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iPad Pro vs. Macbook Air: Es gibt eigentlich nur eine Antwort

Macbook Air und iPad Pro sind technisch und preislich so eng beieinander, dass die Kaufentscheidung schwierig ist. Dabei gibt es nur eine richtige Antwort.

Ich habe mir ein iPad Pro 12,9″ gekauft. Wenn es um die Kaufentscheidung zwischen Macbook Air und iPad Pro geht, rauchen ja üblicherweise die Köpfe: Das iPad ist technisch weitestgehend mit dem Macbook identisch, hat die gleiche M1-Hardware an Bord. Und nicht nur das: Auch preislich spielen Macbook Air und iPad Pro in einer ähnlichen Liga, auch wenn das iPad tendenziell teurer ist. Dafür hat es einen Touchscreen und Apple-Pencil-Support. Aber sind wir ehrlich: Als Notebook-Ersatz hat das iPad Pro nur bedingt eine Chance – deshalb habe ich es auch zugunsten des Macbook Air schnell wieder zurück gegeben.

iPad Pro vs. Macbook Air: Was für und gegen das iPad spricht

Für ein iPad Pro spricht natürlich die Tragbarkeit: Selbst mit Smart-Keyboard-Folio ist vor allem das 11-Zoll-Modell deutlich leichter und kompakter als ein Macbook Air. Gerade beim 12,9″-Modell löst sich dieser Vorteil aber auf, wenn das dicke Magic Keyboard mit Trackpad verwendet wird: Dann ist das iPad Pro nicht nur dicker, sondern auch schwerer als das Macbook Air! In beiden Fällen wirkt das iPad deutlich weniger elegant als das Macbook. Die Folio-Tastatur ist zwar sehr praktisch und in der Bedienung gut, aber nicht mit dem Magic Keyboard zu vergleichen, das eine Tastatur auf Macbook-Niveau bereitstellt.

Ein weiterer Pluspunkt für das iPad ist natürlich der bessere Bildschirm: 600 statt 400 Nits Helligkeit im Alltagsbetrieb, 120 Hertz Pro Motion statt 60 Hertz am Macbook, Mini-LED statt LED mit satteren Schwarzwerten sorgt für Genuss bei Filmen und Bildbearbeitung. Hinzu kommt die Größe: Trotz der kleineren 12,9″-Diagonale bietet das iPad Pro durch das nahezu 4:3-Seitenverhältnis mehr Platz als das Macbook Air – bei besserer Ausstattung. Allerdings merkt man von diesen Vorteilen im Alltag kaum etwas, denn auch das Display des Macbook Air ist in den meisten Situationen ausreichend hell und farbecht.

Pro fürs Pro: Stift, Touch, FaceID

Was bleibt, sind der Stift, die Touch-Funktion und FaceID: Der Apple Pencil ist natürlich ein absolutes Pro-Argument für das iPad, denn am Mac kann er nicht verwendet werden. Wer ihn braucht, kommt kaum um den Kauf eines iPads herum – ob es das Pro sein muss, sei einmal dahingestellt, dazu später. Die Bedienung des iPad Pro ist durch iPadOS und Touch-Bildschirm am iPad Pro natürlich deutlich intuitiver, als es am Macbook der Fall ist. Allerdings ist, allem Apple-Marketing zum Trotz, das iPad Pro nach wie vor ein iPad – und funktional damit kaum mehr als ein riesiges iPhone.

Der Stift reisst es natürlich heraus, aber dessen Nutzung ist stark abhängig vom Einsatz des Tablets: Wer viel konsumiert, zeichnet und handschriftliche Notizen erstellen will, kommt ums iPad kaum herum, wer hingegen schreibt, verwaltet und spielt, ist wahrscheinlich mit dem Macbook besser beraten. Richtig schön ist allerdings die FaceID-Funktion des iPad Pro: Das iPad ist sofort – und ich meine wirklich SOFORT! – einsatzbereit, während man beim Macbook und einfacheren iPad-Modellen erst einmal auf die träge Touch-ID drücken muss.

