Praxistest: Macbook oder iPad Pro im Urlaub?
Anfang des Jahres ging es wieder einmal nach Asien. Und wie jedes Mal vor dem Urlaub fragte ich mich natürlich, ob ich das iPad Pro oder ein Macbook mitnehmen sollte. Oberstes Ziel der Reise: Arbeit vermeiden. Allerdings wollte ich Fotos sichern und bearbeiten und dann vielleicht doch die ein oder andere Zeile schreiben: Nur das iPhone – auch wenn es grundsätzlich reichen würde – wäre dafür also zu wenig gewesen. Zumal ich auch lieber am "großen" Bildschirm surfe. Bisher hatte ich mich fast immer für das Macbook entschieden – zu riskant erschien mir die Beschränkung des iOS-Systems. Mit iOS 11 erschien mir das iPad (Pro) 10,5" allerdings inzwischen als ausreichender Macbook-Ersatz auf Reisen. So kann man sich täuschen!
Eine Frage des Gewichts?
Ich habe im wahrsten Sinne des Wortes abgewogen, welches Gerät die bessere Wahl ist. Aktuell habe ich ein älteres Macbook Pro mit 15"-Bildschirm als Zweitrechner, was ziemlich genau 2 Kilo auf die Waage bringt. Ein kleineres Gerät wie das Air oder 13"-Pro wäre hier noch einmal 650 Gramm im Vorteil. Aber ich habe eben nur den ollen 15-Zöller. Das iPad Pro 10,5" wiegt 469 Gramm und damit nur knapp ein Viertel. Ein klarer Vorteil? Auf jeden Fall. Zumal das iPad klein und handlich ist.
Das Packmaß spricht für's iPad Pro
Denn das Packmaß ist auf Reisen natürlich ebenso wichtig wie das reine Gewicht. Auch hier hat das iPad Pro 10,5" natürlich klar im Vorteil: Seine Grundfläche ist selbst mit einem stabilen Case wie dem Kavaj London, das ich meistens verwende, deutlich geringer als die des Macbook Pro 15" und jedes anderen Macbooks. Einzig das Macbook Air 11" oder das MacBook 12" sind ähnlich kompakt. Das macht sich gut im Gepäck – und anders als bei Laptops gibt's auch bei der Flughafen-Security keine Probleme mit Tablets. Zumal die in die allermeisten Hotel-Safes passen, was bei Notebooks der 13"-Klasse und darüber meist nicht mehr der Fall ist. Und wer noch ein iPhone hat, muss tatsächlich nur ein Ladekabel mitnehmen.
Macbook oder iPad Pro: Die Sache mit dem Wert und dem Backup
Richtig gut am iPad ist das iCloud-Backup und die rein über Software-Einstellung erfolgende Lokalisierung: Die Daten sind – regelmäßige Internetverbindungen vorausgesetzt – jederzeit in der iCloud gesichert. Falls das Gerät wegkommt, stürzt, ins Wasser fällt oder anderweitig verloren oder kaputt geht, ist das kein Problem: iPads kann man heutzutage im Grunde überall kaufen, das iCloud-Backup lässt sich mit wenigen Handgriffen wieder einspielen. Ein Riesenvorteil gegenüber Macbooks, schließlich benötigen die (noch) ein Backup auf einem physischen Datenträger, der auf Reisen naturgemäß ebenfalls im Gepäck ist. Wichtige Daten können zwar in der Cloud abgelegt werden, doch eine vollständige automatische Datensicherung dort ist zumeist nur über Umwege oder teure Software-Lösungen möglich. Und falls der Mac wegkommt oder zerstört wird, ist Ersatz im Ausland nicht unbedingt leicht zu beschaffen: Das Gerät ist teuer, die Tastatur gibt es nur in der jeweiligen Landessprache. Ein deutlicher Pluspunkt für das iPad – auch wenn es natürlich idealerweise nicht verloren gehen sollte.
Alles spricht für das iPad auf Reisen – oder?
Auf den ersten Blick spricht also viel dafür, das iPad als Reiserechner mitzunehmen. Einzig: In der Praxis fehlte mir dann doch der Mac. Und das aus mehreren Gründen. Zum einen gibt es da das Problem der Redundanz: Ich habe ein iPhone, das im Grunde alles kann, was das iPad auch beherrscht. Der effektive Mehrwert des Tablets ist das größere Display, seit Apple auch am iPhone den Anschluss des SD-Karten-Adapters ermöglicht hat und alle Kamera-WLAN-Apps auch auf dem Smartphone laufen. Den Pencil verwende ich selten, da ich kein Grafikmensch bin. Damit ist das iPad im Grunde "doppelt": Es kann nicht viel mehr als das iPhone, ist aber nicht halb so handlich. Der einzige Vorteil in dieser Hinsicht: Lesen und surfen auf dem iPad ist natürlich grandios und macht wesentlich mehr Spaß als auf dem Notebook oder Handy. Einzig: Lesen geht auf dem Kindle eben noch drei Spuren besser. Und so manche Website ist nach wie vor nicht für das iPad optimiert.
