Hardware

HP blockt Toner von Drittherstellern? Firmware-Downgrade kann die Lösung sein

Wie sehr kann man seine Kunden eigentlich gängeln? HP: "JA!"

Seit vielen Jahren verrichtet ein Multifiunktions-Laserdrucker von HP seinen Dienst in meinem Arbeitszimmer. Er druckt in feinster Qualität, kann recht ordentlich scannen und kopieren für die Behördenfreunde ist sogar ein Fax eingebaut. Alles super. Er wird das letzte Gerät von HP sein, dass ich mir kaufe. Warum? Weil ich die Gängeglung durch den Hersteller satt habe. Zum mittlerweile dritten Mal versucht HP, einwandfrei funktionierenden Toner von Drittherstellern zu blockieren. Die Lösung dafür: Ein Firmware-Downgrade, das ich mir aus dem Internet suchen musste.

Langer Rant, kurze Lösung

Da aus meinem ursprünglich geplanten Schnelltipp über geblockten Toner ein recht langer Rant über die Praktiken von HP geworden ist: Hier der Link zur Lösung für die Kurzentschlossenen unter Euch. Für alle anderen: Viel Spaß beim Nachvollziehen, Kopfschüttel, Vielleicht-auch-die-Schuld-auf-den-Autoren-Schieben oder schlichtweg

Dritthersteller-Toner: Teufelszeug, nutzt das bloß nicht!

Einer der Gründe dafür, dass ich mich vor einigen Jahren für den HP LaserJet MFW281 als Heim-Drucker entschieden habe, war die relativ hohe Verfügbarkeit von Dritthersteller-Tonern. Wir alle wissen ja, dass Drucker quasi die Definition der Abofalle sind: Günstige Hardware, teures Zubehör in Form von Toner oder Tinte.

Daran ist logischerweise überhaupt nichts auszusetzen. Wer die Originalqualität braucht, bezahlt den Preis, für alle anderen gibt es Alternativen: Nachfülltinte und -toner von Drittherstellern. Hier gibt es zwar das Risiko, dass die Druckqualität nicht ganz mit dem Original mithalten kann, dafür kann man idealerweise ordentlich sparen.

Ich hatte für meinen Drucker einen Ersatztoner ausgemacht, der wunderbar funktioniert und nur rund die Hälfte des Originals kostete. Also gleich mal auf Vorrat gekauft und gefreut. Fairer Deal. Außer für HP.

(* = Affiliate-Link / Bildquelle: Amazon-Partnerprogramm)
(* = Affiliate-Link / Bildquelle: Amazon-Partnerprogramm)

HP hat bereits 2016 ein Programm namens Dynamic Security aufgelegt. Dahinter stecken Maßnahmen, die Verwendung von Alternativen Toner und Tinten in HP-Druckern einzuschränken. Alles nur zu Eurer Sicherheit, selbstverständlich. HP prüft unter anderem über in die Toner-Kartuschen integrierte Chips, ob diese Original vom Hersteller oder von einem bösen, bösen Dritthersteller stammen.

Du. Sollst. Nicht. Drucken.

Bis dato war das überhaupt kein Problem. Nein, ich würde sogar so weit gehen zu sagen: Es war eine gute Idee. Wenn ich den Alternativtoner in den Drucker gepackt habe, gab dieser mir einen Hinweis darauf, dass es sich hier nicht um originale HP-Ware handelt. Das war bei meiner Lösung offensichtlich, da es aber sicherlich auch gefälschte Kartuschen mit HP-Logo in der großen, weiten Welt gibt, ist so eine Überprüfung und ein entsprechender Hinweis durchaus angebracht.

Doch das reichte HP irgendwann nicht mehr.

Als ich kurz vor Weihnachten 2023 einen kurz-vor-knapp gekauften Geschenkgutschein ausdrucken wollte, scheiterte das zunächst an einer leeren Farbkartusche – und dann an HPs Blockade. Nach dem Wechsel des schon zweimal verwendeten Alternativ-Toner passierte beim Klick auf Drucken…. Nichts.

