
Spiele waren schon immer Sauhunde, wenn es um Speicherplatz ging. Erst reichte die Diskette nicht mehr, dann wurden es halt viele. Dann reichten auch die nicht mehr und es kamen CDs/DVDs. Dann wurden auch das mehrere. Dann wurde plötzlich der Festplattenspeicher zum Problem. Speicher wurde billiger, Spiele wurden größer - aber nach einigen Runden, vor einigen Jahren: Speicher war billig genug, um endlich überall reichlich zur Verfügung zu stehen - selbst für riiiiiesige Spiele. Aber dann ...
... kamen die verdammten Gaming-Abos, Gamepass & Co. 175 Gigabyte für Forza Horizon? Kein Problem. 110 Gigabyte für Mass Effect? Null Problemo. 50 Gigabyte für die South-Park-Spiele - check. 80 für Assassins Creed Odyssey - okay. Noch ein paar Dutzend Indy-, Retro- und einfach kleinere Spiele - joa, passt noch. Aber dann will man mit so einem Abo ja auch mal anzocken: Das neue AC Shadows, Elden Ring, Horizon Forbidden West, Lies of P, Flugsimulator, ein paar Sportspiele und dies und das und das da auch noch ...
So gehen die Terrabyte dahin, nach der Gaming-Festplatte werden auch Arbeits- und Windows-Laufwerk vollgepröfft. Alter Wein in alten Schläuchen, aber saufen muss man's trotzdem.
Die kluge Lösung, die nicht funktioniert: Aufräumen. Aufräumen + Selbstdisziplin. Hm, ist schon im analogen Leben nicht mein Ding. Bleibt also nur: Mehr Speicher - aber alle Plätze im Tower sind belegt, umziehen ist mir zu aufwändig. Ach egal, dann halt eine externe Platte. Hmmm ... geht das?
USB-Festplatte für Spiele
Wir bewegen uns hier eigentlich in der Welt des Trivialen. Könnte man meinen. Ich würde sagen: In einer Welt, die vor lauter Trivialität den Spagat zwischen Schweigen und technischem Wahn und Esoterik wagt.
Schweigen: Es gibt erstaunlich wenig gute Antworten auf diese Frage im Netz, obwohl die Frage durchaus auftaucht. Häufig gibt es einfach gar keine Antworten in Foren oder dümmliche wie "Bau' Dir 'ne größere SSD ein."
Technischer Wahn: Solche Fragen kommen in der Regel eher von Laien - häufig auch von sehr jungen. Man nenn sie Kinder. Und wenn dann statt einer vernünftigen Antwort eine 12-seitige Abhandlung über Datentransferraten unterschiedlicher Schnittstellen, Kabeldurchschnittsgrößen und Protokolle folgt, die bei einer Weltmeisterschaft die entscheidenden 0,00003 Millisekunden ausmachen könnten ...
Esoterik: Ich habe ein längeres, gut gemachtes, häufig geschautes, mit vielen Daumen-hoch versehendes Video gesehen, wo der Typ knapp die Technik-Wahn-Liga verpasst hat: Er ist der Frage nach FPS nachgegangen. Welchen Einfluss erwartet man sich da? CPU, Grafikkarte, RAM können da Flaschenhälse sein, aber der Datenspeicher? Überraschendes Ergebnis seines Vergleichstests: Kein Unterschied. Wow. Bingo. Der nächste Cent, der sich in meinem Reifenprofil verfängt gehört ihm.
Realitätsnahe Antwort: Klar geht das. Warum? Weil der Teil der Spiele, der gerade läuft, im Arbeitsspeicher residiert - und für die Performance sind dann CPU und GPU zuständig. Natürlich kann es theoretisch zu längeren Ladezeiten führen, irgendwie müssen die Daten ja von der Festplatte in den Arbeitsspeicher.
Aaaaaaaaaaaaber ... Man sollte immer mit einem Aber rechnen, wer weiß, was sich manch ein Entwickler alles so ausdenkt. Microsoft hat es beispielsweise geschafft, mich mit einer über 10 Gigabyte großen Cache-Datei zu überraschen. Die gehört zum aktuellen Flight Simulator, dessen Installation erstaunlich wenig Platz frisst - dafür aber eben mit viel Cache arbeitet.
Also: Praxistest. Mit einer laaaaaaaaaaangsamen USB-Platte.
Spielt die Festplatte mit?
Als erstes habe ich mal Assassins Creed Odyssey angeworfen und dabei den Performance-Monitor beobachtet: Während des Zockens passiert da auf der Festplatte so gut wie gar nichts. Klar werden ständig Daten gelesen, aber so wenig, dass vermutlich selbst ein ZIP-Laufwerk okay wäre 😉 Selbst das Herumreisen auf der wirklich gigantischen Odyssey-Welt per Schnellreise hat keine Lese-/Schreib-Peaks verursacht.
Okay, dieser Standard-AAA-Titel von gigantischen Ausmaßen macht also theoretisch keine Probleme. Also ein Praxistest mit Jedi Survivor auf einer betagten Samsung-USB-Platte und weil sich der Flugsimulator so schön anbietet: Cache auf die externe USB verlagert und dann mal schauen, ob er uns immer noch to the moon flightet ...
Jedi Survivor: Hier wird die externe Platte nun durchaus ausgelastet. Eine ganze Zeit lang beim Laden und dann zwischendurch, sobald vorgerenderte Sequenzen kommen. Oder auch beim endlosen Herumlaufen. Nach einer Dreiviertelstunde habe ich keinen Nerv mehr ... Was soll das sein? Super Mario goes Weltall? Gepflegte Langeweile? Bei High on Life passiert in den ersten 5 Minuten mehr als hier in 45. Egal, jedenfalls gab es nur einen Miniruckler zu verzeichnen, in einer Zwischensequenz - zeitgleich ein Peak bei der Datenträgerauslastung.
Ich sollte dazu sagen: Es handelt sich um eine viele Jahre alte Samsung-USB-Platte. CrystalDiskMark ermittelt hier ziemlich mäßige 40 MB/s beim Lesen - weil nur über USB 2.1 angeschlossen (auf Grund endloser Probleme, die hier nicht hingehören ...)!
Flight Simulator 2024: Hier also den Rolling-Cache fix auf die USB-Platte verschoben - wobei "fix" nicht ganz stimmt, das hat gut 8 Minuten gedauert, schließlich muss ein großer Datenhaufen auf eine eher langsame Platte gepackt werden. Aber dann: Alles gut! Im Spiel habe ich nichts davon gemerkt. Was beim Herumfliegen freilich massiv passiert: Es werden Daten aus dem Netz geladen. Ich hänge hier (noch) an einer 100-Mbit-Verbindung - also rund 12,5 Megabyte/s. Aber selbst mein dämlicher USB-2-Speicher hat damit keine Probleme.
Fazit
Ja, zocken von USB geht - selbst eine per USB 2.1 angeschlossene Platte genügt hier für AAA-Titel. Ist ja auch klar, letztlich wird in den Arbeitsspeicher geladen und gut ist.
USB 3 kommt theoretisch auf bis zu 5 Gigabit/s, SATA auf 6 Gigabit/s - kein großer Unterschied. In der Praxis sieht es etwas anders aus, aber auch da ist man weit von Problemen entfernt. Software-Entwickler Flexense hat sich mal die Praxis angeschaut und kommt auf SATA-Performance-Vorteile von bis zu knapp 36 Prozent. Immer noch weit weg von Problemen 😉






