Warum ich mir doch wieder ein iPad kaufen werde
Das iPad war lange Zeit kein Notebook-Ersatz. Mit iPadOS hat sich das zum Glück endlich geändert. Warum ich mir doch wieder ein iPad kaufen werde.
Was hatte ich all die Jahre über das iPad gemeckert. Und ehrlich: Die Gründe dafür lagen auf der Hand: Unnötig beschränktes Betriebssystem, verplombtes System, App-Store-Zwang. Und dann diese Bedienung ohne Maus – fürchterlich. Mit dem "iPadOS" genannten iOS 13 für iPad hat Apple aber das Ruder endlich herumgerissen – und das iPad in einen kleinen PC verwandelt, der sich durchaus als Alternative zum Macbook eignet. Allerdings nach wie vor mit Einschränkungen, mit denen ich aber leben kann. Lest hier, weshalb ich mir doch wieder ein iPad kaufen werde.
Endlich eine brauchbare Alternative
Was mich seit dem ersten iPad am Konzept des Tablets gestört hat, war, dass es quasi ein reines Konsumgerät war. Zum Lesen, Surfen, Spielen, Gucken war es super, gegebenenfalls auch als mobile Notfall-Schreibmaschine, doch das war es auch schon. Und dann fehlte auch noch die Maus-Unterstützung, die ich für eine sinnvolle Nutzung unerlässlich war. Eine vernünftige Mausunterstützung fehlt zwar nach wie vor, obwohl eine rudimentäre Variante durchaus aktiviert werden kann. Aber Apple hat inzwischen dafür gesorgt, dass das gesamte iPad-Lineup den Apple Pencil einsetzen kann. Das lasse ich jetzt mal gelten, auch wenn es albern ist, dass derzeit zwei inkompatible Pencil-Systeme von Apple angeboten werden. Die Produktivität bei grafischen Anwendungen ist damit quasi explodiert.
Dateiverwaltung ist deutlich besser geworden
Ein riesiges Ärgernis bei allen iPads und iOS-Versionen war lange Zeit das Dateimanagement: Daten ließen sich nur umständlich auf das Gerät kopieren, und wer sie wieder runterziehen wollte, musste den Umweg über die Cloud nehmen. Das ist schon deshalb perfide, weil hier jede App ihr eigenes Süppchen kocht – und ich in vielen Szenarien eine Datei über zwei oder drei Apps kopieren musste, um endlich zum gewünschten Ergebnis zu gelangen. Das hatte sich zwar ein bisschen geändert, seit Apple mit iOS 9 das iCloud Drive eingeführt hatte; wirklich benutzbar ist der Quasi-Dateimanager aber erst seit 2019 und iPadOS, denn erst jetzt unterstützt die inzwischen "Dateien" genannte App auch USB-Laufwerke. Womit ein weiterer ewiger Kritikpunkt schlicht wegfällt: Statt Daten ständig über irgendwelche Clouds zu teilen, können sie bequem per USB-Stick oder -Festplatte kopiert werden. Was nur nach einem kleinen Upgrade klingt, macht in der Praxis den Unterschied zwischen echtem Computer und Spielzeug aus. Denn manche Dateien eignen sich einfach nicht für die Cloud, sei es aus Datenschutzgründen, sei es aufgrund der Dateigröße. Leider wird, außer am aktuellen iPad Pro mit seiner USB-C-Buchse, dafür nach wie vor ein teurer Lightning-USB-Adapter notwendig.
iPadOS ist noch lange nicht perfekt
Diese und viele weitere kleine Verbesserungen haben dafür gesorgt, dass ich inzwischen gerne am iPad arbeite. Die ewigen Ärgernisse haben sich quasi in Luft aufgelöst, mit den restlichen Beschränkungen kann ich erstaunlich gut leben. Praktisch ist zum Beispiel auch die Möglichkeit, mehrere Fenster einer App zu benutzen oder zwei Apps parallel anzuzeigen – ebenfalls eine Funktion, die es zwar schon länger gibt, die aber erst mit iPadOS den nötigen Reifegrad erreicht hat. Allerdings heißt das nicht, dass ich das iPad als Hauptrechner verwenden will und kann: Einerseits ist da die fehlende Möglichkeit, freie Software außerhalb des App-Stores zu laden, was viele Anwendungen (etwa Virtuelle Maschinen) schlicht ausschließt. Andererseits kann ich nach wie vor in der Musik-App keine Lieder von anderen Quellen als dem iPad selbst, der iCloud-Musikmediathek oder Apple Music abspielen oder verändern – ich muss für die Verwaltung nach wie vor einen richtigen Rechner zur Hand haben. Solche Inkonsistenzen ziehen sich leider (noch) durch das gesamte iPadOS-System: Wo an einer Stelle die Moderne Einzug gehalten hat und das iPad (fast) ein normaler Rechner ist, gibt es sich das System an anderer Stelle nach wie vor unnötig beschränkt.
