12,5″-Subnotebooks unter 300 Euro: i5, 16 GB RAM, top Tastatur
Wer an Subnotebooks in der Größenordnung 12/13 Zoll denkt, wird meist bei den elenden Apple-Macbooks und ähnlichen Dingen landen, die sich vor allem durch zwei Dinge auszeichnen: Wahnwitzig teuer und so glatt und flach, dass man damit vielleicht angeben, aber kaum arbeiten kann. Ihr sucht kein Statussymbol, sondern ein günstiges, mobiles Arbeitstier mit richtiger Tastatur? Noch gibt es das - und zwar mit Charakter!
Natürlich Lenovo
Für mich ist die Lösung das Lenovo ThinkPad x230: ThinkPads waren schon immer großartige Geräte, vor allem wegen der Tastaturen, der Haptik und der Navigation - und das gilt auch für die Subnotebooks. Die Tasten sind groß, haben Abstände, ordentliche Druckpunkte und sind leicht gemuldet - so bleiben die Finger wo sie hingehören. Und die Navigation ist zumindest für Menschen, die im 10-Finger-System tippen ein Traum: Der Trackpoint liegt komfortabel unter dem Zeigefinger, die drei expliziten Maustasten direkt unter den Daumen. So lassen sich Maus und Tastatur nutzen, ohne die Hände auch nur einen Milimeter zu verschieben. Und wenn das nicht reicht, gibt es natürlich noch ein Touchpad.
Wer eher das Touchpad nutzt sollte sich den Nachfolger x240 angucken: Größeres Touchpad, keine expliziten Daumentasten - wer's mag ... Preislich sind dann nochmal mindestens 40 Euro mehr fällig. Und wer ein neueres Gerät aber mit expliziten Hardwaretasten haben will, bekommt das x250 für nochmal rund 140 Euro oben drauf.
Apropos Preis: Bei den Preisen handelt es sich natürlich um Gebrauchtgeräte, beziehungsweise um so genannte Refurbished-Geräte, die vom professionellen Händler getestet und aufbereitet werden. Meist handelt es sich dabei um Leasing-Rückläufer von Unternehmen. Der Online-Händler Luxnote ist auf Lenovo spezialisiert und hat ein riesiges, aber natürlich begrenztes Angebot auch an den x-Modellen. Das x230 startet bei 199 Euro, das x240 bei 215 Euro und das x250 gibt es ab 375 Euro. Geräte mit der Kennzeichnung Gebraucht, A-Ware sind bei Luxnote in der Regel (nach unseren Erfahrungen) sehr gut erhalten und technisch natürlich einwandfrei. Auch die Fotos hier im Artikel stammen von einem solchen, just bei Luxnote erstandenen Gerät. Aber freilich gibt es auch bei Amazon gebrauchte x230 zu ähnlichen Preisen.
x230 für 300 Euro
Das x230 für 199 Euro hat einen Dual-Core-i5-Prozessor mit Multithreading, ein 12,5-Zoll-Display mit 1366x768 Pixeln, 320 GB HDD und 4 GB RAM. Dazu gibt es ein Windows 10 oder wahlweise Windows 7. Den Arbeitsspeicher sollte man aufrüsten: Auf 8 Gigabyte für 40 oder auf 16 Gigabyte für 99 Euro. Und mit 16 GB und einem Linux läuft das x230 dann wirklich blitzschnell. Nun, man sollte die HDD noch gegen eine SSD austauschen, um wirklich glücklich zu werden - bei Luxnote kostet das Upgrade auf 180 GB SSD 39 Euro. Ihr könnt natürlich auch irgendeine SSD nehmen, die vielleicht noch daheim herumliegt.
Übrigens: Das Gerät wird mit einem riesigen 9-Zellen-Akku ausgeliefert, der über das Gerät hinausragt und einigermaßen schwer ist. Dafür sind dann aber auch offiziell über 10 Stunden Akkulaufzeit möglich und tatsächlich sollte man wirklich 6 bis 7 Stunden werkeln dürfen. Den kleinen, genau passenden Akku bekommt man bei Amazon ab rund 32 Euro.
Nützlicher Kleinkram: Im Gegensatz zu den ultraflachen Modeerscheinungen von heute, hat ein x230 vernünftige Anschlüsse: 3 x USB, Netzwerk, Display Port, VGA (für Beamer & Co.), Audio, Kartenleser und Kensington-Schloss. Und unter dem Gerät befindet sich sogar ein Anschluss für eine Docking Station.
Erreichbare Komponenten: Egal, ob Ihr eine andere Festplatte, Arbeitsspeicher oder ein UMTS-Modul verbauen wollt, Ihr kommt überall einfach dran - im Gegensatz zum Fruchtkonzern und den ganzen Klonen macht es Euch Lenovo einfach und gewährt Zugriff über einfache Klappen. So wie sich das gehört.
Tastatur-Upgrade: Standardmäßig bekommt Ihr eine Refurbished-Tastatur ohne Beleuchtung, für 10 Euro könnt Ihr upgraden, was sich durchaus lohnt. Allerdings hat das x230 auch ein kleines Lämpchen, das die Tastatur von "außen" beleuchtet.
Ausführliche technische Informationen auch rund um Modellvarianten findet Ihr im ThinkPad-Wiki.
Pefekt? Fast ...
Das x230 ist rund 2,4 cm dick, mit dem dicken Akku samt Füßchen ganze 3,7 cm. Die Außenmaße liegen bei 20 x 30 cm, plus 3 cm für den großen Akku. Das ist klein genug, um das Ding mit sich herumzutragen und in einen kleinen Rucksack zu stecken. Aber es gibt kaum exakt passende Sleeves. Diese sind meist auf deutlich dünnere Geräte ausgelegt. Und in größeren Sleeves ist wiederum zuviel Luft ... Aber gut, das ist Kleinkram.