Auf dem Display vermeldete der Drucker lapidar mit der Meldung, dass die angegebenen Druckpatronen blockiert seien, weil wegen hier: Nicht von HP und so, Dynamic-Security-Jedöhns, SI-CHER-HEIT!

Mit hochgezogener Augenbraue begab ich mich auf die Suche nach einer Taste, die ausdrückte „Passt schon, ich weiß was ich tue, lass mich drucken!“. Aber nein, die gab es nicht. Der Drucker war blockiert, keine Chance, nichts zu machen. Ich durfte nicht drucken. Für meine Sicherheit.

Vorweihnachtsstimmung 2023, nicht koloriert.

Firmware-Update ersetzt Toner-Warnung durch Toner-Blockade

Die Nummer hat mich erwartungsgemäß in einem emotionalen Mix aus Konfusion und Wut versetzt – und damit war ich nicht alleine. Eine kurze Online-Suche förderte ähnliche Erfahrungen mit diversen HP-Laser- und auch Tintenstrahldrucker zutage. So etwa bei Reddit oder im HP-Forum

Der Grund war ebenso einfach wie profan: Ein dank Auto-Update im Hintergrund installiertes Firmware-Update für meinen HP-Drucker hat aus dem bisherigen freundlichen Warnhinweis eine komplette Toner-Blockade gemacht. Nicht von HP? Nicht mit uns! Mehr Infos dazu findet Ihr unter anderem auch bei den Kollegen von The Verge oder Heise.

Original Toner HP Karikator Dall-E-3
Ich war zwar nicht dabei, aber so in etwa könnte es aussehen, wenn HP die nächste Runde seiner „Sicherheitsintiative“ beschließt. (Bild: Boris Hofferbert, erstellt mit Dall-E3 / ChatGPT Plus)

Besonders pikant: Gegen HP laufen wohl bereits diverse Klagen und das Unternehmen zahlte in den vergangenen Jahren sogar Kompensationen an Kunden, die von der Blockade-Haltung betroffen waren.

Aber anscheinend hält das die Damen und Herren in der HP-Entscheiderzentrale nicht davon ab, die Nummer immer wieder zu versuchen. Als jemand, der nur vergleichsweise wenig ausdruckt, war ich bislang nicht davon betroffen. Nun aber doch. Getrieben von meiner Naivität, dass Firmware-Updates für Geräte ja eigentlich nur Verbesserungen bringen sollten. Falsch gedacht.

Des Teufels Advokat – aber nur kurz!

Da ich weiß, dass Diskussionen um solche Themen auch oft auch emotional geführt werden, eine kleine Erklärung meinerseits: Ich kann HP verstehen. Ehrlich. Nicht nur aus der offensichtlichen finanziellen Sicht durch fehlende Tonerverkäufe, sondern tatsächlich auch aus der Perspektive der Kundenzufriedenheit bzw. des Supports.

Es würde mich nicht wundern, wenn Kunden nach dem Kauf eines schlechten Drittanbieter-Toners bzw. einer entsprechenden Tinte den Fehler bei HP und dem jeweiligen Drucker sehen. Aus dieser Warte ist zumindest der Hinweis auf falsche Toner völlig angepasst. Wegen mir darf er auch drastischer ausfallen. Etwa dahingehend, dass man die Nutzung von Dritt-Toner erst explizit in den Druckereinstellungen freischalten muss oder so.

In dieser Hinwicht spiele ich also gerne des Teufels Advokaten. Aber nur mit Einschränkung. Denn: Bitte, bitte, bitte überlasst doch uns die Entscheidung, ob wir das „Risiko“ eingehen wollen. Ich für meinen Teil würde es tun (zumal man sich ja durchaus informieren kann, ob ein Alternativ-Toner was taugt oder auch nicht). HP könnte einfach darauf hinweisen und irgendeine Art von Klausel in Richtung „Kein Support bei Fremdteilen“ einfügen, oder?

