
Nein, ich wollte mich nicht damit beschäftigen. Ich wollte mich auch neulich nicht mit Netzwerktechnik meines ISPs beschäftigen - aber dann tauchte eine obskure IP auf. Und nun tauchten ungewöhnliche Datenübertragungsraten auf. 40 MB/s - WtF?
Eigentlich wollte ich nur mal eben einen kurzen Artikel schreiben: Ja, liebe Leute, Ihr könnt USB-Festplatten für Spiele nutzen. Mir war zwar schon klar, dass das geht, aber ich kann nicht anders, ich musste es auch praktisch testen.
Also mal eben ein 150-Gigabyte-Spiel auf eine alte Samsung-USB-Platte gepackt, angefangen zu zocken und dabei die Festplattenaktivitäten beobachtet - alles gut, kaum Auslastung. Ach komm, trotzdem mal eben durchmessen, was die Platte in der Praxis leistet. Und siehe da: grob 40 Megabyte pro Sekunden, lesend wie schreibend.
Öhm, 40 MB/s? USB 3.0 bietet theoretisch bis zu 640 MB/s - das ist mir jetzt doch ein weeeeenig zu wenig. Also warum? Bei 40 MB/s dürfte es bei erfahrenen USB'lern klingeln: Ein typischer USB-2-Wert. Naheliegend wäre der Verdacht Platte, aber die Samsung T3 ist eine USB-3-Hardware.
Also stand wieder mal eine Reise an ...
Verdacht 1: Kaputter/falscher Port
Okay, es könnte so einfach sein: Vielleicht habe ich einen schwarzen USB-2-Port genommen - nope, zu einfach. Ports können auch mal irgendeinen Defekt haben - nope, dasselbe Spiel an allen Ports, vorne wie hinten, über USB-C wie USB-A.
Verdacht 2: Falsches Kabel
Auch Kabel müssen USB-3-Geschwindigkeit unterstützen - und nach drei, vier neueren USB-C - und -A-Kabeln ist klar: Nein, immer noch zu einfach.
Verdacht 3: Treiber
Nun gut, dann halt Software - Treiber können immer alles ruinieren. Leider hat es sich als unendlich nervig herausgestellt, auch nur herauszufinden, wie sich Asus denn nun denkt, Treiber zu aktualisieren ... Software für LEDs, Software für die Synchronisierung von Geräte, mehr Software für LEDs, Software für Lüfter, Armoury Crate, Aura Creator, AI Suite, ME Update Tool, ein halbes Dutzend separater Treiber - es ist zum Heulen.
Früher hatten Hardware-Hersteller entweder kein Tool oder ein zentrales - beides gefällt mir besser als dieser dämliche Asus-Cluster. Das korrekte Tool ist offenbar Asus Driver Hub: "DriverHub is an integrated driver download website ..." Na klar, eine Webseite, die nach Treibern scannt. Und für die man dennoch vorher ein Tool installieren muss. Und eigentlich muss es noch im Bios aktiviert werden. Und irgendwie gehört es zu Armoury Crate.
Jedenfalls war es mir dann irgendwann erlaubt, Treiber zu aktualisieren - viele. Ergebnis: Immer noch nüschts, die Treiber waren es auch nicht.
Verdacht 4: Veraltete Firmware
Joot, dann vielleicht veraltete Firmware der USB-Platte? Also die nächste lästige, nutzlose Software installiert, Samsung Magician - natürlich auch keine Hilfe, dafür werde ich mit Werbung belästigt. Genau das, was man haben will, wenn man etwas gekauft hat: Werbung für Dinge, die man eben gekauft hat. Toll.
Damit ist Software endgültig raus.
Verdacht 5: Defektes Front-Panel
Natürlich kam noch mehr Software zum Einsatz, vor allem USB Device Tree Viewer und USBDeview sowie der Geräte-Manager - alle liefern reichlich Infos, aber so schnell keine Antwort.

