Audio & VideoHardware

Mein liebster „Walkman“? Creative Zen Nano!

Die Liste ist lang, gespickt mit Flops und Highlights - aber der frühe Mini-MP3ler von Creative macht das Rennen

Irgenwann während der Grundschulzeit hat sich hierzulande der Walkman breitgemacht – mit mobilen Kassettenspielern bin ich groß geworden. Und bis heute und trotz Smartphone habe ich immer einen dedizierten Player gehabt. Da war viel Mist dabei, aber auch einige, die echt glücklich gemacht haben. Am zufriedensten war ich dabei aber weder mit dem Teuersten, noch dem Ersten, noch dem technisch Besten, noch einem Exoten -, sondern einem ganz ordinären Kleinstplayer von Creative.

Die Liste

Ich bin kein Sammler, habe kein fotografisches Gedächntnis und auch keine Neigung, all meine Besitztümer in Listen einzutragen – von daher muss ich ein wenig im Trüben fischen:

  • Diverse Walkman-Imitate (unter anderem von Sanyo und Saba)
  • 2 bis 3 einfache Sony-Walkmans
  • Sony Walkman Sports
  • 2 Discmans (einer davon von Technics)
  • Sony-Minidisc-Player
  • No-Name-MP3-Player aus den 90ern
  • No-Name-USB-Stick-MP3-Player
  • Sony-Walkman-Handy
  • Philips-Irgendwas-Player (was Besseres mit Video und so …)
  • iRiver2
  • 2 SanDisk Clip+
  • SanDisk Clip Sport
  • SanDisk Clip Sport Plus
  • FiiO 9M

Ein paar Highlights waren dabei: Der Sport-Walkman in schickem Olivgrün war der erste halbwegs stabile Player, den ich je hatte, muss irgendwann in der Mittelstufe gewesen sein. Ich glaube, es könnte der WM-35 von 1987 gewesen sein. Und bei rund 100 Minuten Schulweg auch ein wichtiger Begleiter, wenn ich mal allein im Bus saß.

Alle anderen Kassettenspieler haben sich in der Erinnerung zu einer grauen Masse vereint, nix Besonderes dabei. Klang war übrigens nie wirklich relevant: Selbst aufgenommene Kassetten, beiligende Billigstkopfhörer, ohnehin fragwürdige Technik – nach heutigen Maßstäben klang eigentlich alles, sorry, total beschissen.

UND DANN KAM DER DISCMAN! Was für eine Bereicherung, was für ein Spaß – Kassettenadapter ins Auto, 240 CDs in der Caselogic-Mappe auf dem Beifahrersitz und schon konnte man CDs direkt nach dem Kauf auf der Heimfahrt hören. Genauer gesagt konnt man einen Laser über einen Spiegel hüpfen lassen. Mobil hieß bei den Dingern eigentlich nur, dass man sie an diversen Orten abstellen konnte, ohne Zuhilfenahme eines Möbelpackers. Zudem war der Batterieverbrauch noch viel viel schlimmer als beim Walkman. Wie wäre es mit etwas doppeltem Anachronismus? Discman + Grundig …

(* = Affiliate-Link / Bildquelle: Amazon-Partnerprogramm)

Auch der Minidisc-Player von Sony irgendwann Ende der 90er war großartig, kann Euch Christian auch erzählen. Aber es blieb ein Nischenprodukt mit kurzer Lebensdauer – eigentlich schade. Wobei … – es gibt sie immer noch, die MiniDiscs, 10 Stück für schlanke 100 Euro. Wenn Sony da mal nicht aus Lagerbeständen Gold macht ;)

(* = Affiliate-Link / Bildquelle: Amazon-Partnerprogramm)

Eine nette Erwähnung hat sich der iRiver2 verdient, den ich allerdings erst ein Dutzend Jahre nach seiner Ausmusterung von Christian zum Spielen geschenkt bekommen habe: Super Gehäuse, massig Anschlüsse, für damalige Verhältnisse wahrlich gigantische Speicherkapazität, RockBox-kompatibel.

Der iRiver war mal der Hit – trotz der ollen iNachäffung.

Wahren Hass hat mein erste MP3-Player ausgelöst, den ich Ende der 90er im Saturn erworben habe – wenn man da arbeitet, fällt es schwer, immer an so einem nützlich klingenden Hightech-Zeugs vorbeizukommen. Drei Tage später haben meine Wand und der Player beschlossen ihn in möglichst viele Einzelteile zu zerlegen. Die Hardware war selbst für ein Early-Early-really-very-early-Adopter-Dingelchen das Letzte. Und die Software kann man nicht beschreiben, Worte von solch unerdenkbarer Graußlichkeit, dass sie dieses Missvergnügen angemessen beschreiben könnten sind der Menschheit nicht bekannt. Habe ich geprüft, gibt es nicht. Die Software war Das Böse.

