Audio & Video

Bowers & Wilkins Px8 – Jetzt mag ich ANC

Gut für Musik - ohne üblichen Über-Bass. Aber auch gut gegen Presslufthammer & Co.

Dass die Px8 sehr gute Bluetooth-Kopfhörer sind, haben die Kollegen bei Hifi.de schon ausgiebig geschildert. Und da sie da mehr Erfahrung haben, überlasse ich ihnen auch die Beschreibung des Klangs und vor allem die Abgrenzung zu anderen Geräten. Aber da es die ersten Bluetooth-Kopfhörer sind, die ich nicht wirklich mag, hier mein Senf.

Bass - kein Mäcces-Burger

Die mit Abstand meisten Bluetooth-Kopfhörer und -Boxen haben von Werk aus einen völlig überzogenen Bass, Höhen und vor allem die Mitten bleiben außen vor. Das mag für einige wenige Musikrichtungen perfekt sein, in der Regel liegt es aber am Massengeschmack: Diese Basslastigkeit hat was von Mäcces-Burgern, von Guilty Pleasure, von Billighuhn - Müll, aber beliebt.

Und die Px8 sind zunächst ebenfalls zu basslastig. Weniger als viele Konkurrenten, aber trotzdem. Allerdings bietet die zugehörige App die Möglichkeit, hier nach zu regeln - und mit Treble +3 und Bass -3 klingen die Dinger wirklich ausgewogen.

Sitz - kein DT-990

Der Kopfhörer wurde hier und da als eher eng und straff sitzend eingeordnet. Und ja, da ist schon etwas Druck zu spüren, aber auch auf Dauer nicht unangenehm. An meinen geliebten Beyerdynamic DT-990 kommt der Px8 allerdings nicht mal ansatzweise heran. Das ist ein Unterschied wie zwischen Pantoffeln und Skistiefeln. Okay, bequeme Skistiefel.

Die DT-990 sind nicht unbedingt für überbordenden Bewegungsdrang ausgelegt, aber ganz ehrlich, das sind die Px8 auch nicht. Beide würden in der Bahn gute Dienste leisten, beide sind für Sport völlig ungeeignet. Die Px8 würden dafür sicherlich stramm genug sitzen, aber das Material steht ganz sicher nicht auf Schweiß.

Ich hau' mal einen raus: Wenn Beyerdynamic die DT-Serie mit einem Bluetooth-Empfang ausstatten würde, bräuchte die Welt keine anderen Kopfhörer mehr! Keine Ahnung, wie es bei Beyerdynamic heute aussieht, aber die frühen Bluetooth-Ausflüge namens Lagoon waren ein Schuss in den Ofen, zumindest, was Komfort anging.

ANC - Wow!

Als ANC-Kopfhörer auf den Markt kamen, war ich weiß Gott kein Fan davon - im Grunde haben sie nur ein wenig Rauschen aufgelegt, ziemlich nutzlos. Was der Px8 hier leistet, ist aber beeindruckend. Getestet unter härtesten Bedingungen: Ich lebe auf einer Baustelle. Die Anlage wird saniert, drei Jahre für 90 Wohnungen, inklusive Abriss von Balkonbrüstungen, neuer Heizungsanlage, neuem Strang, neuer Außenanlage ... Abbruchhämmer und riesige Bohrer sind mein Alltagsgeräusch, ein Lärmpegel von knapp 100 dB ist Normalität. Ein Leben ohne Einweg-Ohrstöpsel nicht möglich.

Die Px8 schaffen es tatsächlich, so ziemlich alles davon auszuschalten! Vom Superbösewicht, dem Abbruchhammer, bleibt (meist) nur noch ein leichtes Rattern übrig, Bohrer werden eigentlich komplett weg gefiltert. Und das wohlgemerkt auch ohne Audiowiedergabe - man kann es also einfach still werden lassen.

px8 aufgeklappt.
Insgesamt ein wirklich angenehmer Kopfhörer

Der Umgebungsmodus, oder wie auch immer das heißen mag, kommt da nicht ganz mit: Eingeschaltet, hört man tatsächlich fast so gut, als hätte man keine Kopfhörer auf. Aber zum einen hört man ein deutliches Rauschen, zum anderen hört sich die Umgebung in Bewegung oft etwas künstlich an, weil Geräuschquellen zu "wandern" scheinen. Aber um mal eben die Bahndurchsage hören oder im Supermarkt kommunizieren zu können reicht es allemal.

ANC beherrschen traditionell auch Bose und Sony sehr gut, klanglich fand ich deren erste Jahrgänge der Standardmodelle jedoch enttäuschend - viel zu viel Bass. Ernsthaft, was soll das? Hört Ihr alle nur Drum'n'Bass? Selbst bei seichtem Taylor-Swift-Pop-Geträller können Mitten spaßig sein, ehrlich!

Echte Knöpfe

Aber Bowers & Wilkins würden mich schon mit einem anderen Feature an den Haken bekommen: Knöpfe. Richtige, echte, physische, einen Druckpunkt-habende Knöpfe. Und nicht diesen Touch-Bullshit. Nicht nur, dass der Quatsch ziemlich unpräzise ist und man bei jedem Modell erstmal lernen muss, was denn wie geht. Nein, man sieht auch noch völlig beknackt aus, wenn man sich wie irre ständig am Hirn 'rumwischt.

Die Px8 haben sogar einen physischen Schieberegler zum Ein- und Ausschalten. Da kommen echte Freudentränen auf.

px8 knöpfe.
Echte Knöpfe - Danke!

Bluetooth und App

Nein, ich mag es gar nicht, dass meine Kopfhörer eine App "brauchen". Aber zumindest ist die App ziemlich in Ordnung, kann auch das Streaming übernehmen und vor allem lässt sich von dort aus fix mit bekannten Geräten pairen - was mir zum Beispiel das Einschalten des Fernsehers erspart, wenn ich mit meinem Denon-AV-Receiver koppeln will, bei dem das sonst nur über das eigene Menü am TV geht.

Überhaupt macht Bluetooth hier bislang wenig Probleme. Die Reichweite scheint gut zu sein, es lassen sich auch zwei Geräte gleichzeitig koppeln (was auch nötig ist, da man das Telefon zum Steuern braucht ...) und klanglich ist dank aller interessanten Standards sowieso alles im grünen Bereich.

px8-app.
Die App ist gut, auch wenn ich auf Streaming hätte verzichten können

Kaufen, wenn günstig

Die Px8 bekommt man derzeit meist für knapp 350 Euro - das ist natürlich schon eine Investition. Allerdings ist es nicht ganz einfach, Bluetooth-Klang zu bekommen, der auch oberhalb eines einzelnen Hertz' noch was her macht. Nein Spaß, ganz so schlimm ist es nicht, aber wer es ausgeglichen mag, wird in der Preisklasse nicht viel finden.

ANC und Bedienung sind absolut vorbildlich. Die Verarbeitung ist sehr sehr gut, auch wenn ich persönlich auf klappbare Muscheln verzichten könnte und auch lieber zwei Bügel hätte - allerdings gilt das nur, weil die Dinger mein Wohnzimmer nicht verlassen.

kabel im px8.
Auch die Details sind stimmig

Apropos, noch ein Bonüsschen zum Schluss: Der USB-Anschluss taugt nicht nur zum Aufladen, sondern auch, um per Kabel Musik zu hören - USB-C-auf-USB-C- und USB-C-auf-Klinke-Kabel liegen bei.

Aber bei allem Lob: Ich hätte immer noch gerne die DT-Serie mit Bluetooth!

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Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

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