GamingGeekzeugLinux & Co.

Linux-Quartett – Distri-Impressionen 11: Mageia

Nach meinen persönlichen Erfahrungen mit Red-Hat in den 90ern und CentOS heute, blicke ich eher skeptisch auf den nächsten Quartett-Kandidaten: Red-Hat-Derivat Mageia. Wenn ein reibungsloser Start in den Desktop klappt, bin ich fast schon zufrieden … Mal schauen, was die französichen Nachbarn aus dem mittlerweile eingestellten Mandriva gemacht haben. Der Installer ist jedenfalls schon mal gut.

Über Linux-Distri-Impressionen

Ausführliche Infos: Quartett-Artikel und Distri-Impressionen-Übersicht. Hier nur ganz kurz zur Einordnung: Die Distri-Impressionen sind für das Quartett quasi „nebenher“ entstanden und sind keine tiefschürfen oder technischen Analysen. Es geht hier um das, was mir bei Installation, Einrichtung und Herumspielerei mit Desktop, Einstellungen und Tools aufgefallen ist. Was mich langweilt, was mich begeistert.

mageia
Eine Superkraft, die es in sich hat: Import von Windows-Daten ist ziemlich einmalig.

Mageia mit Gnome

Die Installer der meisten Ubuntu- und Debian-Derivate sind immer gleich aufgebaut, machen fast alles automatisch und sind absolut DAU-kompatibel. Wie schon bei CentOS ist der Mgeia-Intallationsassistent deutlich aufwändiger. Zwar kann man auch hier einfach ständig auf Weiter klicken, aber man kann eben auch allerlei Einstellungen vornehmen, beispielsweise zur Konfiguration von Benutzergruppen. Absolute Einsteiger werden genervt, jeder halbwegs erfahrene Nutzer gefordert von aber erfreut über die Optionen sein. Wirklich toll: Auch die Wahl der Desktop-Umgebung ist hier enthalten, Plasma, Gnome und „Benutzerdefiniert“ stehen zur Verfügung. Hier soll es der angedachte Gnome sein.

Aber der spannende Moment ist der erste Neustart nach der Installation: Mission accomplished! Alles funktioniert problemlos, der Desktop startet, ein praktisches Hilfefenster startet, alles gut. Und es wird noch besser – aber erst schlechter, zumindest für mich: Der neue Gnome-Desktop ist so gar nicht mein Ding. Statt eines Startmenüs gibt es nur diese lustige Aktivitäten-Seitenleiste, also ein Dock auf Abruf. Dazu kommt eine Programm-Übersicht, die nur 24 Programme anzeigt – auf einem 27-Zoll-Monitor mit einer Auflösung von 2560×1337. Auf produktiven Rechnern sind bei mir inklusive Spielen locker 200 Programme installiert. Das ganze läuft also auf eine unendliche Scroll-Orgie hinaus, zumal natürlich nichts irgendwie kategorisiert wird. Klar kann man das einstellen, klar funktioniert das, wenn man nur 50 Programme hat und deren Namen auswendig kennt, aber für mich ist der Standard-Zustand einfach nur Mist.

mageia
Ich mag Gnomes Bedienkonzept einfach nicht – bei sehr vielen Anwendungen versagt es.

Aber es wird besser: Das Mageia-Kontrollzentrum, so eine Art Windows-Systemsteuerung, ist wirklich gelungen und dürfte insbesondere Einsteigern und Windows-Umsteigern das Leben gehörig erleichtern. Alles aus einem Guss, alles gut durchübersetzt, alles selbsterklärend. Absolut vorbildlich! Und man glaubt es kaum: Es gibt einen Assistenten für die Übernahme von Windows-Einstellungen und -Dokumenten! Das funktioniert natürlich nur bei Dual-Boot-Systemen, aber dann lassen sich Dinge wie Favoriten, Desktop-Hintergrund, Dokumente und noch einiges mehr übernehmen. Ich brauch’s nicht, super ist das dennoch. Auch wenn ich nicht sicher bin, ob das wirklich viele Nutzer brauchen.

Ansonsten ist Mageia sehr ordentlich, aber nicht ausufernd ausgestattet: Als Browser dient Epiphany, als Mail-Client Evolution, LibreOffice ist an Bord, Gimp, Shotwell als Fotoverwaltung, Pitivi zum Editieren von Videos und so weiter. Dinge wie Epiphany und Evolution werden viele User durch Firefox/Chrome und Thunderbird ersetzen, aber im Grunde ist alles dabei, was man so braucht.

Mageia ist besonders für native Windows-Nutzer mit Dual-Boot-Systemen ein echter Glücksgriff, aber bislang kann ich das System auch Otto Normalverbraucher wärmstens empfehlen – allerdings würde ich bei der Desktop-Wahl Plasma vorziehen. Auf jeden Fall hat Mageia dafür gesorgt, dass es mir bei Red-Hat-Derivaten (nun, Mandriva-Derivat, aber Mandriva war wiederum ein Red-Hat-Derivat) nicht sofort hochkommt. Und mit einer Boot-Zeit von 54 Sekunden ist es für ein vollausgestattetes System auch noch halbwegs fix.

Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Ooopsi!

Bitte deaktiviere Deinen Adblocker.