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Frauen und Facebook: Ich will es nicht wissen, Mädels!

Immer diese Frauen und diese Technik! Neulich hatte ich einen Zwist mit meiner Holden, die partout das Hundefutter den Hund nicht bei Amazon finden wollte. Warum? Weil sie keine Lust hatte, richtig zu suchen. Oder die Diskussionen mit meiner Mutter, die neuerdings Whatsapp für sich entdeckt hat und jetzt die halbe Welt mit Fotos nervt, weil sie es als eine Art halböffentliches Social-Network verwendet. Richtig schlimm sind Frauen aber dann, wenn sie Facebook benutzen. Sorry, Mädels: Das muss jetzt sein.

Sinnlose Sinnsprüche, gruselige Gifs, widerliche Videos und abartige Artikel

Wusstet Ihr schon? „Das beste an meinem Job sind die Arbeitskollegen!“ Gepostet von, na klar, einer Frau in meinem Facebook-Bekanntenkreis. Als Sinnspruch-JPEG mit hässlichen Schriftarten und allem Drum und Dran. Die Message ist gleich auf mehreren Ebenen falsch: Niemand mag Arbeitskollegen, das liegt in der Natur der Sache: ARBEIT und KOLLEGEN, da gibt es nichts zu mögen. Und falls man doch mal einen leiden kann, sagt man ihm das persönlich, nicht so in die Runde, am besten via Facebook.
Gutelaunesmiley.

Wenn Ihr den seht: Rennt!
Wenn Ihr den seht: Rennt!

Muggelschmuggel und anderer Schrott

Oder hier: „Nennt man Menschenhandel in Hogwarts eigentlich Muggelschmuggel?“
DAFUQ? Was soll das? Warum… ach, was frag‘ ich noch?
Dann war da dieses – natürlich – Katzen-Gif: Eine Katze, die einschläft. Sonst nichts. Darüber: „Ich bei der Arbeit“. Tränenlachsmiley. Ah…ja….ha…ha.
Gleich darauf die Listicals. Etwa: „7 Gründe, warum Du niemals unter der Dusche Sex haben solltest.“ Punkt 2: „Wasser in ALLEN Löchern.“ Danke für diese Information.
Und dann war da dieses irgendwoher geklaute Video: „Auch Deine Mumu wird älter.“ Tränenlachsmiley im Post, schweres Trauma bei mir. Nicht lustig!

Das natürlich zusätzlich zu dem ganzen teilgeilen News-Bodensatz Marke Heftig, Buzzfeed, Boredpanda und Co. Einige Facebook-Seiten haben sich sogar darauf spezialisiert, Content aus Youtube, Twitter und Co. zu klauen und lausig aufbereitet als eigenen Content anzubieten. Damit die Damen wieder und wieder den gleichen Müll teilen. Dass das urheberrechtlich fragwürdig ist? Geschenkt. Aber WENN ich so einen Kram schon sehen muss, hätte ich gerne die Originalquelle.
Kotzsmiley.

Na, wo kommt denn der ganze Content her?
Na, wo kommt denn der ganze Content her?

Frauen und Facebook: Wer tiefer einsteigt, wird verrückt

Täglich belästigen mich Mädels aus meinem Bekanntenkreis mit solchen Sachen. Teil-Mich-Zeugs, das auf die Damenwelt offensichtlich seinen ganz eigenen Reiz ausübt. Die sie verführen, auf „Gefällt mir“ zu klicken, oder, schlimmer noch: Auf „Teilen“. Sie teilen es mit ihren Freunden, und das ist heutzutage ja gefühlt halb Europa und große Stücke der USA. Manchmal auch Südamerika, der Urlaubsflirt. Oder Asien, weil man sich so nett unterhalten hat, damals beim Backpacking. Sprich: Die Damen belästigen Leute, die sie vielleicht ein, zweimal im Leben gesehen haben. Die sie par ordre du Zuckerberg als „Freunde“ bezeichnen müssen. Weil wir in der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts ja nur noch alle lieb und nett und tolerant und fröhlich sind. Wie in der Gesprächstherapie. Und hier wie dort
Zwinkersmiley.

Teilen ist nicht Mitteilen

Früher nannte man das „Mitteilen“, wenn man was zu sagen hatte. Nicht „Teilen“. „Teilen“ schreit, besonders bei den massenkompatiblen Wohlfühl-Frechheiten der teilenden Damen vor allem: „Beachtet mich! Gebt mir einen Daumen hoch! Ich will nicht richtig mit Euch kommunizieren, aber ich will, dass Ihr mich seht! Klar: Facebook funktioniert so, da bleibt profilneurotisch verbreiteter Ramsch nicht aus. Ich bin da jetzt auch nicht anders, ich teile Fotos von meinem Hund. Auch.
Das Problem der Banal-Post-Mädels ist nämlich nicht, DASS sie teilen, sondern WAS sie teilen.

Dabei galt gestern wie heute: Mitteilen muss man nur Dinge, die relevant sind. Wobei: Wir leben im 21. Jahrhundert, das Internet in heutiger Form wird nächstes Jahr 25 Jahre alt und ist damit älter als so manche Vollzeit-Redakteurin bei den Facebook- und Internet-Seiten, die diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit in die Welt streuen. Da wird gekuschelt und gekatzengift, verklemmt sexualisiert und humorig über den Job gekichert.

