5 praktische Tipps für das iPad als Zweitrechner
Das iPad als Zweitrechner nutzen ist kein Problem, wenn Ihr die richtigen Apps und Werkzeuge einsetzt – und einen kleinen Blick auf die Dateiverwaltung werft.
Warum das iPad Pro, wenn auch die Macbooks Apple Silicon benutzen? Nun: Ich habe mich nach langem Hin- und Her für das Gerät entschieden, weil es mir Möglichkeiten bietet, die ein Macbook nicht hat – zumindest als Zweitrechner. Auch wenn ich den Pencil selten benutze, ist er ein Nice-To-Have. Und so bin ich durchaus zufrieden mit dem iPad Pro 12“ als Zweitrechner neben meinem iMac.
Allerdings ist es nicht ganz einfach, das iPad sinnvoll in den Workflow zu integrieren. In meinem Fall geht es um WordPress-Beiträge und Artikel, die ich, mit Bildern und Tabellen zu einem ZIP-Paket geschnürt, an meine Kunden liefere. Das Problem war lange, dass das iPad bei diesem Task schlicht versagte. Aber diese Zeiten sind zum Glück vorbei: Mit iPadOS hat die Files-App ein deutliches Upgrade erhalten – und erlaubt jetzt den Versand genau solcher Pakete.
Das iPad als Zweitrechner: Geht doch!
Doch was braucht es noch, um das iPad Pro als Zweitrechner zu verwenden? Vor allem den Willen, seinen Workflow unterwegs an die "Bedürfnisse" des iPads anzupassen. Ich brauche in aller Regel unterwegs keine Rechenleistung, sondern einen zuverlässigen Begleiter. WLAN gibt es überall, mein Handytarif für Tethering hat 30 Gigabyte Datenvolumen – insofern brauche ich zum Beispiel kein iPad mit Mobilfunk-Modul mehr: Wenn ich das iPad als Zweitrechner (oder auch einen Mac) unterwegs nutze, greife ich inzwischen immer zum Tethering, zumal es mir auch gleich das Gefummel mit mehreren Sim-Karten oder sogar Mobilfunktverträgen erspart.
1. Pflicht-Zubehör für das iPad als Zweitrechner: Maus & Tastatur
Damit ich das iPad als Zweitrechner unterwegs sinnvoll nutzen kann, brauche ich vor allem eine Tastatur und – bei Bedarf – eine Maus. Ich mag das Magic Keyboard Case nicht, es ist zu teuer und zu sperrig, weshalb ich das Smart Keyboard Folio verwende. Das ist vom Tippgefühl nicht all zu doll, reicht aber, um auch unterwegs längere Texte – wie diesen hier – zu verfassen.
Als Maus habe ich die Logitech Pebble im Gepäck: Sie ist klein, handlich und arbeitet hervorragend per Bluetooth mit dem iPad zusammen. Dank des mitgelieferten USB-Dongles auch als Notfall-Maus für den Mac, falls die Magic-Maus mit ihrer blöden Ladefunktion mal wieder die Grätsche macht. Kurzum: Eine praktische und perfekte Ergänzung, die obendrein nicht so teuer ist. Allerdings benutze ich sie selten, für viele Aufgaben reicht der Touch-Bildschirm. Den Pencil brauche ich wie gesagt selten – ein Mausersatz ist er für mich aber ohnehin nicht.
2. Schreiben am iPad als Zweitrechner: Pages und iAWriter
Wenn es um die Schreibarbeit geht, setze ich beim iPad auf zwei Apps: Das mitgelieferte Apple Pages und die App iAWriter. Blog-Einträge arbeite ich entweder in einer der beiden Apps vor oder schreibe sie direkt in der WordPress-App. Letztere ist aus meiner Sicht nicht besonders gut, ich arbeite lieber direkt im WordPress-Gutenberg-Editor, aber der ist auf dem iPad nicht wirklich gut bedienbar.
Was mich nach wie vor am iPad stört, ist, dass ich nur schlecht eine "eigene" Dateistruktur erstellen kann: Es fehlen die am Mac und anderen Desktop-Systemen üblichen Ordner Dokumente, Bilder und so weiter. Stattdessen schreibt jede App in ihr eigenes Dateisystem oder auf einen Cloud-Ordner. Das ist etwas umständlich, weil ich für Projekte meist mehrere Apps – Schreiben, Bildbearbeitung, Bildlagerung, gegebenenfalls Videos – benutzen muss.
3. Bildbearbeitung: Pixelmator ist die App der Wahl
Was ich am iPad nach wie vor problematisch finde, ist tatsächlich die Bildbearbeitung: Hier habe ich den richtigen Workflow noch nicht gefunden. Am Mac nutze ich Pixelmator Pro, das mit seinem Einmalkauf-Modell und auch funktional ziemlich genau meinen Ansprüchen entspricht. Leider fehlt die App auf dem iPad, Pixelmator für iOS ist funktional deutlich schwächer, aber meine derzeit einzig sinnvolle Ausweichmöglichkeit. Pixelmator Photo ist nicht nur eine Abo-Software, sondern auch weniger Bildbearbeitung als Bildverbesserer.