Die SanDisk Sansa Clip+ waren nahezu perfekt – wenn man eine andere Firmware aufgespielt hat. Der Funktionsumfang war der Wahnsinn! Ich meine hey, man konnte Doom darauf spielen. Doom! Auf einem daumennagelkleinen Display. Gut, die Clips sind irgendwann abgebrochen, auch bei den Sport-Modellen, aber sonst? Sonst ist das wohl Schlechteste, was man darüber sagen kann: SanDisk hat aufgehört sie zu produzieren und somit kosten Gebrauchte mittlerweile teils mehr als damals die Neuen! Es gab schlicht lange kaum ernsthafte Konkurrenz, zumindest Software-seitig.

Und auch Sony hat eine Niete beigesteuert: Das Walkman-Handy! Endlich wieder die Marke Walkman. Endlich ein Handy, das perfekt auf Musik zugeschnitten war! Ja, Pustekuchen. Das Drecksding, das Elende, es hat gerauscht – und das war ein Softwareproblem. Eines, das Sony bekannt war. Eines, das Sony aber nicht wichtig genug war, um es mit ein paar Zeilen Code zu beheben. Nicht wichtig genug? Rauschen? Bei einem explizit als Walkman vermarkteten Handy? Das hat bei mir viel verspielt, ich glaube fast, das war mein letztes Sony-Produkt. Oh, doch nicht – Billigkopfhörer aus dem Bahnhofskiosk gab’s irgendwann nochmal.

Unnützer Mist dank Rauschen – und dazu noch Memory Sticks …

Das Highlight

Man könnte wohl auf den FiiO M9 tippen – mobiles Hifi für 250 Euro, tolles Teil. Aber es ist nicht unbedingt meine erste Wahl für unterwegs, „mobil“ heißt bei diesem Teil für mich der Bereich zwischen Couch und Küche. Aber ja, die Begeisterung ist da. Vielleicht erobert er sich noch Platz 1, ist noch recht jung.

Nein, für das Teil an der Spitze habe ich exakt 0 Euro bezahlt, oder eben nicht, wie man’s nimmt. Den Creative Zen Nano gab’s als Werbegeschenk auf der CeBit 2006 oder 2007, abends auf der Creative-Party in einem schicken Pavillion der Weltausstellung. Häppchen, Smalltalk, Alkohol und eine nicht ganz unnütze Umhängetasche samt Zen-Player und einer Schallplatte von … ähm, ich glaube Mousse T, oder Shik Stylko, irgendwie so.

Wie der Name Nano schon andeutet: Es war die kleinste Variante der Zens, kein Technikwunderwerk. Aber: Er ist in der Tat winzig klein, wird von einer popeligen und in jedem blöden Kiosk erhältlichen AAA-Batterie betrieben und kann komplett blind in der Hosentasche bedient werden. Allein schon die rund 18 Stunden Spielzeit mit einer Batterie waren damals traumhaft – 4er Pack in den Rucksack und man konnte ganze Urlaube hören, ohne ständig nach blöden USB-Stromquellen zu schielen.

Laaange Spielzeit mit einer AAA-Batterie, Bedinung blind möglich – toller mobiler Player!

Und für so ein Miniding war auch die Audioqualität ziemlich gut, Creative hat schließlich einen gewissen Namen im Bereich Audio, dem man schon gerecht werden sollte.

Natürlich war der Zen seinerzeit im Grunde nichts wirklich Besonderes. Aber er hatte schlicht nichts zum Beanstanden! Lange Spielzeit, einfachste Bedienung, Standardbatterie, ordentlicher Klang – damals hat das voll und ganz gereicht!

Obendrauf gibt es noch FM-Radio, Mikrofon, Line-in (!), internes MP3-Encoding und erstaunliche Langlebigkeit – das Ding liegt hier rum und funktioniert nach wie vor. Und ganz ehrlich, wenn ich mich für zwei Wochen durch irgendeine Wildnis schleppen wollen würde, würde ich den Zen als Ersatzgerät mitnehmen. Allein die 512 Megabyte Speicher wirken aus heutiger Sicht ein weeeeenig unterdimensioniert ;)

Kein Player hat bei mir so lange gehalten, kaum einer hat es auf mehr Betriebsstunden gebracht – keiner war nützlicher. Klar, einzelne Features anderer Player haben mich mehr begeistert, aber es gab auch immer mehr zu meckern. Der Zen Nano war für das was er sein wollte im Grunde perfekt!

Übrigens: Wenn Ihr richtig auf die Kacke hauen und dem größten Namen im Mobile-Musikabspielgeräte-Universum huldigen wollt – wie wäre es mit diesem günstigen Kandidaten?

Aber bevor Ihr knapp 3.000 Euro in einen Spontankauf steckt: Inwiefern sich High-Resolution-Audio überhaupt lohnt, ist reichlich fraglich …

Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

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