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Ratgeber Anonym surfen: Alles, was Du wissen musst

Anonym ins Internet ist seit über zwei Dekaden ein großes Thema. Kein Wunder, denn wer surft, hinterlässt auch immer eine breite Datenspur: Cache-Dateien, die auf dem Rechner selbst vom Browser erstellt werden, sind diesbezüglich ebensolche Datenschleudern wie die Tracking-Funktionen von Webservern, Social-Networks wie Facebook und Werbenetzwerken. Vor allem die sogenannten Cookies – kleine Dateikrümel, die im Browser gespeichert werden und Websites eine Identifizierung des Computers erlauben – spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Gute Cookies, böse Cookies

Und sind ein äußerst zweischneidiges Schwert. Denn ohne Cookies ist es zum Beispiel nicht möglich, irgendwo eingeloggt zu bleiben: Wer die Facebook-Seite öffnet und anschließend wieder schließt, muss sich ohne Cookies beim nächsten Mal wieder einloggen. Das gleiche gilt für Twitter, Pinterest, Dropbox, Google und alle anderen Dienste, bei denen man heutzutage immer eingeloggt bleibt. Auf der anderen Seite setzen auch Werbebanner und manche Webserver solche Cookies – und ermöglichen damit, den Browser – und damit das Nutzerverhalten – über alle Websites hinweg zu analysieren. So kommt es, dass Ihr zum Beispiel auf verschiedenen Websites immer wieder die gleiche Werbung angezeigt bekommt. Für ein Produkt in einem Online-Shop, das Ihr vielleicht vor drei Tagen auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk länger angeschaut haben.

Cookies sind nicht die einzigen Spuren

Doch Cookies sind nicht die einzigen Spuren, die Ihr im Netz hinterlasst. Auch die inzwischen auf vielen Websites anzutreffenden Teilen-Knöpfe für Facebook, Twitter und Co. sind oft, aber nicht immer per Java-Script eingebunden. Je nachdem, wie sie vom Website-Betreiber angelegt wurden, kann ein Betreiber dieser Teilen-Knöpfe damit anhand Eurer IP-Adresse prüfen, wo Ihr Euch herumgetrieben habt. Andere Websites machen das ganz einfach ohne Cookies und Teilen-Knöpfe über Dienste wie Google Analytics oder andere Analysetools. Hinzu kommen Tracking-Grafiken, unsichtbare 1-Pixel-Bildchen, die beim Laden der Website helfen, Euch zu erkennen.

Die IP-Adresse ist der Dreh- und Angelpunkt

Doch selbst, wenn Ihr all diese Tracking-Mechanismen ausschaltet, gibt es noch ein weiteres großes Problem: Die eigene IP-Adresse. Die wird vom Internet-Provider vergeben und ist, solange Ihr online seid, Eure „Teilnehmer-ID“ im Riesen-Netzwerk Internet. Sie wird benötigt, um überhaupt mit dem Internet kommunizieren zu können. Grundsätzlich sagt eine IP-Adresse zunächst nichts über Euch aus, doch Provider speichern in der Regel einige Tage lang die IP-Adresse, die einem bestimmten Kunden zugeordnet wurde. Erschwerend hinzu kommt bei DSL- und Kabelzugängen, dass sich die IP-Adresse nur selten ändert. Der Router bleibt meist online, wodurch Ihr als Nutzer eine lange Zeit ein und dieselbe IP-Adresse führt. Das wird spätestens dann relevant, wenn Ihr im Internet bewusst oder unbewusst eine Straftat begeht, etwa einen Film in einer Tauschbörse herunterladen: Werdet Ihr entdeckt, können Strafverfolger über Eure IP-Adresse und den Zeitpunkt den Provider und Eure Personendaten ermitteln. Abmahnungen, Strafanzeigen oder polizeiliche Ermittlungen drohen.

