iPhone, iPad & Co.

11 Gründe, warum ein iPad Pro immer noch kein Macbook-Ersatz ist…

... und warum ich mir genau deshalb doch wieder eins gekauft habe.

Apple versucht seit einiger Zeit hartnäckig, das iPad als eigene Geräteklasse zu halten. Gleichzeitig bewerben sie es als Notebook-Ersatz, ohne dabei das böse Wort „Notebook“ in den Mund zu nehmen. Dummerweise hat man sich in Cupertino selbst kannibalisiert: Macbooks sind dank der Apple-Silicon-CPUs besser denn je – und im Fall des iPad Pro sogar günstiger. Es gibt also keinen guten Grund mehr, ein iPad zu kaufen – oder?

11 Gründe, die gegen das iPad Pro als Macbook-Ersatz sprechen

Grundsätzlich gibt es eine ganze Reihe von Gründen, die das iPad Pro zu einem schlechten Notebook-Ersatz machen. Und es sind sicherlich mehr als elf. Die aus meiner Sicht relevantesten Punkte sind jedoch Folgende:

  1. Schlechtere Akkulaufzeit: Bis zu Apples Apple-Silicon-Notebooks waren iPads die einzige Option für ein Gerät mit wirklich langer Akkulaufzeit bei Apple. Das ist jetzt nicht mehr so, Macbooks können nicht 10, sondern 18 theoretische Stunden – und das merkt man in der Praxis.
  2. Schlechterer Formfaktor: Zumindest für das dicke 12,9“-iPad Pro gilt: Es ist zwar handlicher als das Macbook Air, aber nur nackt wirklich leichter. Klemmt man ein Smart-Keyboard an, überschreitet man das Kilo, beim Magic Keyboard ist man gewichtsseitig auf Macbook-Pro-Niveau.
  3. Kaum Vorteile durch Touch-Bedienung: Das trifft nicht auf jeden zu, geht aber mir so: Was soll ich touchen, wenn ich ein hervorragendes Trackpad haben kann? Plus: Das Trackpad am teuren Magic-Keyboard ist deutlich kleiner. Dass Touch nicht immer optimal ist, zeigt zum Beispiel das WordPress-Backend: Ich schreibe den Beitrag gerade mit dem iPad Pro und HTML-Formatierungen sind, sagen wir… knifflig.
  4. Unflexible Hardware: Auch Macbooks sind nicht für ihre Erweiterbarkeit bekannt, doch das iPad mit einem USB-C/Thunderbolt-Port ist in dieser Hinsicht wohl kaum zu unterbieten.
  5. Apple-Plombe: Entscheidet Apple, dass die Hardware veraltet ist, gibt‘s keine Updates mehr. Das wäre OK, wenn man denn Linux oder ähnliches aufspielen könnte. Was beim Macbook geht, beim iPad aber nicht.
Tastatur und Maus hängen eigentlich am iMac. Unterwegs nutze ich Smart-Keyboard und eine Logitech Pebble. (Foto: Christian Rentrop)
Tastatur und Maus hängen eigentlich am iMac. Unterwegs nutze ich Smart-Keyboard und eine Logitech Pebble. (Foto: Christian Rentrop)
  1. Halbgare Maus- und Tastatur-Bedienung: Das iPad Pro ist ein Touch-First-Device, was OK ist. Allerdings ist sowohl die Maus-, als auch die Tastaturbedienung eher halbseidig umgesetzt. Viele vom Mac bekannte Shortcuts gehen nicht und auch die Maus kann man nicht optimal einstellen. Man merkt, dass Apple diese Funktionen nur zähneknirschend eingeführt hat.
  2. Fehlende Pro-Apps: Software wie Logic Pro oder Final Cut Pro sucht man vergebens, selbst Pixelmator gibt es nicht in der schönen Pro-Version, sondern nur in der alten Basis-Variante.
  3. Alles ist umständlich: Viele Sachen sind auf dem iPad immer noch furchtbar umständlich. Zwar ist inzwischen fast alles möglich – aber durch das App-System samt Sandbox eben oft mit mehreren Klicks durch mehrere Apps hindurch verknüpft.
  4. Keine Software ohne App-Store: Dieser Punkt nervt mich mit am meisten: Wenn Apple eine sinnvolle Notebook-Alternative bauen will, sollen sie endlich diesen leidigen AppStore-Zwang abschaffen. Apple ist der Gatekeeper, was auf dem iPad laufen darf und was nicht – und das bedeutet oft, dass Open-Source-Lösungen oder Software von Entwicklern, die keine 30% AppStore-Gebühr bezahlen wollen, fehlt. Zum Glück gibt es inzwischen (fummeliges) Sideloading.
  5. Viele Programme fehlen ganz: Man kann ohne Sideloading keine Emulatoren oder Virtualisierungslösungen ausführen. Auch viele Spiele sind nicht erhältlich. Nischen-Software ist oft nicht vorhanden, ebenso wie viele beliebte Mac-Tools.
  6. Medienbibliotheken sind verplombt: Mit dem iPad kann ich weder meine Musiksammlung pflegen und verwalten, noch seine eBooks. Ich bin also auf einen Mac oder PC angewiesen, wenn ich dort etwas exportieren oder im Fall der Musik-App sogar importieren will.
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Zusammengefasst: Das iPad (Pro) ist trotz der inzwischen sehr nützlichen Maus-Unterstützung – dank der ich gerade diesen Beitrag deutlich schneller am iPad produzieren kann – alles andere als ein vollwertiger Computer. Nach wie vor ist das Apple-Tablet trotz aller Mac-Mimikri immer noch grundsätzlich ein großes iPhone. Allerdings eines, auf dem sich entgegen meiner ursprünglichen Annahme inzwischen durchaus ernsthafte Arbeiten – wie dieser Blogbeitrag – verrichten lassen.