Immer irgendwie süß, immer irgendwie lästig, immer frech, aber nie gemein. Männer, die diese Postings sichten, lernen dabei wichtige Dinge über das schöne Geschlecht. Zum Beispiel, dass es im Leben von Frauen nur um drei Dinge geht: Sex, Nutella und Fernsehen. Nichts, was ich nicht schon vor Facebook gewusst hätte und irgendwie auch das Gleiche wie bei uns Jungs. Nur spielen bei uns noch Monstertrucks eine entscheidende Rolle.
Die Qualität dieser Postings jedenfalls ist beschissen, schon in meinem Bekanntenkreis. Und da sind die wenigsten Damen mit gequirlter Scheiße wie Engeln und Verschwörungtheorien beschäftigt. Und die Rechtschreibung ist auch meistens OK. Das ist dann der Bonus, wenn man keine ausgemachten Dumpfbacken kennt. Wobei…
Teufelchensmiley.

Mädels, traut Euch was!

Was mich, neben der geballten Banalität der Share-Scheiße am meisten nervt, ist diese chronische Unschärfe. Statt der ewig gleichen „Süßes-Video-oder-Bild-plus-schlagfertiger-Spruch“ wäre es echt klasse, mal weniger geschmacksneutrales Zeug in die Welt zu blasen. Kurzum: Hört auf so pseudo-nett, pseudo-böse oder pseudo-klug zu sein. Seid richtig lustig, richtig nett, richtig böse oder richtig klug. Polarisiert Euer Publikum! Dann lese ich das Zeug auch gerne. Und klicke möglicherweise sogar auf „Gefällt mir“. Weil es mir wirklich gefällt. Und nicht nur, weil Ihr, Mädels, gut ausseht und sympathisch seid und man(n) gutaussehenden Damen eben kurz mit „Like“ signalisiert, dass man durchaus auch mal poppen wollen würde. So geht das nämlich andersrum.
Auberginensmiley

Heißt oft "poppen wär' auch OK".
Heißt oft „poppen wär‘ auch OK“.

Männer sind auch schlimm, aber anders

Aber genug der Mädelskeule: Wir Jungs sind auch nicht besser, nur eben irgendwie konkreter. Schlimm sind die Jungs mit der politischen Einstellung: Die sind nicht pseudo, sondern durchaus polarisierend. Allerdings zumeist doof dabei. Sorry, Jungs. Da wird ungelesener Mist einfach so weitergeteilt, ohne Prüfung, ohne auch nur eine Sekunde darauf zu verschwenden, das Zeug mal zu lesen und vielleicht selbst drauf zu kommen. Dann sind da die Autofritzen und die Grilltypen, die sind harmlos, Food- und Carporn passt ja sowieso immer. Und dann sind da die Urlaubsbild-Teiler. Die, die scheinbar nur im Urlaub richtig die Sau rauslassen. Die sich da ein Motorrad mieten oder an irgendwelchen Schluchten stehen. Weil sie so dicke Eier haben. Im Urlaub. Sonst eher so die Bürohengste. Aber die haben bekanntlich auch… aber lassen wir das.
Regentropfensmiley.

Postet einfach relevantes Zeug

Der Weg aus diesem ärgerlichen Problem? Ich blocke den Mumpf sowieso gnadenlos. Aber, Leute, Mädels wie Jungs: Überlegt trotzdem drei Sekunden, bevor Ihr postet. Überlegt, was ein diddeliger Sinnspruch oder eine klavierspielende Katze bei Menschen mit normal laufenden Synapsen auslöst. Dass Ihr echt banal und irgendwie doof rüberkommt, wenn Ihr so ein Zeug postet. Und dabei könntet Ihr merken, dass Ihr Euch die Zeit für deutlich wichtigere Dinge aufsparen könntet.

Zum Beispiel mal drei Sätze der Schrott-Artikel lesen, die Ihr da verbreitet. Oder wenigstens die Originalquelle von dem dummen Zeug recherchieren und das dann posten. Am besten lasst Ihr aber einfach die Finger vom Teilen-Button, wenn Ihr so etwas seht. Oder quält Eure WhatsApp-Kontakte damit. Auch dann, wenn der Kram in seiner geballten Banalität Euch noch so sehr anspricht. Oder Ihr teilt einfach diesen Artikel: Damit wäre allen geholfen!
Dafür kriegt Ihr von mir auf jeden Fall jetzt schon ein „Gefällt mir“ und drei Herzchensmileys.
Versprochen.

Christian Rentrop

Diplom-Journalist, Baujahr 1979. Erste Gehversuche 1986 am Schneider CPC. 1997 ging es online. Seither als Schreiberling in Totholzwäldern und auf digitalen Highways unterwegs. Öfter auch auf der Vespa oder mit dem Wohnwagen unterwegs. Seit 2020 Tochtervater, dementsprechend immer sehr froh über eine kleine Kaffeespende.

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