Meinung

Lidl-Terminator-Unfug: 18, 20, 21 oder 22 Volt fürs Werkzeug?

Akku-Werkzeug wird mit diversen Volt-Angaben verkauft - meist nur fürs Marketing

I'll be back hätten wir alle ernster nehmen sollen: Arnord Schwarzenegger ist zurück in unserem Alltag - als Lidls 20-Volt-Werkzeug-Botschafter. Eigentlich wollte ich mich mit diesem Mist nicht beschäftigen. Dann läuft mir über den Weg: Ein völlig unkritischer Beitrag vom ehemaligen Technik-Magazin Chip über Aldis 20-Volt-ADAC-Werkzeug. Dann eben doch. 20 Volt also. Warum bieten Bosch und Hilti dann nur 18 Volt? Muss ja schlechter sein ...

18-Volt-Klasse

Aldi, Lidl und etliche China-No-Name-Produkte werben mit 20 Volt. Etablierte Marken wie Bosch, Makita und Einhell reden von 18 Volt. Und allgemein ist von der 18-Volt-Klasse die Rede. Was denn nun? Es ist exakt dasselbe!

18 Volt bezieht sich auf die Nominal- oder Nennspannung. Gemäß DIN 40200: "Ein geeigneter gerundeter Wert einer Größe zur Bezeichnung oder Identifizierung eines Elements, einer Gruppe oder einer Einrichtung." In diesem Fall ist das auch ganz einfach zu berechnen: Die Nennspannung einer Lithium-Ionen-Zelle liegt bei 3,6 Volt - und 5 solcher Zellen kommen eben auf 18 Volt.

20 Volt bezieht sich auf die Ladeschlussspannung. Also quasi das Maximum, wenn die Zelle voll aufgeladen ist. Das wären hier dann 4,2 Volt - und das mal 5 ergibt 21 Volt. Äh, was?

Genau, 21 Volt - und daher gibt es auch etliche mit eben dieser Angabe, zum Beispiel von DayPlus oder Kuzupro.

Übrigens: Falls es die Kampagne mittlerweile nicht mehr gibt - diese hier ist gemeint:

Parkside-Werkzeug, präsentiert von Arnold Schwarzenegger
Quelle: Lidl.de

20-Volt-Klasse?

Die einzig vernünftige - in DIN-Sprache "geeignete" - Bezeichnung ist 18 Volt. 21 Volt mögen technisch nachvollziehbar sein, aber Akkus sind eben nicht ständig zu 100 Prozent aufgeladen - genau genommen sind sie das nur für Sekunden ... Die 20 Volt sind endgültig reiner Marketingquatsch, der Menschen vorgaugeln soll, dass die Geräte besser seien als die popeligen 18-Volt-Geräte.

Also lasst Euch bitte nicht verscheissern, ein 20-Volt-Lidl- oder ADAC-Werkzeug ist genauso ein 18-Volt-Werkzeug wie ein Exemplar von Bosch, Einhell oder Makita. Und Hilti? Da gibt es jetzt auch noch 22 Volt ...

lidl-werkeug im shop.
Na, auch im 20-Volt-Team?
Nee ...

22-Volt-Hiltis

Hilti gilt im Volksmund als das vermutlich beste Werkzeug - und liegt auch ständig auf Baustellen herum. Hilti bietet verschiedene Akku-Klassen, allerdings nichts im 18-Volt-Segment. Natürlich stapelt Hilti nicht noch höher und zaubert einfach ein Volt hinzu. Auch wird sich da nicht auf Maximalwerte bezogen. Und doch, ein wenig Marketing spielt mit ;)

Bei Hilti sind es schlicht 6 statt 5 Zellen - mal 3,6 Volt macht dann eben 21,6 Volt. Und weil 21,6 Menschen natürlich überfordern würde ... wird marketinggerecht aufgerundet.

Don't be back

Insofern, lieber Arnie und liebe Lidl-Werkzeuge, "Hasta la vista, Baby." Es muss ja gar nicht heißen, dass die Werkzeuge von Lidl, Aldi oder den ganzen FoobarXY-Firmen schlecht wären. Aber dieses "Leute durch ach so tolle Zahlen in den Bann ziehen" ist einfach zum Kotzen. Und ja, ich weiß, alle unseriösen (!) Firmen machen das.

Wie wäre es mit der Reichweite, die Hersteller von E-Scootern oder Autos angeben? Oder den vielen bis-zu-Kilos, die Diätmittel versprechen? Im Grunde gibt es nur eine Möglichkeit, dass dieser Schwachsinn irgendwann aufhört: Kauft es nicht.