Drei Säulen der Anonymität im Netz

Wie Ihr seht, macht Ihr beim Surfen die große Datenwelle – und das in vielen Fällen unbewusst. Denn die Grundeinstellungen aller Browser, Betriebssysteme und Router sind so, dass sie eben auf maximalen Komfort getrimmt sind. Und das heißt: Dauerhafte IP-Adresse, große Cookie-Sammlungen und nicht zuletzt der Website-Cache und die Surf-Historie im Browser.
Wenn Ihr also anonym surfen möchtet, müsst Ihr drei Dinge im Hinterkopf behalten: 


  1. Welche Daten werden auf meinem Rechner gespeichert und erlauben dort (etwa für meinen Ehepartner) nachzuvollziehen, wo ich mich herumgetrieben habe?

  2. Welche Dienste und Websites nutze ich, die mich tracken können und wie verhindere ich das?

  3. Wie verschleiere ich meine IP-Adresse, um nicht rückverfolgbar zu sein?

Nur wenn Ihr alle drei Faktoren im Blick habt, besteht die Chance, wirklich anonym zu surfen. Allerdings müsst Ihr dabei beachten, dass völlige Anonymität im Zweifel selbst im Extremfall fast unmöglich ist. Schließlich greifen auch Straftäter und Terroristen regelmäßig auf diese Technologien zurück, weshalb Ermittlungsbehörden international ständig nach Mitteln und Wegen suchen, User trotzdem aufspüren und beobachten zu können. Ein Katz- und Maus-Spiel, das sich aber mit dem nötigen Einsatz derzeit noch gewinnen lässt.

Anonym im Internet, Stufe 1: Den Browser-Cache regelmäßig leeren


Der erste Schritt auf dem Weg zu mehr Anonymität im Internet ist der, regelmäßig den Browser-Verlauf zu löschen. Der enthält neben dem Cache selbst nämlich eine Reihe von Daten, die auf Eurem Rechner dafür sorgen, dass jemand, der Euren Computer benutzt, sehen kann, wo Ihr Euch herumgetrieben haben. Hier sind zudem auch die Cookies gespeichert. Alle Browser besitzen eine Funktion, um den Browser-Cache, der mal „Verlauf“, mal „Historie“, mal „Chronik“ genannt wird, zu entfernen:

Chronik in Firefox löschen

  1. 
Den Browser-Cache in Firefox findet Ihr, wenn Ihr im Browser-Fenster rechts neben der URL-Zeile auf den Library-Knopf (drei senkrechte Striche, ein schräger Strich) klickt.
  2. Wählt dort „Chronik“ und dann „Neueste Chronik löschen“.
  3. Im folgenden Fenster wählt Ihr die Elemente des Verlaufs und den Zeitraum: „Alles“. Klickt „Besuchte Seiten & Download-Chronik“, „Eingegebene Suchbegriffe & Formulardaten“, „Cache“ und „Cookies“ an.
  4. Mit „Jetzt löschen“ ist die Chronik des Browser gelöscht, die lokalen Trackingdaten sind entfernt.
    Wenn Ihr künftig surfen wollen, ohne Spuren auf Eurem Rechner zu hinterlassen, könnt Ihr in Firefox mit der Tastenkombination (Strg)+(Shift)+( P) ein anoymes Surffenster öffnen.
Die Firefox-Chronik ist schnell gelöscht.
Die Firefox-Chronik ist schnell gelöscht.

Browserdaten in Chrome entfernen

  1. Das Löschen der Historie in Googles Chrome ist ähnlich simpel wie bei Firefox.
    Drückt zunächst die Tastenkombination (Strg)+(H), um den Verlauf zu öffnen.
  2. Klickt danach links oben auf die drei waagerechten Striche. Der Verlauf wird angezeigt.
  3. Wählt nun „Browserdaten löschen“ und markiert mindestens „Browserverlauf“, „Bilder und Dateien im Cache“ und „Cookies und andere Website-Daten“.
  4. Klickt jetzt auf „Browserdaten löschen“, um die Daten auf dem Rechner zu entfernen.
  5. Mit der Tastenkombination (Strg)+(Shift)+(N) öffnet Ihr künftig ein anonymes Chrome-Fenster, das keine Daten speichert.
Chrome lässt sich leicht bereinigen.
Chrome lässt sich leicht bereinigen.

