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Neuer Firefox im November – alle Add-ons und Themes tot!

Seit Mozilla Firefox kontinuierlich im Hintergrund aktualisiert, interessiert sich eigentlich niemand mehr für neue Versionen – den November-Release solltet Ihr aber beachten: Firefox soll sein größtes Problem los werden, den elenden Speicherverbrauch. Und es wird ein neues Add-on-System geben – all Eure bislang genutzen Add-ons und Themes werden nicht mehr funktionieren, es sei denn, deren Hersteller fangen nochmal von vorne an.

Das Verrückte daran: Immer, wenn man sich als Firefox-Nutzer über den immensen RAM-Verbrauch ärgert und überlegt auf Chrome umzusteigen, überlegt man es sich letztlich doch anders – wegen der enormen Add-on-Infrastruktur. Und jetzt soll Firefox bestes Feature sterben? Und das größte Ärgernis gleich mit? Firefox 57 (Quantum) soll im November veröffentlicht werden, die Beta-Version könnt Ihr allerdings schon jetzt nutzen. Natürlich funktioniert das parallel zum installierten „normalen“ 56er. Nach der Beta-Installation habt Ihr einfach eine zweite Start-Verknüpfung, die ebenfalls mit Eurem Nutzerprofil arbeitet.

Firefox mit weniger Arbeitsspeicher?

Die Weniger-RAM-Ankündigung ist einfach zu verlockend. Mozillas Browser beansprucht nach ein paar Stunden Surfen gerne mal 4 Gigabyte Arbeitsspeicher und mehr – für einen Browser eigentlich ein Witz. Ein erster Test ist ernüchternd: 20 Tabs in 56 und 57 geöffnet – kaum ein Unterschied. Der zweite Test: Immer noch mau. In diesem Durchlauf wurde eine Surf-Session per Makro in beiden Browsern durchgespielt, so dass sie die exakt identischen Aufgaben erledigt haben. Und siehe da: Kaum ein Unterschied.

Das ist natürlich kein repräsentativer Test und man müsste das Verhalten noch deutlich länger aufzeichnen und vergleichen, aber auf den ersten Blick sieht es eher schlecht aus mit der Firefox-Zukunft.

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Firefox 56: Oben im Taskmanager nach dem Start, untern nach einer Session.
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Firefox 57: Oben im Taskmanager nach dem Start, untern nach einer Session.

Alle Erweiterungen tot?

Aber er muss flotter werden, wenn sich dieses Bild fortführt: Öffnet man die Add-ons-Seite in Firefox 57, gibt’s nur gähnende Leere. Und den Hinweis, es seien keine Erweiterungen „dieses Typs“ installiert und manche Add-ons würden nicht mehr unterstützt. Lässt man dann die Add-ons alten Typs anzeigen, sind alle deaktiviert – und es gibt jeweils einen „Ersatz finden“-Button.

Firefox steigt auf ein komplett anderes Add-on-System um – lustigerweise, um genau die jetzt auftretende Situation zu verhindern, nämlich, dass Add-ons mit neuen Firefox-Versionen nicht mehr funktionieren. Bislang mussten Entwickler ihre Erweiterungen alle paar Wochen aktualisieren und an Firefox anpassen. Künftig soll das nicht mehr nötig sein und die Extra-Tools können unabhänig von Firefox-Updates laufen. Und nochmal lustig: Als Firefox vor ein paar Jahren vom herkömmlichen Release-Zyklus auf kontinuierliche Hintergrund-Aktualisierungen umstieg, waren genau diese ständigen Inkompatibilitäten mit Erweiterungen das größte Problem. Zwischenzeitlich schien das weitgehend im Griff, aber scheinbar nur durch Mehrarbeit auf Seiten der Add-on-Programmierer.

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Alte Add-ons im 57er Firefox „erfüllen nicht die Firefox-Standards“ – also adé?

Analog gilt das auch für Themes – nur Lightweight Themes bleiben außen vor.

Was läuft, was nicht?

Und nun? Nun braucht Ihr Geduld oder Ersatz. In Mozillas Add-ons-Store gibt es mittlerweile Firefox 57 kompatibel“-Hinweise an den einzelnen Tools. Und man darf getrost davon ausgehen, dass zumindest die großen bekannten Add-ons früher oder später portiert werden. Dennoch: Im November wird Euer Browser im Hintergrund derart verändert, dass unter Umständen etliche Add-ons nicht mehr funktionieren. Um einem bösen Erwachen zu entgehen, solltet Ihr jetzt schauen, welche Tools weiter laufen, welche nicht und wo ihr Ersatz findet.

Erster Anlaufpunkt:
Hier findet Ihr eine Liste mit den populärsten Add-ons und Informationen über ihren Migrationsstatus. Wenn Ihr an technischen Details interessiert seid, schaut bei Mozillas Erklärung vorbei.

Derzeit in meinem 56er tot: Adblock Plus, FireFTP, Video DownloadHelper, FireShot und weitere – wenn sich das nicht ändert, bin ich weg. Diesemal wirklich. Doch echt …

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Achtet im Store auf die 57er-Hinweise.

Nachtrag: Geschwindigkeit

Mozilla spricht auch von mehr Geschwindigkeit – „doppelt so schnell“ soll Quantum sein. Der Test der Wahl: Speedometer 2.0. 56 kommt hier 54.43 und 57 auf 59.15 – wo ist das auch nur annähernd doppelt so schnell? Schaut man sich die Ergebnisse auf der verlinkten Seite an, wird es klar: Mozilla vergleicht Version 57 nicht mit 56 sondern 52 – tolle Idee. Nach dem Motto: Der neue Mercedes Benz ist 300 mal schneller als das (Vor-Vor-Vor-Vor-Vor-) Vormodell … Warum so ein Marketing-Sprech?

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Firefox 56 vs. Firefox 57/Quantum – ein rieeeeeeeeesen Unterschied …

Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

5 Kommentare

  1. Dringend benötigte und lang gewohnte Add Ons sind ohne Vorwarnung verschwunden, in der Tat.
    Selbst die unter die Adressleiste platzierten FF-eigenen Verknüpfungen sind weg – na prima!
    So etwas gehört sich überhaupt nicht. Da nützt auch das ganze Gerede auf der anfangs erscheinenden Super hippen Begrüßungsseite nichts, da hilft nur eines: schnell den 56 herunterladen und das Ganze zurücksetzen, weiter mit dem RAM-Hunger leben oder halt umsteigen (wobei sich dann dor die Frage nach den Add Ons wieder stellt)

  2. Wir haben den neuen Firefox Quantum auch getestet und sind positiv überrascht. Der Browser ist tatsächlich schneller – hinkt allerdings dem Chrome noch hinterher. Getestet haben wir mit dem Speedometer

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