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24fps, 25fps, 30fps oder sogar 60fps: Welche Video-Framerate ist die Beste?

24, 25, 30 oder sogar 60 Bilder pro Sekunde? Vor der Aufnahme von Videomaterial solltet Ihr gut darauf achten, welchen Bildraten-Standard Ihr verwenden möchtet!

Vermutlich habt Ihr Euch alle schon einmal gefragt, welchen Einfluss die Bildrate bei Smartphone-Videos hat. GrundsĂ€tzlich klingen ja 60 Bilder pro Sekunde besser als 30 oder gar 24 Bilder pro Sekunde. Und grundsĂ€tzlich stimmt das auch: Je mehr Bilder pro Sekunde aufgenommen werden, desto "besser" löst das Video auf: 4K-Videos mit 60 Bildern pro Sekunde "ruckeln" deutlich weniger als solche, die mit 30 Bilder/Sekunde aufgenommen werden, weil jeweils ein "Zwischenbild" aufgenommen wird. Allerdings gibt es da noch eine ganze Reihe anderer Faktoren, die eine Rolle spielen. Wir klamĂŒsern Euch das mit der Bild- beziehungsweise Frame-Rate mal auseinander.

Ein Film besteht aus Fotos pro Sekunde

ZunĂ€chst ist fĂŒr das VerstĂ€ndnis von Bildrate oder Framerate wichtig, zu verstehen, was Bewegtbild ĂŒberhaupt ist: Im Grunde handelt es sich um Fotos, die schnell aufgenommen und anschließend gleich schnell wieder gezeigt werden. Eine Sekunde Bewegtbild enthĂ€lt je nach Kamera zwischen 24 und 60 (bei Slow-Motion-Kameras auch deutlich mehr) Bildern pro Sekunde. Ab ~24 Bildern pro Sekunde kann das menschliche Gehirn keine Einzelbilder mehr unterscheiden, der "Film lĂ€uft". Alles darunter erzeugt ein Ruckeln oder einen Stroboskop-Effekt. Wird der Film schneller als aufgezeichnet abgespielt, ergibt sich ein Zeitraffer, wird er langsamer abgespielt, eine Zeitlupe. So weit, so verstĂ€ndlich? Dann wollen wir mal loslegen...

Moderne Smartphones (hier das iPhone 11) erlauben eine ganze Reihe von Video-Bildraten und Auflösungen.
Moderne Smartphones (hier das iPhone 11) erlauben eine ganze Reihe von Video-Bildraten und Auflösungen.

24 Bilder pro Sekunde: Das Original

Wenn Ihr Filme oder Serien schaut, könnt Ihr zunĂ€chst davon ausgehen, dass sie in der klassischen Bildrate 24 Bilder/Sekunde aufgenommen sind. Genau genommen sind es 23,97 Bilder pro Sekunde, was die Untergrenze des fĂŒr Menschen als "flĂŒssig" sichtbaren Bereichs markiert. Noch weniger Bilder pro Sekunde, und Ihr könnt subtil Einzelbilder wahrnehmen, einen Stroboskop-Effekt oder ein "Ruckeln". Warum das so ist? Nun: Die Filmindustrie war frĂŒher sparsam, denn Analogfilm war teuer. Und dieser irgendwann vor 100 Jahren bei EinfĂŒhrung der Tonfilme etablierte Standard hat sich bis heute gehalten und enormen Einfluss auf die Sehgewohnheiten – dazu spĂ€ter.

25 Bilder pro Sekunde: Schuld ist das europÀische Stromnetz

Nur ein Bild mehr pro Sekunde markiert den europĂ€ischen TV-Standard. Ursache ist die Netzspannung in Europa, die 50 Hertz betrĂ€gt, denn analoge Fernseher haben den Zeilenaufbau direkt ĂŒber das Stromnetz vorgenommen und generieren sogenannte Halbbilder. Tiefer in die Materie der Fernsehnormen einzusteigen, ĂŒberlassen wir an dieser Stelle mal den Elektro-Freaks; 50 Hertz sorgen, kurz gesagt, fĂŒr 50 Halbbilder, woraus sich die Bildrate von 25 Bildern pro Sekunde im europĂ€ischen, afrikanischen, asiatischen, sĂŒdamerikanischen und australischem TV-Netz ergibt. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um den PAL- oder den SECAM-Standard handelt. Durch die Ähnlichkeit zum 24 Bilder/Sekunde-Film-Format werden Filme und Serien hierzulande deshalb einfach etwas schneller wiedergegeben.