Und Affinity Photo? Ja, das habe ich irgendwann gekauft, doch das Programm ist mir tatsächlich zuviel des Guten. Für basale Bildbearbeitung wie Crop, Drehen und Betexten hat iPadOS aber zum Glück die eigene Bearbeitungsfunktion, die ich häufig nutze, ohne eine der Bildbearbeitungs-Apps anzuschmeißen. Liebe Pixelmator-Macher: Bringt doch bitte Pixelmator Pro für das iPad!
Was mit Photoshop für iPadOS ist, fragt Ihr? Ja, das ist inzwischen recht gut – aber Abo-Software kaufe ich nicht, wenn ich sie nicht wirklich jeden Tag brauche. Und das ist bei mir nicht der Fall.
4. Malen, Zeichnen & Notizen: Nicht ohne mein Procreate!
Seine maximale Stärke spielt das iPad natürlich aus, wenn es um den Apple Pencil geht. Dazu muss ich nicht viel sagen: Kauft Euch, wenn Ihr auch nur ansatzweise ordentlich zeichnen wollt, die App Procreate! Hampelt nicht mit irgendwelchen Procreate-Alternativen herum oder versucht es mit Apps wie Freeform oder Notizen: Nehmt Procreate. Mehr muss man zum Zeichnen und Malen auf dem iPad nicht haben, aber eben auch nicht weniger. Einzige Ausnahme: Wenn Ihr vektorbasiert arbeiten müsst – etwa für Designs – nehmt Vectornator Linearity: Kostenlos, hervorragend gepflegt, einfach gut und auch für den Mac erhältlich!
Für Notizen und Ideen verwende ich derzeit Apples Notizen-App: Die ist gut genug für das, was ich damit tun möchte, zudem entsprechen Optik und Dateistruktur ziemlich genau meiner Klebezettel-Wirtschaft aus vergangenen Tagen. Wer häufiger und umfangreicher notiert, sollte aber zu einer der "größeren" Apps greifen, etwa Goodnotes, Notability oder das kostenlose Collanote.
5. iPad als Zweitrechner: Datenaustausch optimieren
Ich schnitt es oben schon an: Eines der nach wie vor größten Probleme von iPadOS ist der nicht vorhandene Dateisystem-Zugriff. Es gibt keine Mehrbenutzer-Option, somit auch keine Benutzerordner und auch nicht die Struktur, die wir alle von Mac, Windows oder Linux gewohnt sind. Das systematische Speichern von Inhalten fällt damit schwer.
Unter iCloud habe ich deshalb mittels Dateien-App deshalb einfach einen Ordner "iPad-Desktop" angelegt, in dem ich meine Dateien für Beiträge klassisch in Ordnern speichere. Dadurch kann ich sie, wenn ich am Mac sitze, auch einfach auf den Mac ziehen oder für den Versand per Mail oder iCloud-Link zippen. Praktischer Nebeneffekt: iPad-Inhalte werden, sobald der Mac sie automatisch heruntergeladen hat, auch Teil des Time-Machine-Backups und sind somit zusätzlich gesichert. Außerdem kann ich angefangene Projekte auf diese Weise jederzeit mit dem Mac – oder notfalls dem iPhone – aufgreifen und weiter bearbeiten.
Wenn ich zuhause bin, nutze ich zudem die gemeinsame Zwischenablage (nur Apple-Geräte) und nach Bedarf AirDrop. Auch HandOff ist praktisch, da ich dadurch schnell Dateien und App-Fenster zwischen beiden Systemen übernehmen kann, auch wenn eines der Geräte schon ausgeschaltet ist.
Übrigens: Die Dateien-App ist inzwischen recht leistungsstark: Sie kann nicht nur allerlei Netzwerk-Laufwerke verbinden, sondern eben auch Dateien deutlich besser anzeigen und verwalten. So nutze ich für größere Dateien ein SMB-Laufwerk meiner NAS oder schiebe ab und zu etwas zur Freigabe in einen Magenta-Cloud-WebDAV-Ordner – beides kein Problem (mehr).
Fazit: Noch lange kein Computer, doch das iPad ist als Zweitrechner perfekt
Am Ende des Tages ist es eine Frage der persönlichen Präferenzen: Das iPad ist – auch als iPad Pro – noch lange nicht als "Hauptrechner" geeignet. Dazu ist das Betriebssystem zu eingeschränkt und zu fummelig. Was hingegen wunderbar klappt, ist, es als leichten Begleiter für einen vorhandenen Mac und – mit Einschränkungen – auch PC – einzusetzen. Mit den richtigen Apps und ein paar Kniffen bezüglich der Datei-Hierarchien kann ich das iPad problemlos unterwegs als Zweitrechner nutzen und damit auf ein Macbook verzichten. Zuhause und am Arbeitsplatz. Per Sidecar wird das iPad zudem noch zum Extra-Bildschirm, wenn Ihr ihn denn benötigt. Kurzum: Das iPad als Zweitrechner ist schlicht praktisch – auch wenn es als Haupt-PC natürlich Unfug ist.