Retro & Emulation

Die 5 schlechtesten Speichermedien aller Zeiten

Es gibt Speichermedien für die Ewigkeit. Es gibt Produkte, die heute niemand mehr irgendwo verwenden kann. Und es gibt Speichermedien, die so schlecht sind, dass sie einfach nicht sterben wollen.

Die gezielte Speicherung und Weitergabe von Informationen trennt den Homo Sapiens von seinen Vorfahren und allen anderen Tieren. Dementsprechend ist heute auch über Kulturen, die ihr Wissen früh in haltbarer Schriftform ablegten – etwa den Griechen und Römern – weit mehr bekannt, als über solche, die sich ausschließlich auf vergänglichen Medien oder ganz ohne Schrift austauschten. Eine Steintafel ist als Speichermedium für eine lange Zeit sicherlich eine der besten Optionen – allerdings hat sie gewisse logistische Nachteile. Deshalb setzt der moderne Mensch auf handlichere, digitale Speichermedien. Für die Ewigkeit sind die aber auch nicht.

5. Die Datasette

Wer den C64 nutzte, kennt vermutlich noch das Speichern auf Datasette (Bild: Andrzej Rembowski/Pixabay)
Wer den C64 nutzte, kennt vermutlich noch das Speichern auf Datasette (Bild: Andrzej Rembowski/Pixabay)

Kinder der 80er erinnern sich wahrscheinlich. Irgendein Freund hatte immer einen C64 oder einen Schneider CPC oder ein ähnliches Gerät zuhause stehen, mit denen man in die Wunder der Videospiel-Welt eintauchen konnte. Das Problem: Spiele wurden damals auf Datasette – im Prinzip eine Audio-Kassette mit Daten – gespeichert. Und das war aufgrund der Magnetspeicherung nicht nur anfällig, sondern es hat auch noch gefühlt 1000 Jahre gedauert, um ein Spiel zu laden. Aufwändigere Spiele wie Vermeer brauchten gut und gerne 30 Minuten, bis sie geladen waren – für hyperaktive 10-Jährige ein halbes Leben. Immerhin: Datasetten können, sofern sie nicht kaputt sind, tatsächlich noch auf moderne PCs übertragen werden. Per WAV-Datei. Kein Witz.

4. Die Imation SuperDisk

Die Superdisk war zur Floppy abwärtskompatibel. Geholfen hat's nicht (Bild: Miguel Durán/Wikimedia)
Die Superdisk war zur Floppy abwärtskompatibel. Geholfen hat’s nicht (Bild: Miguel Durán/Wikimedia)

Wenn man Mitte der 90er vor dem Problem stand, Daten sichern zu müssen, gab es nicht viel Auswahl: Externe Festplatten waren unfassbar teuer und unzuverlässig, CD-Brenner ebenfalls und normale Disketten schlicht und ergreifend zu klein. Zum Glück kamen findige Unternehmen auf die Idee, das Problem zu lösen, indem sie einfach die Idee der Diskette nahmen und mit mehr Speicher versahen. Damals kamen neben ZIP-Disks sogenannte SuperDisks auf, die rund 100 Megabyte speichern konnten und im Gegensatz zu ZIP auch normale Disketten lesen konnten. Das Problem dabei: Die SuperDisks waren teuer, die Laufwerke lahm und alles andere als robust. Ich habe mir damals so ein Teil für Teuergeld gekauft und mehrere herbe Datenverluste erlitten. Zum Glück kam dann irgendwann die beschreibbare CD.

3. Die beschreibbare CD oder DVD

In der Rückschau war das Brennen von CDs und DVDs nicht so optimal (Bild: Mahesh Patel/Pixabay)
In der Rückschau war das Brennen von CDs und DVDs nicht so optimal (Bild: Mahesh Patel/Pixabay)

Jaaaa, Ihr habt da sicher noch haufenweise von im Schrank, von diesen gebrannten CDs. In den 00er-Jahren führte eigentlich kein Weg am CD- oder später DVD-Brenner vorbei. Und wie das so ist bei neuen Technologien, gab es erst einmal haufenweise verschiedene Standards, später dann Geschwindigkeitszuwächse und am Ende die völlige Vernichtung durch praktischere Technik, in diesem Fall USB-Sticks und externe Festplatten. Schade ist das nicht, denn gut war das Medium nie wirklich: Man „verbrannte“ ständig CDs, oder musste neu brennen, weil man doch wieder was vergessen hatte. Und die alten Medien sind Sondermüll. Hinzu kommt: Obwohl die gebrannten CDs und DVDs oft jahrzehntelange Haltbarkeit versprachen, stehen sie inzwischen vor zwei Problemen: Erstens dürften die Laufwerke bald knapp werden. Und zweitens lösen sich die Teile wahrscheinlich bereits auf.

