iPhone, iPad & Co.Meinung

Wann kommt endlich MacOS auf dem iPad Pro?

Das iPad Pro besitzt jetzt die gleiche Apple-Silicon-Hardware wie Macbook Air. Es gibt eigentlich kein Argument mehr gegen MacOS auf dem iPad Pro.

In den letzten Jahren war Apple nicht gerade für Überraschungen gut: Alle Neuerungen waren schon im Vorfeld geleakt und die Überraschung bei den ausgesprochen lahmen Tim-Cook-Keynotes hielten sich in Grenzen. So mancher Apple-Fan wünscht sich die gute, alte Zeit zurück, in der Steve Jobs die Produkte präsentierte. Bei der Spring-Loaded-Keynote am 20. April 2021 mal gab es allerdings eine dicke Überraschung: Apple packte den aus Macbook Air, Macbook Pro und Mac Mini bekannten M1-SoC auch ins iPad Pro – und verlässt damit endgültig die argumentative Grundlage, warum MacOS auf dem iPad nicht möglich sein sollte.

Gleiche Hardware allerorten

Bislang schien es so, als wären die M-Prozessoren für Macs vorbehalten. Der Name „M1″ deutet durch das M darauf hin, M wie Mac. Aber wie es scheint, hat Apple sich entschlossen, das iPad Pro 11″ und 12,9“ mit dem gleichen „Mainboard“, besser gesagt: System-on-Chip (SoC) wie die Laptops und den Mac Mini auszustatten. Das bedeutet, dass beide Geräteklassen nun nicht nur gleich leistungsstark sind – sondern auch, dass iPadOS auf dem Macbook laufen könnte – und, was wesentlich spannender ist: MacOS auf dem iPad Pro. Gerade Pro-User würden davon enorm profitieren, zumal das iPad Pro – zumindest mit Magic Keyboard – eigentlich gleichwertig mit dem Mac ist. Was soll also noch dieser Firlefanz mit der zusätzlichen Betriebssystem-Klasse?

MacOS ist iOS ist MacOS

Dazu ein kleiner Ausflug in Apples System-Evolution: Nachdem das Unternehmen das BSD-basierte Unix-System Next-Step samt Steve Jobs zurück gekauft hatte, sorgte das Unix-basierte Mac OS X zunächst dafür, dass der Mac wieder in der Moderne ankommt. Als 2006 das iPhone mit iOS (damals noch „iPhone-OS“) präsentiert wurde, war klar: Das „kleine“ Betriebssystem basiert auf dem Mac-System, ist aber deutlich abgespeckt. Von hier aus forkte Apple sich nach und nach selbst: tvOS, watchOS, und zuletzt iPadOS sind allesamt Ableger von iOS und damit eben auch eng mit dem Urvater Mac OS X verwandt. Allerdings hat diese Forkerei natürlich dafür gesorgt, dass nach und nach Parallel-Entwicklungen entstanden. So ähnlich sich MacOS und iPadOS heute funktional sind, so sehr unterscheiden sie sich doch in ihrem Grundkonzept.

iPadOS kann eigentlich weg – zumindest auf den Pro-Geräten!

Aufgrund dieser Entwicklung kann Apple sicher nicht einfach iPadOS zu MacOS machen kann – oder umgekehrt. Was aber spätestens mit dem M1-Switch ginge, wäre MacOS auf dem iPad zu installieren. Zumal iPad-Apps ja inzwischen auch unter MacOS funktionieren. Alles, was dazu nötig wäre, wäre eine flexiblere Oberfläche. Die immer noch beim iPad dominante und beim Mac fehlende Touchbedienung ist zwar ein Argument, aber eben kein Gutes: Wer Unixe wie Linux kennt, weiß, dass Kernel und GUI getrennte Systeme sind, bei dem das eine auf das andere aufsetzt. Es gibt also absolut keinen Grund, nicht MacOS mit einer besser für den Touch-Betrieb angepassten Oberfläche auf dem iPad, zumindest dem Pro, laufen zu lassen. Derweil schreit iPadOS, der Mutant eines Smartphone-Betriebssystems, laut „töte mich!“ Was hindert den Konzern also daran?