Effektives Arbeiten ist immer noch problematisch
Was bleibt, ist nach wie vor das praktische Arbeiten: Ich bin Freiberufler, ich will es zwar nicht, doch meistens lässt es sich dann doch nicht vermeiden, im Urlaub irgendwas für die Arbeit zu machen. Dafür hatte ich den Dokumente-Ordner vom großen Mac in die iCloud verfrachtet, um unterwegs Zugriff auf Artikel, Rechnungen, Steuersachen und so weiter zu haben. Dank der Files-App geht das auch am iPad inzwischen komfortabel. Nervig wurde es allerdings, als ich tatsächlich noch eine Rechnung schreiben musste. Trotz Pages auf dem iPad, trotz vorbereiteter Rechnung in der iCloud, artete das in ein ausgesprochenes Gefummel aus. Denn dem iPad fehlt nach wie vor – das kritisiere ich seit Jahren, sorry, Apple – das Touchpad. Genauer gesagt die Mausunterstützung. Der Pencil ist kein Ersatz für die Maus und die Finger erst recht nicht. Apples Festhalten am ursprünglichen iPad-Konzept nervt dementsprechend massiv. Wenigstens Cursor-Tasten auf der Bildschirmtastatur könnte es geben, doch auch hier: Fehlanzeige. Es mag an bald 28 Jahren Mausbedienung liegen, aber selbst im achten iPad-Jahr kann ich mich zum Arbeiten partout nicht an das Touch-Gefummel gewöhnen. Zumal auch der PDF-Export eher umständlich ist. Kurzum: Selbst im einfachsten Office-Szenario fällt das iPad Pro bei mir nach wie vor gnadenlos durch. Auch mit externer Tastatur, weil die erst umständlich aufgebaut werden muss. Und das Smart-Keyboard? Nun, das mag den Mehrwert des iPad Pro 12,9" heben, doch die 10,5"-Version ist mir schlicht zu klein und zu teuer.
Ich habe meinen Mac vermisst
Und so kam es dann auch, dass ich recht bald meinen Mac vermisst habe. Nicht, weil ich im Urlaub arbeiten wollte. Sondern weil mir die Beschränkungen des iPad Pro selbst mit iOS 11 noch immer unfassbar auf den Keks gehen. Ein Mobilsystem kann einen Desktop eben nicht ersetzen, da können die bei Apple so viel Werbung machen, wie sie wollen. Zumal das simple Zeug, was das Kind im aktuellen iPad Pro-Werbespot macht, selbst hier schon fummelig aussieht:
https://www.youtube.com/watch?v=sQB2NjhJHvY
Nein: Das iPad Pro ist eben KEIN vollwertiger Computer, was hauptsächlich an der Touch-Bedienung liegt. Das iOS-System mag beschränkt sein, den Mangel an Anschlüssen kann man auch am Rechner inzwischen verkraften, aber diese fehlende Maus... aber lassen wir das. Fakt ist: Das iPad ersetzt nach wie vor keinen Laptop und das wird sich auch so schnell nicht ändern.
Beobachtungen anderer Traveller und Touris
Ganz nebenbei ist mir unterwegs aufgefallen, dass außer mir fast niemand mehr ein Tablet im Einsatz hatte. Die Leute nehmen Smartphones mit und falls sie mehr machen wollen, einen kompakten Laptop. Man sieht in den Cafés im erstaunlich eingehipsterten Phuket Stadt oder Bangkok viele Westler, die sich starbucksmäßig einen Ice-Capuccino reinfahren – und keiner davon hat mehr ein Tablet, sie haben Notebooks. Auch die berüchtigten Foto-Chinesen greifen nicht mehr zum Tablet, einzig ältere Damen sieht man noch mit iPads herumlaufen und fotografieren. Aber die müssen auch nicht mit dem Teil arbeiten oder mehr als eine kurze E-Mail schreiben.
Fazit: Macbook ist die bessere Wahl
Womit wir beim Fazit wären: Das iPad Pro war für mich auf Reisen kein Notebook-Ersatz. Sicher: Hätte ich es nicht dabei gehabt, hätte ich etwas vermisst, weil ich sehr gerne auf dem Gerät surfe und lese. Viel spricht für das iPad als Reisenotebook, viel dagegen. Mit dem Pencil mag das Pro unterwegs für Grafiker und Foto-Enthusiasten Mehrwert bieten. Ich will aber schreiben und Bilder auf meine Weise bearbeiten, und hier fällt das iPad gnadenlos durch.
Es mag an meiner Unflexibilität hinsichtlich Touch-Bedienkonzepten liegen, aber ehrlich, Leute: Ich habe es wirklich versucht. Dass ich schon fast am Schreiben einer Rechnung gescheitert wäre und das iPad manchmal wegen kleinerer Fehler des Mobilbrowsers am liebsten an die Wand gepfeffert hätte: Geschenkt. Der Mehrwert zum Smartphone hält sich jedoch in Grenzen. Die Frage, ob ich Macbook oder iPad Pro mitnehmen sollte, wird sich mir also künftig erst einmal nicht mehr stellen.
Dem kann ich nur voll zustimmen und es noch ergänzen. Ich mußte ein Backup machen und habe dabei festgestellt, daß ich viele meiner Paßwörter neu eingegeben werden mußten. Darauf war ich nicht vorbereitet.