Audio & Video

HiFi-Anlage um Bluetooth erweitern – senden und empfangen

So erweitert Ihr Stereoanlagen um Bluetooth-Empfang und -Streaming - in CD-Qualität.

Traditionelle HiFi-Anlagen dürften noch in vielen Haushalten für gute Musik sorgen – aus richtigen, voluminösen, passiven Boxen. Und wer große CD- oder Vinyl-Sammlungen sein Eigen nennt, wird sich auch nicht davon trennen. Aber wäre es nicht dennoch schön, ab und an mal CDs mit dem Bluetooth-Kopfhörer genießen zu können? Und vielleicht noch wichtiger: Musik vom Smartphone, PC oder Audioplayer über die Anlage auszugeben? Und das alles bitte in CD-Qualität versteht sich! Wie das funktioniert, zeigen wir Euch hier in aller Kürze.

Sender, Empfänger, Quelle und Ziel

Ausgangspunkt soll jetzt mal eine ganz normale HiFi-Anlage sein, sei es in Kompaktbauweise oder in Form von Bausteinen, also Verstärker und CD-Player und so weiter. Voraussetzung ist, dass Ihr Cinch- oder Klinken-Eingänge habt sowie einen Kopfhörerausgang, natürlich via Klinkenstecker. Dazu sollten sich mindestens zwei Bluetooth-Geräte gesellen: Kopfhörer und Smartphone oder sonst ein BT-Audioplayer. Warum Bluetooth? Weil es tendenziell jeder hat, extrem simpel im Gebrauch ist und mittlerweile auch CD-Qualität beherrscht.

Je nach gewünschtem Komfort-Level und Budget könnt Ihr ein oder zwei Geräte verwenden, um die Stereoanlage zu vernetzen: Es gibt Geräte, die sowohl Sender/Transmitter als auch Empfänger/Receiver sind. Aber: In der Regel können sie nicht beides gleichzeitig! Ihr spart also Geld und Kabel, müsst aber jedes Mal explizit einstellen, ob Ihr auf die Anlage streamen oder von ihr empfangen wollt.

Wichtig bezüglich Bluetooth in beiden Fällen: Alle Bluetooth-Geräte sollten mindestens den Standard aptX verwenden – hier wird als Vergleich meist eine 320-kbps-MP3-Datei gewählt. Einen Unterschied zwischen einer solchen Datei und einer verlustfreien FLAC-Version hören schon die mit Abstand meisten Menschen nicht heraus – und auch das höchstens dann, wenn sehr gutes Audio-Equipment verwendet wird. Noch besser wäre der Standard aptX HD, der zwar strengenommen immer noch verlustbehaftet (lossy) ist, in der Praxis aber höchst selten von CD-Qualität unterschieden werden können dürfte. Mehr zu dem Thema haben wir in einem eigenen Artikel, der aber nur für Wissbegierige relevant ist. Für die Praxis gilt für uns ganz klar: aptX HD entspricht CD-Qualität. Laut Hersteller Qualcomm kann aptX HD sogar mehr! (Ganz kurz: CDs kodieren 44,1 kHz Abtastrate auf 16 Bit, aptX HD 48 kHz auf 24 Bit – allerdings liegt die Transferrate bei CDs bei 1.411 kbps und bei aptX HD lediglich bei maximal 576 kbps; wobei via aptX/aptX HD dank Komprimierung aber eben auch weniger Daten transferiert werden müssen.)

Geräte

Als Kombigerät könnt Ihr zum Beispiel den MyCarbon-Receiver/-Transmitter für unter 40 Euro verwenden, der auf aptX HD und Bluetooth 5.0 basiert. Einen eigenen Artikel dazu haben wir hier. Das Umschalten geschieht über einen simplen Schalter – wenig genug Aufwand könnte man meinen. Leider gibt es nur eine Klinkenbuchse für Ein- und Ausgang! Ihr müsst also auch ständig die Kabel umstecken; vermutlich wird auch ein Y-Verteiler funktionieren. Für optische Kabel gibt es Ein- und Ausgang separat.

