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Test: Klarstein DryFy Pro – Luftentfeuchter/-reiniger

Der DryFy Pro ist Entfeuchter, aka Bautrockner, und Luftreiniger in einem. Das Gerät soll Räume bis auf 35 Prozent Luftfeuchtigkeit herunter trocknen und Dreck und unangenehme Gerüche mittels UV-Licht, Aktivkohlefilter und Ionisierung aus der Luft filtern. Gut aussehen tut es für die Produktklasse eindeutig – aber für 220 Euro darf man schon etwas mehr erwarten.

Spezifikationen

Beginnen wir mal mit den Daten und Versprechungen: Bei Amazon kostet der DryFy Pro derzeit 239,99 Euro, bei Klarstein selbst 217,99 Euro, wiegt 15,4 Kilogramm, misst 38×58,5×20,5 Zentimeter (BxHxT), leistet bis zu 370 Watt, ist 42 Dezibel laut und hat ein 1,7 Meter langes Netzkabel. Interessanter sind aber die Leistungen: Die Entfeuchtung ist in 5-Prozent-Schritten von 35 bis 80 Prozent einstellbar und in 24 Stunden können bei einer Temperatur von 30 Grad und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit bis zu 20 Liter aus der Luft gezogen werden, wahlweise über einen externen Schlauch oder in den integrierten 4-Liter-Tank.

klarstein dryfy pro luftentfeuchter
Luftentfeuchter und -reiniger in einem – und durchaus nett anzusehen.

Der DryFy Pro hat einen Timer, einen Smart-Modus, der die typische „Wohlfühlfeuchtigkeit“ anvisiert sowie manuell einstellbare Modi für hohe oder niedrige Leistung und letzlich den Ventilator-Modus, der nur einfach nur, nun, ventiliert … Ionisierung und UV-Reinigung lassen sich separat hinzuschalten. Die Lüftungsklappe kann 45 und 90 Grad nach oben oder auf oszillierend gesetzt werden. Und Letztlich kann noch der leuchtende Ring ein- oder ausgeschaltet werden, der in Ampelmanier anzeigt, ob die Luftfeuchtigkeit im grünen Bereich ist. Das Gerät verfügt über Rollen und einen Tragegriff. Klarstein empfiehlt das Gerät mit einer Luftumwälzung von 170 Kubikmeter pro Stunde für Räume mit 18 bis 20 Quadratmeter.

klarstein dryfy pro luftentfeuchter
Das Bedienfeld, der Griff und die Lüfterklappe im 35-Grad-Winkel.

Entfeuchtung

Schaut man sich die negativen Rezensionen auf Amazon an, muss man eines vorweg schicken: Die 20 Liter pro 24 Stunden gelten nur bei 30 Grad und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit – für diesen Bereich geben auch andere Hersteller die Leistung an. Die Maximalleistung haben wir nicht getestet, da das ein eher theoretisches Szenario ist, bei dem DryFy Pro und ein Luftbefeuchter parallel laufen müssten, um die 80 Prozent Luftfeuchtigkeit zu gewährleisten.

klarstein dryfy pro luftentfeuchter
Der Wassertank.

Im Test stand das Teil in einem Gewächshaus – quasi mit natürlichen Luftbefeuchern, so genannten Pflanzen. Bei einer Temparatur von rund 26 Grad und einer (schwankenden) Luftfeuchtigkeit von ungefähr 65 bis 70 Prozent musste der DryFy dennoch ordentlich ackern. Die versprochenen 35 Prozent ließen sich durchaus erreichen. Im Dauertest sollten es 45 Prozent sein und das klappte tadellos. Da aus dem grob 10 Quadratmeter großen Raum täglich rund 5 Liter Wasser gezogen wurden, musste der Tank ständig geleert werden – und wenn er voll ist, steigt der DryFy natürlich aus und die Luftfeuchtigkeit rapide an. Im Dauerbetrieb sollte man hinten einen Schlauch anstöpseln.

klarstein dryfy pro luftentfeuchter
Der Innenraum ohne Tank; oben links ist der Anschluss für einen Ablaufschlauch.

Das ist übrigens gut gelöst: Man bricht hinten eine kleine Klappe raus und führt den Schlauch einfach über den Auslauf. Ansonsten muss nichts umgebaut werden. Auch der Wassertank ist sehr gut verbaut. Man kann ihn hinten aus einer Klappe ziehen und über einen simplen Gummistopfen entleeren.

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Durchführung für einen optionalen Ablaufschlauch.

Ein zweiter Test: Im Schlafzimmer aufgestellt, während der letzten Hitzeperiode auf immerhin 26 Grad aufgeheizt, sorgte der DryFy Pro tagsüber für absolut trockene Decken und Kopfkissen – und so schnell trocknet ein verschwitztes Daunenkopfkissen nicht.