2. Jedes Sony-Speichermedium aller Zeiten

Die MiniDisc hatte erhebliches Potential – und Sony hat's verdödelt. (Bild: Frantisek Krejci/Pixabay)
Die MiniDisc hatte erhebliches Potential – und Sony hat’s verdödelt. (Bild: Frantisek Krejci/Pixabay)

Als Unterhaltungs-Elektronik-Konzern ist Sony zurecht beliebt und innovativ. Leider hatte das Unternehmen in der Vergangenheit die Angewohnheit, eigene proprietäre Speichermedien zu entwickeln, die inzwischen auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet sind. Das traurigste Beispiel ist meiner Meinung nach die MiniDisc, über die ich bis heute wütende Tiraden ablassen könnte. Die Kurzfassung: Anfang der 1990er wurde die MD als Kassetten-Nachfolger auf den Markt geworfen, und dafür war sie perfekt. Sony scheiterte – vermutlich aus Gier und Lizenzdoofheit – aber daran, das Medium auf breiter Front und durch Lizenzierung bei anderen Herstellern dauerhaft am Markt zu etablieren, kurzum: MiniDisc zum Standard zu machen! 2013 erhielt die MiniDisc, von iPod und Smartphone schwer verletzt ins Abseits getreten, von Sony endlich den Fangschuss. Das ist insofern tragisch, weil das robuste, relativ preiswerte Medium mit rund 140 MB Kapazität in den backup-problematischen 90ern als PC-Datenspeicher sicher Abnehmer gefunden hätte. Als man bei Sony Anfang der 2000er endlich auf diese Idee kam, waren CD-Brenner, MP3-Player und USB-Sticks mit größerer Kapazität am Markt – und die eigentlich schöne MiniDisc faktisch erledigt.

1. Papier in jeder Form

Papier ist geduldig? Naja... (Bild: Michal Jarmoluk/Pixabay)
Papier ist geduldig? Naja… (Bild: Michal Jarmoluk/Pixabay)

Ja, ich weiß: Kluge Menschen glauben, es gibt kein besseres Speichermedium als Bücher. Papier ist geduldig, Bücher sind ohne technische Hilfsmittel ewig nutzbar, blablabla. Daraus folgt exzessive Internet-Ausdruckerei. Dass das mit dem geduldigen Papier nicht stimmt, beweist der Fall der Bibliothek von Alexandria und wahrscheinlich jedes Feldzugs, jeder Naturkatastrophe und Sabotageakts aller Zeiten: Ein kleines Feuer hier, ein wenig Wasser dort oder schlicht hungrige Insekten können bei schlechter Lagerung das Wissen der halben Welt vernichten. Gut, heutzutage sind Bücher weiter verbreitet als seinerzeit. Aber die Bücherverbrennungen der Nazis oder die gutmeinende, aber artverwandte Bücherstürmerei der Wokeness-Bewegung zeigen, dass sich die Unart der Vernichtung von Wissen auf Papier bis heute erhalten hat. Obendrein ist Papier eben auch schwer zu kopieren und zu transportieren und erfordert erhebliche Lagerungskapazitäten. Kurzum: Das Internet auszudrucken, ist eine ziemlich dämliche Idee.

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Natürlich spiegelt diese Liste die persönliche Meinung des Autors wider. Was meint Ihr: Welches Speichermedium ist besonders schlecht? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.