Warum ich mir trotzdem ein iPad Pro 12,9“ gekauft habe

Ich hatte ja jahrelang das iPad Pro 10,5“. Als Tablet ein wunderbares Gerät, doch sowohl die Smart-Keyboard-Tastatur, als auch der Bildschirm waren mir schlicht zu klein. Es fühlte sich einfach nicht wie ein ernsthaftes Arbeitsgerät an, eher wie ein Spielzeug. Übrigens ein Problem, dass ich seinerzeit auch mit den Netbooks hatte – und die hatten ein vollwertiges Windows.

Apple-Gerätepark reduzieren

Außerdem wollte ich meinen Gerätepark reduzieren: Wer wie ich unter dem Erste-Welt-Problem leidet, einen Desktop-Mac, ein Mac-Notebook, ein iPad und ein iPhone zu besitzen, hat einen enormen Pflegeaufwand – sei es bei Updates, sei es bei der Synchronisation und Verwaltung von Inhalten und Apps. Daher habe ich mich entschieden, Macbook Air und iPad Pro 10,5“ als mobile Unterstützung für den geliebten iMac zusammen zu führen. Und außer dem sauteuren iPad Pro 12,9“ blieb da eigentlich kaum Auswahl – so wenig, dass ich zwischenzeitlich sogar über ein Microsoft Surface nachdachte: Das Gerät setzt meiner Meinung nach genau um, was ich bräuchte und haben wollen würde, nur ist es eben ein Windows-Computer – und damit habe ich schon vor 20 Jahren abgeschlossen.

Warum das iPad Pro das perfekte Zweitgerät zu einem Desktop ist

Am Ende des Tages wurde es doch das iPad Pro 12,9“ M1 256GB samt Smart Keyboard Folio und Apple Pencil, nachdem ich die Kombo ja schon einmal wieder hatte zurückgehen lassen. Und was soll ich sagen? Ich bin zufrieden! Ich hatte Glück, dass alle drei Geräte beim großen Fluss deutlich reduziert erhältlich waren. Das Gesamtpaket kostet zwar deutlich mehr als ein Macbook Air und kann zunächst weniger – ist für meine Zwecke aber optimal, weil es eben als Zweitgerät ein kompaktes iPad UND ein Macbook ersetzt. Das spart hinten heraus zwar nur wenig Geld, aber viel Zeit. Und Zeit ist ja bekanntlich auch Geld. Obendrein ist es durch Maße und Gewicht sowie die iPad-Funktionen Pencil und Sidecar eine perfekte Ergänzung für meinen Mac.

