Linux & Co.

Ubuntu Touch auf Pixel 3a installieren

Die 3er Pixel sind im Grunde Müll - im Sinne von Android. Ubuntu aber erweitert die Lebensspanne quasi beliebig!

Linux hat auf Smartphones und Tablets nicht gerade einen guten Ruf – obwohl auch Android „nur“ eine Linux-Distribution ist. Nun, eine die bis zur Verkrüppelung verunstaltet wurde. Dabei ist Ubuntu Touch mittlerweile echt erwachsen geworden und lässt sich relativ einfach installieren. Das Wörtchen relativ ist in diesem Zusammenhang absolut relevant ;) Wie, seht Ihr hier. Und zwar komplett, ohne das Übliche „Folgende Schritte stehen woanders …“

Ubuntu Touch

Wie gut oder schlecht Ubuntu Touch ist, wie die ersten Schritte aussehen und warum es Umweltretter-Potenzial hat, könnt Ihr in separaten Artikeln nachlesen (folgen in den nächsten Tagen) – hier geht es nur um die Installation. Falls Ihr darauf keinen Bock habt, hier die Kurzversion: Ubuntu Touch ist sehr flott, funktioniert tadellos, lässt aber etliche Tools vermissen und nervt mit ein paar ziemlich obskuren Design-Entscheidungen. Ob es als Android-Ersatz taugt? Lest selbst …

Die Installation geht leider nicht so einfach wie auf jedem normalen Rechner auf diesem Planeten, sprich Medium einlegen, booten, Installer starten. Natürlich nicht. Das Android-Universum hält Nutzer nämlich grundsätzlich für strunzdumm. Root-Zugriff? Gefährlich! Ein selbst gewähltes Betriebssystem? Gefährlich! Ernsthafte Trennung von Hard- und Software? Quatsch, wieso auch …

Daher geht der grundlegende Workflow so: Zunächst muss ein Downgrade auf die neueste Version von Android 9 durchgeführt werden – mit Android Flash Tool. Auf dieser Basis kann dann der UBports Installer Ubuntu Touch aufspielen. Und für beide Schritte müsst Ihr jeweils ein paar Geräteeinstellungen vornehmen, nämlich die Entwicklereinstellungen freischalten, USB-Debugging aktivieren und den Bootloader entsperren.

Nur für den Fall, dass Ihr mal was in der Richtung gelesen habt und es hier vermisst: Die meisten Anleitungen verweisen auf manuelles Flashen von Android 9, über einen Sideload einer Android-Image-Datei per adb im Terminal – Android Flash Tool erledigt diese Schritte für Euch.

Vorsicht: Verabschiedet Euch von allen Daten auf dem Gerät, sie werden gelöscht. Und behaltet im Hinterkopf, dass kleine Fehler schnell zum kompletten Versagen von Tools und Workflow führen. Gearbeitet wird von Windows aus.

Und da all die Schritt für Einsteiger meist wenig übersichtlich sind, hier mal die ganze Struktur:

  1. Treiber und Tools einrichten
  2. Downgrade auf Android 9
    2.1 Entwickler werden
    2.2 USB-Debugging aktivieren
    2.3 OEM unlocking erlauben
    2.4 Bootloader entsperren (optional)
    2.5 Android 9 aufspielen – mit Android Flash Tool
  3. Ubuntu Touch installieren
    3.1 Entwickler werden
    3.2 USB-Debugging aktivieren
    3.3 OEM unlocking erlauben
    3.4 Bootloader entsperren
    3.5 Ubuntu Touch aufspielen – mit UBports Installer

Ein Hinweis noch: Das erste Bootloader-Entsperren beim Downgrade mit Android Flash Tool ist offiziell nicht notwendig. Da es aber auch nicht schadet und im Zweifelsfall Fehlern vorbeugen kann, habe ich den Schritt mal mit aufgenommen – die Anleitung soll einfach funktionieren.

1. Treiber und Tools einrichten

Zunächst benötigt Ihr den Android USB Driver, damit das Pixel von Windows überhaupt erkannt wird. Öffnet dazu den Geräte-Manager und führt darin per Rechtsklick ein Treiber-Update für das gefundene Pixel-Gerät durch.

usb-installation.
Der USB-Treiber fürs Handy

Dann benötigt Ihr adb und fastboot für die Interaktion mit dem Smartphone. Beide bekommt Ihr als SDK Platform Tools.

Alternativ könnt Ihr auch das komplette Android-SDK Android Studio herunterladen, das adb und fastboot beinhaltet.

2. Android 9 einrichten

Die vermutlich einfachste Möglichkeit, das Pixel 3a wieder mit seinem Original-Android zu versehen, ist das Android Flash Tool – ein simpler Online-Service, der Euch die ganze Tipperei von ADB-Befehlen im Terminal abnimmt. Vorher warten noch die Vorarbeiten.