Vielleicht kann mir jemand von Euch die Frage beantworten, ob man für solche Fälle (-> Defekter Drucker durch billige Tinte / billigen Toner) nicht die Garantie-Verantwortung ablegen kann. Vergleichbar mit Fertig-PCs, auf dessen Gehäuse ein „Wenn Ihr das hier aufreißt, seid Ihr von hier an selbst in der Verantwortung“-Aufkleber steckt. Ich kenne mich in der Richtung tatsächlich nicht so gut aus und weiß nicht, wie einfach es ist.

HP-Drucker: Firmware-Downgrade durchführen und wieder glücklich drucken

Das Problem kennt Ihr nun. Doch was ist die Lösung? Ein Firmware-Downgrade. Jap, maximal unbefriedigend, aber leider nicht anders machbar. Ich musste mir aus den Tiefen des Internets eine Firmware für meinen Drucker besorgen und diese installieren. Das war leichter gesagt als getan.

Zumindest für mein spezfisches Modell gab es zum Glück auf Reddit einen entsprechenden Thread, der das Problem beschrieb und auch eine alte Firmware zum Download bereitstellte (über Google Drive, aber nimmt, was man kriegen kann).

HP Drucker Firmware-Downgrade Google Drive Download
Downloads aus privaten Google-Drive-Links. Was soll schon groß schiefgehen…?

Je nachdem, welches Druckermodell Ihr genau verwendet, müsst Ihr also selbst auf die Suche gehen. Zuweilen sind die alten Versionen sogar noch auf der HP-Homepage zu finden, in meinem Fall musste ich aber den Umweg über Reddit gehen. Nun ja.

Bevor Ihr mit der Software-Seite weitermacht, müsst Ihr gegebenenfalls noch ein Firmware-Downgrade am Drucker erlauben. Bei meinen Modell führte der Weg dahin in den Bereich Aktualisierungen verwalten. Hier muss der Punkt Downgrade zulassen gewählt und anschließend mit Ja bestägit werden.

Downgrade zulassen HP-Firmware
Je nach Modell kann es sein, dass Ihr die Installation von Firmware-Downgrades zunächst erlauben müsst.

Dann kann es ja losgehen… oder?

Firmware-Downgrade bei HP: Es ist kompliziert…

Doch der Installer war auch nur die halbe Miete. Als Mac-User musste ich natürlich erstmal ein Windows an den Start bringen. Kein Problem, Parallels-VM anwerfen, Installer reinwerfen, fertig – oder? Leider nein. Tatsächlich „sieht“ meine virtuelle Maschine zwar den Netzwerkdrucker und startet die Installation des Downgrades, doch das führte trotz Erfolgsmeldung zu exakt nichts.

HP Firmware-Downgrade
Zwar freut sich der Smiley nach der vermeintlichen Installation, doch leider ist auf der Druckerseite nichts passiert.

Also das ganze auf meinem verstaubten Windows-Laptop wiederholt. Auch hier: Erfolgreich gesehen, angeblich erfolgreich installiert, aber… Wieder nüscht. Weitere genervte Recherche-Minuten später dann die Antwort auf eben jene Verwunderung: Der Firmware-Installer funktioniert grundsätzlich:

  1. Nur unter Windows
  2. Nur per USB-Kabel
  3. …und auch nur dann, wenn Ihr die Original-Tonerkartuschen eingesetzt habt.

Gerade letzteres könnte ein Problem sein. Ich hatte die alten Dinger zum Glück noch, weil ich sie eigentlich zum Recycling einsenden wollte – in dem Fall hat meine Faulheit mir den Tag gerettet…

Also aus der Mottenkiste das alte USB-Druckerkabel geholt, angeschlossen und… Ihr ahnt es: Nope, wieder kein Erfolg. Kurz vor dem Aufgeben fand ich dann die endgültige Lösung für den ganzen Ärger: Vor der USB-Verbindung müsst Ihr noch den Drucker aus den Systemeinstellungen entfernen, wenn Ihr ihn (wie ich) zuvor im Netzwerk genutzt habt. Danach ging es dann schließlich auf die Odschool-Methode per USB.

