Netzwerk

VPN mit Tailscale – einfach und kostenlos

Immer wieder liest man Horror-Nachrichten: Öffentliches WLAN genutzt, zack, Konto leer geräumt. Ja, auch das ist nur billiges Clickbait. Dennoch hat der Bedarf nach einer abgesicherten Leitung nach Hause in den letzten Jahren eher zu- als abgenommen. Bisherige Lösungen schrecken ab, doch mit Tailscale bringt sich ein kanadischer Anbieter in Stellung, der eine Out-of-the-Box-VPN-Lösung mit kostenfreier privater Nutzung verspricht.

Was ist ein VPN?

Ein VPN, kurz für Virtual Private Network, ist eine Art unsichtbarer Schicht in einem Computernetzwerk, das eurem LAN vorgaukelt, dass ihr in einer vertrauten lokalen Umgebung seid. Damit werden die Anfragen ans Netz verschlüsselt und über einen zentralen Server an den vertrauten Endknoten gebracht. Somit könnt ihr beispielsweise auf Plex-Server in eurem Heimnetzwerk, NAS-Speicher oder einen AirPrint-Drucker zugreifen, auch wenn ihr auf der anderen Seite der Erde seid. Das fremde Netzwerk, in dem ihr angemeldet seid, sieht nur die verschlüsselten Anfragen an das VPN, jedoch kann theoretisch ein unseriöser VPN-Anbieter als Man-in-the-Middle euren Traffic mitlesen. Hier verspricht Tailscale, dass sie zu keiner Zeit euren Internetverkehr erfassen können.

Tailscale unter Mac OS nutzen

Zunächst müsst ihr euch einen Account bei Tailscale erstellen. Dazu können zurzeit ein GitHub-Konto, ein Google oder ein Microsoft-Konto genutzt werden. Einen Log-in per Mail oder per „Log-in-with-Apple“ wird unverständlicherweise nicht angeboten. Gerade hier könnte Tailscale seiner Marketing-Aussage, dass sie für das Apple-Ökosystem der Nummer-1-Anbieter von VPNs sein wollen, Rechnung tragen. Ist der Account eingerichtet, kann das VPN-Zertifikat über die Tailscale-App aus dem App-Store auf dem Mac hinterlegt werden. Über einen einfachen Schieberegler kann dann in der Mini-App das VPN bei Bedarf an- und ausgeschaltet werden. Auch in den Systemsettings wird das VPN nach Installation angezeigt. Sobald die VPN-Verbindung hergestellt ist, ändert sich das Icon. Tailscale läuft sehr performant, fügt aber dennoch eine Latenz von ca. 20-30ms pro Aufruf dazu. Bei Gaming und Microsoft Teams merkt man diese Latenz zu weilen. Nach der Aktivierung bekommt das verbundene Gerät eine IP mit dem Anfang 100.x.x.x.
Tailscale vergibt 100er IP-Adressen

Tailscale: So einfach geht die Einbindung unter iOS

Unter iOS läuft die Installation und Inbetriebnahme ähnlich einfach wie unter Mac OS: App herunterladen, mit bestehendem Konto verbinden und dann den Schieberegler aufschieben. Fertig ist das VPN. Auch das iPhone bekommt eine 100er IP und taucht fortan unter den verbundenen Geräten auf. Auch unter der mobilen Applikation kann ein Konto erstellt werden, jedoch empfand ich die Einrichtung auf einem großen Bildschirm als angenehmer. Hier könnte Tailscale noch etwas nachbessern.
Tailscale auf dem iPhone

Nutzung auf Windows und Linux-Rechnern

Auch wenn Tailscale mit der Apple-Kompatibilität wirbt, so kann man das VPN natürlich auch unter Windows- und Linux-Installationen betreiben. Besonders charmant ist die vorgefertigte App für Synology-NAS-Systeme. Damit wird die Einbindung einer entsprechenden NAS zum Kinderspiel und die Verbindung ist wesentlich stabiler als das mitgelieferte OpenVPN.

Kann das nicht auch eine FritzBox?

Nahezu alle modernen FritzBoxen bieten mit WireGuard ebenfalls ein eigenes VPN. Dies ist jedoch schwieriger auf den jeweiligen Geräten zu nutzen und der Aufbau des VPNs allein durch eine Installation der entsprechenden Tailscale App entfällt. Interessanterweise ist Tailscale ebenfalls nur eine Umgebung für WireGuard Technologie.
Die FritzBox-Lösung

Preise und Fazit

Die kostenfreie Stufe umfasst einen Nutzer mit bis 20 Geräten. Das sollte für eine kleine Familie locker ausreichen. Danach kann man für 2 Euro pro Monat den Dienst auch kostenpflichtig für private Nutzer aufbohren. Dann können auf der privaten Stufe bis zu 100 Geräte verbunden werden. Der Familienadministrator kann dann allerdings auch ruhig schlafen und muss nicht bei jeder Tante oder jedem Onkel ein eigenes Zertifikat installieren und pflegen. Kurzes Fazit: Tailscale ist wirklich ein Alltags-VPN, Sicherheit für die meisten Nutzer kostenfrei.
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Benjamin Mewes

Technikbegeistert und programmieraffin seit den wilden Jugendtagen (QBasic, Delphi, R, Python, Fortran 77, Java). Heim-Automatisierung mit HomeKit und alles rund um macOS und iOS sind meine Steckenpferde!

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