
Das gute alte Radio hat noch nicht ausgedient, wirklich praktisch wird es aber vor allem in Form einer Bluetooth-Box. Riesig ist die Auswahl da jedoch nicht, zumindest in diesem Formfaktor gibt es vor allem das Grundig-GerĂ€t GBT Band sowie das Feature-mĂ€Ăig sehr Ă€hnliche JBL-Modell Tuner. Was ist wichtig? Klang, Verbindung und natĂŒrlich die Bedienung: Der Radio-Aspekt dĂŒrfte schlieĂich auch viele Nutzer ansprechen, die nicht ganz wie selbstverstĂ€ndlich mit 5 Smartphones und 20 BT-GerĂ€ten gleichzeitig hantieren ...
Grundig GBT Band
Wichtig: Die GBT-Box gibt es als Band- und als Club-Version - letztere hat kein Radio. Was Features angeht ist die Sache ziemlich ĂŒbersichtlich: Bluetooth 5.0, FM-Radio, DAB+-Radio, jeweils 30 Stationsspeicher, Teleskopantenne, AUX- und USB-Anschluss, 5 Watt Leistung, angegebene 8+ Stunden Akkulaufzeit und Passivmembrane fĂŒr mehr Bass. Sowie eine angegebene BT-Reichweite von 30 Metern.
Zwei nicht ganz unwichtige Dinge, die nicht dabei sind: Stereo und aptX. Nur Mono-Sound und keinerlei aptX-Standard heiĂt theoretisch zwangslĂ€ufig: Beim Sound ist Luft nach oben. Inwiefern Stereo-Sound bei so kleinen Dimensionen relevant ist, ist eine andere Frage.
Die Verarbeitung ist hochwertig, eine gummierte Unterlage dĂ€mpft Vibrationen, das Display ist gut lesbar, die echten Knöpfe haben einen ordentlichen Druckpunkt und die Antenne ist ebenfalls stabil genug, eine Standardradioantenne eben. Die seitlichen freiliegenden Membrane sind zwar durch KĂ€fige geschĂŒtzt, Stöcke, Finger und dergleichen könnten aber schnell SchĂ€den anrichten - sollten sich geneigte KĂ€ufer drĂŒber im Klaren sein.
Bedienung
Die Bedienung ist wirklich einwandfrei, weshalb es auch okay ist, dass sich das Handbuch auf ein paar Bildchen beschrĂ€nkt. Man kann Knöpfe drĂŒcken oder lange drĂŒcken (3 Sekunden), entsprechend werden die Funktionen auf den Knöpfen ausgefĂŒhrt oder eben Sender auf den Kurzwahltasten aufgerufen und gespeichert. Es gibt 30 Stationsspeicher, allerdings nur 4 Kurzwahltasten, die restlichen 26 Sender mĂŒssen ĂŒber das MenĂŒ gewĂ€hlt werden.
Das MenĂŒ ist simpel gehalten, hier kann man kaum was falsch machen, navigiert wird mit den Pfeiltasten und die Play/Pause-Taste bestĂ€tigt eine Auswahl - also wie schon seit Jahrzehnten. Praktisch: Beim Erststart wird direkt ein Sendersuchlauf durchgefĂŒhrt, so muss man sich damit gar nicht erst beschĂ€ftigen - Plug&Play. Und die Bluetooth-Verbindung funktioniert ebenfalls wie immer, einfach auf dem Smartphone antappen ...

Betrieb
Im FM-Radio-Testbetrieb hielt der Akku statt der angegebenen 8+ Stunden ein paar Minuten weniger als 8 Stunden, aber das liegt auf jeden Fall im grĂŒnen Bereich. Die VerbindugungsqualitĂ€t war ebenfalls durchgehend gut, bei Bluetooth, FM und DAB+ gleichermaĂen. Auch im unterirdischen Keller war der Radioempfang noch gut. Ebenso Bluetooth: Smartphone im KĂŒhlschrank, zwei WĂ€nde dazwischen - Empfang einwandfrei.

Sound: Radio
Beim Sound wird es schwierig: StandardmĂ€Ăig ist der Sound einfach nur dĂŒnn. Ja, die Bass-Membrane machen Ihren Job ganz gut, der Bass klingt gut und ist vernehmlich. Leider ist die Box aber viel zu hoch abgestimmt. Hat man das Teil direkt vor sich auf dem Tisch, geht es eigentlich, der Bass ist spĂŒrbar - und sichtbar, die Membrane werkeln deutlich. Aber schon einen Meter weit weg bleibt davon nichts ĂŒbrig, der Sound wird dĂŒnner und dĂŒnner.
Nun kommt es auf das Szenario an: Als klassisches KĂŒchen- oder Badezimmerradio fĂŒr den Hintergrund und gemĂ€chliche LautstĂ€rke ist diese Abstimmung durchaus in Ordnung - man könnte auch sagen, sie sei eher fĂŒr Stimmen optimiert. FĂŒr den gesprochenen Part eines Radiosenders ist das wirklich angenehm! Und fĂŒr Hintergrundmusik in kleineren RĂ€umen genĂŒgt es allemal.
Wer nun aber unter "Radiohören" versteht, den ganzen Tag von Radio BOB! mit Metall beschallt zu werden, wird mit dem Teil definitiv nicht glĂŒcklich. Auch als lautes Party-Boombox ist sie nicht zu empfehlen. Aber da kĂ€me vermutlich eh eher der Bluetooth-Modus zum Einsatz.