Wenn ich ehrlich bin, könnte ich zwar 99 Prozent aller für mich relevanten Rechenaufgaben – ich male nicht, ich schreibe (noch?) nicht großartig mit dem Pencil – auch mit einem Macbook und einem iPhone erledigen. Das weiß auch Apple – und sorgt deshalb künstlich dafür, dass das iPad kein Notebookersatz ist und auch nie wird. Sprich: Wer alle Funktionen von Apple-Geräten nutzen will, muss tatsächlich alle drei Geräteklassen vorhalten.

Am Ende des Tages hat das iPad Pro aber auch einige erhebliche Vorteile: Man muss sich kaum um die Wartung kümmern, durch die AppStore-Bindung gibt es keine Probleme mit Schadsoftware und wenn man wie ich unterwegs auf komplexe Anwendungen verzichten kann und einen richtigen Rechner vorhält, erweitert es die Möglichkeiten, statt sie einzuschränken.

Ich bin ein iPad-Spezialfall

Natürlich bin ich ein Spezialfall: Ich muss aus beruflichen Gründen immer alle drei Geräteklassen von Apple zur Hand haben, ich kann den Kram steuerlich abschreiben und ich bin ein 90%-Desktop-Mensch, sprich: Ich arbeite am liebsten an meinem iMac Pro und kann hier alle „schweren“ Aufgaben erledigen. Als Standalone-Gerät taugt das iPad aus meiner Sicht nach wie vor nicht, dazu ist es zu eingeschränkt. Und wer bereits einen mobilen Mac besitzt, dürfte – wenn er denn überhaupt ein iPad braucht – auch mit den kleineren (und günstigeren) Bildschirm-Varianten zufrieden sein. Als Zweitrechner ist das iPad wie gesagt ideal.

Rechtfertigung für einen Lustkauf?

Aber genug der Rechtfertigungen, es geht nämlich um etwas anderes: Seit dem ersten iPad liebe ich diese Geräteklasse. Ich finde das Konzept und die Geräte extrem attraktiv, ja fast schon sexy. Was auch daran liegt, dass ich klassische Notebooks wie das Macbook nicht wirklich leiden kann: Sie sind hardwareseitig zu unflexibel, die Tastatur ist ständig im Weg und wenn man ernsthaft mit ihnen arbeitet, hängen sie meist an einem externen Monitor und diverser Peripherie.

Weshalb man sie auch oft nicht mitnimmt, wenn man stattdessen ein iPad nehmen kann. Für uns Blogger ist das iPad deshalb ein wenig wie die Smartphone-Kamera für Fotografen: Das beste Gerät ist dann eben doch das, das man gerade dabei und zur Hand hat. Und in der 12,9″-Variante sorgt die Full-size-Tastatur, egal ob gedockt oder auf dem Bildschirm, für echte Freude am produzieren – etwas, das mich bei den kleineren Modellen immer genervt und jetzt ein Ende hat.

Fazit: Der Zweitcomputer ist kein Computer

Das iPad kann alles sein, vom Surfbrett über die Schreibmaschine, den Zweitmonitor und handlichen Fernseher, eBook-Reader und Social-Media-Deck bis hin zur Spielekonsole.

Nur als Rechner, also als richtiger Computer, hat es seine Schwierigkeiten. Das ist auch der Grund, weshalb ich mich regelmäßig darüber ärgere, dass Apple nicht das volle Potential der Geräte „freischaltet“. Es fühlt sich manchmal ein bisschen so, als hätte man einen Porsche, der aber auf 80 km/h beschränkt ist. Wenn man aber versteht, dass das iPad eben kein Computer ist, sondern alles andere, kann man mit dem Gerät durchaus glücklich werden.