Also habe ich ChatGPT mit vielen Seiten Logs und Hardware-Infos gefüttert - Ergebnis: Vermutlich seien die Front-USB-Anschlüsse schuld. Die Theorie: Die Terminals auf dem Mainboard sind mies und ein geknickter Pin oder dergleichen sorgt dafür, dass auch alle anderen USB-Anschlüsse nicht funktionieren.
Klang für mich abenteuerlich! Blöd nur: Die Frage nach Quellen konnte der olle Bot gut beantworten - es gibt tatsächlich ziemlich viele Meldungen in Foren, dass eben ein solcher Schaden für derlei Probleme verantwortlich war.
Also Hardware-Spaß: Rechner runterfahren, Kiste aufmachen, Front-USB abklemmen, hochfahren, testen, enttäuscht sein, runterfahren, anschließen, zumachen, hochfahren ... Das Enttäuschtsein in der Mitte sagt es: Nein, das war es auch nicht, umsonst auf dem Boden herumgekrochen.
Also nochmal ChatGPT genervt ...
Verdacht 6: Kapott jejange
Nach ein wenig Hin und Her und weiteren Logs aus der Powershell: Die KI ist überzeugt, der ganze USB-3.0-Driss auf dem Mainboard sei im Arsch. Klang wieder abenteurlich, also noch mehr Infos aus USB Device Tree Viewer und Zweifel eingeschoben - KI interpretiert auch diesen Input als Beweis für einen Hardware-Schaden und erzeugt ungefragt einen Garantie-Inanspruchnahme-Brief.
Ja, offenbar ist der USB-3-Krempel schlicht hinüber - die Ports selbst funktionieren, fallen aber allesamt auf USB 2 zurück. Mit anderen Worten: Mein gut 2 Jahre alter PC hat noch nie USB 3 gehabt - und ich Depp habe es nie bemerkt 😉
Warum auch? Per USB lief hier bislang ausschließlich Backup, für Texte und Screenshots, nachts, automatisch, inkrementell - da spielt die Performance mal so gar keine Rolle.
Aber immerhin habe ich viel über USB-Interna gelernt. Und ich kann ein paar simple Tipps geben, wenn es bei Euch zu Problemen kommt:
- 40 MB/s ist ein typischer USB-2-Wert - in der USB-3-Welt nicht zu rechtfertigen
- Übliche Ursachen: Falsches Kabel an Nummer 1 und falscher Port an Nummer 2
- USB Device Tree Viewer ist unabdingbar
- KIs können ziemlich gut Log-Dateien auswerten - füttert sie!
- Treiber sind (erwartungsgemäß) reichlich unwahrscheinlich (das kann Windows nämlich eigentlich selbst)
- Testet ALLE Funktionen nach Kauf eines PCs - nun, alle Hardware-Belange zumindest
Und nun? Nun werde ich weiterhin ohne USB 3 leben. Zumal, was würde ein neues Mainboard bringen? Wie wurde mir im menschlichen Austausch zu diesem Thema gesagt: "Bei unendlichen vielen Universen muss es ja auch ein Univserum geben, in dem ein Mensch immer die Montagsgeräte/-Gegenstände bekommt." Wilkommen in meinem Alltag (sagt ein Mensch, dem in zwei Neuwagen nach rund 3 Jahren/60.000 km der Motor um die Ohren geflogen ist).
Auf meinem ersten Windows-Rechner, irgendwann Mitte der 90er, habe ich mal die Datei "command.com" gelöscht, um zu gucken, was passiert - das scheint mir die IT bis heute übel zu nehmen.
So, und nun bereite ich mich seelisch darauf vor, dass hier morgen Glasfaser gelegt wird - ein Schelm, wer Problem erwarten würde. Ich meine ... eigentlich können alte Fritzboxen auch an Glasfaseranschlüssen hinter dem Modem betrieben werden - "eigentlich" gilt aber nicht für alle Kabel-Fritzboxen (wie meine) bei allen Providern (wie meinem, Netcologne). Vorsorglich habe ich also kurzfristig eine neue Fritze besorgt - kostenlos per Uber geliefert, innerhalb einer Stunde. Danke MediaMarkt/Saturn! Und dennoch verlinke ich die Konkurrenz ... das werde ich noch büßen.






