
Wer daheim viele Dateien hat oder sie im ganzen Netzwerk nutzen möchte, wird sich frĂŒher oder spĂ€ter wohl fĂŒr NAS interessieren. Aber solche Network-Attached-Storage-GerĂ€te gibt es mit horrenden Preisunterschieden. GenĂŒgen gut 70 Euro fĂŒr ein 2-Festplatten-Modell? Oder mĂŒssen es doch deutlich ĂŒber 300 Euro sein? Wir zeigen, wo die groĂen Kostenunterschiede stecken und wie viel Ihr wofĂŒr ausgeben mĂŒsst.
Wat es eijentlich 'n NAS?
Oder gar ein DAS? ZunĂ€chst mal zwei Modelle als Beispiele: Buffalo LinkStation LS220 2-Bay fĂŒr 74 Euro und QNAP TS-251+ fĂŒr 322 Euro. Beides sind LeergehĂ€use fĂŒr zwei Festplatten und erfĂŒllen das, was der Name NAS verspricht: Storage/Speicher im Netzwerk. Und frĂŒher war es das dann auch schon, im Grunde also externe Festplatten, die eben nicht per USB, sondern per LAN/WLAN angeschlossen werden. Die LinkStation kann auch noch ein wenig Audio streamen, das war's dann aber auch. Und genau dort steck auch der gröĂte Kostenfaktor: Wenn Ihr einfach nur Speicher haben wollt, kauft ruhig irgendwas Billiges - Otto Normalverbraucher wird mit dem 74-Euro-GerĂ€t genauso glĂŒcklich wie mit einem doppelt so teurem Exemplar. Klar bieten teurere Modelle manchmal bessere Datendurchsatzraten, leisere LĂŒfter oder höherwertiges Material, aber einfachen Zugriff auf Daten bieten sie alle.

Quelle: Western Digital
Heute sollte man NAS aber eigentlich mit Network Attached Server ĂŒbersetzen: Die meisten NAS können auch Dinge wie Webserver, Download-Manager oder Mediaserver betreiben, haben mehr oder weniger anpassbare Betriebssysteme, CPUs, Arbeitsspeicher und so weiter. Um es ganz klar zu sagen: Das QNAP 251+ beispielsweise ist ein vollwertiger Computer. Punkt. Da können auch "echte" Linuxe oder Windows drauf laufen. Und genau dort steckt eben der erste richtig groĂe Preissprung. Auch gĂŒnstige Speicher-NAS können ein paar Apps laufen lassen, teure Server-NAS sind ganze PCs. Eine Auswahl davon, was Ihr damit anfangen könnt, haben wir hier.

Quelle: QNAP
DAS habt Ihr möglicherweise noch nie gehört, oder? Direct Attached Storage ist schlicht und ergreifend eine externe Festplatte ... Naja, fast. Als Beispiel, weil es hier auf dem Schreibtisch vor sich hin werkelt: Lacie 2big Quadra, inklusive 8 TB Speicher 400 Euro, also rund 200 Euro als LeergehĂ€use. Darin laufen zwei Festplatten, die ĂŒber den internen Controller als RAID betrieben werden können. Der Anschluss erfolgt ĂŒber USB, ĂŒber das Netzwerk kommt man folglich nur an den Speicher, wenn man auf einem Rechner entsprechende Freigaben einrichtet. Das ist weniger flexibel als ein NAS, aber es ist wunderbar einfach. Und wenn man einen Raspberry Pi dran klemmt, ist es ein Super-NAS! Nun, 200 Euro ist schon kackteuer, das Lacie-Ding ist eben ein massiver Metallkasten, das ganze GehĂ€use ein einziger KĂŒhlkörper - schon Luxus irgendwie. Aber generell könnte ein DAS fĂŒr Euch eine gute Alternative sein: Die DatenĂŒbertragung ist fix, die Handhabung ist supereinfach und 2-Bay-Varianten gibt es schon fĂŒr unter 70 Euro, beispielsweise das FANTEC QB-X2US3R.

