HardwareSicherheitTestlabor

Test: eBlocker – anonym und werbefrei surfen per Plug&Play

Der eBlocker verspricht Anonymität im Netz und blockt Werbung und Tracking-Werkzeuge – für alle Geräte im Heimnetz und ohne Frickelei. Beim eBlocker handelt es sich um einen Einplatinenrechner in einem kleinen weißen Gehäuse, der lediglich an Strom und Netzwerk angeschlossen wird. Anschließend soll er per Plug&Play gegen Tracking vorgehen – ersteres funktioniert so zwar nur fast, aber grundsätzlich passt das schon.

Hardware, Software, Service

Der eBlocker besteht aus Hardware, Software und Service. Das eBlocker-Betriebssystem gibt es kostenlos und als Hardware lassen sich Banana Pi und Raspberry Pi nutzen – oder man kauft das ganze Paket fertig konfiguriert in Form der eBlocker-eigenen Hardware. Dafür werden dann 219 Euro für ein 1-Jahres-Abo fällig oder 329 Euro für lebenslange Updates. Bei den Updates handelt es sich um die jeweils aktuellen Filterlisten und Systemaktualisierungen. Diese sind auch separat für 59 Euro pro Jahr oder 199 Euro als Lifetime-Lizenz erhältlich. Beim Thema Sicherheit nicht ganz uninteressant: Der eBlocker stammt aus Hamburg.

In der kleinen Variante bleiben also 160 Euro für die Hardware (Banana Pi (?), Netzteil, Netzwerkkabel, Gehäuse) übrig – einzeln bekommt man das etwas günstiger, aber wer das alles zusammenbasteln kann und will, gehört auch schlicht nicht zur Zielgruppe des eBlockers! Denn generell lässt sich alles, was der eBlocker leistet, auch mit kostenlosen Tools und Browser-Add-ons erreichen – außer dem einfachen Bedienkonzept.

Übrigens gibt es den eBlocker auch noch als Family-Version mit mehreren Nutzerkonten und Jugendschutz.

eblocker
Der eBlocker – Tracking-frei (fast) per Plug&Play.

eBlocker-Einrichtung

Der Plug&Play-Wunsch des Herstellers ist wunderbar direkt auf der Packung zu finden: Netzwerkkabel rein, Stromkabel rein, 5 Minuten warten, setup.eblocker.com aufrufen, tracking-/werbefrei sein. Ganz so will es hier nicht. Am ersten Netzwerkport wollte sich das Gerät partout nicht im Netzwerk zeigen, erst an der nächsten Buchse (und einem Neustart) vermeldet die Fritzbox Erfolg und ein paar Minuten später erscheint auf der setup.eblocker.com-Seite tatsächlich das halbtransparente eBlocker-Symbol.

In den Einstellungen finden sich auch die diversen Netzwerkrechner im LAN wieder und der eBlocker kann für jedes Gerät separat aktiviert und deaktiviert werden. Werbung wird allerdings vorerst nur bedingt blockiert, da Unterstützung für SSL-Seiten (also https://) erst aktiviert werden muss. Dazu ruft man in jedem Browser auf jedem Gerät die eBlocker-Einstellungen auf und importiert das eBlocker-eigene SSL-Zertifikat. So kann das Gerät dann auch bei verschlüsselten Verbindungen Werbung und Tracker herausfiltern. Hier bedarf es noch eines Neustarts, anschließend wird Werbung zuverlässig geblockt.

eblocker
Das eBlocker-Zertifikat lässt sich mit zwei Klicks installieren.

Tipp: Kritische HTTPS-Seiten solltet Ihr in die Ausnahmeliste übernehmen – schließlich unterbricht das eBlocker-Zertifikat die Verschlüsselung zwischen zum Beispiel Banking-Website und Eurem Browser. Das schreibt übrigens auch eBlocker selbst.

