Meinung

Klarmobil: Tarifwechsel muss nicht langweilig sein

Neuer "Handyvertrag"? Einfach. Langweilig. Muss aber gar nicht, das geht auch spannend! Und mit Matrjoschka-Kommunikation.

Nein, ein Tariffanatiker war ich freilich nie. Und so war mein Vertrag bei Klarmobil dann doch etwas in die Jahre gekommen: Die Allnet Flat 2000 für 29,85 Euro im Telefonica-Netz – und ja, die 2000 meinen tatsächlich magere 2 Gigabyte Datenvolumen. Mit lahmen 21,1 Mbit/s. Und danach: 64 kbit/s. Das ging so nicht mehr weiter. Eigentlich schon letztes Jahr, aber da war ich zu genervt …

Klarmobil kündigen?

Eigentlich wollte ich letztes Jahr irgendwann meinen Vertrag ändern – online wurde mir aber nur ein kaum besserer Vertrag als Wechseloption angeboten. Also sollte es Simon Mobile werden, die heute im Grunde auftreten, wie Klarmobil vor 6 Jahren: Laut, wenige Tarife, günstig, Werbung mit Tieren. Hat dann aber nicht geklappt, irgendwas musste mit Papier gemacht werden, ich habe den Brief verschludert … irgendwie sowas, mein Fehler, egal.

Nun habe ich im November wieder die Muße gehabt. Und siehe da: Klarmobil hat immer noch nur eine Wechseloption, die Allnet Flat 3 GB für nun 19,95 Euro mit 50 Mbit/s. Zu dem Zeitpunkt in der Klarmobil-Werbung: Allnet Flat 30 GB für 9,95 Euro. Doppelter Preis für ein Zehntel des Volumens? Ich soll als Bestandskunde quasi das 20-fache zahlen? Das schien mir dann doch etwas unverschämt. Vor allem wenn man bedenkt, dass Klarmobil des Öfteren auf die besonders attraktiven Angebote für Bestandskunden hinweist.

Also habe ich mich dann doch mal an Klarmobil gewandt, statt einfach den Anbieter zu wechseln. Mit dem recht deutlichen Hinweis, dass ich mich ein wenig verarscht fühlte. Dann wurde es obskur.

Klarmobil kommuniziert

Dass unter den Kontaktmöglichkeiten keine Email-Adresse steht, ist ja leider Normalität. Aber gut, genau dafür gibt es das Impressum, worüber wir hier auch schon mal berichtet haben. Eine Bestätigung kommt von der Adresse keineantwortmoeglich@klarmobil.de. Leider ebenfalls normal …

Der Inhalt, wenn man ihn so nennen mag, sinngemäß: „Sie haben eine Nachricht in in Ihrem Online-Postfach.“ Na gut, unelegant. Im Online-Postfach liegt immer noch keine Nachricht, sondern nur ein PDF-Download. Hm, vielleicht etwas umständlich? Und der PDF-Inhalt? Gespannt? Die Ankündigung, man würde mich anrufen … Meine Fresse.

Dann kommt der beste Part des gesamten Prozederes: Jemand ruft mich an, natürlich mitten im Meeting, ist freundlich, hilfsbereit und hat gute Neuigkeiten: Auch ich darf die beworbenen Konditionen erwarten – Juchee :) Nun, allerdings nicht ich als Stammkunde, sondern ich als Neukunde. Sprich ich konnte meinen Vertrag nicht wechseln oder übertragen, nein, ich sollte einen neuen Vertrag abschließen und meinen alten kündigen. Bei ein und demselben Laden.

Aber das sei ja auch gut für mich, wie der freundliche Telefonmann erklärte: Mein alter Vertrag sei ja auch noch im Telefonica-Netz – und da sie das gar nicht mehr anbieten, würde ich so ja auch im besseren Netz landen. Öhm, bitte was? Und nicht mal so ein Netzwechsel war euch irgendwann mal ein Update-Angebot wert? Eure Kunden liegen euch wohl echt am Herzen 😻

Klarmobil übernimmt Rufnummer

Was ist die größte Sorge beim Wechsel? Na klar, die Rufnummernmitnahme. Natürlich läuft das heute meist ziemlich standardisiert und narrensicher, aber hey, ein Verlust wäre durchaus problematisch. Also kündige ich, schließe den neuen Vertrag ab und beantrage gleichzeitig die Rufnummernmitnahme.

