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Anleitung: Terminal als schlanken Mailclient einsetzen

Fette Mail Clients wie Thunderbird oder gar Outlook haben zweifelsohne ihre Berechtigung, aber auf schlanken Rechnern wie dem Raspberry Pi oder alten Netbooks fressen sie nur ungehemmt Ressourcen. Es geht aber auch passend schlank und schön übersichtlich auf der Kommandozeile – mit Mutt.

UPDATE 18.04.2019: Wordpress hatte den Code versaut – jetzt passt es wieder!

Mutt macht’s: Terminal als Mailclient

Mutt ist ein übersichtlicher und einfacher Mail Client, der wunderbar einfach mit beliebig vielen Accounts betrieben werden kann und in vielen Linuxen vorinstalliert ist. Für unser Beispiel nutzen wir „normale“ Accounts, wie sie von Google, AOL oder Euren eigenen Webspace-Anbietern kommen. Das Gute: Die Darstellung ist sehr übersichtlich, per Pfeiltasten und Leertaste lässt sich bequem navigieren und der Ressourcenverbrauch ist minimal. Zudem bietet Mutt massig optionale Funktionen, die allesamt über Tastenkürzel erreicht werden können. Auch der Versand direkt vom Terminal, ohne Mutt-„Fenster“, ist möglich – quasi die Textversion von 1-Klick-Mail basteln wir ganz am Ende mit einer Zeile. Das nicht ganz so Gute: Ihr müsst ein paar Konfigurationsdateien anpassen – was aber auch nicht viel länger dauert als bei Thunderbird. Die Anleitung ist unter Debian Wheezy entstanden, sollte aber überall funktionieren, da auschließlich Mutt betroffen ist.

1. Dateien anlegen

Standardmäßig ließt Mutt die Konfiguraiton aus der Datei .muttrc im Nutzerverzeichnis – wird nur ein Account genutzt, genügt diese Datei. Wir wollen aber mehrere Accounts nutzen. In diesem Fall stehen in der .muttrc lediglich die Verweise auf die einzelnen Konfigurationsdateien sowie allgmeine Einstellungen. Benötigt werden also für das Beispiel drei Dateien – für unser Beispiel liegen alle im Nutzerverzeichnis:

.muttrc
.mutt_konto1
.mutt_konto2

2. .muttrc konfigurieren

Zunächst müssen Mutt die Accounts mitgeteilt werden:

macro index.pager <f2> '<sync -mailbox><enter -command>source ~/.mutt_konto1</enter><enter><change -folder>!<enter>'
macro index.pager <f3> '<sync -mailbox><enter -command>source ~/.mutt_konto2</enter><enter><change -folder>!<enter>'

In Mutt könnt Ihr später mit F2 und F3 zwischen den Konten wechseln, der Standard wird festgelegt mit:

source ~/.mutt_konto2

Optional dürft Ihr hier Shortcuts festlegen, etwa

bind index G imap-fetch-mail
bind index A next-unread-mailbox

um mit Shift+A die nächste Mailbox mit neuen Nachrichten zu öffnen beziehungsweise mit Shift+G die Mailbox abzufragen.

Und da Wordpress regelmäßig Code versaut, hier das Ganze nochmal im Bild:

muttrc
So sieht der Code der .muttrc aus, wenn sich das elende Wordpress nicht einmischt.

3. Accounts einrichten

Hier also zunächst eine sicher funktionierende, kommentierte Beispielkonfiguration in der Datei .mutt_konto1 – leider nur als Bild, weil sich Wordpress weigert, den Code korrekt auszugeben, Ihr könnt es aber hier die Beispiel-Config herunterladen:

mutt
Beispiel-Config für eine .mutt_konto2

Die IMAP- und SMTP-Zeilen müsst Ihr entsprechend Eurer Anbieterdaten ändern – ob Web.de, Google oder eigener Dienst spielt keine große Rolle, aber mal heißt es imap.meine-domain, mal mail.meine-domain oder der Port ist ein anderer, aber funktionieren sollte es mit allen Anabietern. Die Sicherheitsoptionen zu SSL und TLS solltet und müsst Ihr teils auch setzen. Die weniger wichtigen Optionen steuern hier vor allem den Abruf – auf der Mutt-Homepage findet Ihr alle Optionen.