Anonym surfen

Die Anonymisierung muss zunächst für jedes einzelne Gerät aktiviert werden, dann sucht Ihr Euch noch die Länder aus, aus denen Eure vorgetäuschte IP-Adresse stammen darf. Wenn Ihr mit aktivierter Anonymisierung eine Website besucht, sieht diese dann einen Besucher aus einem dieser Länder, statt Euch aus Deutschland. Und das ganze funktioniert mit dem altbekannten Tor-Netzwerk – und somit bisweilen auch mit der altbekannten Tor-Geschwindigkeit. Für alle, die es nicht kennen: Häufig ist das eher ISDN als Breitband … Mit Glück sind aber auch 30 Mbit und mehr drin. Es lassen sich alternativ auch VPN-Dienste einrichten, aber dafür fallen natürlich wieder Kosten an.

Zudem beherrscht eBlocker Cloaking, zu Deutsch Tarnung. Über den eBlocker-Button, der übrigens auf jeder unterstützten Seite zu finden ist, lässt sich ein anderes Betriebssystem vortäuschen, so dass Ihr für einen Shop beispielsweise mit Linux statt mit MacOS unterwegs seid, wodurch Ihr wieder ein Stück weit schlechter identifiziert werden könnt. Und ganz nebenbei sorgt das bisweilen nachweislich für bessere Preise in Online-Shops!

eblocker
Vorsicht: Ohne SSL-Aktivierung funktioniert auch die Anonymisierung nicht.

Und sonst noch? Es gibt eine Whitelist, um unterstützenswerte Seiten wie Tutonaut.de ;) vom Werbeblocker zu befreien, eine Pause-Taste für 5, 10, 15 oder 20 Minuten eBlocker-Pause, eine Ausnahmeliste für Apps, die ohne eBlocker laufen sollen und ein paar Detail-Einstellungen (unter anderem SSL-Regeln, WebRTC). Und das war es auch schon – mehr braucht man aber auch nicht!

Probleme? Wenige!

Auch wenn die Einrichtung nicht ganz per Plug&Play funktioniert (nein, SSL ist nicht optional – ohne ist das Teil, oder besser das Internet, nicht zu gebrauchen), ist sie denkbar einfach. Vor allem ist die Nutzung weiterer Netzwerkgeräte extrem angenehm, da (für Browser) immer nur das SSL-Zertifikat importiert werden muss. Ein wenig merkwürdig: WLAN-Geräte tauchen teils nicht sofort in der eBlocker-Geräteliste auf – hier half einmal der Aufruf der eBlocker-Einstellungen, einmal der Aufruf des Geräts per Fritzbox. Dennoch funktioniert auch auf diesen Gerären alles bestens.

Was die Qualität des Blockers selbst angeht, lässt sich ohne umfangreiche Auswertungen keine genaue Aussage machen. Aber in unserer Stichprobe sah es recht gut aus: Werbung wurde teils besser geblockt, als mit AdblockPlus mit Standard-Filterliste, Tracker wie Amazon-Dienste erkannt und im Cookie-Ordner landete deutlich weniger Mist – nützliche und wenige zweifelhafte Cookies sammelten sich dennoch an.

eblocker
HDMI ist ohne Funktion, die USB-Ports für künftige Erweiterungen gedacht.

Fazit: Lohnt sich!

Weniger Werbung, weniger Tracker und optional weitgehende Anonymität – auf allen Netzwerkgeräten, mit minimalstem Aufwand. Wer das will, wird gut bedient. Eine Lifetime-Lizenz rentiert sich bereits nach drei Jahren und dürfte im Komplettpaket die sinnvollere Option sein – und nein, das ist keiner der berühmten, nie gesichteten Pappenstiele. Aber für alle, die weder in der Lage sind, die nötigen Tools selbst zusammenzustellen und zu betreiben, noch einen Admin ständig in Rufweite haben, ist das Geld gut angelegt.