Zunächst kommt die Kündigungsbestätigung. Einen Tag bangen später kommt dann auch die Auftragsbestätigung. Erste Hürde genommen. Gleichzeitig im Postfach: Eine Ankündigung, dass bald eine Mail mit Infos zur Rufnummernmitnahme kommt. Ein paar Stunden später folgt eine Mail mit Anweisungen für die Rufnummernmitnahme und der Ankündigung, dass bald Post ins Haus flattert. Einen Tag später kommt eine Mail mit „Was können wir tun, damit Sie bei uns bleiben?“ Aber die Hoffnung lebt, dass Klarmobil die beiden Vorgänge richtig versteht …

Drei Tage später wiederum kommt eine erste Bestätigung, der Antrag auf Rufnummer sei eingegangen. Und der Hinweis, dass die Nummer dann deaktiviert wird. Oh oh … Aber siehe da, eine Minute später kam auch die Bestätigung meines neuen Anbieters, alles gut. Auf den Umstellungstermin hätten sie freilich keinen Einfluss, das bestimme der alte Anbieter …

Einen Tag vor Umstellung kam noch eine Mail mit der genauen Uhrzeit – sehr schön! Und geklappt hat dann auch alles. Vorbei ist es natürlich noch nicht, so einen Kunden, der einem über 11 Jahre die Treue gehalten hat, verliert man ja nur ungern. Folgerichtig bekomme ich nun offenbar unter ein und derselben Email-Adresse abwechselnd meine Rechnung und Werbung, damit ich als Kunde doch bitte zurückkehre.

Ja nu …

Letztlich hat alles gut funktioniert. Trotzdem steht Klarmobil wie ein Anfänger da. Eine Mail mit einem Link zu einem Online-Postfach mit einem Link zu einem PDF mit dem Hinweis, man rufe mich an – wirklich? Bestandskunden wird im Online-Portal der Zugang zu anderen Tarifen verwehrt, was den Wechsel von überteuren Alttarifen deutlich erschwert – muss das sein? Technisch offenbar auch gar nicht in der Lage, Kunden von einem Tarif auf einen anderen umzuziehen – unwirklich.

Das Ganze ist nicht nur unnötig nervig, es schürt auch nicht gerade Vertrauen. Und bezüglich der Rufnummernmitnahme kann sich da schon ein etwas unwohliges Gefühl breit machen. Da denke ich jetzt auch mal vor allem an all die vielen Menschen, die nicht mit Smartphones aufgewachsen sind und mit Technikkram einfach nicht viel am Hut haben. Ich für meinen Teil habe 1996 bei Saturn angefangen und schon da (erfreulicherweise nur aushilfsweise) Verträge für Kunden gemacht. Damals tatsächlich noch hinten im Kabuff, mit den Gehaltsabrechnungen und Kontoauszügen der Kunden und Live-SCHUFA-Auskunft … Naja, will nur sagen: Ich komme damit klar, aber Prozess und Kommunikation sind eines modernen IT-Anbieters echt nicht würdig.

Nun denn, zumindest finde ich 30 GB bei 50 Mbit/s für 10 Euro im Monat (für 24 Monate) sehr akzeptabel. Und Probleme hatte ich seit 2012 auch nie. Aber wie gesagt, ich war da meist eher anspruchslos. Eines allerdings vermisse ich: Spontan ein paar zusätzliche Gigabyte Datenvolumen buchen zu können. Aber eine Mitgliedschaft bei einer Fitness-Studio-Kette, die kann ich da buchen 🏋️. So setzt man Prioritäten.

Honorable mention: Mein Smartphone will eine Nano-SIM. Bei Klarmobil hieß es nur SIM. Und auf Klarmobil.de gibt es eine Anleitung, wie man Karten zurecht schneiden kann – wie ich es bei meiner letzten Klarmobil-SIM auch machen musste! Also habe ich vorsichtshalber eine Stanze bestellt. Glücklicherweise unnötig, denn es war eine Nano- in Micro- in Mini-SIM zum Herausbrechen. Schwein gehabt. Wäre vielleicht auch bei Klarmobil eine Erwähnung wert gewesen.

(* = Affiliate-Link / Bildquelle: Amazon-Partnerprogramm)

Beitragsbild basiert auf: Sarah bei Pixabay

Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

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