HP-Downgrade läuft
Endlich.

So vorbereitet lief die Installation der alten Firmware durch. Nach dem Neustart und dem Wiedereinsetzen des böööösen Toners meldete der Drucker lediglich, dass dieser nicht von HP stammt, ließ mich dann aber drucken. Heu-f*cking-reka.

Fazit: Es geht. Aber es nervt…

Tjoa, nun darf ich zwar wieder meinen Billo-Toner verdrucken und bin damit auch zufrieden. Gleichzeitig habe ich aber auch ein potenziell unsicheres Gerät im Netzwerk hängen. So eine Firmware schließt ja auch Sicherheitslücken. Gegebenenfalls deaktiviere ich die Netzwerkfunktion des Druckers und nutze stattdessen den Netzwerk-Druckerdienst der Fritzbox.

Unabhängig von solchen Überlegungen bleibe ich dabei: Aus Sicht des Endkunden ist das ganze Gehabe von HP für mich eine einzige nervige Gängelei, was ja scheinbar auch einige Gerichte so sehen.

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Dass der Hersteller es immer wieder versucht, ist ein Ärgernis. Wenn irgendwann der nächste Druckerkauf ansteht, werde ich mich daher wohl woanders umschauen. Doch ist es da besser? Erfahrungsgemäß machen Branchen-Hersteller ja Branchendinge, daher würde es mich nicht wundern, wenn das Problem nicht HP-isoliert auftritt. Habt Ihr dazu Erfahrungen? Schreibt es gerne mal in die Kommentare.

Gleiches gilt natürlich auch, wenn Ihr der Meinung seid, dass ich hier total übertreibe. Passt für mich. Noch mehr Tipps und Tricks zu Hardware aller Art findet Ihr hier.

Boris Hofferbert

Freier Journalist, seit seligen Amiga-Tagen technikbegeistert, am Desktop Apple- und unterwegs Android-Fan, zockt unter Windows, kann nicht ohne Musik (von Classic Rock über Ska bis Punk) und Hörbücher, schießt gerne Postkarten-Fotos, hat immer mindestens zwei Handys dabei und freut sich riesig über eine Kaffeespende ;-)

2 Kommentare

  1. „Bitte, bitte, bitte überlasst doch uns die Entscheidung, ob wir das „Risiko“ eingehen wollen.“

    Hmm, aber wenn ich dasselbe über root für Android sage … ;)

    Aber hast natürlich völlig recht. Ich persönlich werde von HP künftig sowieso Abstand nehmen, weil die letzten beiden Tintenstrahler wirklich unter aller Sau waren. Vor allem haben beide den größten Teil der Tinte für Wartungsarbeiten verbraten, die immer nötig waren, wenn die Dinger mal ein paar Monate nicht genutzt wurden. Hinzu kommt, dass sowohl Software als auch Treiber bisweilen ungeheuer nerven. Und dieser elende Tinten-Abo-Blödsinn …

    Mein 2009er Billig-HP-Drucker hat knapp 10 Jahre gedruckt, ohne jegliche Wartungsdrucke, auch wenn er nur zwei Mal im Jahr ran musste. Die 10 Jahre davor hat einer der ersten Epson-Heim-Laser-Drucker wunderbare Dienste geleistet. Vielleicht wissen die Hersteller ja einfach, dass die Zeit der Drucker bald vorbei ist. In ein paar Jahren dürften Drucker den Vibe verbreiten, der heute Faxgeräten und Pagern innewohnt.

    1. Du hast völlig recht. Mein HP Laserjet 1010 läuft seit 20 Jahren!!!!!problemlos.
      Aber auf keinen Fall werde ich bei HP wieder einen Drucker kaufen.
      Robert König

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