Testlabor

Test: Grundig GBT Band – Bluetooth-Box mit Radio

Ab 50 Euro ist Grundigs Kombi-Lautsprecher zu haben - schwierige Sound-Bewertung inklusive

Das gute alte Radio hat noch nicht ausgedient, wirklich praktisch wird es aber vor allem in Form einer Bluetooth-Box. Riesig ist die Auswahl da jedoch nicht, zumindest in diesem Formfaktor gibt es vor allem das Grundig-Gerät GBT Band sowie das Feature-mäßig sehr ähnliche JBL-Modell Tuner. Was ist wichtig? Klang, Verbindung und natürlich die Bedienung: Der Radio-Aspekt dürfte schließich auch viele Nutzer ansprechen, die nicht ganz wie selbstverständlich mit 5 Smartphones und 20 BT-Geräten gleichzeitig hantieren …

Grundig GBT Band

Wichtig: Die GBT-Box gibt es als Band- und als Club-Version – letztere hat kein Radio. Was Features angeht ist die Sache ziemlich übersichtlich: Bluetooth 5.0, FM-Radio, DAB+-Radio, jeweils 30 Stationsspeicher, Teleskopantenne, AUX- und USB-Anschluss, 5 Watt Leistung, angegebene 8+ Stunden Akkulaufzeit und Passivmembrane für mehr Bass. Sowie eine angegebene BT-Reichweite von 30 Metern.

Zwei nicht ganz unwichtige Dinge, die nicht dabei sind: Stereo und aptX. Nur Mono-Sound und keinerlei aptX-Standard heißt theoretisch zwangsläufig: Beim Sound ist Luft nach oben. Inwiefern Stereo-Sound bei so kleinen Dimensionen relevant ist, ist eine andere Frage.

Die Verarbeitung ist hochwertig, eine gummierte Unterlage dämpft Vibrationen, das Display ist gut lesbar, die echten Knöpfe haben einen ordentlichen Druckpunkt und die Antenne ist ebenfalls stabil genug, eine Standardradioantenne eben. Die seitlichen freiliegenden Membrane sind zwar durch Käfige geschützt, Stöcke, Finger und dergleichen könnten aber schnell Schäden anrichten – sollten sich geneigte Käufer drüber im Klaren sein.

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Bedienung

Die Bedienung ist wirklich einwandfrei, weshalb es auch okay ist, dass sich das Handbuch auf ein paar Bildchen beschränkt. Man kann Knöpfe drücken oder lange drücken (3 Sekunden), entsprechend werden die Funktionen auf den Knöpfen ausgeführt oder eben Sender auf den Kurzwahltasten aufgerufen und gespeichert. Es gibt 30 Stationsspeicher, allerdings nur 4 Kurzwahltasten, die restlichen 26 Sender müssen über das Menü gewählt werden.

Das Menü ist simpel gehalten, hier kann man kaum was falsch machen, navigiert wird mit den Pfeiltasten und die Play/Pause-Taste bestätigt eine Auswahl – also wie schon seit Jahrzehnten. Praktisch: Beim Erststart wird direkt ein Sendersuchlauf durchgeführt, so muss man sich damit gar nicht erst beschäftigen – Plug&Play. Und die Bluetooth-Verbindung funktioniert ebenfalls wie immer, einfach auf dem Smartphone antappen …

gbt band bedienelemente.
Erfreulich einfach: Die Bedienung ist ziemlich intuitiv

Betrieb

Im FM-Radio-Testbetrieb hielt der Akku statt der angegebenen 8+ Stunden ein paar Minuten weniger als 8 Stunden, aber das liegt auf jeden Fall im grünen Bereich. Die Verbindugungsqualität war ebenfalls durchgehend gut, bei Bluetooth, FM und DAB+ gleichermaßen. Auch im unterirdischen Keller war der Radioempfang noch gut. Ebenso Bluetooth: Smartphone im Kühlschrank, zwei Wände dazwischen – Empfang einwandfrei.

gbt band anschlüsse.
Dank Line-in auch für Mucker brauchbar

Sound: Radio

Beim Sound wird es schwierig: Standardmäßig ist der Sound einfach nur dünn. Ja, die Bass-Membrane machen Ihren Job ganz gut, der Bass klingt gut und ist vernehmlich. Leider ist die Box aber viel zu hoch abgestimmt. Hat man das Teil direkt vor sich auf dem Tisch, geht es eigentlich, der Bass ist spürbar – und sichtbar, die Membrane werkeln deutlich. Aber schon einen Meter weit weg bleibt davon nichts übrig, der Sound wird dünner und dünner.

Nun kommt es auf das Szenario an: Als klassisches Küchen- oder Badezimmerradio für den Hintergrund und gemächliche Lautstärke ist diese Abstimmung durchaus in Ordnung – man könnte auch sagen, sie sei eher für Stimmen optimiert. Für den gesprochenen Part eines Radiosenders ist das wirklich angenehm! Und für Hintergrundmusik in kleineren Räumen genügt es allemal.

Wer nun aber unter „Radiohören“ versteht, den ganzen Tag von Radio BOB! mit Metall beschallt zu werden, wird mit dem Teil definitiv nicht glücklich. Auch als lautes Party-Boombox ist sie nicht zu empfehlen. Aber da käme vermutlich eh eher der Bluetooth-Modus zum Einsatz.

gbt band display.
Das Display ist klein, aber gut les- und vor allem steuerbar

Sound: Bluetooth

Hier sieht die Sache schon anders aus – auf den zweiten Blick. Auf den ersten Blick: Dünner Sound, qualitativ hochwertige Musik klingt nicht wirklich toll, vor allem fehlt Bass. Auf den zweiten Blick: Smartphones können natürlich Equalizer einsetzen! Wie sieht es dann aus?