(* = Affiliate-Link / Bildquelle: Amazon-Partnerprogramm)

In meinem hiesigen Setup dient die MyCarbon-Box lediglich als Sender, um auch mal CDs auf den Bluetooth-Kopfhörern hören zu können. Wichtiger dürfte für die meisten der Bluetooth-Empfänger sein: Da werkelt hier zum Beispiel ein Spezialist, der Nobsound/Jinui B01 – mit rund 80 Euro etwa doppelt so teuer wie das MyCarbon-Gerät, obwohl es nur die Hälfte kann; hier der Artikel dazu. Aber: Es ist die deutlich bessere Hardware und es gibt einen ganz traditionellen Cinch-Ausgang. Zwar laufen auch hier aptX HD und Bluetooth 5.0, aber Audioqualität hat eben auch was mit Bauteilen, Platinenlayout, Anschlüssen und so weiter zu tun. Die MyCarbon-Box ist ein billiges Universalspielzeug aus Plastik, der Nobsound-Empfänger ein gut gebauter HiFi-Baustein in stabilem Aluminiumgehäuse – von einer echten Audio-Firma.

Der Anschluss solcher Geräte ist dabei immer simpel und gleich:

  • Empfänger: Anschluss am Verstärker-Cinch-Eingang, wie ein CD-Player.
  • Sender: Anschluss am Kopfhörer-Ausgang von Verstärker oder CD-Player.

Es gibt natürlich in so ziemlich allen Geräten auch digitale Ausgänge (SPDIF), also optisch via TOSLINK oder elektrisch via Koaxialkabel mit Cinch-Buchse.

anschlüsse bluetooth empfänger
Rechts der Standard: Klinkenausgang und Cinch-Adapter. Links die HiFi-typischere Cinch-Variante. Beide haben zudem optische TOSLINK-Buchsen.

Als Musikquelle für den Empfänger-Modus könnt Ihr wie gesagt beliebige Geräte nutzen. Vermutlich wird es bei den meisten aber um das schnöde Smartphone gehen – und aptX ist da meist mit an Bord, zunehmend auch aptX HD. Aber wie beim Empfänger gilt natürlich auch hier: Ein Smartphone ist kein HiFi-Baustein! Früher mochte gegolten haben, dass Bluetooth-Audioübertragung dermaßen schlecht ist, dass die Handy-Hardware allemal genügt. Heute lohnt sich durchaus ein dedizierter Player: Die Hardware ist auf Audioübertragung optimiert und hat auch deutlich mehr Power, was beim Betrieb mit hochwertigen Kabelkopfhörern von Vorteil ist.

Dedizierte Player haben noch einen Vorteil, jedenfalls wenn man so ein schönes Teil wie den FiiO M9 hat: Der M9 funktioniert super als mobiler HD-Audio-Player, aber auch als Bluetooth-DAC am PC! Soll heißen: Ihr könnt das Ding als externe Soundkarte am PC/Laptop betreiben und jegliche Audioausgabe darüber per Bluetooth senden. Für Musik ist das perfekt, bei Spielen und Filmen gilt aber Vorsicht walten lassen: Zwar beherrschen die meisten Geräte auch den Standard aptX LL (Low Latency/Geringe Verzögerung), aber es schleichen sich sehr schnell kleine Verschiebungen zwischen Ton und Bild ein. Je mehr Geräte, Übertragungswege und verarbeitende Instanzen zwischen Quelle und finalem Lautsprecher liegen, desto größer ist in der Regel der Lag, also die Verzögerung. Und da stören schnell schon Milisekunden!

Kaum Alternativen

Sender, Empfänger, Kabel, umschalten – klingt nicht wirklich toll, oder? Bei mir zum Beispiel hat sich folgendes, auf DLNA basierendes, Setup ergeben, wenn ich daheim mobil Musik vom PC hören will:

  • foobar2000 auf PC stellt Musik bereit (DLNA-Server)
  • YADC auf Smartphone steuert die Musikwiedergabe (DLNA-Control-Point)
  • foobar2000 auf PC gibt Musik aus (DLNA-Renderer)
  • FiiO M9 am PC als DAC sendet per Bluetooth den Output des DLNA-Renderers
  • Nobsound-Empfänger empfängt Bluetooth und …
  • … gibt via Cinch-Ausgang an den HiFi-Receiver aus
  • MyCarbon-Sender bekommt Signal vom HiFi-Receiver via Kopfhörer-Ausgang und …
  • … sendet an Bluetooth-Kopfhörer