Tipp: Beschäftigt Euch vor einem ersten Akku-Werkzeug-Kauf ausgiebig mit dem gesamten Sortiment, nicht nur dem Tool, das Ihr just braucht. Schließlich macht es das Leben viel einfacher, wenn sich später alle Werkezeuge die Akkus und Ladegeräte teilen!

Mein persönlicher Tipp, wenn es denn die 18-Volt-Klasse sein soll: Bosch Professional, aka Bosch Blau. Die Dinger sind gut, das Sortiment ist groß und überall verfügbar - und Angebote gibt es auch ständig. Der Akku-Bohrschrauber GSB 18V-55 (übrigens: die GSR-Variante hat keine Schlagbohrfunktion) ist ein guter Einstieg und folgendes Set ist laut CamelCamelCamel.com oft für 173 Euro zu haben:

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Wenn Ihr mehr über Volt, Ampere und Watt wissen wollt, schaut mal auf VoltAmpereWatt.de vorbei.

Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

2 Kommentare

  1. So lange

    Gerätschaften aber auch andere Dinge in China produziert werden und nicht mehr in heimischer Qualität Vorort, wird es auch weiterhin keine wirklich wertige Waren mehr geben. Selbst Smartfone oder Notepad vermitteln schon lange keine wirkliche Qualität mehr.

    Verklebte Akkus und Standard Design erinnern an Wegwerfwaren, welche irgendwann teuer recycelt werden müssen. Geiz ist Geil hieß einmal ein Sloagan und sollte die Preise drücken. Das hat zumindest insofern funktioniert, dass Hersteller anfingen Waren immer billiger zu produzieren mit End of Life Datum. Die Plastik als Universal – Lösung für mittlerweile über 90% aller Gebrauchsgegenstände – als degenerativer Müll – wo sind die Proteste geblieben? Es gibt mehr Plastik auf der Welt wie Autos mit einem wesentlich höheren Schadigungspotential. Man findet Plastik überall… sogar im Blut – Autos Nicht! Wenn manche schon den Öko- Rülpel in der Öffentlichkeit zeigen müssen, hätten Sie hier das richtige Thema aber…

    Von wegen Ressourcenverschwendung der Alten Generation. Schaut man sich einmal wirklich um bei Geräten, Autos und anderem von Anno Dazumal, wird so mancher Staunen, ja Staunen was da heute nach 50, 80 oder sogar 100 Jahren immer noch problemlos funktioniert und seinen Dienst tut. Es gibt NiCD Akkus die funktionieren noch nach 30 Jahren! Man hat Früher fast für die Ewigkeit gebaut… warum? Weil es ganz einfach Schwachsinnig war, sich alle 6, 12 oder 24 Monate alles Neu zu kaufen.

    Das sollte eigentlich Heute genau so sein, wenn Wir Uns schon erlauben über Nachhaltigkeit zu sprechen, streiten aber, wer weiß das überhaupt? Mea Culpa, möchte das wirklich noch jemand wissen? Fast Keiner! Man vermisst bei jedem dahin gehenden Versuch, die sinnmachende Ernsthaftigkeit, die wohl irgendwann immer wieder im Kontextmenue verloren zu gehen scheint. Den Generationen XYZ erzählt man statt dessen etwas von Verschwendungsmärchen, das macht sich wohl besser für das moderne Out Fit und für die Kasse von Schnell-Profiteuren.

    Heute sieht man überall ein komplettes Versagen der produzierenden Industrie. Keiner braucht zu glauben, dass diese bei ihren Vorhaben einen zufriedenen Kunden vor Augen hat. Dieser ist lediglich mittlerweile zum Erfüllungsgehilfen für den Profit geworden – nicht mehr, nicht weniger. Denn es geht Nur um den Profit; – danach kommt erst mal lange gar nichts mehr! Qualität ist mittlerweile ein Fremdwort und wird bald genauso verschwunden sein, wie das Made in Germany.

    Mich schaudert es nur, wenn ich dann von anderen höre, wie toll doch alles ist und wieviel davon hinterher mit vorgehaltener Hand, wieder ausgespuckt wird; – Hauptsache, mit großen Worten das Gegenteil propagieren, das ist immer Gut für das Geschäft…

    Nummer 5 … er lebt noch

  2. Bei dem Lidl Akku-Werkzeug ist häufig auch die Qualität der Akkus extrem schlecht. Seit dem ich das 3. mal so ein Teil zurück geben musste, weil der Akku im Akkuschrauber nach 12 4 cm langen Schrauben schlapp machte oder schon beim ersten Laden sich gar nicht erst laden ließ, kaufe ich da gar nichts mehr. Von der ebenfalls erwähnten Marke Makita bin ich da bisher nur positiv überrascht worden.

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