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Brydge Wireless Keyboard für iPad 10.2 im Test

Wird das iPad endlich zur perfekten mobilen Schreibmaschine?

Das iPad als Notebook-Ersatz – Stück für Stück wird die lange gehegte Vision zur Realität. Das liegt nicht nur an der endlich eingeführten und langsam auch ausgereiften Maussteuerung, sondern auch daran, dass es immer mehr brauchbares Zubehör für Apples Post-PC-Ära-PC-Ersatzdingens gibt. Ein solches Zubehörstück hatte ich zuletzt im Einsatz: Das Brydge Wireless Keyboard für das iPad 10.2 (siebte Generation). Wie sich die Edeltastatur in der Praxis schlägt, klärt unser Test des Brydge Wireless Keyboard.

Tastaturen für das iPad gibt es wie Sand am Meer, zumal man natürlich jedes beliebige Bluetooth-Keyboard mit dem Tablet verbinden kann. Schöner ist aber natürlich eine Lösung, die dauerhaft mit dem iPad verbunden bleibt. Besonders elegant löst es Apple mit dem Smart Keyboard Folio, dessen mangelnde Stabilität auf dem Schoß und natürlich der hohe Preis nicht jedermanns Sache ist.

Das Apple Smart Keyboard Folio funktioniert mittlerweile auch mit dem günstigen Einsteiger-iPad.

Eine Alternative zu den Hunderten Bluetooth-Tastaturhüllen für die Standard-iPads liefert Brydge. Das Brydge Wireless Keyboard verwandelt das iPad in einen Clamshell-Laptop, inklusive beleuchteten Tasten. Das Ergebnis erinnert ein wenig an die guten, alten Eee PCs und soll das iPad zur perfekten Schreibmaschine machen. Ob das gelingt? Das habe ich für Euch getestet!

Verarbeitung und Einrichtung

Das Brydge-Keyboard für das iPad 10.2 ist vorzüglich verarbeitet. Die Basis besteht aus Aluminium und ist farblich auf die Varianten des iPads abgestimmt. Die Scharniere, die das iPad halten, sind bewusst schwergängig und dadurch sehr stabil.

Das Einsetzen des iPads erfordert ein wenig Fingerspitzengefühl. Ist es aber einmal korrekt „eingeschoben“, hält es das iPad 10.2 wie eine Eins. Auch in großen Winkeln bleibt das Tablet stabil und selbst beim Anheben bleibt das Keyboard verbunden. Um das iPad aus der Umklammerung zu lösen, muss ein wenig Druck von unten ausgeübt werden – das hat man aber relativ schnell raus. Wie bei einem Laptop wird das iPad automatisch geweckt bzw. in den Standby-Modus geschickt, wenn man es zusammenklappt.

Großer Malus: Durch die Scharnier-Lösung bleibt die Rückseite des iPads ungeschützt und lädt damit zum fröhlichen Zerkratzen ein. Mein Back-Cover, das mit Apples Smart Keyboard funktioniert, lässt sich jedenfalls nicht in das Brydge-Keyboard einsetzen. Für seine iPad-Pro-Tastaturen bietet der Hersteller passende Hüllen an, für das Standard-iPad fehlen diese aber bislang.

Das iPad im zusammengeklappten Zustand. Die Rückseite bleibt leider blank.

Die Verbindung mit dem iPad erfolgt leider per Bluetooth anstelle des Smart-Connector – angesichts des nach wie vor praktisch nicht vorhandenen Zubehörs für den offiziellen Tastaturanschluss scheinen die Lizenzgebühren echt ein Problem zu sein…

Geladen wird die Tastatur über einen microUSB-Port. Hier wären mir zwar USB-C oder gar Lightning lieber, aber in den rund vier Wochen meiner fast täglichen Benutzung hat sich die Akkuanzeige der Brydge-Tastatur aber praktisch nicht verändert.