Verlauf in Apple Safari löschen


  1. Apples Safari auf dem Mac macht es Nutzern besonders einfach: Das Lösch-Fenster erreicht Ihr, indem Ihr in der Safari-Menüzeile auf „Safari“ klickt und dort „Verlauf löschen“ wählen.
  2. In der Standardeinstellung ist direkt „gesamter Verlauf“ angewählt – Ihr müsst nur noch auf „Verlauf löschen“ klicken.
  3. Eine Besonderheit an Safari ist, dass auch gleich der Verlauf aller anderen Macs, iPhones und iPads gelöscht wird, der an die gleiche Apple-ID angeschlossen sind.
  4. Ein neues „privates Fenster“ zum anonymen Surfen öffnet Ihr hier mit der Tastenkombination (CMD)+(Shift)+(N).
Der Safari-Verlauf ist mit einem Klick gelöscht.
Der Safari-Verlauf ist mit einem Klick gelöscht.

Verlauf in Microsoft Edge säubern


  1. Microsofts Edge-Browser ist deutlich besser als sein Ruf – allerdings dürfte er wohl nur selten verwendet werden. Auch Microsoft erlaubt ein einfaches Löschen aller Website-Daten. Klickt zunächst auf das Hub-Icon (Stern mit drei waagerechten Strichen).
  2. Wählt hier den Verlauf (Uhrsymbol).
  3. Klickt auf „Gesamtverlauf löschen“. Damit sind alle Daten gelöscht.
  4. Um ein neues privates Fenster zu öffnen, drücken Sie die Tastenkombination (Strg)+(Shift)+( P).
Auch bei Edge ist das Löschen des Caches kein Problem.
Auch bei Edge ist das Löschen des Caches kein Problem.

Anonym im Internet, Stufe 2: Tracking unterbinden

Nachdem Ihr den Browserverlauf samt der Cookies losgeworden seid, könnt Ihr Euch darum kümmern, das Tracking durch Webserver und Websites zu unterbinden. Das geht am einfachsten, indem Ihr mit einem privaten Fenster surft: Dadurch werden keine Cookies mehr abgelegt, wodurch Werbeservices und andere Dienste Euch nicht mehr automatisiert verfolgen können. Da Ihr dadurch auch aus Social-Networks und anderen Onlinediensten ausgeloggt seid, können diese Euch auch nicht mehr wirklich nachverfolgen. Allerdings ist das alles andere als komfortabel.

Besser ist es, die Do-Not-Track-Webtechnologie zu verwenden: Alle modernen Browser haben in den Einstellungen eine entsprechende Option, die verhindern soll, dass Webdienste Profile von Euch erstellen. Da es sich dabei um einen offiziellen Standard des W3TC handelt, sollte diese Funktion von den meisten Diensten berücksichtigt werden:

Do-Not-Track verringert die Datenspur.
Do-Not-Track verringert die Datenspur.
  • Do-Not-Track in Firefox einschalten: Ruft about:preferences#privacy im Browserfenster auf und scrollt zu „Schutz vor Aktivitätenverfolgung“. Setzt die Option auf „Immer“. Falls es technische Probleme mit manchen Websites gibt, könnt Ihr hier auch Ausnahmen definieren.
  • Do-Not-Track in Chrome aktivieren: Ruft chrome://settings/privacy auf und schaltet „Mit Browserzugriffen eine „Do Not Track“-Anforderung senden“ ein.
  • Do-Not-Track in Safari nutzen: Öffnet die Safari-Einstellungen und wählt den Reiter „Datenschutz“. Setzt hier bei „Websiteübergreifendes Tracking verhindern“ und „Tracking durch Websites ablehnen“ einen Haken.
  • Do-Not-Track in Edge setzen: Öffnet die Edge-Einstellungen und wählt ganz unten „Erweiterte Einstellungen anzeigen“. Hier scrollt Ihr ebenfalls nach unten, bis Ihr den Punkt „Do not Track-Anforderung senden“ seht. Schaltet diesen an, um das Tracking künftig zu unterbinden.

