
Es ist schon erstaunlich, was das Muskelgedächtnis zu leisten vermag. Ein mal mit 5 oder so Fahrradfahren gelernt - man kann es für immer. 30 Jahre kein Tennis mehr gespielt, aber 'nen Rückhand-Slice bekäme ich noch im Schlaf hin. Aber es geht auch viel viel extremer: Eine EAN-Nummer aus Saturn-Zeiten kann ich immer noch auswendig eingeben - wenn ich einen Num-Block habe!
Zur Kolumne "Saturn, 90er, PC-Abteilung"
Num-Block? Sinnvoll!
Der Num-Block ist für viele von Euch vermutlich nur eine lästige, nutzlose Erweiterung der Tastatur, um der Maus im Weg zu sein. Aber wenn man viele Zahlen eintippt, ist er das Non plus ultra - fragt mal die werten Damen und wenigen Herren, die früher an Supermarktkassen alles per Hand eingeben mussten!
Und bei Saturn wurden alle größeren Dinge damals mit Rechnung verkauft, sprich die EAN-Nummern von PCs, Druckern, Monitoren und dergleichen mussten per Hand (nein, wir hatten keine Scanner außerhalb der Inventur) eingegeben werden. Diese EANs waren freilich ständig andere. Aber auch Zubehör landete in den Belegen.
Worum meint Ihr könnte es wohl gehen? Monitore hatten oft fixe Kabel. PCs brauchten eigentlich nur ein Stromkabel, lag bei. Drucker hingegen hatten nie ein Kabel dabei. Eigentlich ziemlich unverschämt, aber ich vermute, der Gedanke war ungefähr so: Es ist ein Standardkabel, Drucker sind ziemlicher Mist und müssen ständig ausgetauscht werden, also brauchen die Kunden auch nicht immer wieder das Kabel. Nun, vielleicht ist der Gedanke eher durch heutige USB-C-Diskussionen befeuert. Damals war es vielleicht eher Druck aus der Zubehör-Branche plus Spar-Wille bei damals recht teuren und unausgereiften Geräten.
Drucker waren damals der heiße Scheiß, fast jede Woche hatten wir Promoter von Epson, Canon, HP und ab und an Kyocera im Laden. Das Druckbild war mies, die Haltbarkeit unter aller Sau, Tinte unverschämt teuer.
Und dieses Druckerkabel brauchte nun also ein jeder Kunde, der einen Drucker gekauft hat - und es war fast immer die 1,5-Meter-Version der Firma Freitag. Und das aus einem plausiblen Grund: Wenn Kunden PC, Monitor, Drucker, Zubehör kauften und damit locker ein, zwei Monatslöhne im Laden lassen mussten, wollten sie etwas "umsonst" haben - der (naive) Wunsch war meist der Monitor als Dreingabe. Ging natürlich nicht, eigentlich hatten wir nur zwei Möglichkeiten: Ein Mauspad als Zugabe und/oder das Druckerkabel als Dreingabe.
Ja, nicht toll, aber rund 17 DM gespart, immerhin. Und natürlich gab es dann in der Regel nicht das 3-Meter-, sondern das 1,5-Meter-Kabel - logisch, oder? Und genau darum ging dieses Ding auch dermaßen häufig über den Tresen.
Dass ich die Nummer noch auswändig kannte, ist mir vor zwei, drei Jahren durch Zufall aufgefallen - meine Hand lag auf dem Num-Block und hat getippt ... Damals konnte ich das auch noch verifizieren, heute finde ich das Kabel nicht mehr - vielleicht habe ich hinten einen Dreher drin. Ist aber schwer zu prüfen, da hinten ja eh nur eine Prüfziffer steht.
Die 3-Meter-Version habe ich indes bei eBay gefunden und auch direkt bestellt - rein aus nostalgischen Gründen (und weil ich ein Foto für diesen Artikel haben wollte), denn ein Parallelkabel braucht heute vermutlich fast niemand mehr. Danke übrigens dem eBay-Verkäufer, der für den einen Euro Verkaufspreis die Mühe auf sich genommen hat!

Falls sich zufällig jemand in der Lage sehen sollte, die EAN-Nummer von der 1,5-Meter-Version zu bestätigen, wäre das sehr nett - dann kann ich sie gegebenenfalls in diesem Artikel ein für alle mal speichern und aus meinem Kopf und vor allem aus der Hand löschen. Das Muskelgedächtnis könnte ich viel besser für etwas Sinnvolles nutzen, Ukulelen-Griffe, oder Origami. Hat ein Muskelgedächtnis überhaupt eine begrenzte Kapazität?
Im nächsten Teil widme ich mich dann mal dem Hauptgrund, warum ich auch im Nachhinein sagen muss, dass meine Lehre bei Saturn ein ziemlicher Volltreffer war - 2 Millionen D-Mark und Spiele bis zum Abwinken :O
LPT1. Ganz verdrängt ^^
Uh, LPT1 – den Begriff hatte ich auch nicht mehr im Kopf.