2.1 Entwickler werden

Zum Freischalten der Entwicklereinstellungen navigiert zu Einstellungen/Über das Telefon und tippt schnell hintereinander 7 mal auf den Eintrag Build-Nummer. Ja, ernsthaft. Das ist Androids völlig lächerlicher Weg der Freischaltung.

2.2 USB-Debugging aktivieren

Unter Einstellungen/System/Entwickleroptionen aktiviert Ihr das USB-Debugging, damit die Kommunikation via adb überhaupt möglich ist.

2.3 OEM unlocking erlauben

Damit später der Bootloader vom Android Flash Tool entsperrt werden kann, müsst Ihr zunächst das Entsperren selbst erlauben, zu finden unter Einstellungen/System/Entwickleroptionen/OEM-Entsperrung. Falls das ausgegraut ist, ist der Bootloader bereits entsperrt – auch gut.

2.4 Bootloader entsperren

Nun müsst Ihr das Smartphone in den Recovery-Modus booten: Gerät ausschalten und dann mit gedrückter Leise-Taste wieder einschalten. Oder einfacher im Terminal (im Ordner, wo adb.exe und fastboot.exe liegen!):

adb reboot bootloader

Das Entsperren erledigt

fastboot flashing unlock

Bestätigt dies auf dem Smartphone.

2.5 Android 9 aufspielen

Besucht nun das Android Flash Tool. Das Prozedere ist simpel:

  • Wählt Euer Android-Gerät.
  • Wählt das Build PQ3B.190801.002 (das aktuellste Android 9).
  • Startet den Flash-Vorgang.
android flash tool.
Downgrade per Android Flash Tool

Am Ende bootet das Gerät neu, wieder landet Ihr beim Begrüßungsassistenten. Übrigens: Sofern der Bootloader entsperrt war, wird Android Flash Tool diesen wieder sperren.

bootloader wird gelockt.
Der Bootloader wird gesperrt

3. Ubuntu Touch installieren

Im Grunde macht Ihr nun nochmal fast das gleiche Prozedere durch, nur, dass Ihr nun den UBports-Installer verwendet statt dem Android Flash Tool. Und Ihr müsst den Bootloader dieses mal selbst entsperren. Auch wenn es also massive Doppelungen sind, hier nochmal alle nötigen Schritte:

3.1. Entwickler werden

Freischalten der Entwicklereinstellungen: Einstellungen/Über das Telefon, dann 7 mal auf den Eintrag Build-Nummer tippen.

3.2 USB-Debugging aktivieren

Unter Einstellungen/System/Entwickleroptionen das USB-Debugging aktivieren.

3.3 OEM unlocking erlauben

Entsperren des Bootloaders erlauben: Einstellungen/System/Entwickleroptionen/OEM-Entsperrung.

3.4 Bootloader entsperren

Nun müsst Ihr das Smartphone in den Recovery-Modus booten: Gerät ausschalten und dann mit gedrückter Leise-Taste wieder einschalten. Oder im Terminal (im Ordner, wo adb.exe und fastboot.exe liegen!):

adb reboot bootloader

Das Entsperren erledigt

fastboot flashing unlock

Bestätigt dies auf dem Smartphone. Anschließend wieder booten, abermals landet Ihr im Android-Begrüßungsassistenten.

3.5 Ubuntu Touch aufspielen

Startet nun den UBports Installer und klickt Euch durch den Assistenten:

  • Gerät und Betriebssystem wählen
  • Option „Wipe Data“ wählen
  • Auf die Anweisung „Reboot to Recovery“ warten und dann am Smartphone ins Recovery booten (Auswahl über die Lauter-/Leiser-Knöpfe)
  • Warten …

Nach einiger Zeit vermeldet der Installer Erfolg, dann rödelt das Gerät noch einige Zeit vor sich hin und irgendwann solltet Ihr von einem wunderschönen Ubuntu-Splash-Screen begrüßt werden.

Troubleshooting

Es geht hier explizit um Ubuntu Touch auf einem Pixel 3a – da sollte eigentlich nichts schief gehen. Wichtig ist vor allem die richtige Android-Version als Basis – es muss das Build PQ3B.190801.002 sein, nicht bloß irgendein 9er Android. Prüft das!

Wenn adb-/fastboot-Befehle im Terminal ein Command not found hervorbringen, seid Ihr nicht im richtigen Ordner. Öffnet den Terminal am besten per Rechtsklick in den Ordner mit den beiden EXE-Dateien und den Eintrag „Terminal hier öffnen“.

Wenn Ihr in einer Boot-Schleife festhängt, versucht es nochmal mit Android Flash Tool – hier hat der Service schon geholfen, als alle anderen Optionen ausgeschöpft waren.

(* = Affiliate-Link / Bildquelle: Amazon-Partnerprogramm)

Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

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