Persönlich muss ich sagen, dass ich sehr skeptisch war, mittlerweile aber sehr angetan bin – insbesondere die einfache Aktivierung von Tor in jedem Browser auf jedem Netzwergerät ist verlockend; selbst, wenn man alle selbst aufsetzen könnte.

eblocker
Die komplette Installationsanleitung direkt auf der Packung – nicht schlecht für ein eigentlich ziemlich Komplexes Aufgabenspektrum.

Wer in der Lage ist zu basteln, aber nicht wirklich willens, sollte sich das eBlocker-Betriebssystem mal selbst installieren. Apropos …

eBlocker OS auf dem Raspi

Die Installation ist erfreulich simpel: Das eBlockerOS-Image landet mit Win32DiskImager auf der SD-Karte, das Booten funktioniert und man kann auf das System zugreifen. Sobald aber SSL ins Spiel kommt, geht gar nichts mehr, irgendwann hängt das ganze System. Ist aber auch egal – der hier genutzte Raspberry Pi B+ 1.2 wird offiziell gar nicht unterstützt, lediglich die Version 1.1. Zudem scheint der Raspi auch nicht leistungsfähig genug für einen flüssigen Betrieb. Ohne SSL macht das System jedenfalls wenig Sinn, da zum einen ein Großteil des Internets SSL nutzt, Tendenz steigend, und zum anderen auch die Anonymisierung nicht ohne aktivierte SSL-Option funktioniert. Der alte Raspi ist also raus.

eblocker
Die zentrale Steuerleiste lässt sich auf jeder unterstützten Website aufrufen.

Sofern eBlockerOS auf einem deutlich leistungsfähigeren Banana Pi oder dem kompatiblen Raspi flüssig läuft, ließe sich das System also durchaus kostenlos nutzen. Der Vollständigkeit halber: Das heruntergeladene eBlockerOS war nicht exakt dasselbe System wie das auf dem Testgerät. Die Menüpunkte „Experimentell“ und „Expertentools“ fehlten, wobei die Experimentell-Optionen andernorts zu finden waren. Im Produktivbetrieb müsste man allerdings monatlich das jeweils aktuelle Image aufspielen und alles neu aufsetzen. Zum Testen genügt es aber allemal.

eblocker
Süss: Aufkleber zum Abdecken von Kameras an Fernsehern und so weiter.

P.S.: Eine traditionelle Wertung sparen wir uns bei dem Produkt. Warum? Nun, man könnte argumentieren, dass sich die Hardware günstiger beschaffen ließe und frei verfügbare Lösungen das gleiche Resultat bereitstellen könnten – und noch deutlich mehr leisten. Man könnte aber auch argumentieren, das eigentliche Produkt sei Laien-Kompatibilität – jeder, Verzeihung, Depp kann mit dem eBlocker für ein (weitgehend) werbe- und trackingfreies Heimnetz sorgen. Und da macht es wenig Sinn, Performance, Datendurchsatz, Anschlüsse und dergleichen separat zu bewerten. Unter Vorbehalt einer ausgiebigen Langzeit- und Filter-Auswertung, hätte sich der eBlocker als Endnote für die passende Zielgruppe definitiv eine 2+ verdient.

Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

6 Kommentare

  1. Also…
    wie sieht das eigentlich noch im Jahre 2023 aus? Funktioniert der eBlocker heute überhaupt noch, nach sovielen datenschutzrechtlichen Novellen im Laufe der Zeit? Immerhin wurde das Internet seit 2017 in den nachfolgenden Jahren bis Heute, kontinuierlich auf den Kopf gestellt. Außerdem hat man alle sich daraus ergebenden und dort eingeführten Gesetzes- Änderungen angeblich doch, ausschließlich und alleine nur, für den Schutz und die Sicherheit des Benutzers gemacht… oder etwa doch Nicht?!