Das Display ist natürlich nicht zu vergleichen mit dem eines topaktuellen 1.500-Euro-Laptops, für die verbaute Technik ist es aber dennoch gut, die Auflösung genügt (gerade eben) für Videos, surfen und arbeiten - und Gaming ist natürlich sowieso nicht drin.
Noch ein winziger Makel: Das Gerät emmitiert über den Lüfter recht zügig ziemlich viel Hitze, auf dem Schoß ist das nur im Winter angenehm.
Kackbook Wer?
Um es ganz klar zu sagen: Wenn Ihr der hippste Hipster im Starbucks sein wollt, müsst Ihr Euren Rechner wohl im Gemüseladen kaufen - oder eine kleinweiche Exoten-Oberfläche. Oder einen der vielen Klone. Sehen sowieso alle gleich aus. Glatte Tasten ohne Halt, riesige Touchpads, die bei 10-Finger-Tippern ständig Fehleingaben produzieren, kaum Möglichkeiten aufzurüsten oder auszutauschen, eben eine Scheiss-auf-den-mündigen-Kunden-Attitüde ;)
Wenn Ihr arbeiten und ein wenig im Internet surfen wollt, ist ein Lenovo x230 ab 200 Euro zu haben und für 340 Euro mit 16 GB RAM und SSD ein echter Traum für alle Tastatur-Fetischisten und 10-Finger-Tipper. Und hey, eigentlich ist auch das Image schlüssig: Für Anzugträger ist Lenovo eh standard und echte Techies werden das Teil mit einem Lächeln quittieren. Und direkte Konkurrenz gibt es genau genommen nicht.
Danke für den toll geschriebenen Bericht.
Bin ja auch auf der Suche nach was handlichem ausschließlich zum Surfen. Ich schwanke noch x230, x240 oder x250 oder der Konkurenz Fujitsu.
Was mir zu denken gibt ist: Wie ist die Videodecodierung von Internetvideos beispielsweise Mediatheken ARD/PHOENIX/Tele5? Es sind ja neue Codec veröffentlicht worden. H265 , AV1 und vieleicht noch andere. Videodecodierung in Hardware/Software unter Linux wird in solchen Berichten immer unter den Tisch fallen gelassen.
Mit freundlichem Gruß
Mit Videokodierung habe ich mich tatsächlich länger nicht mehr wirklich beschäftigt, vor allem, weil es mir nicht mehr als Problem begegnet ist. Ich habe just mal ein Testvideo von https://www.libde265.org/downloads-videos/ probiert und dabei keine Probleme festgestellt. Auch unter https://kodi.wiki/view/Samples gibt es einige H.265-Beispiele, die gut laufen.
Und AV1 ist grundsätzlich ja eh freie Software und es gibt Implementierungen in beispielsweise VLC und FFmpeg, da sind auch keine Probleme zu erwarten.
Weder Youtube noch sonstige Testvideos haben hier bislang den Dienst verweigert. Linux als Surf-System für Videoplattformen ist völlig in Ordnung.
Übrigens: So sehr ich das x230 mag, das Display ist nicht mehr ganz Stand der Technik mit einer Auflösung von „nur“ 1366×768. Mir persönlich genügt es auch für Filme und Streaming, allerdings nutze ich es dafür sehr sehr selten. Ab dem x240 gibt es auch Modelle mit Full HD, sprich 1920×1080. Wenn Dir Video also sehr wichtig ist, lohnt es sich vielleicht da etwas mehr zu investieren.
Auch wenn der Artikel schon älter ist und ich erst heute darauf gestoßen bin würde mich dennoch interessieren, ob Linux auf den beiden Modellen (X230 + X240) läuft. Und falls ja, welche Distris (Mint und Debian bevorzugt). Ich liebe diese kleinen Kerlchen (aktuell nutze ich noch ein älteres Netbook), schließe sie aber meistens an den Monitor an. Platz nehmen sie aufgeklappt nicht weg, da der obere Rand noch unter dem meines Monitors liegt. So kann ich super damit arbeiten und bin @home trotzdem nicht an den einen Schreibtisch gebunden. Ich frage, weil ich gelesen hatte, daß es mit den Thinkpads und Linux nicht immer klappt, je nach Modell und Linuxdistri. Eine Ausnahme soll das T430 sein; kleiner wäre aber schöner.
Auf meinem X230 läuft Ubuntu 18.04 LTS, auf dem W530 Lubuntu – jeweils ohne Probleme. Ich meine auch schon mal Debian auf dem X230 gehabt zu haben. Das läuft soweit völlig problemlos. Ich nutze aber vermutlich nicht alles Features, die das Teil hat, schließe selten Hardware an, spiele nicht mit Energiesparoptionen … vielleicht findet man da irgendwo Probleme wenn man sucht. Im Grunde nutze ich nur Browser und Terminal und beides funktioniert einwandfrei!
Übrigens: Wenn ich das richtig sehe, ist das x240 das einzige x2XX-Modell, das nicht die normale Lenovo-Touchpad+Tasten+Trackpoint-Kombination bietet, sondern ein eher normales Touchpad – was für mich Grund genug wäre, es nicht zu kaufen.
Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Dann will ich mich mal auf die Suche nach einem X230 machen. Wenn ich es dann habe und zum ersten Mal aufklappe, werde ich an Dich denken ;-)