Retro & Emulation

Klassisches Telefon an FritzBox (und anderen Routern) betreiben

Ihr habt ein altes Bundespost-Telefon und wisst nicht, wie Ihr es in Betrieb nehmen sollt? Wir zeigen Euch, wie es geht.

Erinnert Ihr Euch noch an Omas gutes, altes Telefon? Knallorange, Dunkelgrün, Grauweiß oder Dunkelrot war der grobe Knochen namens FeTAp, nicht selten umhüllt mit einer hässlichen Brokathülle. Und vielleicht erinnert Ihr Euch: Das war ein ganz viel entspannteres Telefonieren als heute! Ihr könnt das olle Teil tatsächlich noch an modernen Routern wie der FritzBox betreiben.

Ja, ich weiß: Es ist das Zeitalter der Smartphones, normale Telefone kommen bestenfalls noch im Büro zum Einsatz. Und das sind dann tüddelige Klötze mit 1000 Tasten im typischen Office-Design. Dessen letzter Designer ist anscheinend irgendwann in den späten 1990er Jahren verstorben und alle Office-Telefone werden, genau wie Bürostühle, Schreibtische und Faxgeräte, seither im gleichen Design gebaut.

Dagegen sind die FeTAp (ja, das ist der korrekte Plural) der Deutschen Bundespost regelrechte Designwunder. FeTAp steht natürlich für Fernsprechtischapparat. Der deutsche Aküfi (Abkürzungsfimmel) war mangels Anglizismen damals auch irgendwie schöner als heute.

Alte Telefone: Nostalgie und Eleganz für den Schreibtisch

Ganz egal ob mit Wählscheibe oder später mit Tastenfeld, mit echter Klingel oder dem klassischen elektronischen Klingelton: Ein solches Telefon weckt nostalgische Gefühle und Erinnerungen an die gute, alte Zeit, als die Welt noch in den Fugen war. Anders als heute, wo Smartphones ein Quell steter Ablenkung sind und man statt miteinander zu reden lieber lästige Sprachnachrichten verschickt. Ein Fernsprech-Tischapparat strahlt Ruhe aus, entschleunigt und ist dementsprechend immer eine gute Wahl. Dank seines coolen Retro-Designs ist es außerdem ein Schmuckstück für jeden Schreibtisch.

Fernsprech-Tischapparat der Bundespost: Na, wer kennt es noch? (Bild von Leif Rohwedder auf Pixabay)

Doch wie bekommt man so ein FeTAp an einen aktuellen Telefonanschluss? Den stellt ja längst der Router per VoIP (Aküfi für "Voice-over-IP") zur Verfügung. Die gute Nachricht: Viele aktuelle FritzBox-Modelle und vergleichbaren Router besitzen noch einen solchen TAE-Anschluss. "TAE" steht, Aküfi, Ihr wisst schon, für Telekommunikations-Anschluss-Einheit: Das ist so ein schönes Alte-Bundesrepublik-Wort, dass ich es knuddeln und mir umgehend ein Helmut-Kohl-Poster aufhängen und dazu ein Waldmeister-Eis essen möchte.

Einfacher Einstieg: Das 01 LX der Bundespost

Nun gibt es wie bei allen technischen Geräten natürlich viele verschiedene Generationen der FeTAps, und mit zunehmendem Alter steigt der Schwierigkeitsgrad der Verbindung. Am einfachsten sind dabei die letzten Bundespost-Generationen aus den Jahren 1989 bis 1995.

Einfacher Einstieg: Das 01 LX der Bundespost (Foto: Christian Rentrop)
Einfacher Einstieg: Das 01 LX der Bundespost (Foto: Christian Rentrop)

Für ca. 50 Euro gibt es zum Beispiel gebraucht bei Ebay und Co. das glorreiche 01 LX von 1989, die Weiterentwicklung des FeTAp 7xx der Post. Das wurde bereits mit einem TAE-Stecker ausgeliefert und kann einfach auf Tonwahl umgestellt werden. Damit ist es technisch gesehen genauso aktuell wie andere kabelgebundene Analogtelefone – und damit problemlos an der FritzBox einsetzbar.

Das 36 Jahre alte Telefon macht auf dem Schreibtisch eine gute Figur. (Foto: Christian Rentrop)
Das 36 Jahre alte Telefon macht auf dem Schreibtisch eine gute Figur. (Foto: Christian Rentrop)

Wahlverfahren: Tonwahl oder Impulswahl?

Genau hier trennt sich dann leider auch die Spreu vom Weizen: Denn bis auf das 01 LX sind nur wenige FeTAp Tonwahl-fähig. Aber was ist Tonwahl überhaupt? Ursprünglich waren Telefone mit dem Impulswahlverfahren (IWV) ausgestattet: Das betrifft alle Wählscheiben-Modelle sowie viele frühe Tasten-Telefone. Das ist eine extrem analoge Methode Wählmethode: Die Wählscheibe betätigt einen Schalter, je nach gewählter Ziffer werden mehr oder weniger Impulse durch die Leitung geschickt.

