Mac & MacOS

Time-Machine-Problem: Checkt Eure Backups!

Ein Time-Machine-Problem kann vollständigen Datenverlust bedeuten. Wir zeigen, wie Ihr Euch rechtzeitig gegen Daten-Katastrophen am Mac schützt.

Es war meine liebe Frau Mama, die neulich um Hilfe rief: Der 2017er iMac mit Fusion Drive wollte nicht mehr starten. Böses ahnend warf ich einem schnellen Facetime-Blick auf den im Verbose-Mode mit (cmd)+(V) neu gestarteten Mac, der wiederholt: „disk2s1 I/O Error“ meldete. Diagnose klar: Platte platt. Was folgte, war eine Katastrophe in drei Akten – zum Glück mit Happy End!

Kaputte Festplatten oder SSDs sind bei älteren Apple-Rechnern in aller Regel das Todesurteil: Die Kisten sind zu komplex, um sie mal eben aufzuschrauben und eine neue SSD einzubauen, denn Apple verwendet literweise Kleber, winzige Spezialschrauben und hauchzarte Kabel.

iMac: Traditionell unreparierbar

Speziell beim iMac muss das Display ab, was enormes Potential für zusätzliche Schäden bietet und definitiv nicht von Menschen mit wenig Geduld oder vielen linken Händen durchgeführt werden sollte. Tatsächlich verkauft ifixit zwar ein Reparatur-Kit für den iMac 27″, das viele nützliche Werkzeuge für die Mac-Reparaturen enthält*. Da ich mich aber zu den ungeduldigen Doppellinkshändern zähle, ist das nichts für mich.

Bei einem Festplatten-Defekt sind Mac-Desktops aber insofern dankbar, weil sie sich problemlos mit einer externen SSD via Thunderbolt betreiben lassen. Ein Time Machine-Backup war ja vorhanden. Das hatte ich Muttern schließlich vor vielen Jahren eingerichtet. Die Rettung eines älteren Desktop-Macs mit kaputter Festplatte ist also recht simpel:

SSD kaufen, los geht die iMac-Rettung

Das alles ist normalerweise eine Sache von wenigen Mausklicks und einigen Stunden Wartezeit. Der Mac macht das weitestgehend automatisch. Und MacOS schert sich ja nicht darum, ob das System auf einer internen oder externen Platte läuft.

Also schnell eine externe SSD bestellt, eine Crucial X8 mit 2 Terabyte dank Black-Friday-Gedöns für unter 100 Euro* und Mutter angewiesen, den Rechner bloß aus zu lassen. Weil Muttern einen uralten DSL-Tarif hat, war ich auch schlau genug, schnell noch mit dem Terminal-Befehl
sudo /Applications/Install\ macOS\ Ventura.app/Contents/Resources/createinstallmedia --volume /Volumes/MyVolume
einen MacOS Ventura-Bootstick zu erstellen, sonst hätte der 12-Gigabyte-Download eine Ewigkeit gedauert.

Time-Machine-Problem: Datenkatastrophe incoming

Mit der Platte, dem Stick und meinem Macbook Air bewaffnet zog ich bei der nächsten Gelegenheit zu Muttern, um die neue SSD zu installieren. Ich warf den iMac an, bootete mit dem Stick, prüfte das defekte Fusion Drive mit dem Festplatten-Dienstprogramm (ohne Fehlermeldung!) und klickte anschließend auf „Mac aus Time-Machine-Backup wiederherstellen“. Dummerweise wurde das Backup-Laufwerk nicht erkannt, stattdessen bot der Mac nur das defekte Fusion-Drive als Datenquelle an.

Ich prüfte das Backup am Macbook Air. Genauer gesagt wollte ich es prüfen. Und wie sich herausstellte, war auch die Backup-Festplatte im Eimer: Ein Hardware- oder Controller-Defekt. Letzterer ist bei manchen 2,5″-Western-Digital-Modellen eine fiese Angelegenheit, weil die Daten dann nur per Lötkolben erreichbar sind. Die Time-Machine-Platte drehte, sonst passierte nichts. Schlecht.

Die Systemfestplatte hatte die Daten noch

Mangels Alternativen und ohne viel Hoffnung auf Erfolg warf ich aufgrund der däuenden Datenkatastrophe die Wiederherstellung über die Systemfestplatte an. Zwei Stunden später vermeldete der Mac Erfolg: Alle Daten sind auf der SSD, MacOS auch. Fertiggestellt.

