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12 Tipps um das richtige Smartphone zu finden

Keine Ahnung von Smartphones? Keine Lust, Euch mit Dutzenden Technik-Begriffen und noch mehr Buzzwords zu beschäftigen? Kann ich nachvollziehen, eigentlich beschäftige ich mich auch lieber mit Linux, oder Essen, oder Sport, oder – die Liste wäre lang. Da ich mir aber das vierte Handy binnen zehn Monaten zulegen musste (toter Flash-Speicher, totes Display-Glas, toter nicht austauschbarer Akku), dachte ich mir, ich könnte mal den Leuten helfen, die eigentlich gar keinen Bock haben, sich tagelang durch das Angebots-Wirrwarr zu lesen. Hier also ein höchst subjektiver Einkaufs-Guide, quasi das 12-Schritte-Programm für Technikmuffel:

Nicht mal Lust auf die 12 Tipps? Unten gibts vier Empfehlungen für vier Preisklassen.

1. Android. Oder Cyanogen OS.

Android ist das gängigste Betriebssystem – wenn Ihr Euch nicht mit Details rumärgern wollt, vergesst den Rest einfach und nehmt ein Android-Gerät. Oder eines mit Cyanogen OS, das ist eine abgeänderte Android-Version (sicherer, anpassbarer). Muss Euch aber nicht kümmern, in der Handhabung unterscheiden sich beide quasi gar nicht. Mein neues Wileyfox Swift hat den Zuschlag übrigens nicht zuletzt wegen Cyanogen OS bekommen. In jedem Fall sollte es sich um eine möglichst aktuelle Version handeln, sprich Android 5 oder Cyanogen OS 12 (Version 13 auf Android-6-Basis wird bereits per Update angeboten).

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Cyanogen OS 13 – schlicht, gut.

2. Speicherkarten-Slot

Von 8 GB bleiben Euch nur 4 GB für Daten – inaktzeptabel. Und auch die 12 GB von 16-GB-Geräten sind schnell voll – und selbst wenn nicht schnell, dann doch sicher irgendwann. Und als Smartphone-Muffel seid Ihr vermutlich auch keine Digital Native Social Sharing Monster, und dann wird das Aufräumen des Speichers schnell lästig. Seht zu, dass eine Speicherkarte eingesetzt werden kann, sonst werdet Ihr es irgendwann bereuen, garantiert.

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IHR WOLLT EINE SD-KARTE

3. 2 GB RAM, mindestens

Mehr RAM = mehr gut, mehr gibt’s dazu nicht zu sagen. Doch: 2 GB sollten es sein, bei Low-Budget-Geräten für unter 100 Euro tut es auch ein einzelnes Gigabyte, aber dann beschwert Euch nicht, wenn es hier und da mal ein wenig ruckelt.

4. 4-Core-Prozessor, mindestens

Mehr Prozessoren und mehr Kerne (Cores) und mehr Taktfrequenz – gerne, immer mehr davon. In Mittelklasse-Smartphones wie dem Wileyfox Swift bekommt Ihr häufig die 1,2-GHz-Quadcore-Prozessoren Qualcomm Snapdragon 410 – und damit laufen Youtube, Maps, Puzzle, Browser etc. völlig flüssig, locker. Im Zweifel ist dieser Prozessor ein guter Richtwert – wem auch das zu lästig ist: 4 Kerne/Quadcore sollte es sein – in gewissem Maße kann man darauf vertrauen, dass die Geräte ihrem Preis angemessene Prozessoren haben (dass dieser Einkaufsleitfaden nicht das beste Preis-Leistungsverhältnis zu Tage bringt, sollte klar sein, oder?!).

5. Größe: 5 Zoll

Mit 4 Zoll hat man ein tolles Telefon, das ab und an auch Infos ausspuckt. Mit 6-Zoll-Geräten in der Brusttasche fragt man sich schnell, warum man einen Laptop in die Kleidung quetscht. Wer sich hier im Artikel angesprochen fühlt, weiß vermutlich noch gar nicht sooo genau, was das Ding im Alltag alles erledigen wird – und dann sind die üblichen 5 Zoll perfekt. Punkt aus.

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Handys sind erst immer kleiner geworden und dann zu immer größeren Smartphones mutiert – irgendwie merkwürdig.

