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Anleitung: FreeBSD mit LXDE-Desktop in VirtualBox einrichten

Eine Anleitung für macOS haben wir bereits – und da macOS ein BSD ist, liegt es doch nahe, mal ein BSD auszuprobieren. Ob das eine gute Alternative zu Linux ist? Windows kennt Ihr, einige Linuxe und macOS auch – BSDs führen hingegen eher ein Nischendasein. Auch BSD stammt von UNIX ab, ist die Grundlage für macOS und kann die meiste Linux-Software laufen lassen.

Kurz zu BSD

So wie es bei Linux Releases wie Ubuntu, Mint oder Debian gibt, gibt es bei BSD OpenBSD, NetBSD, FreeBSD und noch einige andere. Hier kommt FreeBSD zum Einsatz und eines schon mal vorweg: Das System ist verdammt schnell, perfekt für schwache Rechner und virtuelle Maschinen. Zumal in dieser Anleitung die schlanke Desktop-Umgebung LXDE installiert wird.

Vorsicht: FreeBSD ist nicht Ubuntu, BSD nicht Linux. Selbst die FreeBSD-Dokumentation meint, dass es keinen Grund gibt von Linux auf BSD umzusteigen, wenn alles gut läuft. Wir zeigen Euch die minimale Einrichtung mit VirtualBox-Gasterweiterungen für Vollbild & Co., einem zweiten User und eben der Desktop-Umgebung.

1. Virtuelle Maschine einrichten

Eine detaillierte Anleitung für VirtualBox haben wir hier, an dieser Stelle nur die Basics: Nennt die Maschine freebsd, dann erkennt VirtualBox automatisch, dass es ein FreeBSD werden soll und passt die Einstellungen an.

Anschließend solltet Ihr unter Netzwerk die Netzwerkbrücke aktivieren, um auf das LAN zugreifen zu können, unter System weitere CPU-Kerne freigeben und natürlich das FreeBSD-Image (Standard: amd64/FreeBSD-11.2-RELEASE-amd64-dvd1.iso) unter Massenspeicher in das virtuelle CD-Laufwerk einlegen. Anschließend startet Ihr die VM.

freebsd virtualbox
Auch FreeBSD freut sich über ein paar Ressourcen mehr.

2. FreeBSD installieren

Die Installation ist extrem simpel: Klickt einfach immer auf ENTER und bestätigt die vorgegebenen Fragen, dann wird alles gut ;) Lediglich ganz am Anfang müsst Ihr die Ländereinstellungen vornehmen, also Germany auswählen.

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Im Installationsassistenten könnt Ihr einfach alles durchklicken.

Während der Installationsroutine kommt irgendwann die Frage, ob Ihr neben root (Admin) noch einen weiteren User anlegen wollt – wollt Ihr. Vergebt Namen und Passwort und ansonsten: wieder nur die Vorgaben bestätigen.

freebsd virtualbox
Einen zweiten Nutzer erstellt Ihr auch per Assi.

Ganz am Ende startet das System neu und Ihr landet wieder im Boot-Menü.

freebsd virtualbox
Das FreeBSD-Boot-Menü.

An dieser Stelle müsst Ihr das FreeBSD-Image über das Geräte-Menü von VirtualBox wieder auswerfen. Startet dann mit STRG-Rechts+ENTF (Strg-Alt-Entf-Ersatz) nochmal neu und bootet ganz normal.

freebsd virtualbox
Das FreeBSD-Image muss ausgeworfen werden, damit die VM nicht davon bootet.

3. Updaten und installieren

Loggt Euch erstmal ein – mit root und dem gewählten Passwort. Jetzt geht es in drei Schritten weiter: Updates und Installation, Konfiguration in diversen Textdateien, Konfiguration für den zweiten Nutzer.

Zunächst führt Ihr ein zweischrittiges Update durch:

freebsd-update fetch 
freebsd-update install

Anschließend installiert Ihr allerlei Software. Wenn Ihr Euch ob der Namen nicht sicher seid, könnt Ihr jederzeit mit

pkg search lxde  

nach Paketen suchen. Beim ersten Aufruf kommt die Meldung, der Paketmanager sei noch nicht installiert und die Frage, ob er installiert werden soll – bejaht das.

