Audio & Video

Video-Upscaling unter Windows mit Video2X

Ganz ohne KI, offline auf dem Desktop: Videos "groß rechnen" und genießen ;)

Alte Heimvideos, Filme aus grauer Vorzeit im PAL-Format, Handy-Clips, die schon etwas in die Jahre gekommen sind - vermutlich haben wir alle irgendwelche Videos herumfliegen, die auf einem großen Display einfach mies aussehen. Per Upscaling lässt sich dem Material aber oft neues Leben einhauchen - schaut selbst.

Upscaling ohne KI

Eigentlich wird Upscaling heute meist per KI angeboten. Ob das qualitativ viel bringt, sei mal dahingestellt. Der große Vorteil von KI-Diensten, bestenfalls: Da Upscaling geht schneller, weil eben nicht nur eine lokale Grafikkarte rechnet, sondern möglicherweise Dutzende GPUs bei irgendeinem Cloud-Anbieter. Allerdings geht es bei Videos in der Regel um extrem große Datenmengen, sprich ohne wirklich schnelle Internetverbindung (im Upload!) hilft das auch nicht.

Schlimmer: Wer will schon all den privaten Kram bei irgendeinem Dienstleister hochladen? Und wenn es sich um größere Mengen handelt, kommen vermutlich auch noch Kosten hinzu. Und ein Konto.

Mit dem Open-Source-Werkzeug Video2X könnt Ihr ganz traditionell offline auf dem Desktop arbeiten und auch Hunderte Clips verarbeiten lassen. Allerdings hat auch das seinen Preis: Die Verarbeitung dauert bisweilen extrem lang und verbrät bei einer GPU unter Dauerlast entsprechend viel Strom.

Damit Ihr mal ein Gespür für die Größenordnung bekommt: Mein MKV-Testclip hier war 1:02 Minuten lang bei einer Größe von 480p und hat bis zu einem 1080p-MP4 ganze 39 Minuten benötigt.

Video2X im Einsatz

Das Beste an Video2X: Es ist unfassbar einfach in der Handhabung. Das Zweitbeste: Menschen, die wirklich wissen was sie tun, können an etlichen Schaltern drehen. Der Upscaler hat eine praktische grafische Oberfläche, kann aber auch im Terminal per CLI eingesetzt und entsprechend in Skripten verwendet werden.

Der Basiseinsatz ist fast zu simpel zum Erklären: Videos per Drag&Drop hinzufügen, Größe absolut oder als Faktor festlegen, bei Bedarf das Format ändern und schon kann es losgehen.

video2x im einsatz.
Video2X - einfach und doch komplex

Die eigentlich spannende Frage: Wie sieht es denn nun mit dem Endergebnis aus? Hier also die Bildvergleiche - mit einem kleinen Hinweis: Wordpress komprimiert beim Upload, von daher sind die folgenden Bilder leider nochmal verschlechtert worden, aber immerhin alle gleich ;)

Zunächst 1080p-Upscale vs. 480p-Original:

Und hier 1080p-Upscale vs. 1080p-Original:

Im Vergleich mit dem 480p-Original sieht man durchaus Veränderungen. Vor allem werden (unscharfe) Details eingespart, wodurch es schärfer wirkt - besonders gut zu sehen im Auge des rechten Charakters. Beim Schwanz des linken Hörnchens sieht man hingegen, dass es auch unschärfer wirken kann.

Im Vergleich mit dem 1080p-Original sieht man überall, wie weit entfernt die Upscale-Variante ist. Das rechte Hörnchen hat beispielsweise ein weißes Härchen oben rechts neben dem Ohr, das im 480p-Original noch als Artefakt, im 1080p-Upscale gar nicht mehr zu sehen ist. Aber eigentlich genügt ein Blick auf die Pupille.

Und jetz noch der Vergleich Video2X-Upscale vs. KI-Upscale (von Capcut.com):

Das Ergebnis vom KI-Upscaler zeigt die gleiche Vorgehensweise wie Video2X, allerdings deutlich stärker und mit besserem Ergebnis. Allerdings hat Capcut eine 107-Megabyte-MP4-Datei erzeugt, Video2X eine 28-Megabyte-MP4! Der eigentliche Vorteil ist aber wie gesagt die Verarbeitungsgeschwindigkeit, Capcut hat vielleicht 2 Minuten benötigt. Allerdings plus mehrere Minuten für den Download, der extrem langsam von statten ging. Zudem ist die, nicht änderbare, Endgröße hier 1708x960 statt 1922x1080 wie bei Video2X.

Lohnt sich das?

Die 1080p-Upscale-Variante liegt natürlich deutlich näher am 480p- als am 1080p-Original. Hier statisch im Bild sieht es kaum der Mühe wert aus, im Video merkt man allerdings eine deutliche Verbesserung. Bei alten, verrauschten echten Videoaufnahmen ist der Effekt noch deutlich relevanter. Ein Clip aus den 70ern sieht natürlich immer noch mies aus, ist in der Upscale-Variante aber deutlich besser zu konsumieren!

Zudem: Hier durften zum Testen nur die Standardeinstellungen ran - wer weiß, was sich alles herauskitzeln lässt.

Im Vergleich mit dem KI-Upscaler muss sich Video2X nicht verstecken. Das Ergebnis ist (mit Standardeinstellungen ...) schlechter und benötigt deutlich länger, dafür ist die KI-Datei 4 mal größer, Up- und Download benötigen relativ viel Zeit, man muss sich mit einem Konto anmelden, es gibt keine Optionen und wer mehr als 1 Gigabyte Online-Speicher benötigt, muss 11,99 Euro pro Monat für dann 100 GB bezahlen. Und wie gesagt, häufig ist es gar nicht mal sooo wünschenswert, eigene Videos mit irgendeinem chinesischem Anbieter zu teilen.

Wenn Ihr größere Mengen alter Videos hochskalieren wollt ist Video2X auf jeden Fall eine Installation wert.

(* = Affiliate-Link / Bildquelle: Amazon-Partnerprogramm)
×
Produktpreise und -verfügbarkeit sind zum angegebenen Datum / Uhrzeit korrekt und können sich ändern. Alle Preis- und Verfügbarkeitsinformationen auf https://www.amazon.de/ zum Zeitpunkt des Kaufs gelten für den Kauf dieses Produkts.

Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

Ein Kommentar

  1. Beim Upscaling mit KI können auch unerwünschte Artefakte oder Effekte entstehen, die das Ergebnis völlig unbrauchbar machen! Wenn es nur um eine höhere Auflösung und keine weiteren „Verbesserungen“ wie höherer Kontrast, knalligere Bonbonfarben, größere Augen, glattere Haut etc. geht, dann bevorzuge ich klassische Interpolierer.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"