Luftreinigung

Bei der Reinigung kommen drei Techniken zum Tragen: Aktivkohlefilter, Ionisation und UV-Licht. Der Aktivkohlefilter ist lediglich eine dünne Matte, die rückseitig in den herausziehbaren Filterhalter eingesetzt wird – was erfreulich einfach geht. Das UV-Licht ist wartungsfrei und nur erkennbar, wenn man direkt in die Lüftung schaut. Die Ionisation läuft, laut Schalter, über Plasma. Alle drei Techniken sind etabliert. Aktivkohlefilter finden sich zum Beispiel als Einsätze in Pfeiffen und in der Lebensmittelindustrie wird gerne mit UV-Licht und auch ionisierter Luft gearbeitet.

klarstein dryfy pro luftentfeuchter
Filterhalter samt Aktivkohlefilter.

Welche Technik welchen konkreten Nutzen beim konkreten Beispiel DryFy Pro hat – keine Ahnung. Allgemein: Der Aktivkohlefilter ist von der Funktion her wohl klar. UV-Licht wird zur Sterilisation der Luft genutzt. Ionisation soll für größere, dann zu Boden fallende Verunreinigungscluster sorgen. (Bei einigen Ionisatoren entsteht Ozon, das ebenfalls gegen Gerüche arbeitet, gesundheitlich aber bedenklich ist. Beim DryFy sollte kein Ozon entstehen.)

Wie auch immer, insgesamt funktioniert die Reinigung in der Praxis ebenso tadellos wie die Entfeuchtung. Im Gewächshaus ist das nicht so toll, weil es ja gut riecht ;) Aber auch der Raum mit benutzten Sportklamotten roch nach kurzer Zeit komplett neutral.

klarstein dryfy pro luftentfeuchter
Der Filter lässt sich leicht mit dem Finger reinigen.

Allgemeiner Betrieb

Der DryFy sieht gut genug aus, um im Wohnzimmer zu stehen, reinigt und entfeuchtet zuverlässig die Raumluft, lässt sich sehr gut bedienen, ist aber auch nicht perfekt. Das gilt zum Beispiel für die Geräuschentwicklung: Im Niedrig-Modus gibt der Lüfter ein gleichmäßiges Summen von sich, das Unempfindliche sogar im Schlafzimmer ertragen werden. Im Hoch-Modus hingegen surrt es schon ganz ordentlich. Wird entfeuchtet, neigt der Kompressor zu einem sehr tieffrequenten, langsamen Wummern, das zumindest auf harten Böden ein wenig zu viel des Guten ist. Im Wohnzimmer ist es weitgehend problemlos. Das eigentlich Schlimme: Die Entfeuchtung schaltet sich automatisch aus, sobald der Zielwert erreicht ist und setzt erst wieder ein, wenn der Wert wieder 5 Prozent darüber liegt. Bei 35 Prozent Zielwert wird abgeschaltet wenn der Tank voll ist. Aber der Ventilator läuft immer! Gerade im Schlafzimmer ist das schon nervig.

Schade ist auch, dass es wenig Infos gibt. Wie genau die Ionisierung funktioniert, schreibt Klarstein etwa nicht. Auch nicht, dass die Zielfeuchtigkeit für die Modi Hoch und Niedrig separat eingestellt wird – funktionell gut, aber nicht selbsverständlich. Aber nur Kleinkram.

klarstein dryfy pro luftentfeuchter
Wassertank im Gehäuse.

Fazit

Bei einem Preis von 220 bis 250 Euro sind die Erwartungen einigermaßen hoch. Ein direkter Vergleich ist jedoch gar nicht so einfach, da es nicht allzu viele Kombigeräte zum Entfeuchten und Reinigen in ein und derselben Größenordnung gibt. Leistungsmäßig hat der DryFy Pro in 6 Testwochen völlig überzeugt, die Luftfeuchtigkeit blieb konstant, Gerüche wurden entfernt. Im Schlafzimmer ist es, trotzt Klarsteins Versprechen „flüsterleise“ zu sein, nicht Jedermanns Sache, zumal eben der Lüfter immer läuft. Andererseits: Für Tinnitus-Geschädigte ist es genau die richtige Dosis Rauschen – kein Witz!

Der Test im Gewächshaus spricht dafür, dass der DryFy Pro auch als kleiner Bautrockner gut funktionieren dürfte – nicht wenn der ganze Keller unter Wasser steht, aber nach einer Raumsanierung oder bei normalen Wasserschäden wird sich so Schlimmeres verhindern lassen.

klarstein dryfy pro luftentfeuchter
Im Gegensatz zum üblichen Bautrockner aus dem Baumarkt ein echter Hingucker … Aber als Deko geht’s dann doch nicht durch.

Eine ganz andere Frage ist natürlich, wie so ein Gerät den Dauerbetrieb über ein paar Monate übersteht, was wir hier (noch) nicht beantworten können. Aber zumindest macht die Verarbeitung einen weitgehend guten Eindruck, auch wenn die Plastikklappen etwas lütt sind.

Insgesamt ist der Klarstein DryFy Pro durchaus zu empfehlen – aber achtet auf den Preis: Auf Amazon verkauft Klarstein selbst, und zwar für heute 239,99 Euro. Auf Klarstein.de liegt der Preis bei 217,99 Euro, ebenfalls ohne Lieferkosten. Und für das hiesige Gerät waren im April noch 199,99 Euro fällig!

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Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

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