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Kabel-Fritzbox, Raspberry Pi und Android als kostenfreier DVB-T-Ersatz

Seit das kostenlose DVB-T abgeschaltet wurde, stehen vermutlich viele Flimmerkisten leer – muss aber nicht sein! Wer eine moderne Kabel-Fritzbox sein eigen nennt, kann Monitore oder Fernseher auch kostenlos mit Live-TV versorgen. Und zwar per Raspberry Pi und original Fritzbox-Software. Klar gibt es dafür viele Möglichkeiten, aber diese ist auch noch schick!

Der Aufbau

Für Eilige die Einsatzversion: Android und Fritz!App TV auf einen Raspberry Pi 3 spielen und diesen als Empfänger für Live-TV-Streaming von der Fritzbox nutzen.

Wir haben Euch bereits gezeigt, wie man Live-TV über die Fritzbox an jedes Gerät im Netzwerk streamen kann. Das geht auf jedem Gerät, weil die Fritzbox Playlisten für die Fernsehsender erstellt, die etliche Mediaplayer abspielen können, zum Beispiel VLC oder Kodi. Das Blöde: Ihr müsst Sender-/Playlisten selbst kopieren und es gibt eben nur eine simple, unkonfortable Liste mit Sendern.

Bequemer läuft das auf Tablets und Smartphones, weil dort die Fritz-TV-App als Client viel besser arbeitet. Dort funktioniert alles automatisch, die Sender werden hübsch samt Logos präsentiert und Zusatzinfos gibt es auch noch. Nun könnt Ihr natürlich ein Android-Gerät nehmen und versuchen dessen Bild, dieses auf den Fernseher zu bringen. Auf Smart-TVs ist das kein Problem, aber da stellt sich die Live-TV-Frage vermutlich eh nicht oft. Außerdem müsste ein altes Smartphone griffbereit sein, neue wären dann doch etwas zu teuer für diesen Zweck. Und die lustigen Kabel, die Screens via USB-nach-HDMI-Adapter auf TVs bringen, sind nicht ganz unproblematisch.

fritzbox als dvb-t-ersatz
Raspi, alter Monitor, Fritzbox – und schon gibt’s wieder Gratis-TV.

Aber Ihr könnt auch Android auf einen Raspberry Pi 3 spielen! Und darauf wiederum die Fritz-TV-App laufen lassen und das Ganze an einen Monitor oder Fernseher hängen. Und schon habt Ihr alle TV- und Radio-Sender unter einer schicken Oberfläche vereint. Wie bei DVB-T handelt es sich dabei allerdings lediglich um SD-Streams, HD-TV bleibt außen vor.

1. Fritz-TV-Streaming starten

Zunächst muss das Streaming auf der Fritzbox eingerichtet werden – wie, seht Ihr hier in einer eigenen Anleitung.

fritzbox als dvb-t-ersatz
Die Senderliste auf der Fritzbox selbst.

2. Android-Image laden

Das normale Android-Image läuft natürlich nicht auf dem Raspi. Ihr benötigt ein angepasstes Image. Das Projekt findet Ihr hier auf Github – allerdings müsstet Ihr dann selbst aus dem Quelltext kompilieren. Ein fertiges, laufendes Image bekommt Ihr hier auf der Seite Raspbian-France.fr. Entpackt die ZIP-Datei und speichert die enthaltene IMG-Datei einfach irgendwo im Download-Ordner.

3. Android auf SD-Karte schreiben

Um Android auf die Karte zu bekommen, könnt Ihr zum Beispiel Win32 Image Writer verwenden: Startet das Programm, wählt die SD-Karte und das heruntergeladene Image und startet den Schreibvorgang über Write.

fritzbox als dvb-t-ersatz
Die IMG-Datei wird auf die Karte geschrieben – bitte nicht einfach kopieren!

4. Android starten

Steckt nun die Karte in den Raspi, startet und wartet bis Android hochgefahren ist. Der Raspberry Pi sollte natürlich schon am Monitor hängen und mit Maus und Tastatur versorgt sein. Derweil …

5. Fritz-TV-App besorgen

… kümmert Ihr Euch um die App. Denn: Man bekommt den Google Play Store zwar scheinbar irgendwie zum Laufen, aber zum einen scheint das recht buggy, zum anderen will man auf solch einem Always-on-Gerät vielleicht nicht unbedingt den Google-Store laufen lassen und kontinuierlich angemeldet sein. Also braucht Ihr die Fritz-TV-App als APK-Datei, quasi die EXE-Dateien unter Android.

