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Anleitung: Webserver-Bandbreite messen

Wenn Ihr Euch fragt, warum Eure Website nicht mehr Besucher abfertigen könnt, solltet Ihr einmal die Webserver-Bandbreite messen.

Wenn Ihr eine eigene Internetseite habt, wollt Ihr sicher von Zeit zu Zeit testen, ob der Server auch genug Performance bringt. Dazu gibt es im Web eine Reihe von Tools: Neben Google Pagespeed Insights zum Beispiel GTMetrix, Pingdom oder das Tool von 1&1 Ionos. Allerdings checken diese Tools nur, ob die Website optimiert ist, aber nicht, wie viel Bandbreite der Webserver hat. Zum Glück könnt Ihr ganz einfach die Webserver-Bandbreite messen.

Leistet der Webserver, was er leisten soll?

Wichtig bei Webservern ist nämlich, neben den Optimierungen der Website an sich – bei Wordpress etwa mit Wordpress Total Cache (W3TC) oder Wordpress Fastest Cache (WPFC) – auch, ob der Server unter Last genug Bandbreite liefert. Wir bei Tutonaut.de haben genau deshalb aktuell unseren virtuellen Webserver im Verdacht: Zwar hat der ordentlich Leistung, scheint aber vor allem durch die Bandbreite limitiert. Die lässt sich recht einfach berechnen:

(Anbindung in MBit/s : 8) : (Durchschnittliche Website-Größe in Megabyte) = (Theoretisch mögliche Website-Auslieferungen pro Sekunde)

Hat eine Website-Auslieferung Eures Blogs zum Beispiel eine Größe von rund einem Megabyte, ergibt sich in diesem Beispiel die Formel (12,5 Megabyte) : (1 Megabyte) = 12,5 Website-Auslieferungen pro Sekunde. Das ist freilich nur ein grober Richtwert, da es bei jeder Website-Auslieferung eine große Menge Hin- und Her und damit Overhead zwischen Server und Browser gibt. Außerdem crawlen ständig irgendwelche Bots über Eure Seite, die auch Bandbreite fressen. Die tatsächliche Geschwindigkeit hängt zum Beispiel auch an der Prozessorleistung des Servers, die aber meist reichen sollte. Kurzum: Von den theoretischen Auslieferungen solltet Ihr aufgrund des Overheads 50% abziehen, um ungefähr zu ermitteln, was Euer Server schafft:

(Anbindung in MBit/s : 8) : (Durchschnittliche Website-Größe in Megabyte) = (Theoretisch mögliche Website-Auslieferungen pro Sekunde) / 2 = (User pro Sekunde)

Im Beispiel wären das also rund 6 User, die Eure ein MB große Website pro Sekunde laden können. Klingt nicht mehr so doll, oder? Bei einer typischen Verweildauer von einer Minute wären das aber immerhin noch 6 * 60 = 360 User, die Eure Website gleichzeitig benutzen können. Echten Admins mag jetzt aufgrund dieser Grundschulmathematik die Hutschnur hochgehen, ich möchte Euch an dieser Stelle aber beruhigen: Natürlich sind das alles sehr grobe Überlegungen, die einzig einem Ziel dienen: Überschlagen, was der Webserver typischerweise an Bandbreite liefern kann.

Bei vServern heißt Anbindung nicht gleich Anbindung

Hinzu kommt bei vServern und Shared Hosting allerdings noch ein Problem: Typischerweise sind die 100 MBit/s nämlich nicht garantiert. Bei den meisten Providern liegen nämlich mehrere virtuelle Server und noch mehr Shared-Hosting-Pakete auf einem physikalischen Server. Habt Ihr Glück und Euer Provider verfügt über Gigabit- oder sogar Cloud-Serverfarmen mit Terabyte-Anbindung, kann er Euch gegebenenfalls die 100 MBit fest zusagen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass Ihr Euch die verfügbare Bandbreite mit mindestens einem anderen Nutzer auf dem Server teilen müsst.

Uplink und Downlink des Servers lassen sich mit Curl messen.
Uplink und Downlink des Servers lassen sich mit Curl messen.

Webserver-Bandbreite messen: Wieviel MBit schafft mein Server?

Was dann an Bandbreite übrig bleibt? Tja: Das kann man ermitteln, indem man zum Verfahren von Thomas Leister greift, mit der sich die Webserver-Bandbreite messen lässt. Der misst die verfügbare Upload- und Download-Bandbreite eines Webservers ganz einfach mit dem Kommandozeilen-Tool Curl und dem Tele2-Speedtest. Wichtig dabei: Euer Webhost muss SSH und Curl erlauben, was bei den meisten besseren Paketen aber der Fall sein sollte. Nach dem SSH-Login per Terminal (MacOS, Linux) oder PuTTy (Windows) kann es auch schon losgehen. Mit dem Befehl

curl ftp://speedtest.tele2.net/100MB.zip -o speedtest.zip

ladet Ihr eine Gigabyte-große Datei von Tele2 auf Euren Webserver. Dabei wird Euch die Download-Rate des Servers angezeigt. Die ist allerdings sekundär, wichtiger ist die Auslieferung. Ladet die Datei also direkt wieder zu Tele2 hoch:

curl -T speedtest.zip ftp://speedtest.tele2.net/upload/

Dabei zeigt Euch Euer Webserver ebenfalls die Bandbreite der Verbindung in Kilobyte pro Sekunde, die Ihr bei Google schnell in Megabit umrechnen könnt. Und die liegt meist deutlich unterhalb der theoretischen 100 MBit/s, im Fall unseres vServers nämlich bei gerade einmal rund 54 MBit/s, was die effektive Zahl der User pro Sekunde noch einmal fast um die Hälfte, nämlich auf rund 3 User pro Sekunde, reduziert. Leider sind unsere Seiten meist auch größer als ein Megabyte und die Verweildauer liegt zudem oft unter einer Minute. Das ist für eine große Seite wie Tutonaut.de inzwischen leider viel zu wenig, weshalb wir demnächst den Server wechseln wollen. Wer eine gute Empfehlung hat, möge diese in die Kommentare schreiben.

Christian Rentrop

Diplom-Journalist, Baujahr 1979. Erste Gehversuche 1986 am Schneider CPC. 1997 ging es online. Seither als Schreiberling in Totholzwäldern und auf digitalen Highways unterwegs. Öfter auch auf der Vespa oder mit dem Wohnwagen unterwegs. Seit 2020 Tochtervater, dementsprechend immer sehr froh über eine kleine Kaffeespende.

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