Linux & Co.

Linux-Terminal-Basics – Pilot zur neuen Serie

Befehle eintippen? In 2022? Hier gibt's Hilfe für absolut Ahnungslose ;)

Tja, wer hätte in den 70ern gedacht, dass viele der üblichen Tools auch heute noch tagtäglich im Einsatz sind? Das Tool grep zum Beispiel feiert nächstes Jahr 50. Geburtstag! Muss eine Software nicht wirklich fantastisch sein, um sich so lange zu halten? Und das obwohl es keine Klickibunti-Oberfläche hat. Aber weder muss man sie heute noch nutzen, noch Angst davor haben.

Terminal-Basics

In dieser Serie geht es um Einsteiger, Laien, Linux-Neulinge sowie um die absoluten Grundlagen. Und schon muss ich ein wenig zurückrudern: Man sagt immer so leicht Linux-Kommandozeilen-Tools, aber nahezu alle Programme, die hier vorkommen, laufen auch unter Windows und macOS. Selbst der Standard-Linux-Terminal Bash, also das Programm, dass die Kommandozeile anbietet, läuft auf allen Plattformen. Lediglich Tools, die ins System eingreifen, sind dann wirklich Linux-spezifisch – zum Beispiel solche, die Software installieren und Nutzerkonten einrichten.

Als Kommandozeile verwenden wir hier immer die Bash, Standard unter Linux, für Windows am besten über Git for Windows zu beziehen. Bash ist letztlich einfach nur eine so genannte Shell. Damit ist die Software gemeint, über die Ihr als Nutzer mit dem Betriebssystem-Kern interagieren könnt. Auch die Windows-Oberfläche ist letztlich nur eine Shell. Und beide Shells bringen auch noch einige, teils eigene, Anwendungsprogramme mit sich, beispielsweise Datei-Browser, Taschenrechner, Suche und so weiter.

Windows-Äquivalente zu Bash sind die alteingesessene Eingabeaufforderung (cmd.exe) und die etwas neuere Powershell. Die meisten Tools dieser Serie gibt es auch als Windows-Versionen und könnten in diesen beiden Shells verwendet werden. Aber wenn Ihr Kommandozeilen-Tools unter Windows verwenden wollt, nutzt am besten auch dort die Bash – das ist wesentlich einfacher, konsistenter und besser dokumentiert.

Aber was fasel ich da ;) Aus rein praktischen Gründen sprechen auch wir hier meist von Linux-Tools, denn dort kommen sie her, dort sind sie Standard und ach, vermutlich seid Ihr eh nur hier, weil Ihr genögtigt wurdet, woll?!

CLI-Tools

Üblicherweise werden Tools für die Kommandozeile als CLI-Tools bezeichnet. CLI steht für Command Line Interface, also wörtlich Kommandozeilenschnittstelle – im Gegensatz zu GUI-Tools mit Graphical User Interface für die Maus. Lustigerweise arbeiten unterhalb vieler GUI-Programme doch wieder nur CLI-Tools, deren Optionen eben mit grafischen Elementen wie Buttons, Menüs, Listen oder Eingabefeldern verknüpft sind.

Das Doofe an CLI-Tools: Sie sind ziemlich unintuitiv. Ihr müsst Optionen und Arbeitsweise einigermaßen kennen, um überhaupt etwas damit anfangen zu können. Bei einem Tool mit grafischer Oberfläche kann es zumindest intuitiv sein. Möglich wird das vor allem durch selbsterklärende Symbole: Wenn Ihr zum Beispiel in Programmen etwas bearbeiten wollt, erscheint nicht selten ein Button mit einem Blatt Papier und einem Stift – diese Analogie zur echten Welt genügt schon. Und der Desktop geht hierzulande zwar als Eigenname durch, letztlich ist es aber nur der Schreibtisch. In den 90ern hat HP noch Rechner mit eigener Standardoberfläche verkauft! Zwar lief darunter Windows, aber statt des heutigen Windows-Desktops gab es ein Bild eines echten Schreibtisches – samt Block, Telefon, Taschenrechner und so weiter. Bedienen konnte sowas im Grunde jeder sofort, aber die Möglichkeiten waren wahnsinnig eingeschränkt.

Das Coole an CLI-Tools: Sie sind schlank, können miteinander kombiniert werden und erledigen meist zwar nur eine einzige Aufgabe, die aber sehr sehr gut. Auch bringen sie alle eigene Hilfen mit sich, über die zumindest geübte Nutzerinnen und Nutzer alles Nötige für den Einsatz erfahren. Und es ist viel viel einfacher, auch mal auf entfernten Rechnern zu werkeln!

Hiiiiilfe!

Sowohl unter Windows als auch gängigen Linuxen wie Ubuntu, MX Linux oder Linux Mint gibt es kaum noch Situationen, in denen man auf CLI-Werkzeuge zurückgreifen muss. Aber es kommt vor und dann ist der Ärger meist groß. Ebenso groß aber meist die Freude, wenn man die Dinger freiwillig nutzt und feststellt, wie viel einfacher viele Aufgaben plötzlich sind!

Hilfe gibt es in vielfältiger Form: Fast alle Tools liefern mit dem Argument --help eine kurze Hilfe an und zudem gibt es immer so genannte manpages (manual pages -> Handbuchseiten) mit ausführlichen Anweisungen über den Befehl man TOOL-NAME. Nützlich sind die meist nur für Nicht-Laien :(

Einfache Hilfe für Einsteiger direkt im Terminal selbst gibt es beispielsweise über unsere hauseigene Terminal-Hilfe cli.help – mit Beispielen und komplett auf Deutsch. Als Erinnerungshilfe ist das Projekt aber auch für Profis nützlich (ich selbst bin vermutlich größter Nutzer von cli.help).

Erinnerungshilfe ist überhaupt das Stichwort: So simpel viele CLI-Tools auch sein mögen, nutzt man sie nur alle paar Monate mal, gerät die Syntax in Vergessenheit. Eine super Abhilfe dafür: Aliasse! Damit könnt Ihr komplexe Programmaufrufe vereinfachen und Euch die Syntax wieder in Erinnerung rufen.

Am besten beginnt Ihr aber möglichst früh mit einem eigene Cheat-Sheet, also einem Spickzettel mit nützlichen Programmaufrufen. Den könnt Ihr sogar kostenlos über cli.help speichern und dann auf jedem Rechner mit

curl cli.help/mein-spickzettel

abrufen.

Aber nach dieser ganzen Schwafelei ohne ernsthaften Nutzen – eine Serie sollte aber irgendwie einen Einstieg haben … – geht es ab sofort wesentlich kürzer zur Sache. Den Anfang machen die Merkhilfen.

Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

2 Kommentare

    1. Danke für den Input – Schleifen hatte ich noch gar nicht in der Liste, sind jetzt geplant, dauert aber noch ein wenig bis sie dran sind. Bei überbordender Ungeduld: Ich habe das Thema hier bei Dev-Insider schon mal beschrieben, allerdings nicht ganz so auf Einsteiger gemünzt wie in dieser Serie.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Ooopsi!

Bitte deaktiviere Deinen Adblocker.