Ich will endlich einen Desktop-Modus!
So auch bei der Ansteuerung externer Bildschirme. Grundsätzlich dürfte Apple das zwar mit den kommenden iPadOS-Versionen nach und nach verbessern. Wünschenswert wäre, wenn man das iPad wie mein olles Chuwi-Tablet oder jedes beliebige Macbook einfach als Rechner an Maus, Tastatur und Monitor anschließen könnte. Das iPad selbst könnte in diesem Modus als Grafiktablett oder Eingabemedium (oder Zweibildschirm) arbeiten. Das würde aber eine vernünftige Maus- und Monitor-Unterstützung voraussetzen. Das würde aber einen Desktop-Modus mit angepasster Oberfläche und einige deutliche Verbesserungen bei der Bedienung erfordern. Besonders ärgerlich daran ist, dass das iPad ja längst genug Rechenleistung hat, um als PC-Ersatz herzuhalten – die unnötigen Einschränkungen von iPadOS sind hier nach wie vor die Bremse.
Das iPad ist als Zweitrechner inzwischen perfekt
Dennoch: Apple hat es, nach fast 10 Jahren und 9 (!) iOS-Versionen endlich geschafft, das iPad vom iPhone zu emanzipieren. Als Hauptrechner ist so ein Gerät für mich zwar nach wie vor undenkbar, doch merke ich, dass ich seit dem iPadOS-Update doch deutlich seltener zu meinem Zweitrechner Macbook Air greife: Ich benötige es an vielen Stellen nicht mehr, wo ich es bislang noch verwenden musste. Und so dient sich das iPad generell und das iPad Pro im Speziellen inzwischen durchaus als (leichte) Notebook-Alternative an – sofern der Hauptrechner ein Desktop oder ein fettes Notebook ist, das hauptsächlich als Desktop-Ersatz herhalten muss.
Vielleicht das 2020er-iPad-Pro mit iOS 14
Momentan reicht meine vorhandene mobile Hardware wunderbar aus, aber sollte das Macbook Air oder das iPad Pro in den nächsten Jahren anfangen zu schwächeln, werde ich wahrscheinlich beide Geräte gegen ein einziges aktuelles iPad Pro mit großem Bildschirm austauschen – zusätzlich zum Mac. Bis dahin muss Apple aber dringend Notebook-artige Tastatur-Case-Alternativen anbieten: Das Smart-Keyboard ist für kleine Schreibarbeiten zwar ganz praktisch, bei größeren Aufgaben schmerzen mir aber mangels Ergonomie schnell die Finger und Handgelenke.
Zwei Ergänzungen:
Für mein iPad Pro 10,5 nutze ich ein Logitech-Case. Das umschließt das iPad komplett, was natürlich etwas Gewicht mitbringt, aber auch schützt. Die magnetisch befestigte Tastatur ist für längere Texte geeignet, weil sie richtige Tasten hat – sogar mit Beleuchtung.
Ein Feature, das ich inzwischen im mobilen Einsatz sehr schätze, ist Sidecar. Das iPad als Zweitbildschirm am MacBook Pro ist egal wo ganz schnell aufgebaut, koppelt drahtlos oder per Kabel (lädt dann auch gleich), läßt einen Apps wie Mail oder Task Manager auslagern und sorgt für ein fokussiertes Arbeiten auf dem Retina Display. Hatte vorher duet, aber Sidecar toppt das um Welten.
Apples Preispolitik ist bekannt; der Gegenwert ist am Ende das, was für mich zählt.