Der nÀchste Preissprung
Auch in der GröĂenordnung von 170 Euro tummeln sich viele NAS, die dann schon mehr können als nur speichern. Der Preisunterschied zu GerĂ€ten wie dem 251+ setzt sich aus mehreren Aspekten zusammen: Im Wesentlichen Arbeitsspeicher, Prozessor und Verarbeitung, dazu "Kleinigkeiten" wie Anzahl der AnschlĂŒsse, Zugriff auf Apps, LautstĂ€rke, Energieverbrauch und so weiter. Der gröĂte Faktor: HDMI. Ob ein NAS auch ein Bild ausgeben kann oder nicht ist sowohl fĂŒr den Preis als auch die Einsatzmöglichkeiten enorm wichtig.

Quelle: QNAP
Mit einem HDMI-Anschluss könnt Ihr ein NAS tatsÀchlich als echten Desktop-Computer nutzen. Und dann werden auch Prozessor und Arbeitsspeicher zunehmend relevant. Im hiesigen Netzwerk lÀuft beispielsweise das schon etwas betagte QNAP 251+. Und darauf lassen sich problemlos virtuelle Machinen mit Windows oder Linux betreiben und auf dem Fernseher ausgeben. Noch besser: Man kann Kodi, Plex, eine Karaoke-App, Browser und so weiter als einzelne Apps aufrufen. Sprich, man kann damit auch einen alten Fernseher smart machen.
HDMI-Anschluss bedeutet, dass Ihr tiefer in die Tasche greifen mĂŒsst, im Grunde handelt es sich dann aber auch fast schon um eine neue GerĂ€teklasse. Aber denkt dran: SpaĂ macht das alles nur, wenn auch genĂŒgen Leistung zur VerfĂŒgung steht. Wer virtuelle Maschinen laufen lassen will, braucht mindestens 4 GB Arbeitsspeicher. Bei QNAP gibt es zum Beispiel zwei leicht erreichbare RAM-SteckplĂ€tze, so dass man auch nachtrĂ€glich ohne Frickelei aufrĂŒsten kann. Und andere Hersteller?
QNAP, Asustor, Synology?
Mit der Dreiteilung Speicher-NAS (rund 100 Euro als 2-Bay-Modell), Mini-Server-NAS (rund 170 Euro) und HDMI-und-richtig-Power-NAS (ab rund 250 Euro) habt Ihr schon mal eine gute Richtlinie - das ist noch einfach. Schwieriger wird es bei der Wahl des Herstellers, zumindest bei teureren GerĂ€ten. Denn wenn Ihr einen richtigen Server habt, soll natĂŒrlich auch die App-Landschaft stimmen. Und die Bedienung sowieso.
Die gute Nachricht: Die Betriebssysteme sind bei den groĂen Herstellern alle sehr brauchbar und sich oft sehr Ă€hnlich - Synology- und QNAP-OberflĂ€chen gleichen sich im Grunde wie ein Linux-Desktop dem anderen đ

Die schlechte Nachricht: Bei den Apps und im Detail liegen dann oft die kleinen Unterschiede, die erst im Laufe der Zeit auffallen. Bei den Apps steht QNAP zum Beispiel ziemlich gut da: Ein GroĂteil der Apps entspricht nahezu 1:1 den Synology-Apps, im Zweifel gibt es aber doch immer ein paar mehr Apps. Und das ist nur der offizielle Part. Auch ĂŒber die Kommandozeile lassen sich oft viele Programme nachrĂŒsten, schlieĂlich lĂ€uft auch bei QNAP, Synology & Co. im Hintergrund einfach nur ein angepasstes Linux. Jetzt wird es wieder gut: QNAP bietet eine Online-Demo des Betriebssystems, Synology ebenfalls und Asustor genauso - und vermutlich viele andere auch. Ihr könnt also selbst testen.
Wenn Ihr ein ganz bestimmtes Szenario vor Augen habt, schaut vorher genau nach, was wo geht. Wenn es einfach nur eine App dafĂŒr benötigt, schaut eben in den jeweiligen App-Stores nach, wenn es komplexer ist, sucht ĂŒber Google - in den Foren zu den einzelnen Herstellern finden sich erfahrungsgemÀà sehr viel Lösungen, beziehungsweise Hinweise darauf, ob irgendetwas Bestimmtes geht oder nicht.