Moderne analoge Telefone setzen auf das Mehrfrequenz-Wahlverfahren (MWV) beziehungsweise Tonwahl: Dieses Verfahren wählt mittels Übermittlung verschiedener standardisierter Töne, die von der Vermittlungsstelle erkannt werden. Üblicherweise lassen sich modernere Geräte zwischen beiden Verfahren umschalten, so auch das 01 LX oder die meisten Nicht-Bundespost Geräte aus der Zeit nach 1995.

Wie kriege ich ein FeTAp an die FritzBox?

Aber genug der Theorie: Wenn Ihr das Telefon anschließt, wählt, und es rattert, handelt es sich um das Impulswahlverfahren. Sind beim Wählen verschiedene Töne zu hören, ist es ein Tonwahl-Telefon – und damit problemlos am Router einsetzbar: Steckt das Telefon einfach an den TAE-Anschluss des Routers, um es auch heute noch zu verwenden.

Falls Ihr keinen TAE-Stecker am Telefon habt: Intern verwenden viele alte FeTAp einen sogenannten AS4-Stecker für das Kabel. Den müsst Ihr nur durch ein entsprechendes modernes Kabel ersetzen (etwa hier bei Telefonmanufaktur.de). Alternativ könnt Ihr Euer AS4-Telefon aber mit ein wenig Bastelarbeit auch selbst mit einem TAE-Stecker ausstatten.

Altes Telefon W48: Telefonieren wie Anno Tobak (Foto: Pixabay)

Apropos verwenden: Alle Geräte – ob IWV oder MWV – können an der FritzBox zum Annehmen von Anrufen verwendet werden. Da beim Angerufenwerden kein Wahlverfahren involviert ist, könnt Ihr für diesen Zweck also sogar ein Uralt-FeTAp wie das kultige W48 noch an der FritzBox betreiben. Das könnt Ihr sogar heute noch kaufen, für Schnellentschlossene sogar mit Konverter für über 300 Euro: Das tut's dann sogar zum Anrufen am Router. Reine IWV-MFV-Adapter gibt es deutlich günstiger bei Amazon.

Bevor Ihr in den Geldbeutel greift, solltet Ihr aber zunächst testen, ob Euer Router nicht möglicherweise doch noch das Impulswahlverfahren unterstützt. Die Schweizer Website PTT-Apparate kuratiert derzeit eine Liste gängiger Routermodelle und ihrer Impulswahl-Fähigkeit. Laut der Website ist es dabei wichtig, dass der Wählschalter gut eingestellt ist – sonst funktioniert es wohl nicht.

Ganz wichtig: Der TAE-Stecker. Den könnt Ihr aber nachrüsten.
Ganz wichtig: Der TAE-Stecker. Den könnt Ihr aber nachrüsten.

Fazit: Erstmal ausprobieren, vielleicht klappt es

Wir halten also fest: Ihr könnt Omas altes Telefon – ganz egal ob mit oder ohne Brokathülle – problemlos an Eure FritzBox anschließen. Es braucht nur den richtigen TAE-Stecker, anschließend könnt Ihr damit auf jeden Fall Anrufe empfangen.

Wenn Ihr mit dem Telefon auch selbst anrufen möchtet, solltet Ihr zunächst testen, ob Euer Router vielleicht noch Impulswahl unterstützt. Und falls nicht, ob Ihr das Telefon durch eine Einstellung ins Tonwahlverfahren umschalten könnt. Erst wenn beides nicht geht, ist der Einsatz eines Adapters notwendig.

Übrigens: Wenn Ihr noch Fragen habt, solltet Ihr unbedingt die Website Kleine-Technikwelt von Stephan Pauls besuchen. Er hat sich detailliert mit dem Thema Alte Telefone an der FritzBox zu nutzen beschäftigt und erklärt im Detail, wie Ihr welche FeTAp Modelle mit der FritzBox in Betrieb nehmen könnt.

Konntet Ihr Euer altes Telefon an der FritzBox oder einem anderen Router in Betrieb nehmen? Helft anderen Usern, indem Ihr Euer Telefon- und Router-Modell in die Kommentare schreibt!

Christian Rentrop

Diplom-Journalist, Baujahr 1979. Schreiberling in Totholzwäldern und auf digitalen Highways. Öfter auch auf der Vespa oder mit dem Wohnwagen unterwegs. Seit 2020 Tochtervater, dementsprechend immer sehr froh über eine kleine Kaffeespende.

4 Kommentare

  1. Alter, kann doch nicht sein, dass ich mir an einem Sonntagabend ernsthaft überlege, ein Telefon zu kaufen, das älter ist als ich. Dabei telefoniere ich doch seit Jahren gar nicht mehr über Festnetz…

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