4. Mutt nutzen

Sind beide Dateien angelegt, startet Mutt einfach per mutt-Eingabe. Beim ersten Start fragt Mutt gegebenenfalls, ob der Server/das Zertifikat in Ordnung ist und zeigt anschließend den Posteingang des festgelegten Standard-Accounts. Navigiert in der Liste mit Pfeil-Rauf/-Runter, ruft einzelne Mail per Enter auf und blättert mit Space – die wichtigsten Kommandos sind aber auch direkt eingeblendet.
Beim Antworten drückt Ihr zum Beispiel erst r, besätigt dann den Empfänger und den Betreff und anschließend öffnet sich der Texteditor nano für die eigenliche Mail. Beendet nano mit Strg+x, bestätigt das Speichern der temporären Datei mit y, den Namen mit Enter und dann den Versand – sofern alles passt – mit y. Kurz: r – Enter – Enter – Texteingabe in nano – Strg+x – y – Enter – y. Das geht letztlich schneller als es sich vielleicht anhört. Noch schneller:

mutt
OK, kein Eyecandy – aber übersichtlich und fix.

Und da sich hier Passwörter im Klartext in den Dateien befinden, solltet Ihr zumindest Fremden die Leserechte entziehen:

sudo chmod o-r .mutt_konto1

erledigt genau das (o-r steht für Others minus Read-Rechte).

5. 1-Word-Mail einrichten

Mutt kann wie versprochen auch von der Kommandozeile direkt mailen. Mit einem Alias könnte Ihr etwas eine Art Blitzmail realisieren, eine fixe Adresse, an die Ihr mit möglichst wenig Aufwand Mails schickt. Fügt dafür eine Zeile in der Art

alias mailmir='mutt -f mutt_konto1 ichselbst@meine-domain.de -s MeinBetreff'

in die Datei .bashrc ein. Nach einer Neuanmeldung im Terminal oder am ganzen System könnt Ihr dann zum Beispiel eine Datei test.txt mit dem Befehl

mailmir -a test.txt

an Euch selbst schicken – eine schlanke Möglichkeit, Euch Notizen, Dateien oder sonstwas zu schicken. Natürlich bieten sich hier auch andere Aliase der Art „mail-thomas“ oder „mail-oma“ an.

mutt
Schneller mailen per Alias.

Und noch ein paar Bilder, weil’s so schön ist:

mutt
Bilder? Braucht kein Mensch in Mail, nun, in vielen Mailboxen nicht – Links sind aber natürlich dennoch anklick… – äh, verfolgbar.
mutt
Konversation
mutt
Empfänger und Betreff werden kurz und bündig in einer Zeile abgehandelt.
mutt
Ein echter Texteditor, wenn auch ein schlanker.
mutt
Dateien für mehrere Konten und die .muttrc als zentrale Konfig-Datei.
mutt
Die Hilfe ist nah – einfach ? in Mutt eingeben.

Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

7 Kommentare

  1. Danke…
    Mittlerweile weiss ich auch so ungefaehr wo im Artikel der Fehler ist – liegt vermutlich mal wieder daran, dass WordPress gerne Groesser- und Kleinerzeichen verschluckt.
    Nach index fehlt die Tastenangabe und die steht naemlich im Fall von f1/f2 (F1/F2?) in spitzen Klammern, also Kleiner-/Groesserzeichen.
    Ausserdem frage ich mich, ob die Ausrufezeichen vor den abschliessenden Gaensefuessen da hin gehoeren? Die evtl. auch weg – ich hab’s selbst noch nicht ausprobiert.
    Und zum Schluss wuerde ich die Zugriffsrechte fuer /home/benutzer/.muttrc auf 600 setzen. Weil ja jeder Benutzer sein eigenes .muttrc hat sollte das reichen und die Sicherheit etwas erhoehen.