30 Bilder pro Sekunde: Die amerikanische TV-Norm

In den USA taktet das Stromnetz nicht mit 50, sondern mit 60 Hertz. Der Teiler fĂŒr die Halbbilder ist damit bis heute im NTSC-Standard nicht 25, sondern 30: Nord- und Mittelamerika, Teile SĂŒdamerikas sowie Japan und Butan "feuern" diese Bildrate im TV. Das ist ĂŒbrigens auch der Grund, warum moderne TV-GerĂ€te und Monitore mit 30er-Teilern arbeiten, also mit 60 oder 120 Hertz, denn die moderne Elektronikindustrie hat sich in den USA und Japan entwickelt. Durch die geringere Ähnlichkeit der Bildrate mit der ursprĂŒnglichen Film-Bildrate von 24 Bildern muss hier ein komplexes Umrechnungsverfahren verwendet werden, um zum Beispiel Filme ins TV zu bringen.

Selbst Home-Videos sehen durch 24B/s ein wenig nach Hollywood aus. (Quelle: Tutonaut)
Selbst Home-Videos sehen durch 24B/s ein wenig nach Hollywood aus. (Quelle: Tutonaut)

50, 60, 100, 120 und mehr Bilder pro Sekunde

Bei allen Videoaufzeichnungs-Verfahren mit höheren Bildraten kommt tatsĂ€chlich einfach nur eine Vermehrfachung der Zahl von Bilder pro Sekunde hinzu. Das hat den Vorteil, dass das Bild flĂŒssiger erscheint, weil zum Beispiel bei 50P doppelt so viele Bilder aufgezeichnet werden wie bei 25 Bilder/Sekunde. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich das Material dadurch elegant verlangsamen lĂ€sst, um zum Beispiel beim Videoschnitt einen Slow-Motion-Effekt zu erzielen: Habt Ihr Rohmaterial mit 50 oder sogar 100 Bildern pro Sekunde, könnt Ihr eine zwei- oder sogar vierfache Slow-Motion-Effekt aus dem Rohmaterial holen. So sind zum Beispiel SportĂŒbertragungen nicht selten in einer hohen Bildrate aufgezeichnet. Umgekehrt ist das egal: Zeitraffer könnt Ihr mit jedem Rohmaterial erzeugen.

Die Sache mit dem digitalen TV

Seit der EinfĂŒhrung der digitalen TV-GerĂ€te spielen die Bildraten keine so große Rolle mehr: Ältere Konsolenspieler werden sich zum Beispiel erinnern, dass es frĂŒher PAL- und NTSC-Versionen von Spielkonsolen wie dem Super-NES gab. Das hatte mit den Taktgebern fĂŒr die analoge Bildwiedergabe zu tun. Diese Zeiten sind seit der Digitalisierung vorbei: Japanische und amerikanische Konsolen (und andere GerĂ€te wie zum Beispiel Smartphone, Tablet oder Notebook) können problemlos an europĂ€ischen TV-GerĂ€ten angeschlossen werden – und umgekehrt.

Schuld am Bildraten-Murks sind auch unterschiedliche analoge TV-Standards. (Bild: Marc Pascua/Pixabay)
Schuld am Bildraten-Murks sind auch unterschiedliche analoge TV-Standards. (Bild: Marc Pascua/Pixabay)

LaufzeitverkĂŒrzung durch europĂ€ische TV-Norm

Allerdings gibt es einige kleinere Effekte: So sind mit 24 Bilder/Sekunde produzierte Filme und Serien in Europa "schneller", wodurch Ihr möglicherweise einen Unterschied in der Tonhöhe wahrnehmen könnt. Außerdem sind die Laufzeiten (etwa auf einer Blu-Ray) 1/25 kĂŒrzer als das Original. Bei 90 Minuten "Originalfilm" – also 5.400 Sekunden – wird jede Sekunde ein Bild zusĂ€tzlich abgespielt. Auf die Gesamtlaufzeit ergibt das eine VerkĂŒrzung von 5.400 Bildern und damit rund 216 Sekunden. Die PAL-Fassung eines Films ist also rund Dreieinhalb Minuten kĂŒrzer als die Originalversion, ohne dass ein Bild fehlt! Gut zu wissen – und sicherlich ein wunderbarer Anlass zur Besserwisserei beim nĂ€chsten Videoabend, wenn die Freunde die Laufzeiten vergleichen und von "geschnitten fĂŒr Deutschland" schwafeln.