Mal ein direkter Vergleich mit der BT-Box Songlow YD02 mit 30 statt 5 Watt, IPX7-Wasser-/Staubschutz und ebenfalls Bluetooth 5.0 ohen aptX für knapp unter 50 Euro: Dieses Teil ist wie heutzutage üblich abgestimmt: BASS BASS BASS und dann lange nichts. Der Bass ist wesentlich dominanter in der Abstimmung, kräftiger und tiefer (und das ohne freiliegende Membrane). Er füllt fix den ganzen Raum. Auch der Klang ist weit entfernt von gut – dürfte aber normalen Konsumenten besser gefallen. Wer auch nur ein wenig eher in Richtung HiFi strebt, dürfte etwas wesentlich Ausgewogeneres suchen.

gbt band  unter songlow.
Die Songlow bietet mehr Bass, gut eingestellt klingt die Grundig aber besser

Nun aber mal mit Equalizer! Und siehe da, dem Grundig GBT Band lässt sich plötzlich doch kräftiger Bass entlocken! Und vor allem lässt sich mit einiger Equalizer-Schrauberei ein besseres Ergebnis produzieren als bei der Songlow-Box. So gut wie möglich abgemischt klingt die GBT durchaus ausgewogen und kräftig. Die Bässe werden zwar nicht so kräftig wie bei der Konkurrenz, aber besser. Zumal die Songlow bei hochgedrehten niedrigen Frequenzen ab einem gewissen Wert scheinbar nicht nur Bässe hoch, sondern auch Mitten und Höhen runterdreht – was zu völligem Sound-Matsch führt.

Kurz gesagt: Mit der richtigen Equalizer-Einstellung produziert die Grundig GBT Band einen ziemlich guten Sound für eine BT-Box ohne aptX-Codes. Empfehlenswert!

Nun der Haken: Sooo viele Musikapps haben aber gar keinen Equalizer. Man müsste also schon eine separate App bemühen. Und manchmal hängen vielleicht Geräte ohne Equalizer an der Box … Kurzum: Als Bluetooth-Box für Musik ist sie eigentlich nicht zu empfehlen, das können andere Besser. Die YD02 hat zum Beispiel drei interne Equalizer-Einstellungen, alle nicht super, aber immerhin. Hinzu kommen noch weitere Features wie Kopplung mit einem zweiten YD02 oder der Speicherkartenslot.

Wenn Ihr eine Bluetooth-Box sucht, die ausgewogen klingt und auch 80-Quadratmeter-Räume noch füllen kann, kann ich die Anker Soundcore Motion+ empfehlen – kostet aber auch das Doppelte!

gbt und soundcore motion.
Größer, schwerer, doppelt so teuer, aber auch viel viel besser!

Fazit

Als Küchen- und Hintergrundradio, das bei Bedarf auch mal Bluetooth-Box sein, soll kann man die Grundig GBT Band auf jeden Fall empfehlen. Wenn Ihr umgekehrt eine Bluetooth-Box haben wollt, die auch mal Radio sein soll, ist sie nur dann zu empfehlen, wenn Ihr mit dem fast schon Zwangs-Equalizer klar kommt! In beiden Fällen: Tolles Produkt, das Spaß macht.

Und nebenbei: Das Teil ist durchaus – nicht despektierlich gemeint – „Ur-Großeltern-tauglich“, oder für Menschen, die alles nach Bandmaschinen für Teufelei halten.

Wer vor allem Radio-Musik wirklich genießen, in Bass-Wellen ersaufen oder ohne Equalizer leben will: Finger weg.

Mit einer Alternativ-Empfehlung wird es leider schwer: Das JBL-Radio ist zwar robuster und sogar wasserdicht, soll aber unter Bass-Mangel leiden … – nur in der Hand hatte ich es bislang nicht :( Das Grundig-Radio wird hier kleine Räume mit Deutschlandfunk versorgen – da wird erfreulicher Weise eh fast nur geredet.

Die wunderbare Soundcore Motion+ wäre eigentlich mein Tipp: Equalizer-Einstellungen lassen sich auf dem Gerät selbst speichern und damit klingt das Teil wirklich überzeugend – nicht zuletzt durch aptX! Und für den Radioempfang könnte vielleicht auch das Smartphone sorgen, ist doch eh meist im Raum. Und zur Not, könnte das Ding auch mal ein paar Tage die Stereoanlage ersetzen oder einen Partyraum versorgen.

Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

2 Kommentare

  1. Hast du den Empfang mit DAB+ getestet? Wieviele Sender in welcher Qualität?
    Ich schrecke ja vor ehemals deutschen Qualitäts-Marken wie Grundig, Saba, Dual etc. zurück, die jetzt auf China-Ware (Grundig: türkisch) geklebt werden…

    1. Durchgezählt habe ich die Sender nicht, aber es sind „viele“ … DAB ist ja digital, von daher gibt es zur (Empfangs-)Qualität wenig zu sagen, entweder der Empfang ist da oder nicht – aber wenn Empfang da ist, gibt es keinerlei Abbrüche, Gestotter oder irgendwelche Artefakte. Die Klangqualität hängt hier nur von der Box selbst ab.

      Mit den alten Made-in-Germany-Marken hat das natürlich alles nichts mehr zu tun, ich war da auch sehr skeptisch. Aber das GBT Band ist schon recht gut für den oben erwähnten Einsatzzweck – hier werkelt es eigentlich nur als DLF-Abspieler im Badezimmer.

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