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Die Sache mit den Bedienkonzepten

Dass Touch-Oberfläche und eine klassische Maus-GUI nicht gut zusammen passen, weiß Apple: Es hat fast ein Jahrzehnt gedauert, bis iPad-Nutzer endlich zur Maus greifen durften. Die Mausbedienung des iPads ist allerdings nur ein Transkript der Touch-Eingabe und leidlich attraktiv. Umgekehrt wäre die MacOS-Oberfläche, trotz der Anpassungen in Big Sur, in der heutigen Form sicher nicht gut für den Touch-Betrieb geeignet. Was fehlt, ist eine hybride Oberfläche, die im Touch-Betrieb genau so nützlich ist wie im Maus-Betrieb – ein Problem, mit dem sich zum Beispiel Microsoft bei seinen Surface-Geräten seit Jahren herumschlägt, ohne bisher den Stein der Weisen gefunden zu haben.

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Apple allerdings ist nicht Microsoft – und deutlich bekannter für innovative Lösungen. Das Problem ist: Eine der Kundenfraktionen müsste bei MacOS auf dem iPad Pro sein gewohntes Bedienkonzept über Bord werfen. Das Risiko, dass dabei Kunden verloren gehen, ist aber bei Apple relativ gering. Vielmehr scheint die praktische Umsetzung einer Oberfläche, die mit Touch und Maus gleichermaßen praktisch ist, Hersteller vor enorme Probleme zu stellen. Denn eins ist klar: Eine Hybrid-Lösung wie bei Windows werden wir beim iPad nicht zu Gesicht bekommen.

Genau so sieht ein Notebook aus. Aber es ist ein iPad mit all seinen nach wie vor lästigen Beschränkungen. (Bild: Apple)
Genau so sieht ein Notebook aus. Aber es ist ein iPad mit all seinen nach wie vor lästigen Beschränkungen. (Bild: Apple)

Doppelter Aufwand für zwei identische Linien

Kurz zusammengefasst gibt es – vom Design der Benutzeroberfläche abgesehen – inzwischen absolut keinen technischen Grund mehr, warum nicht MacOS auf dem iPad laufen sollte. Oder eben, Gott bewahre, iPadOS auf dem Macbook. Beide mobilen Produktlinien parallel laufen zu lassen, bedeutet nicht nur doppelten Pflege- und Entwicklungsaufwand, sondern eben auch doppelte Hardware-Entwicklung und natürlich – da lacht der Manager – doppelte Hardware-Verkäufe, denn bis heute sind iPads nicht zu 100 Prozent unabhängig von einem Mac oder PC nutzbar. Abgesehen davon ist das iPad sowohl funktional, als auch in der Bedienung stark eingeschränkt.

Es stinkt nach Geldmacherei

Allerdings stinkt Apples momentane Strategie nach Geldmacherei. Wenn die Apple-Stores erst einmal wieder öffnen, werden sich die Mitarbeiter sicherlich nicht selten fragen lassen müssen, was das mit der gleichen Hardware mit verschiedenen Systemen wieder soll. Zumal eines davon nach wie vor künstlich beschnitten ist. Es kann deshalb nur eine Lösung geben: Die Macbook- und iPad-Pro-Linien müssen zusammenlaufen und ein Betriebssystem bekommen, dass gleichermaßen praktisch und leicht bedienbar ist. Möglicherweise ist das schon im Juni der Fall, wenn Apple im Rahmen der WWDC seine neuen Betriebssystem-Versionen vorstellt. Es ist nämlich gut möglich, dass Apple den Stein der Weisen, den Microsoft sein Jahren sucht, bereits gefunden hat.

Christian Rentrop

Diplom-Journalist, Baujahr 1979. Erste Gehversuche 1986 am Schneider CPC. 1997 ging es online. Seither als Schreiberling in Totholzwäldern und auf digitalen Highways unterwegs. Öfter auch auf der Vespa oder mit dem Wohnwagen unterwegs. Seit 2020 Tochtervater, dementsprechend immer sehr froh über eine kleine Kaffeespende.

2 Kommentare

  1. Meine Theorie ist ja, dass die Systeme weiterhin getrennt bleiben und lediglich der App Store für die Pro-iPads mehr oder weniger mit dem vom Mac „fusioniert“ wird. Sprich: Alle Mac-Programme, die für den M1-Chip optimiert sind, laufen künftig auch auf dem iPad.

    Dann kann Apple auf der WWDC nämlich schön Xcode, Final Cut etc. fürs iPad Pro ankündigen und alle, die künftige in den App Store wollen, müssen entsprechend nachziehen.

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