Anonymitätsstufe 3: Komplett untertauchen mit Tor oder VPN

Mit diesen beiden Einstellungsvarianten seid Ihr bereits relativ anonym unterwegs. Was bleibt, ist die lästige IP-Adresse, die Eure Rückverfolgung nach wie vor ermöglicht. Um diese zu verschleiern, müsst Ihr dem Webserver vorgaukeln, dass Ihr eine andere IP-Adresse besitzt. Das geht mit zwei verschiedenen Technologien: Tor oder VPN.

Anonym surfen mit dem Tor-Browser

Mit dem kostenlosen Tor-Browser wird jede Anfrage Eures Rechners einfach über einen Verbund an Rechnern weltweit, dem sogenannten Onion-Netzwerk, umleitet. Da Websites nur die jeweils letzte IP-Adresse in der Kette sieht, seid Ihr anonym unterwegs. Beim Tor-Browser handelt es sich um ein Open-Source-Projekt, der Browser selbst basiert auf Firefox.

Der Vorteil von Tor ist seine Einfachheit: Ihr müsst den Browser nur installieren und verwenden, wenn Ihr anonym surfen wollt. Die Verbindung zum Tor-Netzwerk stellt er automatisch her.
Der Nachteil ist eine deutlich verringerte Surf-Geschwindigkeit. Zudem ist Tor zunächst nur im Tor-Browser verfügbar: Seid Ihr mit einem anderen Programm im Internet, gebeb diese Eure „normale“ IP-Adresse preis.

Anonym surfen mit einem VPN

Wenn Tor zu langsam ist, könnt Ihr zu einem sogenannten VPN-Dienst greifen. Diese sind in aller Regel kostenpflichtig, sind aber dafür auch deutlich schneller: Auch diese VPNs greifen auf verschiedene weltweit verstreute Server zurück, über die die Anfragen weitergeleitet werden. Da diese aber nicht kostenlos, sondern Teil des Bezahldienstes sind, sind sie zumeist deutlich schneller. Allerdings hat dieses Anonymität ihren Preis: Je nach Dauer des Abos und Anbieter schwanken die Preise zwischen 3,50 und 12 Euro im Monat. Wer sicherstellen will, keine unnötigen Spuren zu hinterlassen, sollte dieses Geld jedoch investieren.

Anonym in Netz mit Smartphones und Tablets

Grundsätzlich ist anonymes Surfen natürlich auch auf Tablets und Smartphones möglich: Die oben genannten Einstellungen zum Tracking, Browser-Cache und privatem Surfen sind auch hier in aller Regel vorhanden. Zusätzlich können bieten die meisten VPN-Anbieter natürlich auch Apps für Mobilgeräte an, die die Verbindung zuverlässig anonymisieren. Für gelegentliche Ausflüge ins anonyme Internet reicht in aller Regel ein Tor-Browser wie der Onion Browser für iOS. Als Android-Nutzer könnt Ihr noch tiefer gehen, indem Ihr Orbot auf Eurem Gerät installiert.

Christian Rentrop

Diplom-Journalist, Baujahr 1979. Erste Gehversuche 1986 am Schneider CPC. 1997 ging es online. Seither als Schreiberling in Totholzwäldern und auf digitalen Highways unterwegs. Öfter auch auf der Vespa oder mit dem Wohnwagen unterwegs. Seit 2020 Tochtervater, dementsprechend immer sehr froh über eine kleine Kaffeespende.

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