Anleitung: Lokale KI-Bildbearbeitung – ohne Photoshop und Cloud
Die KI-Bildbearbeitung in Photoshop ist grandios, aber auch sehr teuer. Wir haben eine kostenlose Open-Source Alternative für Euch!
Generatives Füllen oder Generative Fill per KI-Funktion ist eines der coolsten Features der aktuellen Photoshop-Version: Mit dieser Funktion können Bilder erweitert und fehlende Bilddetails ergänzt werden. Die KI zoomt quasi aus dem Bild heraus und füllt die Nebenbereiche mit halbwegs plausiblen Inhalten. Das klappt in Photoshop sehr gut, einzig: Photoshop ist sauteuer und das Abo-Modell eine Katastrophe. Zum Glück gibt es eine kostenlose Alternative ohne lästige Registrierung.
Generatives Füllen ist kein exklusives Photoshop-Feature: Die Funktion, ein Foto oder Bild per KI zu erweitern, gibt es in vielen Online-Foto-Editoren. Die haben jedoch drei Nachteile: Einerseits müsst Ihr Euch bei diesen Diensten mit Google, Apple und Co. registrieren, andererseits ist Generatives Füllen hier in aller Regel nicht gratis, sondern Teil eines Bezahltarifs – und drittens müsst Ihr Euer Bildmaterial einem fremden Dienst in die Hand geben, der Weiß-der-Teufel-was damit anstellt.
Zum Glück geht das inzwischen auch einfacher – und zwar direkt auf Eurem PC oder Mac, sofern die Geräte über eine leistungsstarke Nvidia-, Apple-Silicon- oder ATI-Grafikkarte verfügen: Das Plugin Generative AI for Krita. Krita ist ein mächtiges, quelloffenes Zeichen- und Bildbearbeitungsprogramm, dass Ihr Euch unter Windows, MacOS oder Linux kostenlos installieren könnt. Auf dem Mac geht das zum Beispiel mit Homebrew sehr leicht machbar: brew install krita
Krita mit generativer KI verwenden
Anschließend braucht Ihr natürlich noch das Generative-AI-Plugin. Ladet es zunächst herunter – da es ein Plugin ist, gibt es nur eine Version für alle Betriebssysteme – und startet anschließend Krita. Wählt hier im Menü Extras -> Scripts -> Import Python Plugin from File...
Wählt nun die ZIP-Datei des Plugins. Anschließend fragt Krita, ob Ihr es aktivieren wollt. Bestätigt das mit "Yes": Ihr müsst das Programm jetzt einmal beenden und neu starten.
Die folgende Hardware braucht Ihr für die KI-Funktion: Wie alle KI-Funktionen greift auch das vom Plugin verwendete Stable Diffusion hauptsächlich auf die Grafikkarte zurück. Je leistungsfähiger, desto besser.
NVIDIA-GPU | GTX 1060 mit 6GB oder besser. |
AMD-GPU | 12GB VRAM oder mehr. Vergleichsweise langsam. |
Apple-GPU | Apple Silicon mit Metal Performance Shader (MPS) – Community-Unterstützung. |
KI-Bildgenerator im Krita-Frontend anzeigen
Das Plugin verwendet ComfyUI und benötigt dementsprechend natürlich noch Stable Diffusion für die KI-Funktion. Das müsst Ihr nun einmalig installieren: Erstellt zunächst eine neue Datei in Krita: Achtet darauf, dass sie nicht zu groß ist, für den Anfang sind 512x512 Pixel völlig in Ordnung. Da die KI lokal läuft, wird sie ordentlich Rechenleistung brauchen: Je größer das Bild, desto riesiger der Rechenaufwand! Zum Testen reicht die kleine Bilddatei völlig aus.
Wählt jetzt in der Menüzeile Einstellungen -> Andockbare Dialoge. Wählt hier "AI Image Generation" aus, indem Ihr einen Haken setzt. In Eurem neuen Bild erscheint nun unten rechts der Dialog zur KI-Bilderstellung: "AI Image Generation". Dieser meldet zunächst "Conntection attempt failed! Click below to configure and reconnect." Das ist der KI-Server, der noch fehlt – und den Ihr jetzt einrichten könnt.
KI-Bildgenerator konfigurieren
Klickt also auf "Configure". Daraufhin öffnet sich ein Fenster, in dem Ihr die Wahl zwischen den folgenden Optionen habt:
- Local Managed Server: Ein KI-Server direkt auf Eurem PC oder Mac.
