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Anleitung: Retro-Konsole und Kodi-Mediacenter in einem Gerät

Wow, was haben wir schon mit dem Raspberry Pi gebastelt. Und jetzt ist auch noch der tolle Raspberry Pi 3 Modell B+ auf den Markt gekommen, mit massiver Leistungssteigerung gegenüber dem Vorgänger: 200 Megahertz mehr Takt, WLAN-ac und schnelles Gigabit-Ethernet mit Power-over-Ethernet-Funktion machen den Pi endlich zum vollständigen Computer. Grund genug also, den Pi noch einmal genauer in Augenschein zu nehmen – und eine Doppelmaschine aus Retro-Konsole und Mediacenter zu basteln.

Die Recalbox macht’s möglich

Das beste daran: Ihr müsst kaum hacken. Die dafür nötige Distribution heißt Recalbox und ist bereits für den Einsatz auf dem Pi als Retro-Konsole und vorbereitet. Statt wie früher also Speicherkarten zu stecken, zwei Pis zu betreiben oder im Linux-Basissystem des Raspberry Pi herumzufummeln, erhaltet Ihr jetzt einen für den neuen Doppeleinsatz eingerichteten Pi „out-of-the-Box“. Und das geht so:

Recalbox: Kodi-System und Retrokonsole in einem.
Recalbox: Kodi-System und Retrokonsole in einem.

1. Recalbox laden

Ladet Euch zunächst die aktuellste Recalbox-Version von der Website des Recalbox-Teams. Ihr müsst übrigens noch nicht einmal einen Raspberry Pi haben, denn die Distribution ist auch für 32- und 64-Bit-PC-Architekturen verfügbar. Etwa, wenn Ihr einen alten Laptop als Mediacenter-Retrokonsole verwenden wollt. So oder so müsst Ihr zunächst das neueste Recalbox-Image herunterladen. Der Download ist mit etwas über 300 Megabyte auch kein langer Ritt.

Recalbox kann auf der Entwicklerwebsite heruntergeladen werden.
Recalbox kann auf der Entwicklerwebsite heruntergeladen werden.

2. Recalbox-Image auf Micro-SD-Karte spielen

Wenn Ihr das Recalbox-Image unter MacOS auf eine Micro-SD-Karte spielen wollt, müsst Ihr zunächst noch Etcher herunterladen und installieren. Das Programm erlaubt das Kopieren des Disk-Images auf einen Datenträger. Etcher gibt es praktischerweise für MacOS und Windows, wodurch die Vorgehensweise auf beiden Systemen identisch ist: Wählt zunächst das Image (recalbox.img.xz) und dann die Ziel-Speicherkarte aus. Anschließend könnt Ihr die Raspberry-Pi-SD-Karte mit Klick auf „Flash“ erstellen. Das dauert ein paar Minuten.

Mit Etcher ist die Speicherkarte schnell bespielt.
Mit Etcher ist die Speicherkarte schnell bespielt.

3. Pi für Recalbox vorbereiten

Ist der Vorgang abgeschlossen, wird die SD-Karte automatisch ausgeworfen. Ihr könnt Sie von Eurem PC oder Mac abziehen und in den Raspberry Pi stecken. Verkabelt das Gerät anschließend mit Tastatur, Maus und Monitor. Vergesst das Gamepad oder den Joystick nicht, am besten sind SNES-Gamepads geeignet. Schließt ganz zum Schluss den Strom an.

Während die SD-Card flasht, könnt Ihr schonmal den Pi vorbereiten.
Während die SD-Card flasht, könnt Ihr schonmal den Pi vorbereiten.

4. Recalbox das erste Mal starten

Herzlichen Glückwunsch: Wenn Ihr das folgende Fenster seht, ist die Recalbox einsatzbereit. Wundert Euch nicht: Falls Ihr Boxen angeschlossen hat, feiert der Pi direkt die Recalbox-Hymne ab. Der erste Start dauert etwas länger, weil der Pi noch eingerichtet werden muss.