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iPad Pro: Warum kein Computer eben kein Computer ist

Apples Credo, dass „Dein nächster Computer kein Computer“ sei, ist Quatsch. Trotz aller Fortschritte gibt es bei iPadOS nach wie vor sehr viele Dinge, die einfach nerven – und die den Einsatz des iPads als Notebook-Ersatz effektiv verhindern. Extrem störend ist das Fenster-Management von iPadOS: Das ist über die Jahre zwar besser geworden, trotzdem nervt es, dass sich Fenster nicht wie bei MacOS frei platzieren lassen und beim Split-View-Betrieb auch noch in eine kleinere Smartphone-Ansicht zurückfallen.

Ebenfalls nervig: Die AppStore-Bindung. Auf Geräten wie dem kleinen iPad oder einem iPhone mag das noch OK sein, weil man damit ja nicht all zu viel macht. Doch auf dem iPad Pro – das schon von Namen her einen Pro-Anspruch hat! – ist die fehlende Möglichkeit, Drittanbieter-Apps, die es nicht im AppStore gibt, zu installieren, ausgesprochen lästig. Simple Dinge wie ein Terminal und ein Text-Editor? Nun, es gibt Apps im AppStore – aber eben nicht viele brauchbare. Außerdem fehlen viele Pro-Apps. Und auch die Apple-Standard-Apps wie Pages sind unter iOS nicht wirklich attraktiv.

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Dateiverwaltung aus der Hölle

Und dann ist da noch die Dateiverwaltung: Auch die ist über die Jahre besser geworden, aber immer noch absoluter Unfug: Ein Finder fehlt, das die Files-App ist ein Witz und nicht für die Verwaltung größerer Dateibestände geeignet. FTP und Vorschau von Dateien geht nur mit Extra-App und die, die es gibt, taugen nichts. Auch können zum Beispiel keine MP3s in die Musik-App im- und eBooks aus der iBooks-App exportiert werden. Nichts, was grundsätzlich gegen das iPad spricht – aber nur einige von vielen Beschränkungen, die iPadOS nach wie vor davon abhalten, ein richtiges Betriebssystem zu sein. Immerhin gibt es inzwischen eine Maus- und Trackpadunterstützung.

iPadOS muss weg!

Zuguterletzt stellt sich die Frage, warum Apple ein Gerät anbietet, dass die Hardware eines Computers besitzt, die Leistung eines Computers bietet, einen besseren Bildschirm als viele Computer hat und im Grunde ein perfektes Tablet-Convertible abgäbe, wenn dieses dumme iPadOS-System nicht wäre. Auch wenn Apple seit Jahren am iPad-System herumbastelt, um etwas zu schaffen, das wie MacOS aussieht: Man merkt an jeder Ecke das iOS-Erbe, und das nervt, optisch, haptisch und funktional.

Um es klar zu sagen: Apples iPadOS ist auf dem iPad Pro der absolute Showstopper! Und solange sich das nicht ändert, bleibt das iPad ein Spielzeug und nichts mit Pro-Anspruch. Fun Fact: Ich konnte mit dem dicken 12,9″-Pro exakt nichts machen, das nicht auch mit meinem iPad Pro 10,5″ mit A10x-Prozessor möglich wäre. Die M1-Leistung bietet also, bis auf eine gewisse „Snappiness“ keinen Vorteil am iPad. Das hatte ich erst im Dezember mit neuem Akku versorgen wollen – und von Apple direkt ein Austauschgerät erhalten.