Christian Rentrop

Diplom-Journalist, Baujahr 1979. Erste Gehversuche 1986 am Schneider CPC. 1997 ging es online. Seither als Schreiberling in Totholzwäldern und auf digitalen Highways unterwegs. Öfter auch auf der Vespa oder mit dem Wohnwagen unterwegs. Seit 2020 Tochtervater, dementsprechend immer sehr froh über eine kleine Kaffeespende.

6 Kommentare

  1. Ich erinnere mich, wie ich vor einem C64 und einem Kassettenrekorder saß und 10 Minuten lang nicht atmete.

    Und für die Sicherheit der Informationen der alten Ägypter fragen Sie))) Richtig, es wird Probleme beim Kopieren geben – der Informationsträger ist schwer zu finden

  2. Nun, auch ich möchte nochmal FÜR Papier stimmen: erstens: es ist – Naturkatastrophen und Vandalismus ausgeschlossen, denn die können auch Harddisks, Sticks und andere nicht vertragen – immer noch am langlebigsten, aufwärts kompatibel und es erfordert die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben, also einen gewissen Intellekt. Diese Eigenschaften werden bei digitalen Medien merklich vernachlässigt, siehe sozial-Netzwerk-Nachrichten.
    Und vonwegen Informationsmenge: reduziert man die Internet-Inhalte um die unnötigen Selfies, Selbstdarstellungs-Bildchen, Entenschnabel-Klicks vor antiken Brunnen, deren hunderttausende von Kopien, etc. bleibt eh nur noch ein verschwindender Bruchteil der Datenmenge übrig.
    Steigende Datenmenge zeugt nicht von steigender Qualität.

    1. Da hast Du natürlich in vielerlei Hinsicht recht. Trotzdem ist Papier meiner Ansicht nach kein gutes Medium, weil wie gesagt: Schlecht kopierbar, anfällig und platzfressend. Allein dieser interessante Artikel hier zeigt, um welche Masse an Informationen es sich beim „Weltwissen“ handelt: https://www.bookpedia.de/buecher/Wieviel_Information_gibt_es_in_der_Welt%3F

      Das ist schon in Festplatten-Form – unabhängig von der Schätzung des Autors – enorm viel Zeug. Ich schätze, auf Papier wäre es schlicht nicht zu bewerkstelligen.

      Auch, wenn man die Filme, Musik und Fotos abzieht, die keinen „Wert“ haben.

      Aber wer würde das beurteilen können? Ein Schnappschuss von Donald Trump als Baby war 1946 vermutlich nicht viel mehr wert als heutige Instagram-Bilder, genauso wie Jugendfotos von beliebigen anderen Personen der aktuellen oder künftigen Geschichte. Heute „Müll“, morgen wichtiges zeitgeschichtliches Dokument. Das trifft auch auf Sprachaufnahmen, Videos und ähnliches zu. Sicher: Das nutzlose Rauschen ist gewaltig, aber das spielt keine Rolle: Sollte eine bekannte Youtuberin morgen im Bundestag sitzen, bekommen Instagram-Hundeohren-Fotos von ihr plötzlich Relevanz…

      Aber ich bin vom Thema ab. Papier hat sicher für viele Zwecke der Wissensvermittlung seine Berechtigung, als Speichermedium taugt es jedoch nicht ;)

  3. Ohje, die gute alte Datasette, ich kann mich noch daran erinnern, wie wir damals vor dem C64 saßen und 15 – 30 Minuten ein Spiel eingespielt haben, dann den Vorgang wiederholt haben, weil irgendwas nicht geklappt hat.
    Disketten bei meinem Amiga 500 waren auch die Hölle, die Sachen luden zwar schneller, aber gingen ständig kaputt.
    Beim Papier ist es so eine Sache, vermutlich hält Papier am längsten durch, als alles andere digitale, was wir aktuell nutzen.

  4. Och, da gibt’s soooo viele …

    Memory Stick – wieder ein Kampf, den Sony verloren hat.
    Lochkarten – ein weeeenig beschränkt.
    Gehirn – unzuverlässig as fuck ;)

    Microfiches sind aber immer noch cool! Aber wenn es um Langlebigkeit geht, würde ich auf einen Klassiker setzen: Höhlenwände! Nicht grundlos haben Backup-Unternehmen schon immer gerne damit geworben, dass sie Daten in irgendwelchen Bergen bunkern.

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