Sound: Bluetooth
Hier sieht die Sache schon anders aus - auf den zweiten Blick. Auf den ersten Blick: DĂŒnner Sound, qualitativ hochwertige Musik klingt nicht wirklich toll, vor allem fehlt Bass. Auf den zweiten Blick: Smartphones können natĂŒrlich Equalizer einsetzen! Wie sieht es dann aus?
Mal ein direkter Vergleich mit der BT-Box Songlow YD02 mit 30 statt 5 Watt, IPX7-Wasser-/Staubschutz und ebenfalls Bluetooth 5.0 ohen aptX fĂŒr knapp unter 50 Euro: Dieses Teil ist wie heutzutage ĂŒblich abgestimmt: BASS BASS BASS und dann lange nichts. Der Bass ist wesentlich dominanter in der Abstimmung, krĂ€ftiger und tiefer (und das ohne freiliegende Membrane). Er fĂŒllt fix den ganzen Raum. Auch der Klang ist weit entfernt von gut - dĂŒrfte aber normalen Konsumenten besser gefallen. Wer auch nur ein wenig eher in Richtung HiFi strebt, dĂŒrfte etwas wesentlich Ausgewogeneres suchen.

Nun aber mal mit Equalizer! Und siehe da, dem Grundig GBT Band lĂ€sst sich plötzlich doch krĂ€ftiger Bass entlocken! Und vor allem lĂ€sst sich mit einiger Equalizer-Schrauberei ein besseres Ergebnis produzieren als bei der Songlow-Box. So gut wie möglich abgemischt klingt die GBT durchaus ausgewogen und krĂ€ftig. Die BĂ€sse werden zwar nicht so krĂ€ftig wie bei der Konkurrenz, aber besser. Zumal die Songlow bei hochgedrehten niedrigen Frequenzen ab einem gewissen Wert scheinbar nicht nur BĂ€sse hoch, sondern auch Mitten und Höhen runterdreht - was zu völligem Sound-Matsch fĂŒhrt.
Kurz gesagt: Mit der richtigen Equalizer-Einstellung produziert die Grundig GBT Band einen ziemlich guten Sound fĂŒr eine BT-Box ohne aptX-Codes. Empfehlenswert!
Nun der Haken: Sooo viele Musikapps haben aber gar keinen Equalizer. Man mĂŒsste also schon eine separate App bemĂŒhen. Und manchmal hĂ€ngen vielleicht GerĂ€te ohne Equalizer an der Box ... Kurzum: Als Bluetooth-Box fĂŒr Musik ist sie eigentlich nicht zu empfehlen, das können andere Besser. Die YD02 hat zum Beispiel drei interne Equalizer-Einstellungen, alle nicht super, aber immerhin. Hinzu kommen noch weitere Features wie Kopplung mit einem zweiten YD02 oder der Speicherkartenslot.
Wenn Ihr eine Bluetooth-Box sucht, die ausgewogen klingt und auch 80-Quadratmeter-RĂ€ume noch fĂŒllen kann, kann ich die Anker Soundcore Motion+ empfehlen - kostet aber auch das Doppelte!

Fazit
Als KĂŒchen- und Hintergrundradio, das bei Bedarf auch mal Bluetooth-Box sein, soll kann man die Grundig GBT Band auf jeden Fall empfehlen. Wenn Ihr umgekehrt eine Bluetooth-Box haben wollt, die auch mal Radio sein soll, ist sie nur dann zu empfehlen, wenn Ihr mit dem fast schon Zwangs-Equalizer klar kommt! In beiden FĂ€llen: Tolles Produkt, das SpaĂ macht.
Und nebenbei: Das Teil ist durchaus - nicht despektierlich gemeint - "Ur-GroĂeltern-tauglich", oder fĂŒr Menschen, die alles nach Bandmaschinen fĂŒr Teufelei halten.
Wer vor allem Radio-Musik wirklich genieĂen, in Bass-Wellen ersaufen oder ohne Equalizer leben will: Finger weg.
Mit einer Alternativ-Empfehlung wird es leider schwer: Das JBL-Radio ist zwar robuster und sogar wasserdicht, soll aber unter Bass-Mangel leiden ... - nur in der Hand hatte ich es bislang nicht đ Das Grundig-Radio wird hier kleine RĂ€ume mit Deutschlandfunk versorgen - da wird erfreulicher Weise eh fast nur geredet.
Die wunderbare Soundcore Motion+ wĂ€re eigentlich mein Tipp: Equalizer-Einstellungen lassen sich auf dem GerĂ€t selbst speichern und damit klingt das Teil wirklich ĂŒberzeugend - nicht zuletzt durch aptX! Und fĂŒr den Radioempfang könnte vielleicht auch das Smartphone sorgen, ist doch eh meist im Raum. Und zur Not, könnte das Ding auch mal ein paar Tage die Stereoanlage ersetzen oder einen Partyraum versorgen.
Hast du den Empfang mit DAB+ getestet? Wieviele Sender in welcher QualitĂ€t? Ich schrecke ja vor ehemals deutschen QualitĂ€ts-Marken wie Grundig, Saba, Dual etc. zurĂŒck, die jetzt auf China-Ware (Grundig: tĂŒrkisch) geklebt werden…
DurchgezĂ€hlt habe ich die Sender nicht, aber es sind „viele“ … DAB ist ja digital, von daher gibt es zur (Empfangs-)QualitĂ€t wenig zu sagen, entweder der Empfang ist da oder nicht – aber wenn Empfang da ist, gibt es keinerlei AbbrĂŒche, Gestotter oder irgendwelche Artefakte. Die KlangqualitĂ€t hĂ€ngt hier nur von der Box selbst ab.
Mit den alten Made-in-Germany-Marken hat das natĂŒrlich alles nichts mehr zu tun, ich war da auch sehr skeptisch. Aber das GBT Band ist schon recht gut fĂŒr den oben erwĂ€hnten Einsatzzweck – hier werkelt es eigentlich nur als DLF-Abspieler im Badezimmer.