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Und tatsächlich: Der iMac startete von externen SSD, aber nach wie vor nicht von der internen Festplatte. Daten erstmal gerettet, wichtigste Daten direkt auf eine weitere SSD kopiert, um sicherzustellen, dass hier erst einmal keine Unfälle passieren.

DriveDX meldet: HDD im Eimer

Neugierig wie ich bin, installierte ich erst einmal DriveDX auf dem iMac, um das Fusion Drive zu prüfen. Da der Daten-Umzug problemlos vonstatten ging, war ich der festen Ansicht, die SSD des Fusion-Drive-Verbunds hätte sich zerlegt, da der Fehler ja beim Booten auftrat. Aber weit gefehlt: Tatsächlich meldete das Programm auf der internen 2-Terabyte-HDD Fehler ohne Ende.

Durch irgendeinen glücklichen Zufall war anscheinend nur der für den Boot zuständige Bereich der Systemfestplatte defekt. Die Daten waren noch da und scheinen nach einigen Stichproben auch in Ordnung zu sein. Doppeltes Glück im doppelten Unglück sozusagen. Leider hatten sich damit auch meine Ambitionen, das Fusion Drive aufzuteilen und die 2-TB-SSD als zusätzliches internes Laufwerk arbeiten zu lassen:

diskutil apfs list

diskutil apfs deletecontainer disk2

Der iMac läuft, die Daten sind da – und ich habe was gelernt

Am Ende des Tages hätte die Geschichte auch schief gehen können: Wäre ein anderer Bereich der Fusion-Drive-Festplatte betroffen gewesen oder das Gerät vollständig defekt gewesen, wäre keine Datenrettung mehr möglich gewesen – zumindest nicht auf herkömmlichen, für normale Menschen erschwinglichen Wege.

Warum das Time-Machine-Backup versagt hat, weiß ich nicht: Normalerweise meldet der Mac recht dezent, wenn er eine Weile keine Backups machen konnte. Möglich, dass Muttern das übersehen oder ignoriert hat. Möglich, dass die Platte tatächlich zeitgleich mit der Systemfestplatte den Geist aufgegeben hat. An der Sache ändert es nichts: Der Worst-Case ist eingetreten – und es gab kein funktionierendes Backup!

Meine dreifache vierfache Backup-Strategie gegen den Time-Machine-Fail

Da Mutterns Western Digital nicht die erste Festplatte dieses Herstellers ist, die sich bei mir sang- und klanglos ins Nirwana verabschiedet hat, mache ich niemandem einen Vorwurf. Für mich – und für Euch – sollte das aber zwei Dinge bedeuten:

  1. Mindestens zwei Time-Machine-Backups mitlaufen lassen.
  2. Regelmäßig prüfen, ob die Datenträger und Backups intakt sind, etwa indem Ihr hin und wieder eine Datei wiederherstellt.

Ich setze sogar noch einen drauf: Bei mir läuft wegen diverser Beinahe-Katastrophen inzwischen ein vierfaches Backup-System:

  • Regulär auf USB-Festplatte per Time Machine.
  • Zusätzlich auf die QNAP TS-133, ebenfalls per Time Machine.
  • Als Notfall-Sicherheitsnetz habe ich zudem ein Offsite-Backup mit Backblaze gebucht. Das kostet zwar rund 100 Euro im Jahr, ist aber eine wirklich angenehme Lebensversicherung, falls die Bude abfackelt oder Einbrecher alles mitnehmen.
  • Die allerwichtigsten Dateien liegen noch einmal händisch auf einem verschlüsselten USB-Stick.

Jetzt muss ich nur noch Muttern überzeugen, das Geld für so einen Service auszugeben. In meinem Fall denke ich, dass die Strategie ausreicht, um solche Katastrophen durch einen Time-Machine-Fail künftig zu verhindern.

Meine Mutter hatte noch einmal Glück im Unglück. Wie macht Ihr das mit dem Backup auf Eurem Mac? Oder ist Euch schon einmal eine Katastrophe passiert? Ich freue mich auf Eure Kommentare!

Christian Rentrop

Diplom-Journalist, Baujahr 1979. Erste Gehversuche 1986 am Schneider CPC. 1997 ging es online. Seither als Schreiberling in Totholzwäldern und auf digitalen Highways unterwegs. Öfter auch auf der Vespa oder mit dem Wohnwagen unterwegs. Seit 2020 Tochtervater, dementsprechend immer sehr froh über eine kleine Kaffeespende.

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