Bastelrechner

Raspberry Pi 4 passiv kühlen und Temperatur testen

Summende Lüfter an einem Raspberry Pi? Das ist doch Murks ... - ein guter passiver Kühlkörper tut's auch.

Der erste Raspberry Pi brauchte gar keine Kühlung, die nächsten beiden schrieen nach passiver Kühlung und bei der vierten Ausgeburt werden nun tatsächlich Lüfter empfohlen. Hmmm, 80 Euro für den Pi, 10 Euro für ’ne SD-Karte, 10 für Hat-keine-Sau-Mini-HDMI-Kabel, 10 für Lüfter … 150 Euro für ein Einsteiger-Set? Plus dauerhafte Geräuschkulisse? Ein Schelm wer meint, der Witz des Raspis wäre irgendwie dahin ;)

Guter passiver Kühlkörper

Es gibt allerlei passive Kühlungen für den Raspi, einzeln oder als Teil von Sets. Dabei sind zwei Aspekte wichtig: Der Kühler muss möglichst groß sein und genau passen – ohne ausreichenden Kontakt wird die Wärme nicht an den Kühlkörper abgeführt, ohne ausreichende Oberfläche nicht an die Luft. Folgt man den Kundenrezensionen auf Amazon, ist gerade die Passform der großen Kühler oft nicht wirklich so toll – zumindest und vor allem in den Sets.

Das Exemplar von Geekworm – Kühler und Gehäuse in einem – können wir bedenkenlos empfehlen, Größe, Passform und Verarbeitung sind sehr gut, bis hin zu den Wärmeleitpads. Es sind auch alle Pins und Buchsen problemlos erreichbar.

(* = Affiliate-Link / Bildquelle: Amazon-Partnerprogramm)

Einrichten und Kühler-Porn

Die Installation des Kühlers ist im Grunde selbsterklärend. Wenn Ihr allerdings noch nie eine CPU oder etwas Ähnliches installiert habt, kennt Ihr vermutlich auch keine Wärmeleitpaste oder -pads. Bei den Pads handelt es sich schlicht um kleine knetartige Rechtecke, die auf die zu kühlenden Elemente gelegt werden. Dadurch wird ein vernünftiger, wärmeleitender Kontakt zwischen SoC (also GPU und CPU und „Kleinkram“) und Kühlkörper hergestellt. Auf der Amazon-Seite seht Ihr ein Bild dazu und hier ist noch eine Variante:

raspberry-pi-4-foto
Wärmeleitpads auf den bösen Wärmeproduzenten.

Anschließend wird einfach verschraubt – fest, aber nicht mit Gewalt ;) Und hier ein wenig Kühler-Porn:

Last erzeugen, Temperatur checken

Spannend ist nun die Frage, wie man denn testen kann. Zunächst mal: GPU- und CPU-Temperatur werden nicht unterschieden, da beide in einem Chip verbaut sind – daher ja auch SoC, System on a Chip. Zunächst müsst Ihr den Raspi aber mal wirklich auslasten! Für die CPU geht das ganz fix mit folgendem Skript:

dd if=/dev/zero of=/dev/null | dd if=/dev/zero of=/dev/null | dd if=/dev/zero of=/dev/null | dd if=/dev/zero of=/dev/null

Das bringt für jeden Kern eine hundertprozentige Auslastung, ohne dass irgendwelche Daten angelegt werden. Packt das in eine Datei cputest (oder wie auch immer …), macht sie ausführbar und startet sie im Hintergrund:

chmod +x cputest
./cputest &

Wenn Ihr das Skript wieder in den Vordergrund holen und beenden wollt:

fg
STRG+C

Übrigens: Wenn Ihr hier oder allgemein Hilfe bei all diesem Kommandozeilenzeugs braucht, schaut mal bei unserer hauseigenen Linux-Terminal-Hilfe cli.help vorbei.

Für das Auslesen gibt es mehrere Möglichkeiten. Zum einen gibt es das Tool vcgencmd, das offiziell GPU-Informationen ausliest. Bei einem neuen System müsst Ihr das vielleicht über ein Firmware-Update erst noch installieren:

sudo apt-get update
sudo apt-get upgrade
sudo apt-get install rpi-eeprom

Ob nicht schon eine (aktulle) Version installiert ist, könnt Ihr mit

sudo rpi-eeprom-update

nachschauen. Anschließend liefert der Befehl

vcgencmd measure_temp

die gewünschte Temperatur. Offiziell ist vcgencmd ein Tool für GPU-Informationen. Wenn Ihr einen Vergleichswert haben wollt, könnt Ihr auch ganz einfach eine bestehende Textdatei auslesen:

cat /sys/class/thermal/thermal_zone0/temp

Den Wert müsst Ihr noch durch 1.000 teilen, um eine normale Temperatur zu bekommen. Wenn nun das obige Skript cputest im Hintergrund läuft, könnt Ihr ein zweites Skript laufen lassen, das alle 5 Sekunden die beiden Werte ausgibt:

while true
do vcgencmd measure_temp && echo -e "temp_cpu:$(($(cat /sys/class/thermal/thermal_zone0/temp)/1000))" && sleep 5
done

Damit bekommt Ihr als Ausgabe:

temp=54.5'C
temp_cpu:54

Das kann man hübscher machen, aber um mal schnell zu gucken reicht es allemal. Hier im Test geht die Temperatur nicht über 58 Grad, offiziell werden 85 Grad als Obergrenze genannt – da ist also noch viel Platz nach oben. Am besten behaltet Ihr die Temperatur aber mal beim produktiven Raspi-Einsatz im Auge, sicher ist sicher.

Natürlich gibt es massenhaft Alternativen zum Stressen und Auslesen, das hier ist quasi die Bordmittelvariante. Weitere Artikel rund um den Raspberry Pi findet Ihr hier.

P.S.: Wundert Euch nicht über die Bezeichnung Ersatzteil bei dem 8GB-Raspi auf Amazon – das ist schlicht Unsinn und wie ein Verkäufer anmerkt, das Werk des ursprünglichen Einstellers des Raspi-4-8GB-Angbots, aller Wahrscheinlichkeit nach ein Chinese. Auch Geekworm ist ein chinesisches Unternehmen, scheint allerdings kein x-beliebiger Reseller, sondern ein richtiger Hersteller.

Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Ooopsi!

Bitte deaktiviere Deinen Adblocker.