Brydge iPad Tastatur in der Praxis

Das Schreibgefühl der Brydge-Tastatur empfinde ich insgesamt als sehr gut. In Sachen Tastenhub und genereller Haptik erinnert mich das Keyboard an die MacBook-Tastaturen vor dem Wechsel auf das umstrittene Butterfly-Keyboard (…das ich selbst zugegebenermaßen als recht gut empfinde – ja, ich weiß, große Schande ;-) ).

Trotz Wurstfingern tippt es sich gut auf dem Brydge-Keyboard.

Allerdings sind die einzelnen Tasten für meinen Geschmack ein wenig zu klein – das ist aber wohl einfach dem geringen Platz im 10,x-Zoll-Formfaktor geschuldet, meine recht großen Pranken erledigen dann den Rest… Ich persönlich mag auch die „verkürzte“ Enter-Taste nicht, doch mit ein wenig Übung treffe ich sie dann doch. Ebenfalls ein Ding der Größe ist die nicht ganz perfekte Schoßtauglichkeit des Keyboards. Da ich gerne mal mit dem Laptop auf dem Schoß arbeite, ist das für mich ein kleiner, aber verschmerzbarer Nachteil.

Die Tasten bieten einen angenehmen Hub und erlauben flottes Tippen – wenn sie auch größer sein könnten.

Was das Schreiben auf dem Wireless Keyboards angeht: Ich bin explizit kein Zehn-Finger-Tipper, bin aber der Meinung, recht flott an der Tastatur zu sein. In der Praxis tippe ich auf dem Brydge-Keyboard nicht ganz so schnell wie auf meinem geliebten Allrounder Logitech K380, doch für gelegentliche Textarbeiten ist das Ding schon recht gut.

Ich habe beispielsweise diesen gesamten Test auf der Tastatur in iA Writer auf dem iPad runtergetippt. Das ging insgesamt schon sehr gut, wenn auch nicht ganz so schön wie am 13er-MacBook. Um schnell ein paar Notizen, ein paar Textänderungen oder eine ToDo-Liste anzulegen, ist mir das Keyboard jedenfalls SEHR viel lieber als die Bildschirmtastatur des iPads.

Trotz Bluetooth-Verbindung kann ich absolut keine Verzögerung zwischen dem Tastendruck und der Umsetzung in einer App feststellen – auch nicht im direkten Vergleich mit Apples Smart-Connector-Tastatur. Die große Ausnahme: Nach dem Aufklappen und damit verbundenen Aufwecken des iPads dauert es immer ein paar Sekunden, bis die Verbindung zwischen Tastatur und Tablet steht. Das stört in der Praxis nicht allzu sehr, soll aber nicht unerwähnt bleiben.

iPad Funktionstasten Brydge
Die Funktionstasten sind ein Pluspunkt der Brydge-Tastatur – auch im Vergleich zum Apple-Keyboard.

Großartig ist die Funktionsleiste über der Zahlenreihe. Hier bringt Brydge eine Reihe von Funktionen unter, etwa die Steuerung der iPad-Helligkeit, Lautstärke und abgespielten Medien. Auch die Tastaturbeleuchtung lässt sich in drei Helligkeitsstufen regeln oder eben ausschalten.

Über das Mikrofon lässt sich Siri nutzen – für mich eher ein Störfaktor als nützlich.

Etwas nervig empfinde ich im Alltag die Siri-Taste, die neben der linken CTRL-Taste untergekommen ist. Beim Tippen erwische ich mich immer mal wieder dabei, versehentlich Apples eher überschaubar nützliche Sprachassistentin aufzurufen – ein ganz schöner Nervfaktor.

Warum das Brydge-Keyboard doch zurück geht…

Selten habe ich so lange hin und her überlegt, ob ich ein Gerät nun behalten soll oder nicht. Ich vermute, dass man recht deutlich rauslesen kann, dass ich das Brydge-Keyboard für das iPad an und für sich sehr gelungen finde. Dennoch sind es ein paar Kleinigkeiten, die mich im Tastatur-Alltag stören.