Empfehlungen
Persönliche Empfehlung: Hier laufen zwei QNAP-NAS und ich bin sehr zufrieden. Zwar hat QNAP bei der 251+ das schicke MetallgehĂ€use des VorgĂ€ngers teilweise durch Kunststoff ersetzt, aber die einfache AufrĂŒstbarkeit, zwei Netzwerkschnittstellen und eine riesige App-Auswahl lassen mich an QNAP festhalten. Boris beschĂ€ftigt sich eher mit Synology und ist damit genauso zufrieden. Als wir mal ein paar Möglichkeiten direkter Konkurrenten verglichen haben, lag QNAP bezĂŒglich Features und Apps doch leicht vorne. Aber wer braucht das schon alles? Ticketsysteme, VideoĂŒberwachung, Online-Shops, eigener Mail-Server, zweite LAN-Schnittstelle ... GerĂ€te dieser Klasse sind eben auch fĂŒr kleinere Unternehmen konzipiert. Die Basics, also Dinge wie RAID, Cloud-Speicher, Backup-Lösungen, Hotswap, USB-Sofort-Kopie, Nutzerverwaltung und so weiter, beherrschen eigentlich alle Hersteller sehr Ă€hnlich gut. Wenn Ihr keine speziellen AnsprĂŒche habt, mĂŒsst Ihr Euch da gar nicht groĂ drum kĂŒmmern.
Wenn Ihr eine teure Variante kauft, achtet auf mindestens 4 GB Arbeitsspeicher oder die Möglichkeit aufrĂŒsten zu können - die AnsprĂŒche an ein NAS wachsen mit der Zeit! Selbst wenn es nur der Wunsch nach Speicher ist: Der Zugriff ĂŒber Smartphones und Tablets oder gar ĂŒber das Internet ist bei gĂŒnstigen, einfachen GerĂ€ten vermutlich immer möglich, aber vollwertige Rechner bieten da doch mehr Optionen.
Preistipp: Von Asustor gibt es mit dem AS3102T ein 2-Bay-NAS mit HDMI schon fĂŒr (derzeit) 220 Euro - ein SchnĂ€ppchen.

Quelle: Asustor
Streaming
Streaming ist ein paar Extraworte wert: Wenn Ihr Filme streamen wollt, geht das rudimentĂ€r mit so ziemlich jedem NAS - und wenn es geht, dĂŒrft Ihr sicher sein, dass der Hersteller es dazu schreibt! Wenn Ihr aber zum Beispiel ein komplexes Mediacenter wie Plex oder Kodi betreiben wollt, braucht Ihr mehr Leistung. Gerade Dinge wie Transkodierung, also zum Beispiel das "Kleinrechnen" von Filmen beim Streamen auf's Smartphone. Es kommt also drauf an, wie Ihr Medien konsumiert. Mal eben einen Film starten: GĂŒnstig reicht. Im Mediacenter stöbern und ĂŒber das Internet streamen: Gebt lieber etwas mehr aus.
Besonderheit Kodi: Vielen Nutzern ist das Mediacenter Kodi besonders wichtig. Leider neigen Hersteller dazu, das Programm ab und an aus dem Programm zu streichen - QNAP hat es getan und Asustor ebenso. Vertraut nicht blind auf Werbeversprechen wenn es um Kodi geht! Oft gibt es aber Möglichkeiten, Kodi auf Umwegen nachzurĂŒsten. Oder schlicht alternative App-Stores.
Wenn Ihr mehr zum Thema wissen wollt: Wir hĂ€tten noch ein paar NAS-Artikel, einiges speziell zu QNAP und natĂŒrlich auch zu Synology.
Mein Bekannter schwört ja auf eigene Hardware und UnRAID OS.