Also ist die Bildrate völlig egal?

Spielt die Bildrate ansonsten keine Rolle mehr? Nun: Wenn Ihr einfach nur TV und Serien schauen oder Videospiele spielen wollt, ist es tatsĂ€chlich weitestgehend egal, auch wenn Videospiele natĂŒrlich möglichst hohe Bildraten haben sollten. Anders sieht es aus, wenn Ihr selbst Video aufzeichnen möchtet: Hier sorgen die drei verschiedenen Standards fĂŒr eine unterschiedliche Wahrnehmung des Bildmaterials:

  • So hat sich der 100 Jahre alte 24 Bilder/Sekunde-Standard so in die Sehgewohnheiten der Menschheit eingebrannt, dass 24 Bilder/Sekunde (oder bei besseren Kameras 23,97P) dem "Film-Look" entsprechen. Sprich: 24 Bilder/Sekunde-Material, das Ihr aufnehmt, wirkt immer ein wenig aus wie ein professionell produzierter Hollywoodstreifen.
  • 25 Bilder/Sekunde-Material "wirkt" dementsprechend wie europĂ€isches TV-Material, wie Ihr es zum Beispiel aus Nachrichtensendungen oder Dokumentationen kennt.
  • 30 Bilder/Sekunde-Material sieht ebenfalls wie klassisches "TV-Nachrichten-Material" aus, nur eben aus NTSC-LĂ€ndern, aus.
  • Höhere Frameraten entsprechen den Sehgewohnheiten bei modernen SportĂŒbertragungen.

Bildraten und Sehgewohnheiten

GrundsĂ€tzlich empfiehlt es sich, eine der drei klassischen Bildraten 24, 25 oder 30 B/s zu verwenden. Wenn Ihr auf Zeitlupe setzen wollt, ist es natĂŒrlich sinnvoller, höhere Bildraten zu wĂ€hlen oder direkt in den Slow-Motion-Modus Eurer Kamera zu wechseln. Auch Let's Plays, Sportveranstaltungen oder Musikvideos werden genau aus diesem Grund gerne mit 60 oder sogar 120P aufgenommen. In allen anderen FĂ€llen solltet Ihr die hohen Bildraten aber meiden: Sie entsprechen nicht den Sehgewohnheiten. Das geht so weit, dass ein mit 48 Bildern pro Sekunde produzierter Herr der Ringe zumindest komisch aussieht, wĂ€hrend in hoher Framerate produzierte Filme wie Gemini Man nicht nur, aber auch durch ihren "Videospiel-Look" gnadenlos floppen. GrundsĂ€tzlich gilt: Der Zuschauer erwartet 24 Bilder/Sekunde, sobald er sich in den Kinosessel setzt.

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GefĂŒrchtet: Der Seifenoper-Effekt

Ganz schlimm ist ĂŒbrigens der gefĂŒrchtete "Seifenopern-Effekt": Das Bild wirkt hier schlicht zu natĂŒrlich und zu flĂŒssig. Schuld sind zu hohe Bildraten im Ausgangsmaterial: Bei billigen Seifenopern der 1980er und 1990er Jahre kamen Videokameras zum Einsatz, die mit 50 oder 60 Bildern pro Sekunde aufzeichneten. Dadurch kommt der Name. Euer Fernseher löst den Effekt möglicherweise auch aus, wenn er versucht, 24-, 25- oder 30 Bilder/Sekunde-Material in höheren Wiederholrate wiederzugeben, also Zwischenbilder errechnet. Im Umkehrschluss könnt aber dafĂŒr Ihr bei der Aufzeichnung durch die Bildrate einen gewissen "Look" des Materials erzielen.