    1. Yeiii – das war’s! Früher habe ich Code noch in die von WP vorgesehenen code-Tags gepackt – das hat damals vermutlich funktioniert und ist irgendwann per Update kaputt gegangen.

      Den obigen Text habe ich gerade aktualisiert und die Code-Zeilen einfach eingerückt, statt in code-Tags zu packen – und schon sind die f-Tasten in spitzen Klammern wieder da. Manchmal hasse ich WordPress …

      Zudem hat WordPress eigenmächtig schließende enter-Tags, also /enter in spitzen Klammern, gesetzt und noch einige Artefakte eingebaut. Abartig.

      ‚tschuldigung an alle für die Unannehmlichkeiten – nicht funktionierende Anlietungen nerven.

  2. Nanu, hab ich Zuckungen oder wieso steht mein Kommentar in der Vorschau drei mal hintereinander? Hoffe, dass er in Wirklichkeit nur einmal da steht – also der Kommentartext. Anderenfalls Entschuldigung. Keine Ahnung, wie das passiert ist.

  3. Bei mir hat das mit den macro-Zeilen auch nicht funktioniert (relativ? neue mutt-Version).
    Ich habe deshalb mal aus verschiedenen Anleitungen das folgende zusammengemischt, was bei mir auf dem Raspberry jedenfalls funktioniert.
    Leider nur fuer ein einziges Mailkonto. :-/
    Was mich etwas beunruhigt (bin Neuling, jedenfalls was das Mailgedoens unter Linux angeht), ist, dass mutt sowas aehnliches wie „Login: plain“ anzeigt beim Senden/Empfangen von Mails.
    Heisst das, dass das Passwort im Klartext gesendet wird? Jo, oder?
    Wie auch immer – meine .muttrc folgt: – achja, WordPress wird ggf. auch die Zeilen unguenstig umbrechen… :

    Anfang

    Beispiele in Grossbuchstaben muessen auf eigene Beduerfnisse angepasst werden.

    Kleiner-/Groesserzeichen macht WordPress u. U. kaputt, deshalb Grossbuchstaben.

    Ausserdem wird WordPress die Anfuehrungszeichen und Bindestriche veraendern.

    Folgendes also nicht einfach kopieren, sondern die betreffenden Zeichen auch korrigieren.

    set realname = „HEIN BLOED“
    set from = „HEINI@HEINISDOMAIN_ODER_GOOGLE_USW.DE“
    set use_from = yes
    set envelope_from = yes

    set smtp_url = „smtps://HEINIS_SMTP_BENUTZERNAME@SMTP_SERVER.DE:465/“
    set smtp_pass = „HEINISPASSWORT“
    set imap_user = „HEINIS_IMAP_BENUTZERNAME“
    set imap_pass = „HEINISPASSWORT“
    set folder = „imaps://IMAP_SERVER:993“
    set spoolfile = „+INBOX“
    set ssl_starttls=yes
    set ssl_force_tls = yes

    G to get mail

    bind index G imap-fetch-mail
    set editor = „HEINISLIEBLINGSEDITOR“

    Bei mir ist alles ASCII. Andere moegen in der Folgezeile das # entfernen.

    set charset = „utf-8“

    … oder record = „Sent“ ???

    set record = “

  4. Hallo,
    ich habe das so ausprobiert, wie hier geschireben, leider ohne Erfolg. Das Einbinden der Konto_1 und Konto_2 Dateien schlägt immer fehl. Es dauert dann eine Weile und dann kommt die Meldung dass das Starten von Mutt fehl geschlagen ist, eben wegen dieser Einträge in der .muttrc.

    Das Ganze habe ich dann nochmal neu angefangen mit fetchmail und procmail. Da pfunzt der mutt…

    Wahrscheinlich kennt mein mutt den „macro“ Befehl nicht… ;o)

    Viele Grüße
    ruebenmaster

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