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Android: Der/die/das Genderismus konfigurieren

Kotzt Ihr schon oder seid Ihr noch am Lesen am dran sein? Verpasst nicht der/-ie App d* Stunde/-r – er/sie/es lohnt sich. Jeden Taq schaue ich bei F-Droid vorbei, um zu gucken, was uns die Open-Source-Welt Neues bescheert hat. Oft sind das Nischen-Apps, etwa zum Öffnen von Türen von Hackerspaces. Auch Clients für Streaming-Server gehören zum Alltag, To-Do-Tools sind beliebt und eigentlich gibt es alles vom Darts-Scoreboard bis zum Herzschlag-Logger. Aber noch nie hat mir eine App angeboten, den Genderismus zu konfigurieren – bis jetzt!

Penetrante Sprachvergewaltigung?

Als vorsichtiger Mensch muss ich Euch gleich zwei Auflösungen anbieten: Als Misanthrop erzähle ich Euch eine Geschichte von penetranter Sprachvergewaltigung und nichts verstehenden Vollidioten. Der Rosarotebrillenträger in mir wünscht sich hingegen einen begnadeten Sarkasten als Verursacher. Allein mir fehlt der Glaube. Menschen, die Ihre Nutzer mit dem Hinweis nicht Google oder Apple zu sein und daher nicht jedermann zu duzen auf Google Play siezen und Spezial-Apps für klassische Musik bauen, sind wohl nicht die ersten Verdächtigen bei der Suche nach böshumorigen Spaßmachern. Andererseits wäre doch genau das eine gute Ausgangssituation – wie die Krawatte beim Kabarettisten! Noch andererseitser findet sich aber nirgends Humor! Obwohl, er schreibt „Äpp“. Anderer… – ach, es hat keinen Zweck, entscheidet selbst:

genderismus
Ein simpler Player, angepasst für klassische Musik – tolle Idee!

Der/die/das App/Äppin/Äpp* des Anstoßes

Es geht um die App Unpopular Music Player – eigentlich eine super Idee: Der Player ist speziell für Klassik gedacht, was sich vor allem darin äußert, dass das Musikgut nicht nach Interpreten, Songs und Alben verwaltet wird, sondern nach für Klassik sinvolleren Metadaten wie Werk (etwa Symphonie) oder Komponist. Zudem werden Namen nicht einfach abgeschnitten, wenn sie zu lang sind – sehr löblich! Das Tool kann nicht allzu viel, wie ein Blick in die Einstellungen zeigt – allerdings gibt es einen Punkt, der mich dann doch magisch anzog: PC. Was zum Geier macht ein Punkt für PC-Einstellungen in der App? Mein Personal Computer hat doch gar nichts damit zu tun. Oh ich nichtsahnender Tor.

Auf geht’s: PC steht hier für Political Correctness und Ihr dürft hier doch allen Ernstes den Genderismus konfigurieren. Ja, ernsthaft, das steht da. Ihr dürft Ihr mit Binnen-I und Gender-Asterisk und Femininum und sonstigen Sprachvergewaltigungsoptionen jonglieren. Und bei dem Thema kriege ich regelmäßig das kalte Kotzen, so viel falsch verstandenes Einfühlungsvermögen, das in Holzspielzeuggutmenschentum (ver-)endet. Nichts dagegen, ein Publikum mit „Werte Damen und Herren“ anzusprechen, aber was diese PC-Penis_Innen/-inen (das ist jetzt aber voll PC, oder?) avisieren ist doch eher „Werte Menschen, Menschinnen, Menschwesen und Sonstige“. Aber gut, zu dem Thema wurde bereits genug geschrieben, als Techie geht’s mir ja nur um die Äppin.

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Ekelhaft. Oder lustig? Nein, falsche Emphatie! Quatsch, superwitzig! Verlogen! Brillant! PC! Humor! Ach fuck it …

Der Versuch einer Rettung

Mit viel Willen könnte man diese ansonsten unkommentierte „Funktion“ in die Welt des Humors verfrachten: Der Autor nutzt Sprache recht bewußt, wie „Äpp“ und der Hinweis auf die Siezung zeigen, oder auch der Hinweis, das Wort „song“ würden in der App „penetrant vermieden“. Und er schreibt „BinnenIh“ – sowie in „Ieeehhhhhhhhbah“? Außerdem viel mir auf Anhieb nichts auf, was sich nach Wechsel der Optionen verändert hätte. Und da ich selbst Ironie-Tags ablehne und verabscheue und gute Satire schwierig von der grauseligen Realität zu unterscheiden sein sollte – was Mainstream-TV-Medien offenbar nicht mehr so sehen, armer Serdar Somuncu – stelle ich mich jetzt einfach mal trotzig auf den Standpunkt: Das ist Humor. So. Ach fuck, so scheiße kann doch niemand sein, das ernst zu meinen. Um Somuncu zu zitieren: „Verwirrung ist im Übrigen ein Stilmittel der Satire und dafür wurden wir engagiert.“

Bitte liebe/-r/-s G(o|ö)tt(in|x|ine|geschöpf|[m/f]), lass es Humor sein. BIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIITTE.

Update: Noch einen Hinweis auf Humor gefunden – man kann bei Hilfewünschen den Suppen-Ort kontaktieren. Wichtiger: Und noch eine Zweischneidigkeit zum Schluss: Unpopular Music Player als Gratis-Version ist freie Software unter der GPL-Lizenz. Die kostenpflichtige Variante Opus 1 Music Player hat ein paar weitere Funktionen. Bezüglich GPL sieht es nicht sooo gut aus. Lizenz und Quelltext fehlen in App und APK-Archiv und auf Google Play gibt es gar keinen Hinweis darauf. Lediglich über F-Droid wird das Github-Repo verlinkt. Das ist gelinde gesagt unschön.

Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

5 Kommentare

  1. Moin!

    Hab‘ den Eintrag im PlayStore geappgedähtet, stand aber schon längst in den Änderungen, war also kein Geheimnis. Sollte demnächst an der Leine sein. Und es heißt „Scheiß-ungerecht“ oder „scheißungerecht“. Mit Eszett und ohne Deppen Leer Zeichen. Und warum F-Droid immer noch die Version 9 anbietet und nicht die Version 10, weiß ich nicht, weil ich den Mechanismus dahinter nicht verstanden habe.

    Gruß
    Andreas

    1. Ich hatte, ein unverzeihlicher Fehler, die Sternchen-Genderisierung von „Bündnis 90/Die Grünen“ vergessen, die ich inzwischen natürlich ergänzt habe. Dann entsteht nämlich das kalligraphische Meisterwerk „unbekannter Komponistin”.

      Die Unterstrich-Variante wird hingegen wohl eher von der „Antifa“ bevorzugt und das Binnen-Ih von städtischen Behörden, Musik- und anderen Schulen und so weiter.

      Der Konflikt, der spontan entsteht, wenn einE MitarbeitendEr eineEr Musikschule auf einer Antifa-Demo (also von der Antifa gegen irgendwas oder -wen) eine_n Grünen Parteigenossenen*in trifft, ist da natürlich vorprogrammiert.

      1. Mein Text ist leider kaputtgegangen, weil das Sternchen hier wohl ein Steuerzeichen ist, das den Text kursiv macht. Der Grüne Komponist heißt tatsächlich „unbekannt-stern-r Komponist-stern-in“.

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