  • Wollt Ihr ganz klassisch einen Film drehen, solltet Ihr zu einer Videokamera oder einem Smartphone greifen, das den 24 Bilder/Sekunde-Modus unterstĂŒtzt. Dadurch erzeugt Ihr automatisch den "Kino-Look", selbst wenn Ihr in Sachen Beleuchtung und KamerafĂŒhrung noch nicht so richtig sicher seid. 24 Bilder/Sekunde-Material wirkt instant "artsy".
  • 25 oder 30 Bilder pro Sekunde sind sinnvoll, wenn Ihr "normal" filmt, also Euer Smartphone quasi als klassische Videokamera verwendet. Das Bild bei 25 Bilder/Sekunde ist einen Hauch, bei 30 Bilder/Sekunde deutlich flĂŒssiger als bei 24 Bilder/Sekunde und damit gut geeignet, um klassische "Heimvideos" oder TV-taugliches Material aufzuzeichnen. Falls Ihr eher in Richtung TV arbeiten möchtet, ist 25 B/s sicher die bessere Wahl, wĂ€hrend sich 30B/s am besten fĂŒr Youtube eignen. In beiden FĂ€llen entspricht der "TV-Look" den Sehgewohnheiten.
  • Hohe Frameraten wie 48P, 50P oder 60 Bilder/Sekunde oder mehr sind sinnvoll, wenn Ihr Videospiele und Sportereignisse aufzeichnet und das Material spĂ€ter (möglicherweise) mit einem Zeitlupen-Effekt verlangsamen wollt: Ihr erhaltet bei der Bildrate genĂŒgend Reserven. In Standard-Geschwindigkeit mĂŒsst Ihr hier hingegen mit einem Seifenopern-Effekt rechnen.

Welche Bildrate ist denn nun die Beste?

Wie sooft im Leben lĂ€sst sich die Frage nach der richtigen Bildrate nicht pauschal beantworten: Es kommt eben darauf an, was Ihr produzieren möchtet. GrundsĂ€tzlich ist es sinnvoll, vorab Überlegungen anzustellen, was Ihr mit Euren Videos eigentlich machen möchtet. FĂŒr die meisten Nutzer dĂŒrften 25 oder 30 Bilder/Sekunde allerdings die beste Wahl sein, da das entstehende Material den TV-Sehgewohnheiten entspricht.

Allerdings gibt es einige Faktoren, die fĂŒr die Nutzung von 30B/s sprechen: Einerseits lĂ€uft das Material flĂŒssiger, ohne wie eine Seifenoper auszusehen, andererseits ist es durch die 60/120-Hertz-Technik moderner Bildschirme optimal fĂŒr den Einsatz an PCs, Smartphones und TV-GerĂ€ten. Auch die Zeitlupen-Funktionen von Smartphones wie dem iPhone verwenden die 30er-Basis als Multiplikator: Sie zeichnen mit 120 (4-fache Zeitlupe) oder sogar 240 Bildern pro Sekunde (8-fache Zeitlupe) auf. Das Rohmaterial passt also gut zusammen, zumal die allermeisten Kameras 30P-Videos unterstĂŒtzen.

24 Bilder pro Sekunde empfehlen sich aus den gleichen GrĂŒnden nur, wenn Ihr zum Beispiel einen Kurzfilm drehen wollt oder einen klassischen "Film-Look" Eures Materials erzeugen möchtet. Allerdings sind hier 120 und 240P auch gut fĂŒr Zeitlupen geeignet, da es sich nur um das fĂŒnf- beziehungsweise zehnfache handelt.

Zuguterletzt noch ein kleiner Tipp: Zwar erlauben moderne Schnittprogramme am PC und Mac das Mischen von Material verschiedener Bildraten. Allerdings sieht das Ergebnis nicht selten eher mies aus. Daher solltet Ihr darauf achten, dass Ihr nur "passende" Frameraten innerhalb eines Projekts verwendet: Wenn Ihr mit 30 Bildern filmt, solltet Ihr darauf achten, dass das gesamte Rohmaterial auf 30er-Multiplikator lĂ€uft, also auf 30, 60 oder 120 Bildern pro Sekunde. So sorgt Ihr fĂŒr einen optimalen Look Eures Films.

Christian Rentrop

Diplom-Journalist, Baujahr 1979. Schreiberling in TotholzwĂ€ldern und auf digitalen Highways. Öfter auch auf der Vespa oder mit dem Wohnwagen unterwegs. Seit 2020 Tochtervater, dementsprechend immer sehr froh ĂŒber eine kleine Kaffeespende.

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