Aber jetzt erstmal:

pkg install sudo nano xorg lxde-meta slim virtualbox-ose-additions virtualbox-ose-kmod

Damit installiert Ihr:

  • sudo – Admin-Rechte für Nutzer
  • nano – Texteditor
  • xorg – Display-Server
  • lxde-meta – Desktop-Umgebung
  • slim – Login-Manager
  • virtualbox-ose-additions – VB-Gasterweiterungen
  • virtualbox-ose-kmod – VB-Kernelmodule

4. Konfigurieren

Jetzt geht es an die Textdateien: Ihr bearbeitet sie mit nano, einem kleinen Editor, der erfreulicherweise eine Hilfe einblendet, wie man ihn bedient. Das Wichtigste: Mit STRG+O speichert Ihr, mit STRG+X beendet Ihr nano.

Zunächst kommt immer der Aufruf, dann nach dem Pfeil der Text zum Einfügen.

sudo konfigurieren:

nano /usr/local/etc/sudoers
 --> mirco ALL=(ALL) ALL 

Sucht in der Datei nach der obigen Zeile nur mit root statt Eurem Namen und fügt Eure Zeile direkt darunter hinzu. Damit darf Euer Nutzer später mit sudo Programme mit Admin-Rechten ausführen.

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Hier setzt Iht die sudo-Rechte für den zweiten User.

procfs ist ein Dateisystem für Prozessinformationen und wird intern benötigt; aktiviert es mit:

nano /etc/fstab
 --> proc /proc procfs rw 0 0 
freebsd virtualbox
Der Eintrag für das Prozessdateisystem.

Jetzt müssen noch zwei Systeminterna (dbus, hald), die VirtualBox-Gasterweiterungen und der Login-Manager in der Datei rc.conf aktiviert werden:

nano /etc/rc.conf
 --> dbus_enable="YES" 
 --> hald_enable="YES" 
 --> slim_enable="YES" 
 --> vboxguest_enable="YES"
 --> vboxservice_enable="YES"
freebsd virtualbox
Die fertige rc.conf

Damit LXDE startet, schreibt einfach das passende Kommando in die Datei .xinitrc:

nano .xinitrc
 --> exec startlxde

Diese Datei kopiert Ihr nun auch zum zweiten Nutzer und setzt ihn dann auch gleich als Besitzer:

cp .xinitrc /home/mirco/
chown mirco:mirco /home/mirco/.xinitrc

Damit seid Ihr fertig und könnt mit

reboot

neu starten.

4. FreeBSD nutzen

Nach dem Start landet Ihr im Login-Manager Slim: Mit F1 könnt Ihr hier zwischen verschiedenen Desktop-Umgebungen wählen, wenn Ihr später weitere installiert. Loggt Euch wie gewohnt ein und schon lächelt Euch ein LXDE an.

freebsd virtualbox
Slim verwaltet die Session.

Mit STRG+F schaltet Ihr die VM auf Vollbild, was auch das Skalieren des Desktops forcieren sollte, falls das nicht sofort klappt. Gebt dem System ein paar Sekunden Zeit. Und nun könnt Ihr wie gewohnt arbeiten und mit pkg weitere Tools installieren.

freebsd virtualbox
Sie aus wie – ein LXDE, erstmal genau wie bei Ubuntu & Co.

Tipps und Fazit

Noch ein paar Kleinigkeiten: Wenn der Desktop mal hängen sollten, könnt Ihr jederzeit mit STRG+ALT+F8 oder eine andere F-Taste einen neuen Terminal öffnen – der grafische Terminal mit Slim ist auf F9. Oder landet Ihr zufällig mal in einem Terminal mit englischem Tastatur-Layout: Mit setxkbmap de schaltet Ihr fix auf Deutsch um. Und ansonsten: Das Netz bietet auch für so ein vermeintliches Nischenprodukt, zumindest auf dem Desktop ist es das, doch sehr viel Hilfe an – auch deutschsprachige Videos auf Youtube, falls Euch das lieber ist.

Ein kleines Fazit: Das System läuft fix und einmal eingerichtet könnt Ihr damit genauso arbeiten wie mit macOS, Ubuntu, Debian und so weiter – bei der täglichen Arbeit ist der Desktop nämlich viel entscheidender. Und ob LibreOffice nun unter LXDE/Ubuntu oder LXDE/FreeBSD läuft merkt man sowieso nicht. Dennoch: Man muss der FreeBSD-Doku schon recht geben, eigentlich braucht man schon einen guten Grund, um FreeBSD statt zum Beispiel Mint oder Debian zu wählen. Linuxe sind doch deutlich einsteigerfreundlicher.

Aber es ist schnell, sicher und schlank und somit eben doch nicht ganz uninteressant – für bestimmte Nutzer. Leichter Verdauliches zu Linux haben wir hier.

Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

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