Meinung

Saturn, 90er, PC-Abteilung: Der Klicker – der was?

Der Klicker lag vermutlich auf nahezu jedem Küchentisch Deutschlands - und dürfte doch kaum jemandem bekannt sein

Saturn hatte in den 90ern immer zwei verschiedene Werbe-Flyer im Umlauf: Die Beileger einzelner Saturns in lokalen Zeitungen und den bundesweiten Klicker. Nun könnte man meinen, durch die Einkaufskraft von etlichen Dutzend Saturns würde alles billiger, stimmt aber nicht!

Zur Kolumne "Saturn, 90er, PC-Abteilung"

Lokale Werbung

Den lokalen Flyer haben wir im Laden selbst zusammengestellt, jede Abteilung hat was Eingebracht, die Geschäftsführung hat sich um die ganz großen Aktionen gekümmert. Format: Zeitung. Inhaltlich konnten wir von den Erfahrungen mit unserer Kundschaft profitieren, so ein sauerländischer Kleinst-Saturn dürfte anders ticken als der Riesen-Saturn in der Kölner Innenstadt.

Und auch auf die lokale Konkurrenz konnten wir direkt eingehen, Besuche in anderen Geschäften standen regelmäßig auf dem Plan, ebenso die Lektüre derer Werbung. Die Produkte haben wir eingekauft wie immer, direkt beim üblichen Vertriebler vor Ort.

Bundesweite Werbung

Dann gab es noch die Mini-Kataloge im DIN-A4-Format, die für alle Saturns galten und zentral vorgegeben wurden (entspricht heute etwa diesen virtuellen Katalogen). Da waren dann also, in meinem Bereich, nicht drei, vier Software-Produkte drin, sondern eher 10 bis 20. Der ganze "Einkauf" hat sich darauf beschränkt, dass ich eine Liste bekam und die Anzahl der jeweiligen Produkte eintragen musste. Und wenn ich dann mal sowas wie "5" eingetragen haben, kamen Rückfragen ...

Natürlich kann man keine Werbung für etwas machen und dann nur 5 Stück vorrätig haben, Lockangebote sind verboten. Oft hatte ich die beworbene Ware aber längst selbst geordert - und verwunderlicherweise gerne mal zu besseren Konditionen. Einerseits mag es an Verhandlungen gelegen haben, schließlich hatte ich zu vielen Vertrieblern ein sehr gutes Verhältnis. Und auch als kleiner Saturn konnte man denen auch mal entgegenkommen, wenn sie zum Beispiel irgendeinen Posten unbedingt loswerden wollten. Und im Gegenzug gab's dann halt mal sehr gute Konditionen für Produkte in der Werbung.

Andererseits: Die Klicker-Produkte kamen natürlich über die Zentrale. Und wie verdient der Gesamtkonzern wohl mehr?

Variante A: Man verhandelt supidupi Preise mit der ganzen Marktmacht, gibt die Preise an die Filialen weiter und kassiert dann entsprechend vom Gewinn der Filialen - die gehörten schließlich teilweise den lokalen Betreibern, teilweise der Zentrale.

Variante B: Man verhandelt supidupi Preise und gibt normale Preise an die Filialen weiter und behält die Differenz direkt.

Nur so eine Theorie ... 😉 Wobei, in der letzten Episode erwähnte ich ja schon, dass Gewinne durch Verkäufe nicht der einzige Weg zum Zaster waren. Vielleicht ein guter Punkt, um die nächste Folge einer spannenden Frage zu widmen: Wie hoch war die Gewinnspanne bei Computern? Null? Glaube ich nicht.

Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

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