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Test: Logitech MeetUp – Konferenzkamera für kleine Räume

Logitechs Konferenzkamera MeetUp ist für kleine Räume gedacht. Mit einem Sichtfeld von 120 Grad und angepassten Freisprechmikrofonen sollen Meetings auch mit wenig Platz für professionelle Stimmung sorgen. Schafft das 1.000-Euro-4k-Gerät das?

Specs

Die Logitech MeetUp hat einen UVP von 1099 Euro und ist zum Beispiel bei Amazon derzeit für 882 Euro zu haben – Privatkunden dürften damit weitgehend raus sein. Preislich liegt sie dabei auf ähnlichem Niveau wie die Logitech Group, die wir ebenfalls getestet haben. Aber das neue Modell kann bereits mit zwei Daten punkten: Statt 90 gibt es 120 Grad Sichtfeld und 4k statt nur HD. Die Group kann dank Schwenkfunktion 260 Grad abdecken und bietet 10-fach Zoom, die MeetUp dürfte auf rund 160 Grad kommen und bietet 5-fach Zoom. Für kleine Räume ist das mehr als ausreichend.

Die Kamera verfügt über drei interne Mikrofone mit 2,4 Metern Reichweite, die mit einem externen 250-Euro-Zusatzmikro auf 4,2 Metern erweitert werden kann. Hinzu kommen Kensington-Lock-Anschluss, Tischfernbedienung und ausreichend lange Kabel. Schade: Das mitgelieferte USB-2.0-Kabel unterstützt nur HD. Bei dem Preis wurde da definitiv an der falschen Stelle gespart.

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Logitech MeetUp: Schick, robust, gut bei Bild und Ton und mit ordentlichem Preis-Leistungs-Verhältnis.

In der Praxis

Beim Auspacken stellt sich dasselbe Gefühl ein, wie schon bei der Group oder der cleveren Connect: Allein schon Gewicht und die sehr gute Verarbeitung schreien nach Business und Professionalität. Die Kamera ist kippbar auf einem massiven Metallfuß montiert und kann mit einem 99-Euro-Extrabügel in die VESA-Halterung von Bildschirmen eingehängt werden. Das Setup ist erfreulich einfach: Strom, USB, fertig. Das Gerät wird schlicht als Webcam ins System geklinkt, so dass Ihr beliebige Konferenz-Tools verwenden könnt, beispielsweise das hervorragende, kostenlose Jitsi, das Ad-hoc-Konferenzen direkt im Browser ermöglicht. Kamera, Fernbedinung und externes Mikro sind in mattem Dunkelgrau gehalten und deutlich weniger anfällig für Fettfingerflecken als etwa die Group-Oberflächen.

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Mikro, Strom, Kensington-Lock – das muss reichen.

Über die Tischfernbedienung lassen sich Bluetooth-Geräte verbinden, Gespräche annehmen/beenden, Lautstärke und Zoom regeln und natürlich könnt Ihr schwenken. Besonders praktisch: Über zwei Knöpfe lassen sich ganz einfach Voreinstellungen für Zoom und Schwenk anlegen – einfach wie gewünscht einstellen und dann den Knopf gedrückt halten, bis die akustische Bestätigung kommt. Zudem gibt es einen Home-Button für die mittige Standardeinstellung der Linse. So könnt Ihr problemlos zwischen Personen-Totale und Detailansichten für beispielsweise Whiteboard und Produkt oder Moderator wechseln. Alternativ lässt sich die Kamera auch per App steuern. Dass sich jeweils nur eine App mit einer Kamera verbinden kann, beugt lästigen Spaßvögeln vor … Zudem gibt es einen dritten Speicherplatz für eine Voreinstellung.

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Auch die Tischfernbedienung ist ein Hingucker.

Bild und Ton

Das Bild ist hervorragend und ohne Zoom mit sichtbaren, aber erträglichen Verzerrungen – mehr Zoom führt zu mehr Verzerrungen. Bei maximalem Zoom auf einen ca. vier Meter entfernte Wand ist das Objektiv nichtsdestoweniger überfordert, vertikale Linien stürzen, Schärfe ist kaum Vorhanden. Das entspricht zwar nicht der Darstellung von Logitech (ach nee ;) ), stört in der Praxis in der angedachten Raumgröße jedoch nicht wirklich. Moderater Zoom und großer Zoom auf nähere Objekte funktionieren tadellos.