Da habt Ihr mehrere Möglichkeiten. Entweder Ihr installiert Fritz!App TV auf Eurem Smartphone/Tablet und nutzt dann eine Backup-Software wie Baria oder APKShare, um die installierte App als APK-Datei zu sichern. Oder Ihr wendet Euch an einen der vielen APK-Download-Dienste beziehungsweise verwendet eine der bei Google Play angebotenen APK-Downloader. Da die Dienste tendenziell nicht ganz koscher sind und die Downloader-Apps ganz sicher nicht, ist die Backup-Variante wohl die sicherste.

Kopiert die APK-Datei dann auf einen USB-Stick und bugsiert ihn in den Raspi.

fritzbox als dvb-t-ersatz
Mit Tools wie Baria kommt Ihr an die APK-Dateien installierter Apps.

6. Fritz!App TV installieren

Öffnet auf dem Raspi nun die App namens Download und doppelklickt die APK-Datei auf dem Stick, um sie zu installieren.

7. Fernsehgucken

Startet einfach die App, alles Weitere seht Ihr dann wortwörtlich schon – TV-Sender, Radio-Sender, Favoriten, Programm-Guide, mehr gibt es nicht. Umschalten per Swipen funktioniert übrigens auch mit der Maus. Für die alltägliche Nutzung bietet sich dann natürlich noch irgendeine Art von Fernbedienung an, sei es eine schnurlose Tastatur, eine USB-Fernbedienung oder eine technisch möglichst komplizierte Lösung mit irgendeiner SSH-Spielerei …

Weitere Raspi-Spielereien, mehr zur Fritzbox – oder lieber Welpen?

Mirco Lang

Freier Journalist, Exil-Sauerländer, (ziemlich alter) Skateboarder, Dipl.-Inf.-Wirt, Einzelhandelskaufmann, Open-Source-Nerd, Checkmk-Handbuchschreiber. Ex-Saturn'ler, Ex-Data-Becker'ler, Ex-BSI'ler. Computer-Erstkontakt: ca. 1982 - der C64 des großen Bruders eines Freunds. Wenn Ihr hier mehr über Open Source, Linux und Bastelkram lesen und Tutonaut unterstützen möchtet: Über Kaffeesponsoring via Paypal.freue ich mich immer. Schon mal im Voraus: Danke! Nicht verpassen: cli.help und VoltAmpereWatt.de. Neu: Mastodon

14 Kommentare

  1. Für Leute, die über DSL ins Internet gehen, kann ich den Fritz!Repeater DVB-C empfehlen. Der macht das gleiche als Standalone-Gerät und kann zusätzlich wahlweise als Repeater oder Access-Point genutzt werden, funktioniert aber auch mit deaktiviertem WLAN super.

    1. Wäre es prinzipiell auch möglich, eine Android-TV-Box mit der Fritz!App am Monitor zu nutzen, anstatt eines RPi3? Die kleineren Versionen (1GB RAM, 8GB ROM ausreichend?) gibt es inkl Fernbedienung ja schon für ca 25€ und wäre für die nicht ganz so technikaffine Schwester evtl eine günstige Lösung?!
      Danke & Gruß

      1. Google Play zeigt die Apps auf meinem Android-TV jedenfalls schon mal nicht bei Play. Und eine Option für die Installation aus Fremdquellen habe ich gerade beim kurzen Überfliegen der Einstellungen auch nicht gefunden. Da hilft wohl nur probieren – das Rüberkopieren der APK auf den TV ist mit aber just zu umständlich für „mal eben“ ;) Einerseits spricht nichts dagegen, dass es funktioniert, andererseits ist Android, und noch mehr in der TV-Version, ein dermaßen lästiges und mit miesen Design-Entscheidungen versautes Betriebssystem, dass ich da keine 5 Pfennig drauf wetten würde …

      2. Nachtrag, doch versucht: Also per Webbrowser klappt es nicht – weil der eine Zumutung ist und nicht downloaden kann. Per Medienbrowser klappt es auch nicht, weil die Ordner des USB-Datenträgers nicht gefunden werden. Zwei Dateibrowser installiert – beide hängen sich auf und/oder kommen nicht auf den USB-Datenträger mit der APK-Datei. Wie gesagt, Android ist ein Haufen … Ob sich die App installieren ließe, weiß ich immer noch nicht. Aber da ich nach 30 Minuten nichtmal auf die APK zugreifen konnte, bin ich wieder mal dermaßen von Android genervt, dass ich jetzt raus zum Sport gehe – sorry, musst Du selber probieren :(

      3. Vielen Dank! Da ich noch keine TV-Box habe, hast du mir mit deinem Testen ganz offensichtlich einen Fehlkauf erspart.. ;)

  2. Warum soll jemand, der einen Kabelanschluss hat, ernsthaft von einer DVB-T-Abschaltung betroffen sein?
    Oder geht es um die Abschaltung des analogen Kabelfernsehens?

