinn. Noch so einer gefällig?

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Einmal Partitionierer bitte.

9. Zwischenablage mit 1 Speicherplatz

Copy & Paste, in Kürzeln STRG+C und STRG+V, hat unsere ganze Art zu arbeiten geprägt wie kaum ein anderes Konzept – fragt mal den Copy&Paste-Politiker Guttenberg. Aber warum zum Geier hat die Zwischenablage nur einen einzigen Speicherplatz? Auf allen Systemen ist das so. Dass es auch anders geht, zeigt das hervorragende Ditto: Beliebig viele Speicherplätze, konfigurierbare Einfüge-Tasten, Beibehaltung des üblichen STRG+V/STRG+C, Vorschauen, Listenansichten, Gruppenbildung und und und – wir hatten zu Ditto schon mal eine kleine Serie, schaut’s Euch an, dann seht Ihr schon, was beim Clipboard falsch läuft.

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So geht das: Ditto macht aus dem Clipboard mehr, viel mehr.

10. Größenanzeige von Ordnern

Dateibrowser zeigen in Listenansichten grundsätzlich die Größe der Dateien an und verschweigen genauso grundsätzlich die Größe von Ordnern. Ich für meinen Teil hätte diese aber gerne, um zum Beispiel Speicherfresser aufzuspüren – und das ohne Drittsoftware wie WinDirStat. Freilich, Ordnergrößen zu berechnen dauert bisweilen einige Zeit, aber das ließe sich mit Datenbank und festlegbaren Indizierungsintervallen durchaus bewerkstelligen – auf der Kommandozeile geht das schließlich auch! Uralt-Bockmist, den bitte endlich mal jemand abschaffen sollte.

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Wie groß sind wohl die Ordner – wer will raten?

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Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

10 Kommentare

  1. Zu 10:
    Ich hatte mich bei der Frage gewundert, warum das bei mir klappt und bei dir nicht. Man muss doch nur die Leertaste drücken, und er gibt die Verzeichnisgröße aus, markiert die Zeile.und.rutscht.eine.weiter.runter.
    .
    Möp. Du redest vom Windows Explorer. Der hat das natürlich nicht. Ich nutze seit jahren schon den Total Commander auf Windows. Ich hatte den sogar mal unter Wine laufen lassen; lief erstaunlich gut. Unter Linux würde ich aber eher den Krusader empfehlen. Oder gleich den Midnight Commander :)

    Ich bin wirklich nicht mehr darauf gekommen, dass das nicht geht xD

  2. Ach so, und als jemand, der regelmäßig Menschen mit Android-Smartphones helfen muss, bin ich nach wie vor SEEEEHR froh, dass die nicht ab Werk gerootet sind ;)

    Eine Art „Root-Schalter“ in den Entwickleroptionen wäre indes schon wünschenswert, so weit dringen „normale“ Smartphone-User ja in den Einstellungen wohl nur selten vor.

    1. Ha – wer offenen Auges ins Messer rennt (–> trotz Fachwissen zu Mac konvertiert), kann die Forderung nach Freiheit natürlich nicht nachvollziehen. Aber da Smartphones ja nun Mobilcomputer sind und keine Telefone mehr: Könntest Du Dir einen stationären Rechner ohne Admin-Zugriff vorstellen?
      Jaaaa, in der Praxis würde es wohl dazu führen, dass viel mehr Menschen den Ausdruck bricken kennen würden – mehr zum vertutoen für uns :–)=

  3. Vor ein paar Wochen hätte ich auf die meisten dieser Probleme noch mit „Kauf dir’n Mac“ geantwortet, doch je länger ich die Dinger benutze, desto mehr Ärgernisse fallen mir auf – mittlerweile gilt die Antwort wohl nur noch für rund 25 der 30 Ärgernisse :-p

