Meinung

Offline-„Impfzertifikate“ für für 5 Cent – statt 10 Euro

In Apotheken und im Web bekommt Ihr für rund 10 Euro "Impfzertifikate" als Aufkleber und Kärtchen - happig ...

Nach der Impfung bekommt Ihr eigentlich vor Ort oder später per Mail kostenlos Euer Zertifikat - in Form eines simplen QR-Codes. Aber es gibt viele Anbieter, die für meist rund 10 Euro "Impfzertifikate" als Aufkleber und/oder im Scheckkartenformat anbieten. Was Ihr dafür bekommt? Euren QR-Code, ausgedruckt - das ist schon alles. Nützlich ist das, grenzt aber schon an Wucher*.

Zugegeben, praktisch ist das Produkt durchaus: Smartphone-Akku leer? Ein Impfzertifikat-Aufkleber auf der Rückseite hilft. Ihr braucht das Ding beim Shopping alle paar Minuten? Ein Kärtchen um den Hals ist auf Dauer vielleicht einfacher, vor allem, wenn das Smartphone ständig aus den unendlichen Tiefen von Handtaschen oder Cargohosen geborgen werden muss. Und manchmal soll das Smartphone ja gar komplett daheim bleiben ... Vielleicht fahrt Ihr ja auch regelmäßig mit dem Auto durch Impfzertifikatskontrollen - wie wäre es mit einem Aufkleber auf der Seitenscheibe?

Nützlich sind die Dinger also schon. Allerdings ist die Bezeichnung "Zertifikat" irgendwie hochtrabend für einen ausgedruckten QR-Code, schließlich wird hier nur ausgedruckt, nicht zertifiziert. Oder wie es zum Beispiel "Immunkarte" schön transparent ausdrückt: "Da die Immunkarte® kein eigenständiges Zertifikat ist, sondern das offizielle Zertifikat des RKI lediglich abbildet, benötigt es auch keine Zulassung durch das Bundesgesundheitsministerium." Jeder kann ein Gewerbe anmelden und "Zertifikate" dieser Art verticken. Die QR-Codes werden pur und/oder mit Daten aus dem Code ausgedruckt, möglicherweise ausgestanzt und in einem hübsch designten Briefchen verschickt.

Das Teuerste an dieser Produktion dürften die Portokosten sein, Druck und Material liegen höchstens bei wenigen Cent. Und da sich im Grunde alle Produktionsschritte, von Datenerfassung über Druck bis hin zu Verpackung und Versand, weitgehend automatisieren lassen, dürften auch die Personalkosten gegen Null tendieren, sofern die Stückzahlen hoch genug sind. Bei Stückkostenrechnung kommen dann jeweils noch winzige Beträge für Strom, Maschinenabnutzung, Lakerkosten etc. hinzu. Bei stabileren Varianten mögen die Materialkosten auch höher ausfallen. Was auch immer so ein Set am Ende konkret kosten mag, Ihr seht wohl schon: Die Gewinnspanne dürfte gigantisch sein. Ach, habe ich erwähnt, dass Zweifachgeimpfte nach einer Drittimpfung einen (gegebenenfalls ermäßigten) neuen Ausdruck kaufen müssen?

Ich für meinen Teil habe mir einige Aufkleber selbst gemacht - Stückpreis vielleicht 5 Cent ...

Impfzertifikat-Aufkleber billiger

Tipp 1: Es gibt im Netz unzählige Anbieter für (Foto-)Druckerzeugnisse wie T-Shirts, Tassen, Fotobücher und eben auch Aufkleber und Visitenkarten. Dort könnt Ihr für einen Bruchteil des Preises das letztlich gleiche Produkt bekommen - individuell gestaltet. Ihr könntet den Code sogar auf T-Shirt-Ärmel drucken lassen - wie bequem wäre das denn bitte?

Tipp 2: Selber machen ... Ja, nicht jeder hat einen eigenen Plotter, so toll das auch sein mag ;) Letztlich genügt aber ein simpler Drucker: Kauft Euch einen Satz Aufkleberfolie, platziert in einem Programm Eurer Wahl, das geht sogar mit Word & Co., den QR-Code als Bild auf einer Seite, druckt und schneidet dann mit der guten alten Schere aus - zack, 20 Aufkleber für Druckkosten plus ca. 50 Cent für die Folie.

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Mit Plotter geht das Ganze noch etwas hübscher und einfacher, beispielsweise mit der Silhouette Cameo und dem Silhouette Studio:

  1. Passmarkierungen aktivieren
  2. QR-Code-Bild einfügen und skalieren
  3. Seite automatisch füllen lassen: Objekt/Replizieren/Seite füllen
  4. Im Senden-Bereich die Aufkleberfolie als Material wählen
  5. Plot-Vorgang starten

Wir haben dazu auch eine ausführliche Anleitung. Falls Ihr also zumindest im Bekanntenkreis Plotter vermutet ... Und selbstverständlich lassen sich per Plotter auch Zertifikate im Scheckkartenformat auf hochwertigem Visitenkartenpapier drucken.

aufklebereinstellungen in silhouette studio.
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Wie gesagt, nützlich sind die Kauf-Impfzertifikat-Drucke durchaus und letztlich dürfte es für viele Menschen deutlich praktikabler sein, 10 Euro auszugeben. Aber Ihr solltet schon wissen, was genau Ihr bekommt - ein ganz simples Druckprodukt. Ihr könnt natürlich auch noch Euren Namen oder Wörter wie "EU-Zertifikat" oder so mit ausdrucken, aber letztlich zählt, was etwa die CovPass-App ausgibt: Name, Geburtsdatum, Gültigkeit des Zertifikats.

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* Wucher im juristischen Sinne meint ein Missverhältnis von Preis zu Leistung plus bewusst ausgenutzter Schwächesituation des Käufers - da ich kein Jurist bin, kann ich hier keine juristische Einschätzung abgeben. Aber auch in der Umgangssprache ist der Begriff Wucher üblich. Und ganz ehrlich: Nach meinem persönlichen Bauchgefühl sind geschätzte 800+-Prozent Gewinnspanne ein Missverhältnis und alle, die in der derzeitigen Situation ein solches Produkt mehr oder weniger benötigen in einer eher geschwächten Position, einer Zwangslage. Aber wie gesagt, nur mein persönliches Bauchgefühl. Und auch gar nicht böse gemeint: Liebe Zertifikatsausdruckdienste: Tolles Geschäftsmodell, ganz ehrlich. Zumal die Stückkostenrechnung bei Euch bestimmt auf weniger Marge kommt, schon das anteilige Gehalt eines einzelnen teuren Mitarbeiters ... aber wir sind hier ja kein Stammtisch ;) Dass dieser Beitrag als Meinung (aka Kommentar) gekennzeichnet ist, habt Ihr hoffentlich gesehen, ne?!

Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

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