    Dann würde ein externer DVB-C-Receiver, falls der nicht sogar im TV integriert ist, wohl mehr als reichen. Einfache Geräte gibt es bereits um die 30 Euro.

    1. Ich war es zum Beispiel: DVB-C-TV im Wohnzimmer aber DVB-T-Fernseher im Schlafzimmer, weil dort schlicht keine Kabelbuchse vorhanden ist. In der Regel wird das in der Tat höchstens Zweit-Fernseher betreffen, die eben in Schlafzimmern, Kinderzimmern, Kellern, Dachböden oder Gartenlauben betrieben werden.

      1. Da die Fritz!Box einen IPTV Stream erzeugt, könnte man auch einfach diesen in Kodi einspeisen. Genauso würde sich statt mit Images zu hantieren die Verwendung eines FireTV oder ähnlichem Anbieten. Ob man dann Kodi, VLC oder doch die FritzApp nutzt ist dann wieder Geschmackssache. Zumal dort CEC valide umgesetzt ist.

        Aber mal ne andere Frage: Du hast eine Fritzbox Cable in deiner Gartenlaube?

      2. Logisch, die Variante müsste auch oben irgendwo verlinkt sein, hat ja auch ihre Vorteile. Aber die Fritz-App ist schon komfortabler als VLC mit Playlist. Und Kodi muss man ja auch erst einrichten. Auf dem Raspi ist Kodi zudem noch ziemlich langsam. Und Raspis habe ich eben rumliegen.

        Und: Nö, weder Garten noch Laube – und wenn ich eine hätte, stünde darin keine Fritzbox. Aber garantiert ein DVB-T-Fernseher, den ich irgendwie speisen müsste ;)

  3. Das Wort ‚Kabel-Fritzbox‘ gehört in den Titel.
    Aktuell läuft bei einer Bekannten Apple TV mit einer App, die das Fernsehprogramm kostenpflichtig(!) auf den Bildschirm bringt. Ich hatte – aufgrund der Überschrift des Artikels – die Hoffnung, dass man die monatlichen Kosten sparen könne…

    1. Ja ist was dran, hab’s nachgetragen.

      Wie wäre es mit der Alternative IPTV – über Kodi funktioniert das ziemlich gut. Die privaten Sender muss man separat in Kodi einbauen. Für 7TV-Sender gibt es dafür im Kodi-Add-on-Manager eine Erweiterung, für die RTL Group weiß ich es gerade nicht. Bei 7TV läuft das über die original Streams der Senderwebseiten – von daher könnte das sogar legal sein, obwohl man für die Nutzung eigentlich eine Registrierung benötigt. Tendenziell verstößt die Nutzung über so ein Add-on zumindest gegen die Nutzungsbestimmungen, explizit erwähnt wird der Fall eigentlich nicht, aber es fällt vermutlich unter „Dritten zugänglich machen“ – trotz eingespielter Werbung im Live-TV. Die Frage dürfte sein, ob 7TV die zusätzlichen Abrufe auch ohne Registrierung für die Werbeeinnahmen geltend machen kann – falls ja, werden sie kaum etwas dagegen haben. Reinen Gewissens empfehlen kann ich es daher nicht unbedingt, aber der Vollständigkeit halber sei’s mal erwähnt.

      Ach, wenn ich schon dabei bin: Im Netz werden natürlich überall simple M3U-Listen zum Download angeboten, die mit der oben verlinkten Anleitung auch die privaten Sender zeigen. Die Streams laufen dann aber in der Regel über Server von Dritten und kommen nicht von den Sendeanstalten selbst – da würde ich definitiv von abraten.

      1. Nachtrag: Da auch die Mediathek-Inhalte und ohne Werbung enthalten sind – definitiv nicht OK. (Ich nehme mal an, dass 7TV in der regulären Mediathek Werbung einspielt, weiß es aber nicht, da ich mich nicht registriere.)

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