    Das mit den Monitoren dürfte aber entweder eine Treiber- ohne eine Hardware-Sache sein, da ich mehrere Menschen mit AMD-Hardware kenne, die drei Monitore als Standard im Einsatz haben und nichts umstellen müssen…

    1. Punkt 12 (USB-Laufwerk ohne Laufwerksbuchstaben) ist ein Win-Problem, logisch.

      Aber zu Punkt 11: Doppelpunkte gehören nicht in Dateinamen, völlig egal, ob Linux und Mac damit umgehen können oder nicht. Mal so als Beispiel für Auch-Linux-ist-nicht-perfekt:
      „-doofi.txt“ ist ein Dateinamen, der sich unter Linux im Browser erstellen lässt (nicht im Terminal!). Und was passiert wohl, wenn man einen Befehl wie
      ls *.txt
      über diesen Ordner laufen lässt? Genau, der Dateiname wird als Option interpretiert, weil ls eben irgendwann zu
      ls -doofi.txt
      kommt und, wat’n Wunder, diese „Option“ funktioniert natürlich nicht. Man könnte da argumentieren, dass der Befehl generell
      ls ./*.txt
      lauten sollte, um eben solche bekloppten aber irgendwo regulären Dateinamen zu entproblematisieren, aber die Tatsache, dass sich solche Namen im Terminal gar nicht erst erstellen lassen, sollte schon Grund genug sein, zu erkennen, dass der Fehler eher bei den Machern der Dateibrowser liegt. Nun eigentlich schuldig ist natürlich die Konvention, die Bindestriche am Anfang von Dateinamen erlaubt. Aber zurück zu den Ubuntu-Screenshots: Doppelpunkte gehören nicht in Dateinamen. Zumal Linux immer Wert darauf gelegt hat, wie FLOSS generell, dass mit anderen Systemen interagiert werden kann.
      Wie geht denn Mac mit -doofi.txt um?

      1. Möööp. Das gilt auch für Programme, Skripte und viele andere Dinge mit GUI – da läuft doch im Hintergrund auch nichts anderes. Es ist einfach keine wirklich gute Konvention, die bei POSIX auch durchaus diskutiert wird. Viele (viiiiele) Anregungen gibts hier:
        https://www.dwheeler.com/essays/fixing-unix-linux-filenames.html

        Insofern scheint sich der GUI-Browser tatsächlich offener gegenüber dem Standard zu zeigen – der aber leider blöde ist. Der Terminal ist restriktiver und erlaubt problematische Dateinamen gar nicht erst. Wirklich unproblematisch ist also nur Terminal-only. Und mal ernsthaft, warum zum Geier muss jemand einen Bindestrich an den Anfang eines Dateinamens setzen?

      2. Ich kanns Toppen: eine Arbeitskollegin wollte einen Podcast einrichten für die Firma. Als Speicherort war Sharepoint Online angedacht. Jede Gruppe hat da ja eine eigene Site. Gesagt getan, OneDrive verbunden, Dateien hochgeladen, Links erstellt, und…klappt nicht. Die Dateien starteten einfach nicht im Sharepoint eigenen Media-Browser. Die Dateinamen sahen da aber auch ein wenig merkwürdig aus.

        Nach ein paar Stunden kam ich drauf: die Mitarbeiterin verwendete Hashtags im Dateinamen (Podcast_#1_dies_und_das.mp3, Podcast_#2_jenes.mp3). Das wurde wohl korrekt gespeichert, man konnte es auch herunterladen. Aber nicht aus dem Mediaplayer heraus, da alles nach dem Hashtag abgeschnitten wurde. Vermutlich ein XML-basierter Player; oder das wurde als CSS verstanen; oder als Verweis auf einen Anker in der Seite; ich weiß es nicht.

        Alta, auf so etwas muss man kommen…ich war es ja gewohnt, keine Doppelpunkte, Schrägstriche oder Klammeraffen im Dateinamen zu verwenden. Der Hashtag war allerdings nicht auf meiner No-Fly-List :D

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