Die Vorteile des Macbook Air

Aber genug geschimpft. Das Problem bei der Wahl zwischen Macbook Air und iPad Pro hängt vor allem damit zusammen, was das iPad Pro nicht kann. Hardwareseitig dem Macbook ebenbürtig oder sogar überlegen, steht es funktional im Schatten seiner Macbook-Geschwister. Das Macbook Air schimpft sich nicht „Pro“, bietet aber deutlich mehr professionellen Anspruch, als es das iPad mit iPadOS derzeit könnte. Es ist ein Laptop, also kein Tablet oder Convertible – und das hat gewisse Nachteile bei der Bedienung. Es ist für reines Surfen und lesen einfach nicht so angenehm, das Macbook zu benutzen, wie es beim iPad Pro der Fall ist. Der Bildschirm könnte noch eine Spur besser sein. Und FaceID wäre klasse.

Das war es aber auch schon an Nachteilen: Das Macbook Air schlägt das iPad ansonsten in jeder Hinsicht. Es ist flott, es ist ebenfalls schnell einsatzbereit, es hat MacOS – und genau das ist der große Vorteil für den sinnvollen Einsatz. Auch unter MacOS gibt es einen AppStore, aber eben keinen AppStore-Zwang, wodurch sich Apps von überall installieren lassen – ohne dass Apple da mitzureden hätte. Tolle Programme wie Cyberduck, SubEthaEdit, Publii oder die Möglichkeit, virtuelle Maschinen oder gar Emulatoren auszuführen, gibt es unter iPadOS schlicht nicht, unter MacOS sind sie hingegen kein Problem. Und auch der Import- und Export von Fotos, eBooks oder Musik ist auf dem Macbook möglich, was beim iPad nicht der Fall ist. Kurzum: Bei ähnlicher Hardware gewinnt das Macbook haushoch – weil es ein ordentliches Betriebssystem bietet.

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Fazit: Das Anwendungs-Szenario entscheidet

Am Ende des Tages entscheidet natürlich das Anwendungsszenario: Als Hauptrechner ist ein iPad meiner Ansicht nach absolut ungeeignet. Zu eingeschränkt, zu unpraktisch. Wenn das Gerät als Zweitrechner eingesetzt werden soll, ist es im Grunde egal, ob Ihr Euch ein iPad Pro oder ein Macbook anschaffen wollt, hier entscheidet der persönliche Geschmack – und das iPad Pro kann als Tablet natürlich eine sinnvolle Ergänzung sein.

Dank iCloud synchronisieren alle Apps und Geräte sich brav über das Internet. Einen echten Mehrwert gegenüber einem Macbook hat das iPad Pro aber nur, wenn man die Stift-Funktion benötigt: Wer viel mit Grafik arbeitet, wird das Tablet sicher einem Laptop vorziehen. In allen anderen Kategorien schlägt das Macbook Air das iPad Pro um Längen. Hinzu kommt, dass das iPad Pro, bis auf ein wenig bessere Technik, bedienerisch und funktional keine Vorteile gegenüber dem Einsteiger-iPad bietet: Alles, was auf dem iPad Pro möglich ist, geht auch auf dem 10,2″-iPad für 379 Euro – und das kann man, wenn man kühl rechnet, gleich noch samt Apple Pencil 1 zusätzlich zum Macbook anschaffen. Das ist, zumindest gegenüber dem iPad Pro mit Magic Keyboard, immer noch günstiger!

Insofern ist die Antwort klar: Wer nicht professionell zeichnet, wird sich oft über das iPad Pro ärgern – und sollte zum Macbook greifen.

Christian Rentrop

Diplom-Journalist, Baujahr 1979. Erste Gehversuche 1986 am Schneider CPC. 1997 ging es online. Seither als Schreiberling in Totholzwäldern und auf digitalen Highways unterwegs. Öfter auch auf der Vespa oder mit dem Wohnwagen unterwegs. Seit 2020 Tochtervater, dementsprechend immer sehr froh über eine kleine Kaffeespende.

Ein Kommentar

  1. iPadOS merkt man eine Ähnlichekeit mit macOS an? Ich finde, dass man Big Sur und Monterey (leider!) eine Ähnlichkeit mit Apples mobilen Betriebssystemen anmerkt.

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