Wenn Ihr diesen Bildschirm seht, hat alles geklappt.
Wenn Ihr diesen Bildschirm seht, hat alles geklappt.

5. Recalbox in Betrieb nehmen

Ihr seht jetzt das Konsolen-Auswahlmenü. Hier könnt Ihr mit den Pfeiltasten der Tastatur oder Eurem Gamepad den Emulator wählen, den Ihr haben wollt. Wie bei Emulationstation üblich, werden nur Emulatoren im Menü angezeigt, für die Spiele vorhanden sind. Das ist beim Amstrad CPC, beim Super-Nintendo, Gameboy Advance, der PC Engine und dem normalen NES der Fall. Wählt eine Konsole aus, indem Ihr sie mit den Pfeiltasten ansteuert und die B-Taste, um etwas auszuwählen. Um einen Emulator zu beenden, drückt Ihr die Rückentasten, Start und Select gleichzeitig.

Spiele sind bereits an Bord.
Spiele sind bereits an Bord.

6. Kodi starten

Natürlich könnt Ihr auch Kodi starten. Kehrt dazu ins Hauptmenü zurück und drückt die X-Taste auf dem Gamepad. Alternativ könnt Ihr auch die Eingabetaste auf der Tastatur drücken, um das Settings-Menü aufzurufen. Hier gibt es die Möglichkeit, „Kodi Media Center“ auszuwählen und zu starten. Kodi beendet Ihr über den Exit-Knopf in Kodi, so kommt Ihr zum Hauptmenü zurück.

Kodi könnt Ihr bequem aus der Recalbox-Oberfläche starten.
Kodi könnt Ihr bequem aus der Recalbox-Oberfläche starten.

7. Feintuning der Recalbox

Im Settings-Menü könnt Ihr auch die notwendigen Einstellungen für die Recalbox vornehmen: Wählt „System Settings“, um die Sprache auszuwählen. Wählt außerdem Network-Settings bzw. „Netzwerkeinstellungen“, um das System mit Eurem WLAN zu verbinden. Auf diese Weise hat die Recalbox die Möglichkeit, sich zu aktualisieren und Ihr könnt unter der genannten IP-Adresse oder dem Netzwerknamen „recalbox“ mit den Benutzerdaten „root“ und dem Passwort „recalroot“ per SSH auf die Box zugreifen. Das klappt aber auch einfacher: Die Box taucht nach der Verbindung mit dem WLAN automatisch als Freigabe in Eurem PC (Explorer) oder Mac (Finder): Hier findet Ihr dann auch die Unterordner für Mediendateien und Spiele-ROMs. Auf diese Weise könnt Ihr zum Beispiel bequem die Emulatoren betanken.

In den Settings könnt Ihr Sprache, WLAN-Verbindung oder Controller des Systems einstellen.
In den Settings könnt Ihr Sprache, WLAN-Verbindung oder Controller des Systems einstellen.

Kodi und Retro-Konsole in einem

Das war es im Grunde auch schon: Ihr habt jetzt einen praktischen Media-Center-Pi, der gleichzeitig eine vollwertige Retro-Konsole für zahlreiche Systeme ist. Die großen Vorteile dieser Lösung sind die einfache Handhabung, das schnelle Setup und die gesamte „Out-of-the-Box“-Funktionalität. Zudem spart Ihr Euch im Zweifel einiges an Geraffel: So erkennt RecalboxOS automatisch viele Gamecontroller, eine Sache, die zum Beispiel Retropie nicht so wirklich drauf hat. So oder so ist die Lösung ausgesprochen handlich – wir wünschen Euch viel Spaß beim ausprobieren Eurer neuen Retro-Konsole!

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Christian Rentrop

Diplom-Journalist, Baujahr 1979. Erste Gehversuche 1986 am Schneider CPC. 1997 ging es online. Seither als Schreiberling in Totholzwäldern und auf digitalen Highways unterwegs. Öfter auch auf der Vespa oder mit dem Wohnwagen unterwegs. Seit 2020 Tochtervater, dementsprechend immer sehr froh über eine kleine Kaffeespende.

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