Die letzten beiden Schritte sind freilich unabhängig vom Rest, aber es sicherlich kein Setup für jedermann. Es gibt natürlich fertige Bluetooth-fähige HiFi-Receiver -, aber leider ist damit in der Regel nur der Empfang gemeint! Und doch gibt es Verstärker, die Bluetooth vom Smartphone empfangen und per Bluetooth auf Kopfhörer ausgeben, zum Beispiel der Denon AVR-S650H – der allerdings als 5.2-AV-Receiver gedacht ist, nicht als reiner Stereobaustein für die Musikanlage. Leider machen es die Hersteller es maximal schwierig, genaue Infos zu bekommen. In den technischen Daten von Denon steht zum Beispiel „Bluetooth Headphone transmission (Upgrade)“ – soll das heißen, dass man ein Upgrade etwa in Form eines Transmitters kaufen muss? Nein, eine Pressemitteilung legt nahe, dass es sich um ein Modell- oder Software-Upgrade handelt.

Um es ganz klar zu sagen: Einen reinen Stereoverstärker für Musik zu finden, der als Bluetooth-Transmitter und -Receiver fungiert, ist gar nicht so einfach. Und wenn Ihr bereits einen guten Verstärker habt, fahrt Ihr definitiv besser und günstiger mit ein paar zusätzlichen Sende- und/oder Empfangsgeräten.

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Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

9 Kommentare

  1. Hallo Mirco,
    ist es möglich mit einem Fiio M9 über einen Teufel Connector die Musikdateien per Wlan abzuspielen ?
    VG, Holger

    1. Da sehe ich eher schwarz: Der M9 kann wohl via Airplay streamen (nie probiert), aber Teufel versteht kein Airplay. Möglich, dass es via Spotify Connect funktioniert – aber dann eben nur Spotify und das ließe sich sicherlich besser anders regeln. Zudem hat Spotify auf Fiio nicht gerade den besten Ruf. Ich selbst habe Spotify gar nicht installiert, der M9 läuft hier fast nur als USB-/Bluetooth-DAC, von daher kann ich da aber nur die allgemeine Forums-Meinung wiedergeben …

  2. Hallo Mirco,
    lässt sich auch ein DJ-Pult, in diesem Fall das Denon Prime 4, mit Bluetooth aufrüsten, so dass ich eine Playlist über mein Handy abspielen könnte – und falls Ja, welches Gerät könntest Du mir empfehlen?

    1. Ja, das geht. Das Prime 4 hat ja Kopfhörerausgängen und da ließe sich auf jeden Fall ein Bluetooth-Transmitter anschließen. Was vermutlich nicht befriedigend wäre, ist zum Beispiel Scratching – ich befürchte, der Lag bei Bluetooth würde dazu führen, dass sich das ziemlich indirekt anfühlt. Aber einfach zum Abspielen von Playlisten, kein Problem.

      Bezüglich der Geräte: Kommt ein wenig auf Anspruch und Einsatzzweck an. Bei einem 2.500-Euro-Pult würde ich persönlich mein Glück mit dem FiiO BTA30. Das ist mit 129 Euro zwar recht teuer, ab ich bin mit meinem HiRes-Player von FiiO sehr zufrieden – die haben wirklich Ahnung von Audio. Das Teil ist Sender und Empfänger.

      Meine zweite Wahl wäre der Sennheiser-Transmitter – allein wegen eines gewissen Grundvertrauens in die Marke; liegt bei rund 65 Euro.

      Allerdings dürften die klanglichen Unterschiede zu einem dieser Alleskönner-Billigheimer nicht wirklich riesig sein. Eher in Punkten wie Verbindung, Haptik, Verarbeitungsqualität und somit auch Lebensdauer! Für 25 Euro bekommt man hier etliche No-Name-Produkte wie dieses hier. Ein eventueller Vorteil: Dank aptX LL (Low Latency) kann man das Teil bei entsprechenden Kopfhörern/Boxen mit geringerer Latenz nutzen – was wiederum fürs Scratching und generell Echtzeiteffekte besser sein dürfte. Ich muss allerdings sagen, dass ich mit Instrumenten via Bluetooth bislang nie glücklich geworden bin, wenn Tastenanschläge auch nur mit geringer Verzögerung umgesetzt werden, fühlt sich das einfach nicht gut an. Für gelegentliches Abspielen von Playlisten reicht so ein Teil allemal.

      Praktische Erfahrungen habe ich mit diesen drei Geräten nicht!