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40 cm Abstand: Sehr guter Winkel, gutes Bild – aber stürzende Linien, wo man hinschaut. (Die Bildfehler in schwarzen Flächen stammen von der Wordpress-Kompression, nicht der Kamera.)

Der Ton ist wie schon bei Group und Connect außerordentlich gut. Für den Gesprächspartner ist es kaum auszumachen, ob man direkt davor oder ein paar Meter entfernt spricht. Selbst ohne Zusatzmikro funktioniert das bereits ziemlich gut. Ein winziger Wehmutstropfen: Es wäre sehr schön, wenn sich die teuren Zusatzmikros per Bluetooth anschließen ließen. So muss immer noch ein Kabel durch den Raum gezogen werden. Immerhin: Das Kabel ist mit 5 Metern Länge ausreichend dimensioniert. Der Lautsprecher steht dem Mikro in nichts nach: Basswunder darf und soll man hier nicht erwarten, aber Sprache ist kristallklar und ausreichend laut.

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Das externe Zusatzmikrofon: Gut, aber mit 250 Euro ziemlich teuer.

Fazit

Wie schon bei der Group gilt: Dieses Preissegment ist nicht allzu breit besetzt. Aber die MeetUp gefällt sogar noch besser. Wo die Group in großen Konferenzräumen eher eine günstige Lösung ist, die ihre Fähigkeiten voll auslasten muss, ist die MeetUp in kleinen Räumen zuhause und muss selten an ihre Grenzen gehen. In einem Abstand von 30 cm lässt sich bereits 1 m erfassen – so lassen sich zwei Menschen erfassen, die direkt vor einem Computerbildschirm sitzen. Und der Ton macht wie gehabt überhaupt keine Probleme.

Die Einrichtung beschränkt sich auf simples Plug&Play und die Erkennung als einfache Webcam ermöglicht maximal flexibles Arbeiten mit beliebigen Konferenz- und Kommunikationslösungen. Und für Profis nicht ganz unwichtig: Die Geräte können sich wirklich sehen lassen, so dass nicht hektisch hässliches Billigplastik versteckt werden muss, wenn mal Gäste im Raum sind. Auch die optionale Montage an einem VESA-Mount ist für den perfekt ausgestatteten Meeting-Raum ein schönes Extra.

Die MeetUp ist definitiv eine Kaufempfehlung, wirkliche Schwächen lassen eigentlich nur bei viel Zoom ausmachen. Dennoch lohnt es sich, die Kamera nach Erwerb sofort ausgiebig am angedachten Einsatzort zu testen: Passen die Lichtverhältnisse? Passt die Raumgröße? Wie steht es mit der Akustik? Sind Plätze für Produktpräsentation oder Whiteboard sauber abbildbar?

Der UVP von rund 1.450 Euro inklusive Halterung und externem Mikrofon macht die Logitech MeetUp sicherlich nicht zu einem Schnäppchen oder hochwertigen Heim-Webcam-Ersatz. Im Business-Bereich, wo Professionalität mehr zählt als 200 gesparte Euro, aber keine 10.000-Euro-High-End-Anlage rechtfertigt, ist das Geld gut angelegt. In der Praxis dürfte es häufig auf den Straßenpreis von knapp 900 Euro hinauslaufen. Für die beiden letztlich doch verdammt teuren Zusatzteile muss man dann einmal die Zähne zusammenbeißen, wenn man sie denn unbedingt benötigt.

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Maximaler Zoom auf 4 m entfernte, gut ausgeleuchtete Wand.

Und zu guter letzt noch der obligatorische Hinweis: Das Testgerät stammt von Logitech, geht wieder an Logitech zurück, und Einflussnahme gab es natürlich auch nicht – im übrigen alles Selbstverständlichkeiten.

Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

Ein Kommentar

  1. Wäre vielleicht was für unser Büro. Die normale Kommunikation via Skype ist wahrlich keine Freude bei den eingebauten Webcams in unseren ollen Dells.

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