Einplatinencomputer

Anleitung: Raspberry Pi auf 64 Bit umstellen

Raspberry Pi OS 64 Bit ist jetzt offiziell. Wir zeigen Euch, wie Ihr ein bestehendes Raspberry-Pi-System auf 64 Bit umstellen könnt.

Na endlich! Nach Jahren des Wartens ist es nun offiziell: Raspberry Pi OS ist 64-Bit-fähig – und damit in der Lage, den Prozessor aktueller Raspberry Pis seit dem Pi 3 voll auszunutzen! Grund genug, bestehende Installationen auf die 64-Bit-Version umzustellen. Das ist zum Glück mit wenigen Handgriffen möglich.

Die Vorteile von 64 Bit

Ein 64-Bit-System hat eine Reihe von Vorteilen: Der längst in 64-Bit-Technik gebaute Pi-Prozessor wird besser ausgenutzt, zudem können Raspberry-Pi-Boards mit 8 Gigabyte RAM endlich auch voll ausgenutzt werden, da nicht mehr vier Gigabyte RAM die Obergrenze markieren. Zudem eröffnet 64 Bit auf dem Raspberry Pi auch die Möglichkeit, auf (künftigen) Pi-Boards mit mehr RAM sehr speicherintensive Anwendungen auszuführen.

Kurzum: 64 Bit lohnt sich – und jeder, der die Speicherkarte mit dem System nicht ab und an in einem älteren Raspberry Pi verwendet, sollte das Upgrade durchführen. Das ist "easy as 1-2-3", wie Michael Jackson zu singen pflegte. Achtung: Backup nicht vergessen! Außerdem müsst Ihr das nur bei laufenen Pi-Systemen machen: Wenn Ihr neu installiert, könnt Ihr auch einfach die 64-Bit-Version im Raspberry Pi Imager auswählen.

1. Pi anschließen und per SSH verbinden

Verkabelt Euren Pi und schließt ihn an den Strom an, wenn Ihr das nicht bereits getan habt. Nach dem Hochfahren könnt Ihr Euch wie gewohnt mit einem Terminal- oder Powershell-Fenster mit ssh pi@raspberrypi und dem Passwort raspberry auf dem Bastelrechner anmelden, sofern Ihr Nutzernamen und Passwort nicht geändert habt. In diesem Fall müsst Ihr den Befehl natürlich entsprechend anpassen.

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2. Updates durchführen

Als nächstes solltet Ihr den Pi auf den neuesten Stand bringen: Gebt dazu erst den Befehl sudo apt-get update und nach Abschluss sudo apt-get upgrade ein. Der Pi führt nun alle notwendigen Aktualisierungen des Systems durch und installiert diese auch direkt. Das kann eine Weile dauern, falls Ihr das länger nicht gemacht habt.

Erstmal den Raspberry Pi aktualisieren.
Erstmal den Raspberry Pi aktualisieren.

Optional: Aktuellen Betriebsmodus des Raspberry Pi auf 64 Bit checken

Bis jetzt habt Ihr nur die "normalen" Wartungsarbeiten durchgeführt, die ohnehin sinnvoll sind. Ihr könnt jetzt zunächst mit dem Befehl uname -a herausfinden, ob Euer Pi nicht bereits unter dem 64-Bit-Kernel von Raspberry Pi OS läuft. Normalerweise sollte das nicht der Fall sein, aber falls Ihr als Ausgabe einen Hinweis auf "aarch64" erhaltet, ist Euer Pi bereits umgestellt. Seht Ihr in der Ausgabe hingegen einen Hinweis auf "armv7", ist das System noch auf 32 Bit – Ihr könnt es jetzt umstellen.

Seht Ihr diese Meldung, läuft der Pi mit 32 Bit.
Seht Ihr diese Meldung, läuft der Pi mit 32 Bit.

3. Raspberry Pi auf 64 Bit umstellen

Checkt jetzt, ob Kernel Version 8 vorhanden ist, indem Ihr ls /boot/kernel8.img eingebt. Gibt es keine Fehlermeldung, ist er da – und Ihr könnt auf 64 Bit umstellen. Öffnet zunächst mit sudo nano /boot/config.txt die Pi-Konfigurationsdatei, fügt dort am Ende die Zeile arm_64bit=1 hinzu und drückt danach (Strg)+(X), dann "Y" (oder "J", wenn der Editor auf Deutsch läuft) und zuguterletzt die (Eingabetaste).

Ihr müsst nur die Zeile "arm_64bit=1" ergänzen.
Ihr müsst nur die Zeile "arm_64bit=1" ergänzen.