Die bereits angesprochenen Faktoren wie das etwas zu schmale „Schoßdesign“ sowie die Bluetooth-bedingte Verzögerung nach dem Aufklappen sind ärgerlich, doch damit kann man Leben.

Deutlich störender fand ich, dass das recht elegante iPad in der Tastatur zu einem ziemlichen Klopper wird. Über ein Kilo bringt die Kombo auf die Waage, was angesichts des mangelnden Rückseiten-Schutzes schon deftig ist.

Schwergewicht: Mit dem Brydge-Keyboard verdoppelt sich das Gewicht des Standard-iPads beinahe.

Durch das Laptop-Design und das hohe Gewicht macht auch die Hochkant-Nutzung des iPads mit verbundenem Brydge-Keyboard keinen Spaß, zumal man das Gerät nicht komplett nach hinten klappen kann.

Letztlich wünsche ich mir nach iPadOS 13.4 zudem eine Tastatur mit integriertem Trackpad. Das kann man dem Gerät nicht vorwerfen, da es vor der offiziellen Mausunterstützung erschienen ist, dennoch würde ein Trackpad die Benutzererfahrung nochmals deutlich aufwerten – hier hoffe ich auf die angekündigte Logitech-Lösung.

All das sind Faktoren, die mich zur Rücksendung des Brydge Wireless Keyboards veranlasst haben. Das iPad verliert für meinen Geschmack ein wenig zu viel von seiner Identität. Da das gute Stück fast ein Drittel des Einsteiger-iPads kostet, kann ich die Anschaffung einfach nicht endgültig rechtfertigen.

Brydge Wireless Keyboard 10.2 im Test
Seine Kerntugenden löst das Brydge-Keyboard nahezu fehlerlos. Für mich ist es dennoch nicht die perfekte Lösung.

Das soll aber absolut nicht bedeuten, dass Brydge ein schlechtes Produkt abliefert. Im Gegenteil: Von allen Keyboards für das Standard-iPad hat mir die Brydge-Lösung bislang am besten gefallen. Die Verarbeitung ist grandios, das Tippgefühl selbst mit Wurstfingern toll, Funktionen wie die beleuchteten Tasten für ein iPad eine Wohltat.

Kurz: Wenn Ihr auf der Suche nach einer Lösung seid, Euer iPad ein wenig näher an einen Laptop heranrücken zu lassen, solltet Ihr dem Brydge Wireless Keyboard eine Chance geben.

Nutzt Ihr eine Tastatur am iPad? Wenn ja: Welche Lösung ist es bei Euch geworden? Ich freue mich über Eure Meinungen. Noch mehr Tests findet Ihr in unserem Testlabor, mehr Tutos rund um alles Apple-mäßige sammeln wir hier für Euch.

Ein Hinweis: Ich habe mir die Brydge-Tastatur aus eigener Kasse gekauft, der Hersteller hatte also keinerlei Einfluss auf den Test.

Boris Hofferbert

Freier Journalist, seit seligen Amiga-Tagen technikbegeistert, am Desktop Apple- und unterwegs Android-Fan, zockt unter Windows, kann nicht ohne Musik (von Classic Rock über Ska bis Punk) und Hörbücher, schießt gerne Postkarten-Fotos, hat immer mindestens zwei Handys dabei und freut sich riesig über eine Kaffeespende ;-)

2 Kommentare

    1. Ja, das war für mich auch der Hauptgrund, es zurück zu schicken. Ich habe ja noch das Smart Cover vom (verkauften) Pro, das ist auch okay, neigt aber manchmal dazu, die Verbindung zu verlieren.

      Eleganter isses auf jeden Fall – Apple halt… Wobei: Einen Rückseitenschutz musste ich hier auch separat kaufen ;-)

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