- Custom-Server: Ein lokaler oder entfernter KI-Server (etwa wenn Ihr einen KI-Server zentral im Netzwerk installieren wollt)
- Online-Service: Ihr könnt das Plugin auch mit einem cloudbasierten KI-Bildgenerator verbinden. Der Hersteller des Plugins bietet eine entsprechende Cloud an.
Ihr wollt die KI natürlich lokal laufen lassen, also setzt Ihr den Punkt bei "Local Managed Server". Nun gelangt Ihr zur eigentlichen Installation von Stable Diffusion.
Wählt hier zunächst das Rechenmodell, dass Ihr verwenden wollt, etwa Cuda oder Apple MPS. Anschließend könnt Ihr Euch für eines der Stable-Diffusion-Versionen entscheiden: Stable Diffusion 1.5 ist schneller, aber auf 512x512 Pixel limitiert. Stable Diffusion XL ist treffsicherer, kann 1024x1024 Pixel rendern, braucht aber leistungsstarke Hardware. Ihr könnt auch beide installieren. Wir empfehlen, alle Pakete zu installieren, um sie bei Bedarf zur Hand zu haben – Achtung: das braucht viel Speicherplatz, mindestens 50 Gigabyte solltet Ihr frei haben! Wenn Ihr die Voreinstellungen und nur ein Modell wählt, reichen auch 10 bis 15 Gigabyte.
Klickt nun auf "Install", um die Generative KI lokal auf Eurem Computer zu installieren. Das kann eine ganze Weile dauern. Alle notwendigen Nebenpakete – etwa Python unter MacOS – installiert das Plugin automatisch mit. Die Installation dauert jetzt abhängig von Eurer Internetverbindung eine Weile.
Lokales generatives Füllen in Krita in der Praxis
Ist alles installiert, könnt Ihr auch schon loslegen: Im KI-Bereich findet Ihr jetzt eine Reihe von Werkzeugen, die Ihr verwenden könnt, um eine Grafik oder ein Foto in Krita zu bearbeiten:
- Fill (Generatives Füllen)
- Expand (Generatives Erweitern)
- Add Content (zusätzlichen Content in einem Bereich generieren)
- Remove Content (Bilddetails entfernen ähnlich dem magischen Radierer bei Google-Smartphones)
- Replace Background (um das Motiv freizustellen und einen anderen Hintergrund zu setzen)
- Generate (normale Bildgenerierung wie etwa bei Dall-E3, allerdings lokal)
Markiert einen Bereich im Bild mit einem der Markier-Werkzeuge: Das KI-Tool in Krita erkennt automatisch, was sinnvoll sein könnte und schlägt die entsprechende Funktion vor. Für Generatives Erweitern wählt Ihr "Expand": Das Berechnen dauert abhängig von Eurer Grafikkarte natürlich eine Weile und bringt den Rechner ordentlich ins Schwitzen.
Anschließend erscheint ein Vorschlag, den Ihr mit Klick auf "Apply" übernehmen könnt. Das gleiche gilt für die anderen generativen Funktionen des Plugins. In unseren Tests quälte die KI-Funktion den verwendeten iMac Pro schon recht ordentlich, was aber daran lag, dass das Plugin hier nicht auf die optimale Nvidia-Grafik zurückgreifen kann – und sich per Software-Metal an der Berechnung versuchte.
In der Praxis ist die Funktion sehr hübsch, wenn es darum geht, im Workflow an einem Bild oder einer Grafik schnell Content zu generieren, zu entfernen oder auszutauschen. Kein lästiger Im- und Export, kein Austausch mit irgendwelchen Cloud-Diensten. Wichtig ist natürlich, dass Euer Rechner eine leistungsstarke CUDA-fähige Grafikkarte an Bord hat – und über genug Speicher verfügt, denn lokale KI-Systeme sind natürlich sehr hardwarehungrig.
Habe mal auf dem neuen Studio M2 Max 38C 64GB Ventura nach dieser Anleitung Krita mit den KI Funktionen installiert. Mit Stable Difusion 1.5 und den vorgeschlagenen Einstellungen. Server läuft auch. Am meisten würde mich das generative Füllen interessieren. Leider geht aber gar nichts bei diesen KI Funktionen. Egal was ich versuche, es werden nur schwarze Bilder erzeugt. Bei Github gibt es entsprechende Einträge, aber Lösung habe ich dort auch nicht gefunden. Ausserdem geht bei mir eben gar nichts. Danke für die Hilfe.
Komisch… bei mir hat das alles geklappt. Sicher, dass Du die Modelle korrekt geladen hast? Im Zweifel noch einmal neu aufsetzen…