      1. Hi Mirco,
        vielen Dank für Deine schnelle Rückmeldung und sehr detaillierte Beschreibung der Alternativen. Werde mir das FiiO kaufen und Dich gerne auf ´nen Kaffee einladen:)
        Liebe Grüße aus dem Süden,
        Wolfgang

  3. Hallo Mirco,

    ich möchte von meinem Handy bzw. meinem Laptop auf meine analoges Teufel System Ton senden. Da ich ab und zu Filme anschaue, möchte ich eigentlich gerne LL haben. Fürs Handy wäre eine Reichweite von ein paar Metern nett, weil ich öfters Podcast oder Musik höre, und dabei durch die Wohnung laufe.
    Wären deine Geräte dafür geeignet?
    Welches der zwei empfiehlst du mir?

    Viele Grüße
    Petra

    1. Empfehlen kann ich von den beiden leider keines (mehr): Der Nobsound-Empfänger beherrscht nur aptX HD – und Filme kannst Du damit im Grunde vergessen. Das Empfinden bei Asynchronität ist bei jedem unterschiedlich ausgeprägt, aber ohne LL dürften da vermutlich fast alle Nutzer sehr unglücklich sein. Selbst wenn es bei Sprache mal nicht auffallen sollte, spätestens wenn geschossen wird, eine Tür knallt oder dergleichen, ist die Latenz bei Standard-aptX zu deutlich.

      Der Mycarbon-Sender/-Empfänger wäre sehr wohl geeignet – scheint aber nicht mehr verfügbar.

      Empfehlen würde ich auf jeden Fall ein Teil mit LL und HD, falls es doch mal Musik sein soll – wer Teufel daheim hat, wird ja einen gewissen Anspruch an Tonqualität haben ;) Ziemlich identisch mit dem Mycarbon scheint mir der 1Mii B310 für derzeit 35,19 Euro.

      Ein paar Meter Reichweite sind eigentlich kein Problem, aber Wände, Pflanzen und Menschen im Weg stören recht schnell. Wenn Reichweite wichtig ist, könnten richtige Antennen helfen. Von ZIOCOM gibt es beispielsweise eine Variante, die derzeit für 50,99 Euro bei Amazon zu haben ist – angebliche Reichweite: 50 Meter. Einen etwas besseren Eindruck macht auf den ersten Blick wieder ein 1Mii-Produkt für 55,99 Euro – Reichweite in Gebäuden angeblich 25 bis 35 Meter. Die Reichweiten werden garantiert nicht stimmen, aber mehr als die üblichen 5 bis 10 Meter dürften deutlich drin sein.

      1. Billige Bluetooth-Transmitt/Receiver kann ich nicht empfehlen.
        Ich hab nun zwei Geräte, beide, zumindest der Marke nach, erupäisch.
        Beide funktionieren tadellos.
        Ein drittes Gerät (Linkfor, 44,-€, China) hat den Funkbetrieb garnicht erst aufgenommen.

        Den aussereuropäischen Herstellern (vorrangig China, klar oder?) ist der Kunde realtiv egal.
        Aus diesem Grund sind die China-Geräte so billig wie möglich gebaut, im Zweifelsfall ist auch der Aufdruck „CE“ nicht rechtmässig erworben.
        Europäische Hersteller (bzw. Vertreiber) haben da doch mehr Respekt vor der Kundschaft und den Behörden, aus diesem Grund ist die Qualität eine bessere.

        Wer also etwas mehr Geld in die Hand nehmen möchte:
        OEHLBACH BTR Evolution 5.0 (Januar 2022 ca. 90,-€)
        oder
        Advance Paris HDT 800 (Januar 2022 für 129,-€)

        Die Reichweiten-angaben? Naja…..
        Geht besser von 10m im Freien aus, und 5m bis 7m in der Wohnung/Haus

      2. Das 1Mii Interface kann ich überhaupt nicht empfehlen. Ich verwende aktuell eine Raspy mit Mood Audio und einer zusätzlichen HD Audio Karte, wollte aber um die Bedienbarkeit für meine Frau zu erhöhen, ein einfacheres Bluetooth Interface verwenden (sprich ohne Bootvorgang und die damit verbundende Wartezeit). Ich habe mir dann aufgrund dieses Artikels das 1Mii Interface gekauft. Das Ding rauscht, es klingt als komme der Sound durch eine Wolldecke und zusätzlich scheint es ein guter Empfänger für alle möglichen Störsignale zu sein. Ich habe sofort wieder auf den Raspy gewechselt.

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