6. Marken: Egal

Ja, die Flaggschiffe von Samsung, Apple (Buuuhhhh), Sony und so weiter machen in gewissen Kreisen wohl was her und auch die kleineren Geräte sind oft schick. Wer aber in den normalen Preisklassen sucht, sprich Low Budget um die 100 und Mittelklasse um die 200 Euro, muss nicht allzusehr auf Marken achten, um ein technisch ausgereiftes Gerät zu finden. Ja, die Gehäuse von Wiko oder Wileyfox lassen sich nicht mit einem S 7 oder meinem wunderbaren, den Flash-Tot gestorbenen Nexus 4 vergleichen, aber wir kommen ja gleich zu Punkt 8 …
P.S.: OK, eine Kleinigkeit gibt es noch zu vermerken: Manche Hersteller versorgen ihre Geräte nicht wirklich gut mit Updates, das liegt nämlich an denen, nicht am Android-Projekt. Beim Wiko Rainbow blieb man mir eine aktuelle Version schuldig, das Wileyfox Swift hat sich umgehend auf Cyanogen OS 13 aktualisiert. Aber wirklich wichtig ist das auch nicht, mir persönlich würde selbst ein Android 4.4.4 noch genügen.

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Viel aktueller geht es nicht – danke Wileyfox.

7. Kamera: Eine Frage des Geldes

Sorry – hier bleibt Euch kaum eine Wahl, als Reviews zu einzelnen Geräten zu lesen. Pauschal lässt sich höchstens sagen: Megapixel allein haben hier noch weniger Aussagekraft als bei echten Kameras und bei vielen günstigen Smartphones ist just die Kamera der Schwachpunkt. Die High-End-Geräte machen in der Regel alle gute Bilder – sind aber dermaßen teuer, dass sich ein Vergleich der Details lohnt, wenn man schon 800 Euro für einen Fernsprechapparat berappt. Meine Erfahrungen bislang: Nexus 4, Samsung S Advance, Motorola Moto G 1, Blackberry Bold sowie eines der ersten LG-Touch-Geräte – allesamt völliger Schrott. Wiko Rainbow: Bei gutem Licht in Ordnung, macht als Kamera-Ersatz aber nicht wirklich Freude. Das Wileyfox Swift: Für 179 Euro eine verdammt ordentliche Kamera, die für Portraits, Selbstportraits (upps, Selfies natürlich), Landschaften und – wichtig – Essen völlig ausreicht, auch bei schlechtem Licht.

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Wileyfox Swift: Schlechtes Licht nur von links oben, am ausgestreckten Arm geknipst – aber immer noch genug Schärfe, um alles lesen zu können.

8. Tasche: JA

Es wird runterfallen. Doch – es wird, irgendwann. Kauft eine Hülle. Und sei es nur ein schlichter Bumper, so ein Silikon-Rahmen, der die Rückseite frei lässt. Besser noch eine schicke, enge Schale. Beide helfen, dass ein Sturz vom Tisch nicht zu zerbrochenem Glas führt – passiert nicht oft, aber das Wiko dient als Beweis. Und wenn Ihr eh eine solche Verhüllung in Betracht zieht, kann Euch die Haptik des teuren Edel-Geräts auch egal sein. Für solche müsstet Ihr schon eine echte Tasche nehmen – und das Handy ständig auspacken.

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Irgendeine Tasche, hauptsache Schutz.

9. Display: HD tut’s

HD mit 1024×768 Pixeln genügt bei einem 5-Zoll-Gerät. Klar, mehr ist wieder besser, aber gerade wenn Euch der direkte Vergleich fehlt, dürftet Ihr völlig zufrieden sein. Im Display-Bereich gibt es etliche Abkürzungen, Technologien, Zahlen und Werte – Ihr könnt ein Hobby daraus machen, oder Ihr spart Euch das für Euer nächstes Smartphone, wenn Ihr gehobene, konkrete Ansprüche habt.

10. Akku: Möglichst viel ;)

Ich sagte es des öfteren: MEHR! Ein Mittelklasse-Smartphone mit 2.500-mAh-Akku ist bei normaler Nutzung völlig ausreichend – ohne tägliches nächtliches Aufladen kommt doch kaum noch jemand aus, egal mit was für einem Akku.

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Naja, 2.000 mAh ist schon recht wenig, mehr als ein Tag ist da kaum drin.

11. Zubehör: Checken

Die Marke ist egal? Nun, Nummer 6 hat’s behauptet. Jedoch: Exotische und neue Hersteller ( Wileyfox …) liefern ordentliche Geräte, aber es gibt häufig wenig Hersteller für Zubehör. Wenn Ihr etwa eine Hülle oder Tasche selbst gestalten wollt (wie ich es mal für ein (abgelaufenes!) Gewinnspiel gemacht habe), dürft Ihr getrost davon ausgehen, dass das nur mit halbwegs populären Modellen funktioniert. Bei vielen Anbietern gibt es passgenaue Schalen nur für die wirklich verbreiteten Teile der größten Hersteller.

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Wileyfox Swift: Schlechtes Licht nur von links oben, am ausgestreckten Arm geknipst – aber immer noch genug Schärfe, um alles lesen zu können.

