
Manchmal ist die Geschichte doch amüsant. In Teil 2 dieser Kolumne habe ich noch berichtet, wie sehr wir aus dem Saturn heraus die Deutschen mit Computern versorgt haben - die Grundlage der Digitalisierung! Und jetzt kommt mit Karsten Wildberger ausgerechnet der aktuelle Saturn-Chef, um endlich dieses verdammte "Neuland" zu verlassen ...
Zur Kolumne "Saturn, 90er, PC-Abteilung"
Oder andersrum amüsant: In der Online-Handel-Episode habe ich darüber berichtet, wie sehr Saturn die Anfänge des Online-Handels ignoriert und den Schritt ins Netz versaut hat - erst seit 2012 gibt es den Shop! Ich stellte auch die Frage in den Raum, ob jemand tatsächlich schon mal von Ceconomy gehört hat - hat sich wohl erledigt, die Saturn-Mutter kennt nun jeder.
Ich persönlich schaue mit ein wenig Hoffnung auf diese Personalie. Ein parteiloser Quereinsteiger aus der IT-Branche und promovierter Physiker, der (zumindest vorübergehend ...) massive finanzielle Einbußen in Kauf nimmt und mit Saturn-Media-Markt ein ziemlich handfestes, bürgernahes Unternehmen führt. Für eine sauber auserzählte Story wäre das jedenfalls ein Knüller: Saturn beginnt Ende der 90er erfolgreich mit der Digitalisierung der Bürger, der Staat spricht 20 Jahre lang von Neuland, und dann kommt der Saturn-Chef und digitalisiert eigenhändig als Turnschuh-Admin auch noch die Behörden.
Und wenn sie nicht gestorben sind ... Naja, warten wir's ab.
Promi-Alarm
Da diese Episode meine kurze Osterpause beendet und der Wildberger den Aufhänger für diese Interlude gibt - wie wäre es mit noch mehr Namedropping? Ja, bei Saturn hatten wir auch Promi-Kontakt. So ein wenig. Sehr wenig. Hier alle Promi-Anekdoten meiner Saturn-Zeit:
Ich habe Michael Schuhmacher ein Fax verkauft. Nun, vor Ort war nur Corinna Schuhmacher, ihr Menne war per Telefonschalte dabei. Ihre Eltern wohn(t)en im Einzugsbereich des Lüdenscheider Saturns, daher. Da mich persönlich auch damals schon weder große Namen noch Formel 1 interessiert haben, war das ein völlig banales Erlebnis ohne besondere Vorkommnisse. Bis auf eines: Die Reaktionen der Kollegen 🙂 Insbesondere die Abteilungsleitung war sofort in "Aaaachtung - Kapitän an Bord!"-Stimmung, oh mein Gott ein Promi ... Einer unserer Stammkunden war ein Freiherr von Weißnichtmehr, schon diese übergebliebene Adelsreminiszens führte regelmäßig zu obskurer Ehrerbietung.
Supa Ritchie hat ins Damenklo gegöbelt. Und seine Sonnenbrille vergessen. Zugegeben, ich hatte keine Ahnung, wer Supa Ritchie war - irgend ein Typ, der einen kurzen Auftritt in der Musikabteilung hatte, für einen Mini-Fan-Auflauf gesorgt hat und dem Vernehmen nach nicht ganz nüchtern war. Vielleicht war für den jungen Matze Knop ein Auftritt in der tiefsten Provinz im zweitkleinsten Saturn Deutschlands anders auch gar nicht zu verkraften - wer wollte es ihm verdenken? Hätte er heute wohl nicht mehr nötig, Stammplätze in Sport1` Doppelpass und Fantalk sind sicherlich bequemer und seine Parodien deutlich erträglicher als das Supa-Ritchie-Frühwerk:
Die mit Abstand obskurste Promi-Anekdote: Irgendwann gab es einen Auftritt von einer mir nicht bekannten Boy-Band - leider keine Chance, den Namen noch irgendwo auszugraben. Aber es muss schon ein wenig relevanter gewesen sein als der Ritchie-Auftritt - denn von "Mini"-Fan-Auflauf konnte da keine Rede mehr sein.
Alle etwas kräftigeren Mitarbeiter wurden temporär als Security eingesetzt, soll heißen: Wir haben eine Menschenkette gebildet und versucht Hunderte kreischender, schreiender Teenager in Schach zu halten. 14-jährige Mädchen können eine Naturgewalt sein, wenn sie als von Popkultur genährter Leviathan in Richtung Thronsaal schieben, um einen kleinen Blick auf die Prinzen zu erhaschen.
Es ist schon am Bildschirm äußerst befremdlich für mich, zu sehen wie vorwiegend weibliche Menschen - bisweilen sogar erwachsene solche - bis zur Ohnmacht kreischend vor Elvis, den Beatles, 90er-Boy-Band-XY (Take That, Backstreet Gurken, NSYNC und der ganze weitere generische Popmüll) und heute vermutlich dem kaum von einer KI-Kreation zu unterscheidenden K-Pop-Einerlei stehen. Aber live? Ich fühlte mich regelrecht entmenschlicht, degradiert zu einem Absperrband aus Fleisch. Ich glaube kaum, dass wir überhaupt wahrgenommen wurden, der Teenie-Mob war so sehr im Tunnel ... Gruselig.
Mich hat in der Saturn-Zeit nur eine Promi-Präsenz interessiert: Die werte Plastikdame aus dem Polaroid im Einstiegsbild!
Im nächsten regulären Teil geht es zwar wieder um Besucher im Saturn, aber dann wieder im Rahmen der Kernkompetenz: Fremdverticker von Epson, HP, Canon und Mobilnetzanbietern - fast jede Woche für 2,5 Tage vor Ort und somit fast schon Teil des Inventars.