Mit einem sudo reboot startet Ihr den Pi nun neu. Wartet ein wenig, bis der Rechner wieder hochgefahren ist und loggt Euch erneut per SSH ein. Nach dem Login seht Ihr bereits die Meldung Linux raspberrypi 5.10.92-v8+ #1514 SMP PREEMPT Mon Jan 17 17:39:38 GMT 2022 aarch64 Der Raspberry Pi ist damit ab sofort im 64-Bit-Betriebsmodus und dürfte an vielen Stellen deutlich effizienter und schneller arbeiten.

Voilá: Der Raspberry Pi läuft mit 64-Bit-Power.
Voilá: Der Raspberry Pi läuft mit 64-Bit-Power.

Christian Rentrop

Diplom-Journalist, Baujahr 1979. Schreiberling in Totholzwäldern und auf digitalen Highways. Öfter auch auf der Vespa oder mit dem Wohnwagen unterwegs. Seit 2020 Tochtervater, dementsprechend immer sehr froh über eine kleine Kaffeespende.

10 Kommentare

  1. Wollte es schon vor einer Weile umstellen, gestern Abend erledigt. Erster Eindruck: Rennt richtig gut, deutlich spürbarer Unterschied zu vorher mit 32bit.

    Was auch auffällt: Die alte Version hat beim Reboot immer zuerst versucht, von der SD-Karte das OS einzulesen. Ich habe eine leere SD im Schacht, weil er sonst alle 5 Sekunden nachgeschaut hat. Für OS und Daten habe ich aber schon vor einiger Zeit auf SSD umgestellt.

    Seit 64bit startet er ohne Verzug von der SSD.

    P.S. Kannst ruhig weiter Bastelrechner sagen. Ich sehe das nicht abwertend, ganz im Gegenteil.

  2. Hallo Christian, wird dadurch das komplette System auf 64 Bit umgestellt oder nur der Kernel? Das kommt mir etwas zu simpel vor. Wenn das ganze Betriebssystem auf 64 Bit umgestellt wird, würde ich einen ewig langen Upgrade-Prozess erwarten…

  3. Hallo Christian, habe es probiert und bin voll auf die Nase gefallen. Viele Programme funktionieren nicht mehr. Vor allem Firefox stürzt dann ständig ab. Für diejenigen die das auch gemacht haben, hier der Weg zurück [all] arm_64bit=0 Kaffee ist gestrichen, solange ich in Deinen Beiträgen das Wort „Bastelrechner“ lese. Gruß Bernd

    1. Firefox auf den Raspberry? Du machst Witze, der läuft zäh wie Kaugummi…aber er läuft. Den Raspberry kann man doch nicht zum Surfen oder so benutzen, Bei mir läuft da Pi hole und RTL_433 drauf. Mehr nicht.

      1. Nein, mache keine Witze. Seit über einem Jahr sind alle Windoof PC entsorgt und nur noch Raspi 4 und 400 im Einsatz. Firefox funktioniert einwandfrei auch Youtube läuft. Alle mit 2 Monitore und ein Pi4 als NAS. Das Ganze auf beruflicher Basis und nicht als „Bastelrechner“. Allerdings keine Spiele installiert und von „Bullseye“ wieder zurück.

      2. Noch ein Nachtrag. Auf die Notebooks wurde Raspberry Pi Desktop installiert. Auch hier funktioniert Firefox problemlos.

    2. Offtopic und reichlich 1 Jahr her, jedoch sei angemerkt: Wer „Windoof“ nutzt, sollte sich nicht über „Bastelrechner“ echauffieren😉. Basteln ist nicht unehrenwert, auch wenn man heute eher „Maker“ dazu sagt. Insofern erscheint mir „Bastelrechner“ durchaus angemessen. Nebenbei bemerkt: Windows muss man, wie ich auch, nicht mögen. Gleichwohl ist es kein schlechtes System.

      1. Hallo Gustav, ich habe mal Windoof benutzt. Als Programmierer war ich einfach dazu gezwungen, nachdem die Großrechner von IBM fast überall verchwunden sind. Da über 10 Jahre die Raspberry Pi „Bastelrechner“ verfügbar sind, bin die letzten Jahre darauf umgestiegen und habe alles auf diese Geräte umgestellt. Wobei ich jetzt vom Pi400 und vom P4 auf CM4 umgestiegen bin. Für mich ist die Software für diese Geräte zuverlässiger wie Win 7, 8, 10,oder 11. Als Computerservicetechniker muss ich mich ja eh auf allen Plattformen auskennen. Bin nach wie vor der Meinung das Raspberry Pi Rechner längst aus der Bastelkiste raus sind. Alle Firmen, die ich kenne, nutzen diese Rechner wegen ihrer Zuverlässigkeit im Produktionprozeß und zur Steuerung- und Überwachung komplexer Systeme. P.S. Christian hat inzwischen auch seinen Kaffee bekommen.

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