Virtuelle Maschinen schneller machen
Die Performance von virtuellen Maschinen ist nicht immer optimal. So könnt Ihr sie verbessern.
Windows auf dem Mac, Linux unter Windows oder Windows unter Linux: Virtualisierungs-Programme wie Virtualbox, VMWare und Parallels ermöglichen die Nutzung anderer Betriebssysteme ohne lästigen Dual-Boot und die damit verbundene Gefahr für die Daten. Statt des echten Rechners wird eine Virtuelle Maschine genutzt: Ein Software-PC innerhalb des Hardware-PCs. Das geht heutzutage flott, doch die Geschwindigkeit ist selten optimal. Wir zeigen Euch, wie Ihr das Maximum aus Euren Virtuellen Maschinen herausholen könnt.
Virtuelle Maschinen auf SSD packen
Klingt offensichtlich, wird aber gerne vergessen: Trotz der Default-Einstellungen könnt Ihr auf Eurem PC oder Mac natürlich einstellen, wo die virtuellen Maschinen liegen. Und es gibt zwei gute Gründe, sie nicht auf's System-Laufwerk zu legen: Einerseits, weil sie dort enorm viel wertvollen SSD-Speicher wegnehmen. Und andererseits, weil Ihr vielleicht gar keine SSD als System-Festplatte benutzt. Moderne Betriebssysteme schreiben und lesen permanent vom und auf den Datenträger. Läuft zusätzlich eine oder gar mehrere virtuelle Maschinen, kann selbst eine SSD performanceseitig in die Knie gezwungen werden. Von der Abnutzung ganz zu schweigen.
Es ist also – vor allem auf dem Mac, wo Ihr die verlötete SSD-Festplatte nicht mehr wechseln könnt oder je nach Modell eine lahme magnetische Festplatte habt – ausgesprochen sinnvoll, Eure virtuellen Maschinen auf ein schnelles externes Laufwerk auszulagern. Kauft Euch eine SSD für den schnellsten Anschluss, den Euer Rechner zu bieten hat. Solche Festplatten sind nicht mehr teuer heutzutage. Schiebt die virtuellen Maschinen dort hin und meldet den neuen Speicherort in Eurer Virtualisierungssoftware an. Dann ist Euch optimale Performance sicher. Zudem belasten die Dinger nicht teuren System-Speicher.
VMs bloß nicht auf Speicherkarten oder USB-Sticks!
Übrigens: Falls Ihr jetzt mit dem Gedanken spielt, Geld zu sparen und auf SD-Speicherkarten auszuweichen: Ja, die gibt's inzwischen sehr günstig mit hohen Kapazitäten. Ja, sie versprechen enorme Geschwindigkeiten. Und nein: Für virtuelle Maschinen sind sie Käse. Das hat gleich mehrere Gründe. Einer davon ist die nicht vorhandene Fehlerkorrektur der Laufwerke, die andere die zumeist mangelhafte Langlebigkeit im Betrieb als Festplatte. Und dann sind da - auch wenn das Marketing da anderer Meinung ist – gegenüber SSDs und sogar konventionellen Festplatten ausgesprochen lausige Performance. Nein: Auf Speicherkarten solltet Ihr nur die Systeme von Spielzeugen wie dem Raspberry Pi installieren. Produktivsysteme und aufwändige OSe wie Windows 10 haben da nichts verloren. Und laufen auch katastrophal lahm.
CPU-Kerne zählen und sinnvoll verteilen
Neben dem Speicherort ist es wichtig, bei virtuellen Maschinen die Prozessorkerne sinnvoll zu verteilen. Das klingt nach Magie, ist aber letztlich simple Mathematik. Wichtig ist nur, dass Ihr wisst, wie viele Kerne (ohne Hyperthreading!) Euer Rechner hat und wie viele VMs Ihr gleichzeitig laufen lassen wollt. Denn jeder Kern, den Ihr einer VM zuweist, fehlt dem Betriebssystem, sobald der virtuelle PC läuft. Ein Beispiel: Der iMac Pro hat in der Grundkonfiguration acht Prozessorkerne, das Macbook Air hat derer nur zwei.
Moderne Betriebssysteme sollten schon zwei Prozessorkerne nutzen dürfen, wodurch sich das Macbook Air nur bedingt als Rechner für virtuelle Maschinen eignet. Auf dem iMac Pro mit acht Kernen könnt Ihr hingegen bis zu drei VMs mit je zwei Kernen gleichzeitig aufschalten, ohne dass es zu all zu großen Performance-Einbußen kommen sollte. Wie gesagt: Das gilt nur für Virtuelle Maschinen, die gerade aktiv sind. Da sich Rechner und VM den Prozessor teilen müssen, solltet Ihr aber auch nicht auf die Idee kommen, dem Basis-System zu wenig (etwa drei Kerne für die VM und einen für das Basis-System) zuzuteilen: Arbeitet der Basisrechner langsam, wird auch die VM langsam!
RAM konservativ zuweisen und so die Virtuelle Maschine schneller machen
Das gleiche, das für den Prozessor gilt, gilt auch für den Arbeitsspeicher: Läuft die Virtuelle Maschine, reserviert sie genau so viel Arbeitsspeicher, wie Ihr ihr zugeteilt habt. Dieser Arbeitsspeicher fehlt auf dem Basis-System. Auch hier ist es simple Mathematik: Hat Euer PC oder Mac acht Gigabyte RAM und Ihr teilt einer VM vier Gigabyte zu, kann es schnell eng werden. Zumal sich auf Rechnern mit Chipsatz-Grafik auf die Grafikkarte einen ordentlichen Packen RAM genehmigt. Auf dem Macbook Air mit 8 GB RAM wären in so einem Setup mit VM gerade einmal 2,5 Gigabyte RAM für das Basis-System vorhanden, sobald Ihr die virtuelle Maschine startet: 8GB minus 4GB VM minus 1,5 GB Grafikspeicher. Das wird eng – und das System extrem langsam. Achtet also darauf, Eurem Basissystem immer mindestens vier Gigabyte RAM zu genehmigen. Die virtuelle Maschine darf den Rest – in diesem Fall maximal 2,5 Gigabyte – haben.
Grafikspeicher der VM: Nur so viel wie nötig
Und noch mehr Speicherfragen: Falls Ihr Euch schon durch die Optionen Eurer Virtuellen Maschine geklickt habt, ist Euch sicher die Einstellung für den Grafikspeicher aufgefallen. Hier könnt Ihr, je nach Virtualisierungslösung, Mondwerte für den Grafikspeicher angeben. Hier solltet Ihr zunächst immer die Basiskonfiguration wählen, denn wie immer gilt: Speicher, den die VM nutzt, fehlt im Hauptsystem. Zumal die Grafikarte zumeist emuliert ist, sprich: Sie kann sowieso nichts bis gar nichts. Da müsst Ihr nicht viel Speicher zuteilen – übernehmt den empfohlenen Wert, je nach Betriebssystem 128 bis 512 Megabyte. Einzige Ausnahme: Ihr nutzt eine Virtualisierungslösung, um aufwändige Spiele oder grafikintensive Software wie AutoCAD zu verwenden. Ansonsten könnt Ihr auch niedrigere Werte probieren.