Ich bin daher jetzt auch endlich zufrieden mit meiner Entscheidung – und hoffe, dass das iPad Pro mit M1 mich ebenso lange begleitet wie sein längst nicht schlecht gewordener Vorgänger von 2017, über den sich meine Mutter jetzt freut.

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Christian Rentrop

Diplom-Journalist, Baujahr 1979. Erste Gehversuche 1986 am Schneider CPC. 1997 ging es online. Seither als Schreiberling in Totholzwäldern und auf digitalen Highways unterwegs. Öfter auch auf der Vespa oder mit dem Wohnwagen unterwegs. Seit 2020 Tochtervater, dementsprechend immer sehr froh über eine kleine Kaffeespende.

3 Kommentare

  1. Ich kann dem Artikel nur bedingt beipflichten….

    gäbe es immer noch ein 11″ MacBook mit „halbwegs“ aktueller Technik, ich hätte solch ein Gerät… stattdessen habe ich das Softwareseitige IPad nach nem Monat wieder weiter gegeben und ärgere mich gerade am Nürnberger Hauptbahnhof über die größe meines 13″ MacBook Air’s.

    Ich brauche ein Gerät!!! Nur eins! Daheim läuft der Linux Server der mir neben dem enormen Speicher von 33TB auch noch auf 6 Bildschirmen alle aktuellen Daten liefert…. der lief bis vor nem 3/4 Jahr übrigens unter Windows… das hat mich aber frustriert!

    Und Apple? Die bringen halt keine Geräteklasse die mir weiter hilft! Darum muss ich notgedrungen immer noch meine Speicherkarten mit meinem 2017er MacBook Air auslesen… und 4 Geräte, von denen ich dann auch noch 3 mit mir rumschleppen soll? Dann spar ich mir das IPad eben und muss das unnötig große MacBook mitschleppen!

    Ärgerlich! Sollte jemals ein Hersteller diese Lücke füllen und mir auch noch ein passendes Handy anbieten bin ich sofort von Apple weg…

    Aber das ist wohl ein Problem der Anwender und ich hab da zu spezielle Anforderungen. Grumel

    Wünsch euch ein angenehmes Wochenende!

  2. Hallo Christian,
    gerne habe ich Deine Anmerkungen gelesen und kann alle Deine Punkte mehr als unterschreiben, die Aufzählung könnte ich sogar noch um ein paar Punkte erweitern. (Alleine der Umgang mit Text, Copy and Past(e), Zustände wie in der PC-Steinzeit.) Gleichwohl sehe ich dies alles nicht als Kritik am iPad, nur eine fachliche Analyse, denn ich kann wohl zurecht sagen, das iPad (ich nutze nun schon viele Generationen) ist einer meiner liebsten Computer ever. Ich entwickle unter Linux, designe unter Windows (wg. Adobe), nutze privat gerne iOSen, habe in den letzten vierzig Jahren unzählige Plattformen und Betriebssysteme durch und am Ende liebe ich mein aktuelles iPad Pro am meisten (was die Rechner betrifft natürlich ;-) ). Es ist das erste Gerät, was ich morgens nutze (Zeitungen lesen) und abends das letzte (Kommunikation, Streaming). Oft bin ich froh, keine Maus mehr bedienen zu müssen und der Stift eröffnete wirklich neue Welten. Es ist natürlich ein Multimedia-Meister, der Formfaktor macht es zu einem perfekten Reisebegleiter und so vieles mehr. (Nein, ich bin nicht von der Apple Marketingabteilung!)
    Ich habe aufgehört, es in bisherige Kategorien einzuordnen, es ist eine eigene Klasse mit dem ich viele Aufgaben (privat und beruflich) perfekt durchführen kann. Anderes kann es schlecht oder nicht, das ist aber okay. Wie Du bereits sagtest, die intelligente Kombination macht es.
    Schöne Grüße,
    Micha

    1. Da hast Du völlig Recht. Aber für diese Erkenntnis habe ich jetzt 12 Jahre gebraucht ^^ – also so lange, wie Apple für eine native Wetter-App für’s iPad. Insofern hoffe ich mal, dass Stage-Manager und kommende Updates noch einiges mehr für die Usability tun.

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