    Letzterer scheint mittlerweile, wenn man manchen Stimmen glauben schenken darf, dadurch bereits schon so gut geschützt, und mit sabbernd triefendem Wohlwollen regelrecht überversorgt zu sein, dass Er sich Heute, im Jahr 2023, bei einer nach wie vor anhaltenden uferlosen Durchsetzung an Schutzwällen, die eigens nur für Ihn alleine geschaffen wurden… mehr denn je erneut darüber Gedanken machen muss …. wie es mit dem eigenen Schutz im Internet aussieht?!

    Fakt ist doch, dass sukzessiv durch Einsetzung diverser Techniken im Netz, immer öfter Sicherheitsmaßnahmen im Browser unterlaufen werden und keine Wirkung mehr zeigen. Wie ein Rechtsverdreher welcher Lücken im Gesetz sucht, suchen andere Lücken im Datenschutz um diese für sich zu nutzen. Die DSGVO steht hier für die goldene Gans, welche gern von jedem geschlachtet werden darf, der „ein berechtigtes Interesse“ hat.

    Gute Gründe, warum man unbedingt in der IT Brache arbeiten sollte. Programmierter Schwachsinn den keiner braucht, ist eine der lukrativsten Einnahmequellen überhaupt; – dazu ein Ort der Widersprüche schlechthin. Außerdem gibt es, bei dieser ansonsten sehr locker anmutenden Tätigkeit wirklich nur ein einziges, ernst zu nehmendes Gesundheitssrisiko…. Tot-Lachen… (über die Unzulänglichkeit mancher Auftraggeber!)

    Und da es generell, von Natur aus schon mehr Schwachsinnige als Sinnmachende Dinge in der Welt des Menschen existieren, möchte folglich dessen auch bestimmt Niemand seinen Mut verlieren; – weder Derjenige, der sich mit dem Internet und seinen Tücken tagtäglich hunderfach ergebnislos herumschlägt noch Derjenige, der seine Oberfläche täglich neu programmiert, bis der Server streikt.

  2. Es gab gerade erst einen Test von Anonymisierungsboxen im PC-Magazin, bei der die TrutzBox am besten abgeschnitten hat. Ich würde mich über einen ausführlichen Test der TrutzBox freuen. Vor allem wäre ein Vergleich, wie gut die Boxen wirklich alle Tracker blocken, interessant.

    1. Die TrutzBox wollte ich mir als nächstes anschauen, könnte aber noch was dauern … Die Kollegen von Golem haben aber einen Vergleichstest unter https://www.golem.de/news/privacy-boxen-im-test-truegerische-privatheit-1604-120250.html.
      Einen genauen Vergleich, wer was wie blockt hätte ich auch gerne – das ist, mit einer seriösen Testreihe, allerdings dermaßen viel Aufwand, dass der Journalismus das wohl nicht bieten wird; da wird es immer auf kleine Stichproben und Erfahrungswerte hinaus laufen. Das wäre eher eine Aufgabe für die Wissenschaft (tolles Thema für eine Bachelor-/Master-Arbeit!), für die Stiftung Warentest oder Unternehmensberatungen. Oder natürlich für den Freak von nebenan, der das als Hobby betreibt.
      Nun, Privatsphäre ist im Wahljahr sicherlich auch ein Thema für die Politik – wenn das die richtige Stelle/Person/Partei/Lobby erreicht, gibt es genug Behörden, die ein Interesse an derlei Studien haben (na, sagen wir entwicklen) könnten. Da ich teils selbst in so einem Kasten sitze, werde ich mal lieber keine empfehlen ;) Und ob die eBlocker-Klientel der Orbigkeit bei dem Thema allzuviel Glauben entgegen bringt – mmmhhhhhhhhhhh, anderes Thema.

      1. Ja genau, eigentlich sollte man vom BSI erwarten, dass die solche Lösungen genauer unter die Lupe nehmen und Empfehlungen abgeben. Das ist doch eigentlich genau deren Auftrag, oder?

Schreibe einen Kommentar zu amles Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Ooopsi!

Bitte deaktiviere Deinen Adblocker.