12. Features – Wer’s braucht

Fingerabdrucksensor? Gyroskop? Dual SIM? Deca-Core? Wirklich wichtige Features verpasst Ihr bei keinem Gerät, vielleicht mal abgesehen von einer brauchbaren Kamera. Alles darüber hinaus gibt es für mehr Geld – und das hat gleich noch einen schönen Nebeneffekt: Mehr Features = teureres Gerät = alles andere auch besser = keine Last, sich damit beschäftigen zu müssen.

Oder anders gesagt, hier die absolute Null-Arbeit-Smartphone-Kauf-Lösung: Gebt rund 600 Euro für ein beliebiges Android-Gerät eines bekannten Herstellers aus – man muss schon einiges über Smartphones wissen, um dann nicht zufrieden zu sein. Und Ihr Experten seid hier ausnahmsweise mal gar nicht erst adressiert ;)

Empfehlungen

Das sind nicht unbedingt die besten Geräte ihrer Preisklassen, aber auf jedenfall kaufwürdig.

Low Budget: Wiko Rainbow, 99 Euro – hatte ich, starb an kaputtem Glas, meine Schuld, davon abgesehen: Ich habe es schon für 139 Euro empfohlen.
Mittelklasse, unten: Wileyfox Swift, 179 Euro – habe ich gekauft, kann ich bisher empfehlen.
Mittelklasse, oben: Wileyfox Storm, 279 Euro – noch nicht in der Hand gehabt, aber die Verbesserungen zum guten Swift (Prozessor, Kamera, Größe, etc.) passen zum Preis.
Oberklasse: Google Nexus 6p, 679 Euro – Boris war begeistert, super Kamera, mir persönlich allerdings zu groß (5,7 Zoll).

Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

5 Kommentare

  1. Alles in allem eine gute und meiner Meinung nach gute Zusammenfassung, Herr Kollege :) Spart mir (für’s erste) den schon länger geplanten Artikel, dass nur Idioten (so wie ich……….) noch mehr als 300 Euro in ein Smartphone investieren müssen.

    Gaaaaaaaanz egal würde ich die Marke aber nicht bezeichnen. So hat sich Samsung bei mir zwar mit dem wirklich überragend guten Galaxy S7 im Premium-Bereich endlich rehabilitiert, die Budget-Geräte von denen würde ich aber bis heute mit der Kneifzange nicht anfassen. Zwar sind Android-Updates nicht ganz so bedeutend, wie sie oft dargestellt werden, Smartphones ohne jeglichen Support kann ich aber bis heute nicht empfehlen.

    Die Cyanogen-Viecher von Wileyfox und BQ sind hier auf jeden Fall (bis jetzt) positive Ausnahmen, auch kann man die Moto-Smartphones bislang im Hinblick auf Android-Updates empfehlen – hier stellt sich halt die Frage, wie es langfristig unter der Lenovo-Herrschaft weitergehen wird. Die chinesischen Hersteller wie Honor, Huawai und natürlich Xiaomi bauen absolut großartige Hardware, versaubeuteln aber (meiner Meinung nach) oft die Software mit hässlichen Oberflächen und veraltetem Android-Unterbau. Trotzdem würde ich beispielsweise ein Honor 7 für 300 Tacken uneingeschränkt empfehlen, weil es für wirklich alles langt, was man im Alltag mit dem Smartphone anstellt.

    Und was das Thema Akku angeht bleibe ich dabei: Akku ist nur durch mehr Akku zu ersetzen. Mein Nexus 6p kommt mit 3.450 mAh in ruhigen Zeiten (mit wirklich minimaler Nutzung) bis zu drei, ansonsten fast immer zwei Tage mit einer Ladung aus. Wenn ich mir da das iPhone 6s von nem Kumpel ansehe, bekomme ich fast Mitleid (aber nur fast, weil er NOCH mehr dafür bezahlt hat als ich ;) )

    1. Der iPhone-Akku kann deutlich mehr, als Du ihm unterstellst. Der schafft locker einen achtstündigen Arbeitstag mit viel Rumliegen und Musikhören in der Bahn ;) Aber Spaß beiseite: Der Trick beim iPhone ist aus einem mir völlig unerfindlichen Grund der Einsatz des Originalnetzteils. Dann hält das Viech schon relativ lange durch.

    1. Naja, Punkt 1 nicht. Und damit scheidet es definitiv aus. Davon ab: 128 GB Speicher würde ich zur Not als genügend lablen, Apple sorgt bestimmt dafür, dass Apps, die mit dem 2-Core-Prozessor unterversorgt wären gar nicht erst sind (oder ist iOS einfach so viel sparsamer?), 4,7 Zoll fänd ich persönlich gar nicht mal schlecht und insofern würde es fast passen. Außer eben: Punkt 1. Und das ist in dieser ansonsten ohne Wertung erfolgten Liste nicht umsonst Punkt 1. Aber ist der Akku nicht ein wenig mager, nein – dreist, für diesen Preis?

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